Star Trek: Die eugenischen Kriege - Teil 2
Der Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 31 August 2015
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek: Die eugenischen Kriege - Der Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh II"
Originaltitel: "Star Trek: The Eugenics Wars - The Rise and Fall of Khan Noonien Singh, Vol. 2"
Bewertung:
Autor: Greg Cox
Übersetzung: Stephanie Pannen & Susanne Picard
Umfang: 504 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 03. August 2015 (D), April 2002 (USA)
ISBN: 978-3-86425-440-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Fünf Jahre sind seit dem Fall der Berliner Mauer vergangen – und dem Tag, an dem Khan Noonien Singh aus Sevens Büro die Namen und Adressen der anderen genetisch verbesserten Kinder gestohlen hat. Seitdem hat sich Khan in Indien und auf dem Mururoa-Atoll sein eigenes kleines Reich aufgebaut und hält viele Staaten durch Erpressung in seiner Hand. Er ruft eine große Konferenz aller genetisch verbesserter Menschen des Chrysalis-Projekts ein – von denen sich viele selbst ein kleines Imperium aufgebaut haben. Er stellt ihnen seine Pläne vor und regt an, dass sie sich alle unter seiner Führung vereinen sollen, um die Menschheit in ein neues und glorreiches Jahrtausend voller Frieden (und Unterdrückung) zu führen. Doch die anderen genetisch verbesserten Männer und Frauen sehen nicht ein, warum sie sich Khan unterwerfen sollen, und lehnen sich gegen ihn auf – was schließlich unweigerlich zu den eugenischen Kriegen führt. Gary Seven und seine Assistentin Roberta Lincoln versuchen nun nicht nur, die Auswirkungen dessen auf die normale Weltbevölkerung so gering wie möglich zu halten, sondern arbeiten außerdem an einem Plan, um die Menschheit für immer aus Khan’s eisernem Griff zu befreien…

Review: Angesichts der Tatsache, dass die titelspendenden eugenischen Kriege erst im zweiten Band der Duologie wirklich beginnen (während Teil 1 ausführlich darlegte, wie es denn überhaupt dazu kommen konnte), wird sich wohl der eine oder andere erwarten, dass die Erzählung qualitativ und spannungstechnisch im Vergleich zum Vorgänger noch einmal einen Zahn zulegt. Zumindest ich kann dies jedoch nicht bestätigen – war mein Eindruck doch genau umgekehrt. Zwar hat mir auch der zweite Teil durchaus wieder gut gefallen, aber im direkten Vergleich zum Einstieg fiel der Ausklang der Duologie in meinen Augen doch ein wenig ab. Abseits einzelner hervorstechender Kritikpunkte fällt mir eine Begründung dafür ein bisschen schwer. Irgendwie fand ich den ersten Teil halt einfach packender. Man nehme dort zum Beispiel die Undercover-Mission von Roberta Lincoln in Rom, oder dann den langen Abschnitt in der Chrysalis-Station, die ich beide sehr spannend beschrieben fand. Ähnlich fesselnde Stellen vermisste ich diesmal leider. Vieles – wie z.B. Khans Unterwasserschlacht mit dem U-Boot eines Konkurrenten – tangierte mich persönlich kaum. Anderes, wie z.B. alles rund um den Anschlag auf den Eurotunnel, erreichte u.a. auch deshalb keine ähnlichen spannungstechnischen Höhen, da man von vornherein wusste, dass Gary erfolgreich sein müsste – weil von so einem Anschlag hätte man mit ziemlicher Sicherheit dann doch gehört. Insofern begann sich in diesem spezifischen Punkt Greg Cox Vermischung der tatsächlichen mit der erfundenen Geschichte da und dort ein bisschen zu rächen, da man schon wusste, wie das ganze ausgehen würde.

Ein weiterer Kritikpunkt war auch diesmal wieder – wie schon beim Vorgänger – der Nebenplot rund um Kirk und seine Mission auf Sycorax. Leider vermochte es auch der zweite Teil – trotz einer netten Begegnung zwischen Kirk und Gary Seven am Ende – nicht, mir klar zu machen, wozu diese Nebenhandlung gut gewesen sein soll – außer, dass man vielleicht Angst hatte, den Roman zur Gänze in der Vergangenheit spielen und ohne Auftritte von bekannten Hauptfiguren auskommen zu lassen. Mir persönlich hätte aber die Tatsache, dass wir hier endlich die Hintergründe über die eugenischen Kriege erfahren, sowie die Auftritte von Gary Seven, Roberta Lincoln und insbesondere natürlich auch Khan, als Kaufanreiz bereits voll und ganz gereicht. Schade, dass man es nicht dabei belassen konnte/wollte. Sehr vorhersehbar fand ich dann leider auch die Offenbarung rund um den Spion in Khans Organisation. Und vor allem eine tragische Wendung gegen Ende stieß mir enorm sauer auf, da ich sie sehr klischeehaft und vor allem auch extrem dämlich umgesetzt fand. Wenn Cox hier schon unbedingt noch eine entsprechende Wendung einbauen musste (und selbst das würde ich kritisch hinterfragen), so hätte er es wenigstens anders ablaufen lassen sollen. Denn so sah insbesondere eine Figur (deren Mitschuld an der Tat in weiterer Folge zudem nicht thematisiert wird), alles andere als gut aus. Auf mich wirkte diese Wendung jedenfalls ungemein aufgesetzt, so als meinte Cox, dass er jetzt am Ende unbedingt noch ein tragisches Ereignis braucht – in meinen Augen eine Fehleinschätzung.

Trotz dieser Kritikpunkte kann auch Teil 2 von "Die eugenischen Kriege" durchaus gefallen. Vor allem Freunde von Khan sollten diesmal – nachdem er im ersten Teil ja doch eher nur eine Nebenrolle gespielt hat – voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Was nach wie vor fasziniert und begeistert, ist die Art und Weise, wie Greg Cox hier reale Ereignisse mit seiner fiktiven Geschichte über die eugenischen Kriege. Mir gefällt sein Zugang hier – in dem er mehrere lokale Kriege der 90er und auch sonstige Vorkommnisse als Auswirkungen der eugenischen Kriege offenbart, und diesen somit in unserer tatsächlichen Geschichte verankert – auf jeden Fall 1.000 Mal besser als die Erklärung aus dem, dem JJverse zugehörigen, "Khan"-Comic, dass diese einfach in einer Art Paralleluniversum zu unserem ansiedelte (da sie sich definitiv in unserer realen Gegenwart bzw. Vergangenheit nicht zugetragen haben kann). Letztendlich fand ich seine Ausführungen hier, und seine Erklärung für die eugenischen Kriege (und warum die Allgemeinheit von diesen nichts mitbekommen hat) jedenfalls sehr überzeugend, und vom Gedanken her genial. Positiv fand ich zudem auch wieder die popkulturellen Anspielungen (wenn er es diesmal auch schon fast damit zu übertreiben begann – aber das sei ihm verziehen). Und vor allem bietet "Die eugenischen Kriege – Teil 2" wie schon sein Vorgänger wieder interessante Einblicke in bekannte Figuren, wobei diesmal vor allem auch Khan näher beleuchtet wird (während sich Gary Seven diesmal eher im Hintergrund hält, und wir von Roberta nicht mehr wirklich viel neues erfahren). Last but not least gelingt es ihm auch hier wieder, nicht einfach "nur" die reale Vergangenheit mit der fiktiven Geschichte von "Star Trek" zu verschmelzen, sondern darüber hinaus auch noch zahlreiche Referenzen auf andere "Star Trek"-Episoden und -Filme einzubauen.

Fazit: Zwar nimmt zweifellos auch der zweite Teil von Greg Cox Erzählungen rund um die eugenischen Kriege aufgrund der Tatsache, dass er nicht einfach nur ein unabhängiger Roman ist, sondern vielmehr wichtige Ereignisse aus der "Star Trek"-Historie beschreibt, sowie seiner genialen Verschmelzung unserer realen Vergangenheit mit der fiktiven Geschichte dieses Universums, innerhalb der "Star Trek"-Romane eine Ausnahmestellung ein. Dennoch muss ich leider sagen, dass ich den ersten Teil doch noch eine Spur packender, genialer und begeisternder fand. Irgendwie wollte sich bei mir diesmal – im Vergleich zum Vorgänger – kaum echte Spannung einstellen. Die eine oder andere Offenbarung war zudem etwas gar vorhersehbar. Der Handlungsrahmen in der Zukunft rund um Kirk wurde im Vergleich zum Vorgänger zwar deutlich zurückgeschraubt und mag zwar die Gelegenheit für einen letzten Auftritt von Gary Seven bieten, wirkt aber trotzdem immer noch ziemlich überflüssig. Und vor allem auch eine tragische Wendung am Ende stieß mir sauer auf, da sie auf mich einen sehr klischeehaften und konstruierten Eindruck machte. Dafür dreht sich der zweite Teil, nach der Vorbereitungsarbeit im Vorgänger, noch auch wirklich um die titelspendenden eugenischen Kriege, und bindet diese auf überzeugende und teils geniale Art und Weise in die reale Menschheitsgeschichte ein. Zudem rückt Khan hier nun endgültig stärker ins Zentrum, weshalb Fans der Figur diesmal voll und ganz auf ihre Kosten kommen könnten. Trotz der erwähnten Mankos stellt dieser Zweiteiler jedoch auch für Nicht-Khan-Jünger einen absoluten Pflichttermin dar.
Christian Siegel

Bewertung: 3.5/5 Punkten


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