Stonehearst Asylum |
Ein interessanter, raffinierter DTV-Thriller
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Mittwoch, 25 Februar 2015 |
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Kurzinhalt: An Weihnachten 1899 tritt der junge Arzt Edward Newgate seine neue Stelle in der Irrenanstalt Stonehearst an. Schnell wird ihm klar, dass den Anstaltsleiter Dr. Lamb ein unheilvolles Mysterium umgibt. Eines Abends folgt er merkwürdigen Geräuschen hinab bis in die dunklen Kellergewölbe, wo er auf einige Häftlinge trifft, die vorgeben, das wirkliche Klinikpersonal zu sein. Mithilfe der attraktiven Patienten Eliza Graves versucht er daraufhin, das Geheimnis von Stonehearst zu lüften. Jedoch ist kaum zu erkennen, wo krankhafter Wahnsinn beginnt und wie weit das Vertrauen geht… Review: ![]() Der Film besticht insbesondere durch seine düstere, schaurige Atmosphäre. Die fantastisch komponierten Bilder, die sich stets um historische Authentizität und zugleich um Ästhetik bemühen, die archaische Ausstattung, vor allem die aufwendigen Bühnenbilder sind rundum gelungen und versetzen den Zuschauer direkt ins viktorianische England. Ein echter Augenschmaus. Auch narrativ bleibt Anderson diesem Zeitalter treu, indem er kaum auf zeitgenössische Stilmittel zurückgreift. Das Erzähltempo ist gemächlich, auf Schockmomente wird verzichtet, der durchschaubare Plot gerät zum Stilmittel. Man nimmt quasi die Perspektive des besser-, nicht jedoch alleswissenden Zuschauers ein. Inwiefern sich Anderson an Poes Vorlage hält, vermag ich freilich nicht zu beurteilen. Auch weiß ich nicht, wie innovativ die Idee, Ärzte und Patienten die Rollen tauschen zu lassen, war, als Poe "The System of Doctor Tarr and Professor Fether" verfasste. Dass diese Wendung kaum jemanden überraschen würde, dürfte jedenfalls auch Anderson klar gewesen sein, weshalb er eher die Figurenkonstellation und deren innere Dynamik sowie die medizinische Methodik im Hinblick auf den Umgang mit Geisteskranken bzw. denen, die man anno 1899 für solche hielt, dazu nutzt, um Spannung zu erzeugen. So lässt mir beispielsweise die Sequenz, in der der Michael Caine einer Zwangsbehandlung unterzogen wird, einen ungeheuren kalten Schauer über den Rücken laufen. Weiterhin erhält der Film sehr viel an Substanz durch das Zusammenspiel von Beckinsale und Sturgess, welches Anderson erst am Schluss mit einem gewaltigen und für mich tatsächlich unvorhersehbaren Paukenschlag gewissermaßen ad absurdum führt. Wähnte man sich als Zuschauer für knapp 2 Stunden in Sicherheit und meinte man, alles durchschaut zu haben, gerät man an dieser Stelle ein wenig in die Bredouille, denn es wird offenkundig, dass man die ganze Zeit einer falschen Fährte gefolgt ist. Ob es allerdings zu dieser Erkenntnis wirklich 108 Minuten bedurft hätte, sei dahingestellt. Fazit: "Stonehearst Asylum" ist ein interessanter Thriller, der großartig anzusehen ist und mit einer beachtlichen atmosphärischen Dichte aufwartet. Allein aufgrund des formidabel aufspielenden Casts – u.a. Michael Caine, Kate Beckinsale, Ben Kingsley und Jim Sturgess – ist der Film allemal einen Blick wert. Die 108 Minuten erscheinen zwar an mancher Stelle etwas mühsam, jedoch ist der Film am Ende weitaus raffinierter, als man erwartet. Wertung:7 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2015 Universum Film)
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