Kurzinhalt:
Zwar gelingt es dem Vizekönig der Handelsföderation im letzten Moment, Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi zu entkommen, dafür hinterlässt er ihnen ein höchst interessantes Präsent: den Mechno-Stuhl, mit dem Darth Sidious schon seinerzeit bei der Blockade von Naboo mit dem Vizekönig in Verbindung getreten ist. Dank Anakin gelingt es, den Stuhl daran zu hindern, sich selbst zu zerstören, und nur wenige Tage später erhält man eine Nachricht von General Grievous, dass sich die im Rückzug befindliche Separatistenflotte auf Belderone sammeln wird. Einer Streitmacht der Republik gelingt es, die Flotte dort abzufangen, und nur dank des taktischen Geschicks von General Grievous gelingt es den Separatisten, ohne größere Verluste zu entkommen. Währenddessen verfolgen Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi die Spur des Mechno-Stuhls und besuchen verschiedene Leute, die daran gearbeitet haben, um zu erfahren, ob der Auftraggeber tatsächlich Sidious war, und wo er sich aufgehalten hat. Die beiden staunen nicht schlecht, als sie schließlich erfahren, dass der Stuhl nach Coruscant geliefert wurde. Mace Windu verfolgt diese Spur sofort, während Skywalker und Kenobi nach Thyte geschickt werden, um Graf Dooku gefangen zu nehmen – nicht wissend, dass sie damit auf ein geschicktes Ablenkungsmanöver von Darth Sidious hereinfallen, das darauf abzielt, die beiden von Coruscant fern zu halten – wird doch das Herz der Republik von den Streitkräften der Separatisten angegriffen, mit dem Ziel, Kanzler Palpatine zu entführen…
Review:
Im Gegensatz zu den ersten beiden Prequel-Romane, welche die Vorgeschichte zu jeweils Episode I und Episode II erzählten, gehen die Ereignisse aus "Labyrinth des Bösen" wirklich unmittelbar in den Film über – was dem Buch zweifellos einen gewissen, eigenen Reiz verleiht. James Luceno hat hier eine wirklich spannende und interessante Vorgeschichte zum letzten Star Wars-Film abgeliefert. Der Roman ist durchgehend spannend geschrieben, und enthält unzählige Andeutungen für bestimmte Offenbarungen in Episode III. Außerdem werden einige offene Fragen aus den ersten beiden Prequels nun endlich beantwortet, z.B. die Sache mit Sifo-Dyas und der Bestellung von Klonkriegern für die Republik. Wie bereits „Dark Rendezvous“ so verlegt sich auch „Labyrinth des Bösen“ weniger auf große Schlachten als auf kleinere Kämpfe, und sorgt so dafür, dass man richtig mitfiebert. Außerdem sorgt Luceno trotz einem deutlich erhöhten Action-Anteil dennoch auch für den nötigen Inhalt, um den Roman nicht zu einer hohlen Actionorgie verkommen zu lassen. Vor allem Sidious’ Intrigen und Pläne wissen dabei wieder zu gefallen, doch auch Anakin’s und Obi-Wan’s Suche nach dem dunklen Lord ist sehr interessant ausgefallen und mit einigen netten Wendungen geschmückt. Erst auf den letzten 100 Seiten überwiegt dann eindeutig die Action, wenn der Angriff der Separatisten auf Coruscant geschildert wird. Da man sich jedoch auch hier auf einzelne Jedi-Ritter und -Meister und ihren persönlichen Anteil an der Schlacht konzentriert (wie z.B. der Versuch, die Entführung Palpatines zu vereiteln) bleibt das Geschehen dennoch recht spannend.
Gänzlich gelungen ist James Luceno der Roman in meinen Augen allerdings auch nicht. So liest sich der Roman schon fast ein wenig zu schnell und wirkt daher etwas inhaltsleer - die eine oder andere zusätzliche Nebenhandlung hätte hier nicht schaden können, damit nicht gar so durch die Geschichte gehetzt wird. Dementsprechend wirkt der Roman teilweise etwas oberflächlich – was insbesondere Anakin Skywalker betrifft, der mir (insbesondere was seinen langsamen Weg zur dunklen Seite betrifft) in "Labyrinth des Bösen" ehrlich gesagt doch etwas zu kurz gekommen ist. Zuletzt fällt zudem auf, dass die Geschichte zwar nett ist und vor allem auch ein paar Antworten im Hinblick auf die Prequel-Trilogie bietet – und zudem dafür sorgt, dass die Filme und die dazu entstandenen Romane und Comics ein stimmiges Ganzes ergeben – aber die wirklich wichtigen und wesentlichen Entwicklungen lassen sich auf den der "Rache der Sith" ohnehin vorangestellten Einleitungstext reduzieren. Soll heißen: Es geht hier weniger um das "was", als das "wie". Wem letzteres eher egal ist, der wird daher auch bei "Labyrinth des Bösen" eher weniger für sich entdecken können. Last but not least: Auch wenn die Übersetzung der in Fan-Kreisen oftmals gescholtenen Regina Winter im Großen und Ganzen in Ordnung ist, so hat sich doch auch der eine oder andere kleinere Fehler eingeschlichen. So wird die Kopfgeldjägerin Aurra Sing, die in Episode I einen Mini-Gastauftritt hatte, von ihr kurzerhand einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Etwas mehr Recherche (oder am besten überhaupt gleich das entsprechende Insider-Wissen) wäre hier wünschenswert gewesen.
Fazit:
"Labyrinth des Bösen" ist eine spannende, actionreiche und flott erzählte Vorgeschichte, die unmittelbar in "Episode III" überleitet. Als solche ist sie für jeden "Star Wars"-Fan zweifellos sehr interessant, wobei mir das Geschehen teilweise etwas zu oberflächlich geschildert wurde. Zudem passiert letztendlich nichts wesentlich, dass man nicht auch bereits im Einleitungstext zur "Rache der Sith" lesen konnte. Warum Anakin und Obi-Wan nicht auf Coruscant waren, oder wie es den Separatisten gelang, Kanzler Palpatine zu entführen, sind im Prinzip ja doch eher unwesentliche Details. Neben seinem hohen Unterhaltungswert ist "Labyrinth des Bösen" daher in erster Linie wegen der guten Verknüpfung empfehlenswert, die er zwischen den Filmen und den über den Klonkrieg entstandenen Romanen und Comics bietet. Zudem geht er auf die eine oder andere offene Frage aus den Prequels ein; so wird z.B. die Geschichte rund um Sifo-Dyas hier im Detail aufgerollt. Insgesamt fand ich "Pfad der Dunkelheit" zwar noch eine Spur gelungener, aber "Labyrinth des Bösen" kommt für mich immerhin dann gleich an zweiter Stelle; vor allem Freunde der actionreicheren Unterhaltung kommen bei James Lucenos Prequel zum Prequel sicherlich voll und ganz auf ihre Kosten.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
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