1984 |
George Orwells deprimierend-verstörende Dystopie
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 22 Dezember 2014 |
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Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 1984: Die Großmacht Ozeanien befindet sich im Krieg mit Eurasien. Die Demokratie wurde abgeschafft und durch ein totalitäres Regime abgelöst. Dessen Bewohner werden fast ständig überwacht, und in öffentlichen Ansprachen gegen den Feind aufgehetzt. Wer die Wahrheit der Worte des Führers auch nur anzweifelt oder sich nicht an die Regeln hält, begeht ein Gedankenverbrechen und wird zur Unperson erklärt, verhaftet, als Verräter gebrandmarkt und öffentlich hingerichtet. In diesem Umfeld der Unterdrückung und Angst lernt Winston Smith die verführerische Julia kennen. Gemeinsam schleichen sie sich in den Wald, um fern von allen Augen des "großen Bruders" der Liebe und Leidenschaft zu frönen. Danach mietet Winston in einem elitären Viertel der Stadt ein Zimmer, in dem sie sich in unregelmäßigen Abständen treffen können. Doch wie lange wird es ihnen gelingen, den immer wachsamen Augen des großen Bruders zu entgehen? Hat ihre Liebe eine Zukunft? Review: ![]() Ich muss gestehen, dass ich diese Aspekte teilweise auch interessanter und erschreckender fand. Natürlich hat der Gedanke, ständig und vor allem auch zu Hause überwacht zu werden, etwas enorm beunruhigendes an sich, aber schlimmer fand ich die Unterdrückung der Massen, die Darstellung der Propaganda-Maschinerie, die Aufwiegelung der Massen und das Einschwören auf einen gemeinsamen Feind, und vor allem auch das Verwenden von Angst um die Bevölkerung zu unterdrücken, ihre persönliche Freiheit einzuschränken und/oder gefügig zu machen. Letzteres ist unserer Gegenwart teilweise näher, als uns allen lieb sein kann. Und auch die Szenen mit den Versammlungen wo sich alle anwesenden in ihrem Hass gegenüber dem Feind gegenseitig aufstacheln fand ich enorm beunruhigend. Großartig auch so Zitate wie "Krieg ist Frieden. Sklaverei ist Freiheit. Unwissen ist Stärke" oder auch das unvergessliche "Freiheit bedeutet, sagen zu können, dass zwei plus zwei gleich vier ist". Regisseur und Drehbuchautor Michael Radford ist dabei für "1984" gleich in zweifacher Hinsicht zu loben. Einerseits gelingt es ihm, die wesentlichen Eckpunkte der Handlung sowie seine zahlreichen verstörenden Ideen und Momente perfekt auf die Leinwand übertragen, ohne dabei wesentliches zu verlieren. Andererseits beschränkt er sich nicht nur darauf, den Inhalt möglichst werksgetreu wiederzugeben, sondern stellt der darin geschilderten trostlosen Welt eine ebenso trostlose optische Gestaltung zur Seite. Angefangen von den grauen Kostümen über die teils zerstörten Städte bis hin zur den ganzen Film über verwendeten eintönigen Farbpalette, bei denen triste Grau- und Brauntöne dominieren, wird uns die Freudlosigkeit dieser Welt auch visuell anschaulich vermittelt. ![]() Was "1984" von ähnlichen Werken abhebt, ist der düstere Ausgang des Geschehens. Allen, die weder Roman noch Film bislang kennen sei an dieser Stelle empfohlen, erst wieder beim Fazit weiterzulesen. Ähnliche dystopische Gesellschaftsstrukturen gibt es zwar auch in vielen anderen Erzählungen, diese schildern aber üblicherweise, wie sich eine kleine Gruppe oder vielleicht auch nur ein einziger Mensch gegen diese – erfolgreich – auflehnt und sie schließlich stürzt. Als nur ein Beispiel von vielen sei "Equilibrium" genannt (der generell viele Elemente mit "1984" teilt). Nicht so "1984", der die Trostlosigkeit der hier dargestellten Dystopie konsequent und bis zum letzten Atemzug durchzieht. In der Welt von "1984" gibt es kein Entkommen und keine Hoffnung. Während ihrer gemeinsamen glückseligen Stunden meint Julia, dass letztendlich jeder bricht und redet – aber was sie ihnen niemals nehmen können, ist ihre Liebe. Doch selbst diese romantische Überzeugung stellt sich letztendlich als falsch heraus, denn nach all der Folter und Gehirnwäsche bricht man Winston Smith endgültig, und im Anblick seines größten Alptraums begeht er dann schließlich den ultimativen Verrat: "Don't do it to me, do it to her!". Zugegeben, absolut unverbesserliche Romantiker mögen das "Ich liebe dich" am Ende so interpretieren, dass es nicht dem Big Brother, sondern vielmehr Julia gewidmet ist – allerdings halte ich das für eine überaus optimistische Ansicht, und teile sie nicht. Für mich ist vielmehr klar, dass Winston am Ende völlig gebrochen ist, und das Regime den totalen Sieg über ihn als Individuum davongetragen hat. Damit ist "1984" die Antithese zu all den Erzählungen, die uns versichern wollen, dass ein einzelner Mensch die Welt verändern kann. Die damit einhergehende Aussage mag zwar ungemein deprimierend sein – macht jedoch die hier mitschwingende Warnung erst so wirkungsvoll, sehe ich "1984" doch nicht als Aufruf, sich der Obrigkeit ohnmächtig zu ergeben, sondern vielmehr als Aufschrei, den Anfängen zu wehren, und sicherzustellen, dass es erst gar nicht so weit kommt. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Senator Film)
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