Die Schlacht von Maxia
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Battle
Episodennummer: 1x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16.11.1987
Erstausstrahlung BRD: 02.11.1990
Drehbuch: Herbert Wright
Regie: Rob Bowman
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Denise Crosby als Lt. Tasha Yar, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher
Gastdarsteller: Frank Corsentino als Bok, Doug Warhit als Kazata, Robert Towers als Rata u.a.

Kurzinhalt: Auf Wunsch der Ferengi trifft sich die Enterprise mit einem ihrer Schiffe. Kurz nach ihrer Ankunft erfahren sie auch bereits den Grund, warum man sie hergebeten hat: Die Ferengi haben ein verlassenes Raumschiff der Föderation in ihrem Gebiet gefunden, und möchten es dem Gewinner der berühmten Schlacht von Maxia als Geschenk übergeben. Picard staunt nicht schlecht, als er sein altes Schiff, die Stargazer, erkennt. Tatsächlich kam es Jahre zuvor zu einem Zusammentreffen zwischen der Stargazer und einem unbekannten Schiff, welches ohne zuvor provoziert worden zu sein das Feuer eröffnete. Nur mit Hilfe des berühmten "Picard-Manövers" gelang es Jean-Luc, den Gegner zu besiegen, sein Schiff musste er jedoch aufgeben. Doch das Logbuch der Stargazer erzählt eine ganz andere Version der Ereignisse, sieht es dort doch so aus, als wäre es die Stargazer gewesen, die das unbekannte Schiff grundlos angegriffen hätte. Als würde dies nicht schon genug Verwicklungen mit sich bringen, plagen Picard zudem seit dem Eintreffen der Stargazer seltsame Kopfschmerzen, und die Geschehnisse dieses schicksalhaften Zusammentreffens holen ihn wieder ein. Schuld daran ist ein seltsames Gerät der Ferengi, mit dem Picard dazu gezwungen wird, die Vergangenheit noch einmal zu erleben. Dies geht sogar so weit, dass sich dieser allein an Bord der Stargazer beamt… und die Enterprise für den unbekannten Angreifer hält. Unter dem Einfluss des Ferengi-Daimon, der damit Rache an ihm üben will, bereitet sich Picard darauf vor, die Enterprise anzugreifen…

Denkwürdige Zitate: "As you humans say, I'm all ears."
(Angesichts der Ohren der Ferengi schwingt in dieser Aussage doch einiges an Komik mit.)

"I hope you're right, Data."
"No question of it, sir."
(Mangelndes Selbstvertrauen kann man dem Androiden nicht vorwerfen.)

"Seems there was no profit in it."
"In revenge, there never is."
(Weise Worte von Picard am Ende der Episode.)

"Let the dead rest. And the past remain the past."
(Picard, unmittelbar bevor er zurück auf die Enterprise beamt.)

Review: Episodenbild (c) CBS Nach der katastrophalen Folge "Das Gesetz der Edo" ist "Die Schlacht von Maxia" zweifellos wieder ein Fortschritt – wirklich begeistern konnte sie mich aber nicht. Positiv fallen erneut in erster Linie die für damalige Zeiten für eine TV-Serie beachtlichen Spezialeffekte auf. Vor allem das Modell der Stargazer weiß zu gefallen, und auch wenn der Angriff von Picard etwas unspektakulär ist, sehen die Effekte nichtsdestotrotz sehr überzeugend aus. Auch die Inszenierung kann soweit gefallen – vor allem der riesige Bildschirm auf der Brücke wird wiederholt gut in Szene gesetzt, wenn z.B. Riker mit einem überlebensgroßen Ferengi spricht. Aber auch die Traumszenen bzw. Visionen von Picard sind sehr gut inszeniert, und teilweise auch herrlich surreal (wie z.B. wenn Picard die Schlacht von Maxia in seinem Quartier erneut durchlebt). Und auch die Musik von Ron Jones darf nicht vergessen werden, erweist sie sich doch erneut als wichtige Stärke, die viel zu Atmosphäre der Episode beiträgt.

Was die Handlung betrifft, gefällt mir vor allem der Blick in Picards Vergangenheit, den wir hier erhaschen – und durch den wir auch ihn selbst wieder etwas besser kennenlernen. Auch das Picard-Manöver fand ich ganz nett und als einen interessanten taktischen Schachzug. Als etwas problematisch erweist sich hingegen der Aufbau der Episode. Das zugrundeliegende Mysterium rund um Picards Kopfschmerzen sowie das Geschenk der Ferengi hätte grundsätzlich das Potential besessen, unser Interesse zu wecken und für Spannung zu sorgen. Leider ist nicht nur der Zusammenhang zwischen den Kopfschmerzen und dem Ferengi-Schiff allzu deutlich, man zeigt uns noch dazu viel zu früh das Gerät, welches dafür verantwortlich ist. Man braucht kein Raketenwissenschaftler zu sein, um in diesem Moment den – richtigen – Konnex herzustellen. Heißt auch: Ab da ist jedes Mysterium verflogen, da wir wissen, was gespielt wird. Danach laufen uns die Figuren quasi hinterher, was den Wissensstand betrifft. Ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich langsam das Zusammenreimen, was wir dank des Informationsvorsprungs den man uns eingeräumt hat schon längst wissen, ist längst nicht so spannend und/oder interessant, als es zusammen mit den Figuren zu ergründen – eine Grundregel, die leider auch hier erneut unter Beweis gestellt wird. Es ist einfach nicht sehr packend, ihnen dabei zuzusehen, wie sie etwas herausfinden, dass uns schon bekannt und/oder bewusst ist. Dementsprechend vermag es die Episode im Mittelteil kaum, für Spannung zu sorgen. Erst am Ende, als klar ist, worauf das alles zusteuert, und dass Picard in seinem Wahn die Stargazer gegen die Enterprise richten wird, kommt etwas Spannung auf – vor allem natürlich angesichts der Frage, wie man sich gegen das Picard-Manöver zur Wehr setzen wird.

Episodenbild (c) CBS Damit sind wir aber auch schon wieder bei einem weiteren Problem: Denn so wie es sich hier darstellt – und wie einfach sich die Stargazer stoppen lässt – wirkt das Picard-Manöver auf einmal längst nicht mehr so clever und genial, wie wenn es uns zuvor geschildert wurde. Denn in Wahrheit baut das Manöver voll und ganz auf den Überraschungseffekt, und darauf, den Gegner zu verwirren. Grundsätzlich ein netter Einfall – mir ist aber unklar, inwieweit das für die Enterprise nun eine Bedrohung darstellt. Denn wenn man weiß, was der Gegner vorhat und dass er dieses Manöver anwendet, erscheint es mir vergleichsweise einfach zu sein, sich dagegen zu wappnen – wie man es uns dann ja auch innerhalb der Episode beweist. Denn wenn ich weiß, was passiert, weiß ich auch genau, dass die Stargazer an jenem Ort, wo ich sie zuvor gesehen habe, quasi der "Sensorschatten" ist, und jene Stargazer die direkt vor meinem Bug auftaucht jene ist, die ich unter Beschuss nehmen muss.

Genau genommen ist das aber eine Lappalie. Viel schwerer wiegt die Tatsache, dass die Crew der Enterprise viel einfachere und naheliegende Lösungen für das Problem völlig übersieht. Die offensichtlichste ist natürlich, die Kontrollcodes der Stargazer herauszusuchen, die Schilde zu senken und Captain Picard wieder zurückzubeamen. Wenn etwas erst in späteren Episoden bzw. zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt wird, wo man sich dann rückwirkend denkt "Das wäre an dieser oder jener Episode auch ganz praktisch gewesen", kann ich ja vielleicht noch wohlwollend darüber hinwegsehen, aber das mit den Prefix-Codes wurde 5 Jahre zuvor in "Der Zorn des Khan" eingeführt. So etwas darf ich als Drehbuchautor nicht einfach vergessen – oder zumindest darf ich mich nicht darauf verlassen, dass dies die Fans auch tun. Darüber hinaus gibt es noch weitere Probleme, was Logik und/Oder Kontinuität betrifft. So beamt sich Daimon Bok von der Stargazer auf sein Schiff zurück – zu einem Zeitpunkt, als die Schilde bereits gehoben waren! Zugegeben, in späteren "Star Trek"-Serien, wie z.B. Voyager, war es möglich, mit der richtigen Schildfrequenz auch durch gehobene Schilde hindurchzubeamen (was dann aber wiederum ein weiterer einfacher Lösungsansatz für das Dilemma am Ende wäre), doch zu TNG-Zeiten galt die eiserne Regel: Bei aktivierten Schilden kann nicht gebeamt werden! Warum schafft das dann der Ferengi? Von Captain Picard ganz zu schweigen, der am Ende zurückgebeamt wird, ohne dass ich einen Befehl zum Senken der Schilde vernommen hätte. Seltsam erscheint mir auch, dass Troi auf einmal etwas bei ihm fühlt. Sowohl zuvor als auch danach war ihr dies bei den Ferengi nicht möglich (siehe "Der Wächter" und "Die Damen Troi"). Und warum hat Picard damals eigentlich nicht die Selbstzerstörung der Stargazer angeordnet?

Episodenbild (c) CBS Auch das mit den gefälschten Logbucheinträgen erschien mir etwas konstruiert zu sein. Ich meine, immerhin ist ja nicht die komplette Besatzung der Stargazer gestorben, oder? Demnach sollte es ein leichtes sein, die Anschuldigungen darin zu widerlegen. Wenig glaubwürdig erschien mir auch, dass Picard mit der Zeit tatsächlich Zweifel an seiner Version der Geschichte bekommt, und anfängt, den Aufzeichnungen zu glauben. Auch Wesley erweist sich erneut als Schwachpunkt – darf doch just der Schlaumeier wieder etwas entdeckten, dass der restlichen Besatzung entgangen ist. Was ich nicht nur als wenig realistisch erachte, es lässt zudem nicht ihn genial sondern vielmehr die Crew ziemlich dämlich wirken. Der letzte Knackpunkt ist dann die Darstellung der Ferengi. Zwar ist "Die Schlacht von Maxia" sicherlich schon ein Schritt in die richtige Richtung, da sie wenigstens nicht mehr die ganze Zeit so herumzappeln – doch sonderlich bedrohlich wirken sie auch hier wieder nicht. Als Klingonenersatz taugen sie jedenfalls auch hier wieder nicht viel – insofern ist es nicht verwunderlich, dass man sich schon bald nach einem neuen großen Gegner für Picard und seine Crew umgesehen hat.

Fazit: "Die Schlacht von Maxia" hat eine interessante Prämisse, und kann vor allem mit ihren Blicken in Picards Vergangenheit gefallen. Leider gibt aber zahlreiche Schwachpunkte, welche mir die Folge ansatzweise verderben. Der gravierendste davon ist sicherlich, dass sich die Crew der Enterprise beim großen Finale dämlich anstellen und einfachere Lösungen für das Problem übersehen muss, um die Spannung zu erhöhen – weil einfach nur den Code herauszusuchen und die Schilde der Stargazer zu senken, wäre halt längst nicht so dramatisch gewesen. Leider aber schalte ich in solchen Fällen dann letztendlich ab, und bin nicht mehr emotional involviert, da zu deutlich ist, dass die Drehbuchautoren hier etwas übersehen, um die Geschichte so erzählen zu können wie sie das haben wollen – und die Spannung verpufft erst recht wieder. Auch davon abgesehen ergaben sich einige Probleme mit der Logik sowie der Kontinuität. Schade auch, dass wir viel zu früh erfahren, was hier vor sich geht, und gegenüber der Crew der Enterprise einen Informationsvorsprung erhalten. Auch dies ist wohl spannungssteigernd gedacht, hatte aber zumindest bei mir den gegenteiligen Effekt. Trotz der ausführlichen und teils harschen Kritik: Dank der interessanten Einblicke in Picards Vergangenheit, den gelungenen Effekten, guten Einzelszenen sowie dem gefälligen Soundtrack ist "Die Schlacht von Maxia" trotz aller Schwächen sicherlich kein ähnlicher Reinfall wie "Das Gesetz der Edo". Etwas mehr Sorgfalt beim Verfassen des Drehbuchs wäre aber wünschenswert gewesen.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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