Star Trek: After Darkness
Was nach dem Kinofilm geschah Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 21 April 2014
 
Cover (c) CrossCult
Titel: "Star Trek - After Darkness"
Originaltitel: "Star Trek After Darkness"
Bewertung:
Autor: Mike Johnson
Übersetzung: Christian Langhagen
Zeichnungen: Erfan Fajar & Claudia Balboni
Tusche: Agri Karuniawan & Marina Castelvetro
Farben: Sakti Yuwono, Ifansyah Noor & Arianna Florean
Lettering: Amigo Grafik
Umfang: 104 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 14. November 2013
ISBN: 978-3-86425-208-2
Kaufen: Softcover (D), Kindle (D)
 

Kurzinhalt: Nachdem man den früheren Captain der Enterprise, Robert April, befragt hat, bricht die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain Kirk auf eine Fünfjahresmission auf, um das Weltall zu erforschen. Ehe man sich dem Auftrag widmen kann, neue Welten, neues Leben und neue Zivilisationen zu entdecken, bricht allerdings bei Spock das Pon Farr aus, weshalb man ihn nach Neu Vulkan bringt. Dort wartet zwar T'Pring bereits auf ihn, allerdings kommt es dadurch, dass Vulkan zerstört wurde, zu weiteren Komplikationen. Denn das Blutfieber weist die Vulkanier nicht einfach nur an, zu ihren Geliebten, sondern auch auf ihren Heimatplaneten zurückzukehren – was nicht mehr möglich ist. Dem daraus folgenden Wahn sind bereits einige Vulkanier zum Opfer gefallen, woraufhin sie sich in eine abgelegene Ebene des Planeten voll starker vulkanischer Aktivitäten zurückgezogen haben. Auch Spock wird wahnsinnig, und schließt sich seinen wilden Leidensgenossen an. Doch Kirk denkt gar nicht daran, seinen ersten Offizier und Freund einfach so aufzugeben…

Review: Je länger es her ist, dass ich "Star Trek Into Darkness" gesehen habe, desto bitterer wird der Nachgeschmack, den der Film bei mir hinterlässt. Dementsprechend war ich jetzt auch nicht sonderlich heiß drauf, in das "J.J.-verse" zurückzukehren – aber ist halt "Star Trek", und so wie ich mich grade bei "Enterprise" durchquäle, bleibe ich halt auch bei der sogenannten "neuen Zeit" dran, in der Hoffnung, dass man mich damit doch noch versöhnen kann. Im Fall von "After Darkness" war leider genau das Gegenteil der Fall. Ich war ja schon vom überwiegenden Teil der bisherigen in dieser Zeitlinie spielenden Comics nicht unbedingt angetan – aber "After Darkess" brachte meine Enttäuschung leider auf ein neues Level. Was mir schon bei "Into Darkness" kritisch aufgefallen ist, war, dass der Prequel-Comic "Countdown to Darkness" – im Vergleich zu "Countdown" damals – völlig unnötig war. Er lieferte weder wichtige Hintergrundinformationen noch wertete er die Handlung des Films für mich sonst auf irgendeine Art und Weise auf. Gleich zu Beginn von "After Darkness" versucht man nun, dies zu korrigieren, in dem man uns das Verhör von Robert April zeigt, und krampfhaft versucht, darin eine Verbindung zu "Into Darkness" herzustellen – was zumindest mich überhaupt nicht überzeugt hat. Zu wenig, zu spät, wie man so schön sagt. Als Rechtfertigung für "Countdown to Darkness" war mir das jedenfalls viel zu wenig; eine Alibi-Aktion, die man sich genauso gut hätte sparen können.

Die nächste Enttäuschung folgte auf dem Fuße. Am Ende des "Star Trek"-Reboots deutete man an, zum zentralen Thema der klassischen Serie – der Erforschung des Weltalls – zurückzukehren. Ein Versprechen, dass von "Into Darkness" in weiterer Folge leider nicht eingelöst wurde. Am Ende von "Into Darkness" die gleiche Geschichte. Und auch zu Beginn dieses Comics: Fünfjahresmission! To boldly go! Und was kommt dann? Eine ziemlich schräge Neuinterpretation der Episode "Pon Farr" (früher "Weltraumfieber"). Nix mit neuem Leben und neuen Zivilisationen, stattdessen altes Leben und alte Zivilisationen. Überhaupt nicht überzeugt hat mich auch der neue Spin, der man der klassischen Episode hier nun nach der Zerstörung von Vulkan geben wollte. Ja, stimmt schon, in dieser Folge war es für Spock überlebenswichtig, nach Vulkan zurückzukehren – aber zumindest ich hatte das so verstanden, dass dies daran lag, weil seine Verlobte dort wartet. Aber dass die Vulkanier derart stark an ihren Heimatplaneten gebunden sind dass sie beim Blutfieber nun durchdrehen da ihnen die Rückkehr nach Vulkan ja nicht möglich ist, fand ich ziemlich seltsam. Immerhin war ich positiv überrascht, dass es sich zeitlich sogar halbwegs ausgeht. "Pon Farr" spielt im Jahr 2267, "Into Darkness" war im Jahr 2259 angesiedelt; das passt mit den sieben Jahren sogar ansatzweise. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass das den Comic-Autoren relativ wurscht war und sie gar nicht drauf geachtet haben, und dies somit eher einem glücklichen Zufall zu verdanken ist. Aber immerhin.

Noch dümmer als die Geschichte selbst fand ich dann die Art und Weise, wie das Problem gelöst wird. "Star Trek" ist ja nun nicht gerade arm an – teilweise auch sehr weit hergeholten – Deus Ex Machina-Lösungen. Vor allem auch der Transporter wurde diesbezüglich ja schon mehrmals eingesetzt, damit sich eine scheinbar ausweglose Situation doch noch in Wohlgefallen auflöst (siehe "Die geheimnisvolle Kraft"); aber "After Darkness" schlägt diesbezüglich wirklich alles. Was für ein Schwachsinn! Wenig zum Gelingen des Comics trug für mich auch die Nebenhandlung rund um die Kriegsvorbereitungen der Klingonen und der Romulaner sowie den entsprechenden Manipulationen durch Sektion 31 bei. Ich bin mir sicher, dass man hier auf eine große Offenbarung hinsteuert – es wird schon seinen Grund haben, dass man uns das Gesicht der Agentin nicht genau zeigt und wir nur ihren Mund zu sehen bekommen – aber zumindest in "After Darkness" führen die Szenen nirgends hin, und sind somit für die eigentliche Handlung auch nicht von Belang. Die letzte Geschichte rund um die Gorn ist zwar inhaltlich mit Abstand der Höhepunkt des Comics, stand aber mit den Stories davor in keinerlei Verbindung. Zudem litt die Geschichte etwas darunter, dass man wohl besser das Videospiel gespielt haben sollte, um die ganzen Anspielungen auf die frühere Begegnung zu verstehen – was bei mir nicht der Fall war. Dennoch hat mir diese Handlung noch am besten gefallen, und den Comic zumindest ansatzweise gerettet.

Auch was die Zeichnungen betrifft, ist mein Urteil etwas durchwachsen – zumal auch für die ersten drei (die Pon Farr-Geschichte erzählenden) Bände sowie den letzten Band unterschiedliche künstlerische Teams verantwortlich waren. Die ersten drei Bände sehen ja grundsätzlich sehr schön aus. Die Zeichnungen sind sehr stilvoll, ja teilweise fast malerisch, und verströmen auch eine nette Atmosphäre. Was mir dort jedoch unangenehm aufgefallen ist, sind teilweise die Gesichter. Einerseits sind diese gelegentlich schon fast wieder zu photorealistisch, und wirken so, als hätte man Aufnahmen der Schauspieler genommen und irgendeinen Kunstfilter drübergelegt. Vor allem aber glänzen die Gesichter teilweise komisch, so als wären sie aus Porzellan. Das sah irgendwie seltsam aus. Der letzte Band ist dann in einem ganz anderen, teilweise schlichteren Zeichenstil gehalten, auch mit weniger kräftigen Farben. Er sah ebenfalls nicht schlecht aus, war aber halt optisch nicht gar so ausgefeilt, und stellt eben auch einen recht starken Bruch zur Geschichte davor dar. Und ich weiß schon, dass die Darstellung der Gorn dem Videospiel entstammt, aber Mann… die haben ja mit ihren Gegenparts aus der klassischen Serie so überhaupt rein gar nichts mehr zu tun. Last but not least stach mir diesmal auch ein Aspekt, auf den ich sonst eigentlich nie eingehe, ins Auge: Das Lettering. Die Sprechblasen sind teilweise riesig und nehmen viel Platz ein, während die darin enthaltene Schrift verhältnismäßig klein ist. Das wirkte irgendwie unharmonisch und unstimmig. Da hätte man entweder die Blasen kleiner oder die Schrift größer machen sollen. Denn so sah das teilweise etwas seltsam aus.

Fazit: Die Gorn-Geschichte war zwar absolut nichts Besonderes und mit wenig origineller Message, dennoch fand ich sie recht nett, und war sie für mich inhaltlich das Highlight von "After Darkness". Die Haupthandlung rund um Spock und sein Pon Farr hat mich jedoch von vorne bis hinten nicht überzeugt, beginnend bei der Grundidee, dass die Vulkanier ihren Heimatplaneten Vulkan brauchen um nicht durchzudrehen, bis hin zur lächerlichen Deus Ex Machina-Lösung am Ende. Einzig vereinzelte gute Momente, insbesondere zwischen Spock und Uhura, konnten diesen Teil des Comics vor einem Totalabsturz retten. Und auch die künstlerische Gestaltung hinterließ bei mir teilweise ein etwas durchwachsenes Bild; vor allem die Porzellangesichter stachen mir mit der Zeit als störend und unnatürlich ins Auge. Und der Zeichenstil der Gorn-Geschichte war dann vergleichsweise schlicht und wollte zum Rest nicht wirklich passen. Insgesamt hat mich "After Darkness" jedenfalls leider überhaupt nicht überzeugt; wobei ich generell von "Into Darkness" sehr enttäuscht war und auch nicht der größte Freund dieser neuen Zeitlinie bin. Wem diese mehr zusagen, den könnte auch "After Darkness" eher ansprechen; wobei man trotzdem eine hohe Schmerzgrenze für abgefahrene Deus Ex Machina-Lösungen mitbringen sollte, wenn man diesen Comic genießen will.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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Weiterführende Links:
Review zu "Star Trek Into Darkness"
Review zu "Countdown To Darkness"





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