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Originaltitel: |
Spider-Man |
Produktionsland/jahr: |
USA 2002 |
Bewertung: |
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Studio/Verleih: |
Marvel Enterprises/Sony Pictures |
Regie: |
Sam Raimi |
Produzenten: |
U.a. Ian Bryce, Laura Ziskin, Avi Arad & Stan Lee |
Drehbuch: |
David Koepp |
Filmmusik: |
Danny Elfman |
Kamera: |
Don Burgess |
Schnitt: |
Arthur Coburn & Bob Murawski |
Genre: |
Action/Fantasy |
Kinostart Deutschland: |
06. Juni 2002 |
Kinostart USA: |
03. Mai 2002 |
Laufzeit: |
121 Minuten |
Altersfreigabe: |
Ab 12 Jahren |
Trailer: |
YouTube |
Kaufen: |
Blu-Ray,
DVD,
Blu-Ray (Trilogie-Box),
DVD (Trilogie-Box),
Soundtrack,
Filmmusik,
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Mit: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Willem Dafoe, James Franco, Rosemary Harris, Cliff Robertson, J.K. Simmons u.a.
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Kurzinhalt:
Peter Parker ist nicht gerade der beliebteste Junge der High School. Als Wissenschaftsfreak und Oberstreber wird er von seinen Mitschülern gehänselt und – was noch viel schlimmer ist – von seiner großen Liebe Mary-Jane Watson weitestgehend ignoriert. Doch dies ändert sich, als Parker eines Tages beim Besuch eines Labors von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird: Danach ist er nicht nur deutlich gesünder und kräftiger als zuvor, er kann außerdem nun Wände hinaufkrabbeln, Netze aus seinen Handgelenken schießen, und verfügt über geschärfte Sinne, die ihn vor potentiellen Gefahren warnen. Zu Beginn hauptsächlich darauf bedacht, seine neu gewonnenen Kräfte für seine eigenen Zwecke zu nutzen, beschließt er nach einem schweren Schicksalsschlag, diese in den Dienst der Menschen von New York zu stellen. Von da an schwingt er sich durch die Häuserschluchten Manhattans, um Gaunern, Dieben und sonstigen Verbrechern einen Strich durch die Rechnung zu machen und die unschuldigen Bürger der Stadt vor verschiedensten Gefahren zu retten. Eben diese unerwartete Hilfe kommt für New York gerade rechtzeitig, wird die Stadt doch kurz darauf von einem grünen Kobold terrorisiert. Doch als sich Spider-Man ihm in den Weg stellt, schafft er sich einen sehr gefährlichen Feind…
Review:
Zwar fand ich sowohl "Spider-Man" als auch seinen unmittelbaren Nachfolger ganz gelungen – aber ganz so begeistert wie einige andere war ich nie. Vor allem in den USA mehrten sich damals ja die Stimmen, die "Spider-Man" als die bis dahin beste Comic-Verfilmung feierten. Seither sind zwar "nur" 12 Jahre vergangen – und dennoch hat sich im Genre unheimlich viel getan. "The Dark Knight", "Watchmen", das Marvel-Universum… nur etwas mehr als ein Jahrzehnt wirkt "Spider-Man" schon wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen, als das Genre der Comic-Filme den Kinderschuhen noch nicht so recht entwachsen war. Dass ich den Film seit mittlerweile sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte, liegt jedoch nicht etwa darin begründet, als vielmehr im ungemein enttäuschenden dritten Teil, der mir teilweise sogar als ich "Spider-Man 2" die darauffolgenden Weihnachten auszugsweise im TV sah diesen verdorben hatte. Eben deshalb wollte ich etwas Gras über die Sache wachsen lassen, damit ich "Spider-Man" wieder möglichst vorurteilsfrei und unbedarft ansehen könnte. Zum anstehenden Kinostart von "The Amazing Spider-Man 2" war es nun aber soweit.
Mein Eindruck von "Spider-Man" hat sich in der Zwischenzeit nicht wesentlich geändert. Es gibt einige Dinge, die mir in den Raimi-Filmen – obwohl ich nicht der größte Comic-Leser bin und auch bei "Spider-Man" nur rudimentäre Erfahrungen mit dem Comics und Zeichentrickserien habe – im Vergleich zu Webbs Interpretation damals wie heute weniger zusagen, wie z.B. die organischen Webshooter (die ich nicht etwa aus traditionellen Gründen ablehne, sondern vielmehr, da man Spider-Man damit seine Achillesferse nimmt) sowie der doch ziemlich schwermütige Ansatz, den man selbst in den Spidey-Szenen verfolgt. Im Vergleich zu den Comics fehlt mir hier schon ein bisschen der Sprücheklopfer und der Gefühle von Spaß, den Peter Parker in seinem Kostüm üblicherweise vermittelt. Zugleich gibt es aber auch vieles, das mir an "Spider-Man" gut gefällt, und wo sich der Film zumindest ansatzweise auch für das Genre als wegweisend erweisen sollte. So dominiert hier nicht die Action; vielmehr verfolgen Regisseur Sam Raimi und Drehbuchautor David Koepp seinen sehr charakterorientierten Zugang. Bis zu einem gewissen Grad mag es angesichts der Tatsache, dass es der erste Film der Reihe ist und demnach die Ursprungsgeschichte von Spider-Man erzählt werden "muss", in der Natur der Sache liegen, aber auch nachdem sich Peter Parker in Spider-Man verwandelt hat bleiben die Figuren im Zentrum des Geschehens, anstatt in Spektakel ertränkt zu werden. Das rechne ich Raimi und Koepp definitiv hoch an.
Was ihnen ebenfalls gut gelungen ist, ist die Erschaffung von denkwürdigen oder gar ikonischen Szenen. Wie erwähnt gefällt mir grundsätzlich Marc Webbs Version der origin-story besser als jene von Sam Raimi; wo "Spider-Man" seinem "Amazing" Pendant aber überlegen ist, ist bei eben diesen ikonischen Momenten. Hier sticht vor allem der Kopfüber-Kuss zwischen Spider-Man und MJ hervor. Einen ähnlichen bestimmenden, ikonischen und denkwürdigen Moment könnte ich – auch wenn ich ihn insgesamt für gelungener und stimmiger halten mag – in "The Amazing Spider-Man" nicht ausmachen. Auch die Szene, in er sich Spider-Man in der für ihn typischen Pose zum ersten Mal von der Decke senkt (bei der Verfolgung des Mörders seines Onkels), hat es mir angetan. Generell besticht Sam Raimis Inszenierung mit einigen netten Einfällen. Dabei sticht für mich u.a. jene Szene immer ganz besonders hervor, als Peter Parker sein Kostüm zeichnet. Wir sehen ihn im Vorder- und seine Zeichnungen im Hintergrund. Das sieht wirklich klasse aus. Mit dieser und anderen optischen Spielereien wertet Raimi den Film zusätzlich auf.
Auch das Casting halte ich überwiegend für gelungen. Tobey Maguire überzeugt mich dabei vor allem als Peter Parker, während ich finde, dass es bei ihm was Spider-Man betrifft noch Luft nach oben gab (das mag aber auch mit meinem Eindruck eines etwas zu ernsten Zugangs zu diesem sonst so gewitzten Superhelden liegen). Kirsten Dunst wurde damals von manchen gescholten, wirklich nachvollziehen konnte ich dies jedoch nie. Sie überzeugt als wortwörtliches Mädel von Nebenan mit großen Träumen, und bringt sowohl ihre Gefühle für Harry und Peter als auch ihre Schwärmerei für Spider-Man sehr überzeugend rüber. James Franco bleibt indes etwas blass, was jedoch auch daran liegt, dass er erst zum Ende hin wirklich etwas zu tun bekommt, und sich der Film kaum mit ihm bzw. seinen Differenzen zu seinem Vater – die doch ziemlich klischeehaft geraten sind – auseinandersetzt. Womit wir auch schon bei der bestimmenden Leistung des Films angelangt wären: Willem Dafoe prägt "Spider-Man", und überzeugt als gebrochener Mann, der durch das Serum zunehmend von sich selbst gepeinigt wird. Ja, sonderlich originell ist das ganze zugegebenermaßen nicht, handelt es sich doch um eine ziemlich typische "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"-Geschichte. Aber Willem Dafoe sorgt dafür, dass es – und selbst so Szenen wie die Selbstgespräche im Spiegel – funktioniert. Und auch J.K. Simmons als Jameson war absolute klasse, und bekommt einige der besten (und witzigsten) Szenen des Films spendiert. Von ihm abgesehen stechen aus dem Rest des Ensembles für mich noch in erster Linie Rosemary Harris als warmherzige Tante May und Cliff Robertson als einfühlsam-besorgter Onkel Ben hervor, die dem Film einen wichtigen emotionalen Anker geben und diesen erden.
Dafür, dass es trotz aller Dramen und Emotionen nicht zu rührselig wird, sorgt er zwischendurch immer wieder eingestreute Humor. Vor allem das erste Drittel, wenn Peter Parker beginnt seine Fähigkeiten zu entdecken und noch nicht von der Last seiner Schuldgefühle erdrückt wird, hat einige nette Gags zu bieten. Und auch die Action konnte mir gut gefallen, wobei für mich vor allem der Kampf im brennenden Haus hervorstach; aber auch der Showdown kann sich sehen lassen. Anfang der 0er-Jahre war der "post-action"-Stil mit hektischen Schnitten und starken Zooms halt einfach noch nicht so weit verbreitet. Dementsprechend klar und verständlich ist die Action hier. Damals waren die entsprechenden Szenen halt doch noch eher von "Matrix" (wie sich auch hier in einigen Zeitlupensequenzen und allen voran der ersten Umsetzung des Spinnensinns zeigt) denn von "Die Bourne-Verschwörung" beeinflusst. Zudem fällt auf, dass noch viel mehr mit Sets und Stunts gearbeitet wurden, und CGI und Green Screen vergleichsweise sporadisch zum Einsatz kamen. Und auch spannungstechnisch gibt es ein paar Höhepunkte. Eine meiner absoluten Lieblingsszene des Films ist das gemeinsame Abendessen zu Thanksgiving, wo Norman Osborn erkennt, mit wem er hier speist, sowie die Szene unmittelbar davor mit dem an der Decke hängenden Spidey und dem Blutstropfen. Suspense pur! Last but not least sorgt die Szene mit Spider-Man und Harry Osborn am Ende für eine spannende, vielversprechende Ausgangssituation für den zweiten Teil.
Kommen wir vom Positiven zu jenen Aspekten, die weniger gut gelungen sind. Hier ist, so leid mir das auch tut, zuerst einmal die Filmmusik von Danny Elfman zu nennen. Zwar keinesfalls schlecht, ist es für denjenigen, der uns mit seinem Score zu "Batman" und "Batman Returns" das meines Erachtens immer noch ungeschlagen beste Superhelden-Thema beschert hat (und ja, das schließt John Williams "Superman" ein) schon ein bisserl eine Enttäuschung. Ich halte es für relativ konfus und daher leider nicht sehr eingängig. Was diese Phase der Superheldenfilme betrifft würde ich was die Filmmusik betrifft jedenfalls u.a. "X-Men" und "Hulk" deutlich über "Spider-Man" stellen. Eher skeptisch sehe ich auch das Kostüm des Green Goblin, das mich doch etwas an die Power Rangers erinnert hat. Besonders problematisch ist dabei natürlich die starre, bewegungslose Maske – was vor allem das Gespräch zwischen ihm und Spider-Man, ebenfalls maskiert, auf dem Dach teilweise etwas trashig gemacht hat. Sowas kannst du in einem Comic bringen, mit den Sprechblasen, aber in einem Film sieht das ziemlich albern aus. Wo man meines Erachtens deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist, ist bei der zentralen Message, die "Spider-Man" vermitteln will. Wie sang es Weird Al Jankovic so schön und überaus treffend in seiner "Piano Man"- und "Spider-Man"-Parodie "Ode to a Superhero": "With great power comes great responsibility, that's the catch phrase of old Uncle Ben. If you missed it, don't worry, they'll say the line again and again and again." Wie wahr – leider. Etwas weniger Zaunpfahl wäre wünschenswert gewesen. Besonders sauer stieß mir auch die "Batman Forever"-Gedächtnisszene rund um die Wahl auf, vor die der grüne Kobold Spider-Man stellt. Zumal auch der Ausgang der gleiche ist: Zwar wird behauptet, er könne niemals beide retten – aber dann schafft er es doch. "Batman Forever" war damals einfach noch nicht lange genug her, um mir die betreffende Szene nicht gleich in Erinnerung zu rufen. Das hätten sich Raimi und Koepp in meinen Augen sparen sollen.
Mein größter Kritikpunkt ist jedoch das Ende. Genauer gesagt Peter Parkers Entscheidung, Mary Jane Watson abzuweisen. Es geht mir hier weniger darum, dass man sich für diese Wendung entschieden hat, als aus welchen Gründen, und vor allem auch: Wie man es umgesetzt und begründet hat. Denn sorry, aber Peters Erklärung ergibt absolut keinen Sinn. Ich verstehe schon, dass er MJ beschützen will und Angst davor hat, der nächste Superschurke könnte wieder seine Identität erfahren und ihr etwas antun, um damit Spider-Man zu treffen. Aber müsste er dann nicht eigentlich als Einsiedler leben und alle Bande mit allen Menschen in seiner Umgebung – Tante May (die vom Goblin ja auch angegriffen wurde) inklusive? Aber "Ich werde immer für dich da sein – als Freund" und "Ich kann mit dir keine Beziehung" eingehen, das ergibt für mich keinen Sinn. Dann entführt der nächste Gegner MJ halt nicht deshalb, weil sie seine Freundin-Freundin ist, sondern nur seine platonische Freundin. Läuft letztendlich aufs selbe hinaus. Das war einfach nur dämlich umgesetzt, und ganz offensichtlich reines "sequel bait", um uns für "Spider-Man 2" zu ködern, und die ganze Peter-MJ-Geschichte auch noch über die komplette Fortsetzung hinweg spielen zu können. Tatsächlich zog sich das ja letztendlich bis in Teil 3 fort – aber das ist eine andere Geschichte.
Fazit:
Sam Raimis erster "Spider-Man"-Film bietet solide Genrekost. Positiv empfand ich in erster Linie, wie charakterorientiert der Film geraten ist. Raimi und sein Drehbuchautor David Koepp widmen sich ausgiebig Peter Parker, und verlieren dessen Gemütszustand auch nach seiner Verwandlung in Spider-Man nie aus den Augen. Das Casting erweist sich als weitere große Stärke des Films, wobei vor allem Willem Dafoe mit seiner schizophrenen Performance den Film bestimmt. Der Film selbst ist – passend zum Comic auf den er basiert – knallig-bunt, und die Action sehr stilvoll und trotz der Superheldenthematik angenehm bodenständig inszeniert. Einige nette inszenatorische Kniffe tragen ebenfalls zum Gelingen des Films bei, wie auch der eingestreute auflockernde Humor. Die letzte wesentliche Stärke sind dann einzelne ikonische oder auch einfach nur denkwürdige und sehr gelungene Momente. Ganz kann ich in die Jubelsänge aber leider nicht einstimmen. Mit der zentralen Message des Films übertreibt man es leider ein wenig, für meinen Geschmack hätte Spider-Man ruhig etwas mehr lockere Sprüche klopfen und sein Superheldendasein mehr genießen können, und das Kostüm des Grünen Goblins – vor allem die starre Maske – war auch nicht optimal. Viel Kredit verspielt der Film leider auch in der letzten Viertelstunde: Zuerst mit der Wahl, die aus "Batman Forever" abgekupfert scheint, und dann mit einer für mich nicht nachvollziehbaren Entscheidung von Peter Parker, die in erster Linie zum Wohle der Fortsetzung getroffen wurde, um die Dynamik zwischen MJ und Peter noch über einen weiteren Film auswälzen zu können. Davon abgesehen bietet "Spider-Man" aber gute Superhelden-Unterhaltung.
Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2002 Sony Pictures)
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Weiterführende Links:
"Spider-Man" - SPECiAL
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