00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse |
Der Kult-Kommissar kehrt zurück!
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Mittwoch, 16 April 2014 |
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Kurzinhalt: Kommissar 00 Schneider ist alt geworden und schreibt gerade seine Memoiren, als auf einmal die ihm völlig unbekannte Tante Tyree aus Amerika an der Tür klingelt und sich bei ihm einquartiert. Doch ein Sittenstrolch ruft 00 Schneider erneut auf den Plan. In einer verdeckten Operation kann er das "Sexferkel" dingfest machen. Dann wird auch noch ein Kiosk ausgeraubt und eine Schachtel Zigaretten erbeutet. Der entflohene Verbrecher Jean-Claude Pillemann, genannt die "Eidechse", steckt dahinter! Dieser stiehlt dann auch noch ein Huhn, und 00 Schneider gewinnt im Lotto. Tante Tyree, in Wirklichkeit ein Trickbetrüger, hat es auf den Gewinn abgesehen… Review: Beinahe 10 Jahre ließ Multitalent Helge Schneider ins Land gehen, ehe er sich dazu entschloss, nach "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm" (2004) doch noch einmal einen eigenen Film zu drehen. Dass er dazu nach gut 20 Jahren Kommissar 00 Schneider reaktivierte, erscheint nur konsequent: Die Kriminalfilmpersiflage "Jagd auf Nihil Baxter" (1994) gilt sowohl unter Fans als auch in den Augen des Künstlers als der beste Schneider-Film, und ohnehin verfügt die Figur dank zahlreicher TV-Auftritte, Bücher, Bühnen- und Theaterstücke über einen relativ hohen Bekanntheitsgrad. Und tatsächlich erweist sich die 00-Schneider-Neuinterpretation "Im Wendekreis der Eidechse" als glänzendes Leinwand-Comeback des Multitalents aus Mülheim an der Ruhr. Ein Aspekt, der mir besonders gut gefällt, sind die parodierenden Verweise auf all die bedeutenden und auch banalen Cop-Filme der 1970er Jahre. Dementsprechend sind selbst diverse Ausstattungsmerkmale antiquarisch, angefangen bei den Wählscheibentelefonen bis hin zum Citroen DS, mit dem 00 Schneider unterwegs ist. "Dirty Harry" und "Der Gendarm von St. Tropez" standen offenbar Pate! Wie nichts anders zu erwarten, ist auch das neueste Abenteuer um Kommissar 00 Schneider eine groteske Aneinanderreihung abstruser Situationen. Die Abstinenz eines roten Handlungsfadens ist dabei fast schon ein Schneider-typisches Stilmittel. Mit beachtlichem Fingerspitzengefühl spielt er dabei mit der Erwartungshaltung des Zuschauers: Wo man Pointen erwartet, laufen die Szenen ins Leere; wo man jedoch keine Pointe vermutet, treibt Schneider seine Gags und Schelmereien auf den Höhepunkt. So entwendet beispielsweise der Bösewicht Jean-Claude Pillemann, genannt "Die Eidechse", auf einem Bauernhof ein Huhn, und als das bäuerliche Ehepaar davon Kenntnis nimmt, geht es wieder ins Bett. An anderer Stelle hingegen besucht ein aus dem Zoo ausgebüchster Affe ein Restaurant und drückt einer betagten Dame eine Torte ins Gesicht, und nach dem Kauf einer gebrauchten Waschmaschine geraten 00 Schneider und seine Tante in Bergnot. Auch erfährt man, dass das spanische Almeria ein Stadtteil von Mülheim an der Ruhr ist. Dass immer wieder das Unerwartete geschieht und dass die Lacher völlig unvorhersehbar sind, macht den Film überraschend und letztendlich urkomisch. Und das ist es doch, was gute Unterhaltung ausmacht, oder nicht? Bei der Auswahl der Darstellerriege beweist der Allrounder Helge Schneider (Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller, diverse Nebenrollen, Musik) wie gewohnt seine Fähigkeit, nicht die passenden Akteure für seine Figuren, sondern die passenden Figuren für seine Akteure zu etablieren. So scheinen z.B. die Charaktere des Bauern und der "vollbärtigen" Zahnarztpatienten nur deswegen entstanden zu sein, damit Sergej Gleithmann, der mit Schneider in diversen Bühnenprogrammen auftritt, sie verkörpern kann. Abgesehen von Rocko Schamoni besteht das Ensemble wie gehabt aus mehr oder weniger namhaften Bekannten und Freunden aus dem Umfeld von Helge Schneider, und so gibt es auch ein Wiedersehen mit Peter Thoms, der bisher in allen Schneider-Filmen auftrat. Ein Beitrag zur Kontinuität der Filmreihe. Weiterhin brilliert der Jazz-Musiker Tyree Glenn Jr. in der Rolle der Tante Tyree aus Amerika, die sich schließlich mit Schneiders Lottogewinn aus dem Staub macht. Schneider selbst mimt übrigens neben seiner Hauptrolle einen Zahnarzt sowie einen Psychiater und verkündet als Radiosprecher die Nachrichten. Fazit: "Im Wendekreis der Eidechse" ist Helge Schneider pur, original und up-to-date. Ich liebe seinen Humor und ich liebe seine Art, Filme zu schaffen. Im Vergleich zu "Jagd auf Nihil Baxter" mag die Jagd auf die Eidechse zwar unterliegen, aber dennoch führt Helge Schneider auch heuer wieder vor, wie belanglos und konventionell manche zeitgenössische komödiantische Filmproduktion doch ist. Klar ist das alles Geschmackssache, doch ich fühlte mich bestens unterhalten. Und abschließend sei noch an Helmut Körschgen (gest. 2002) und an Andreas Kunze (gest. 2010) erinnert, die man "Im Wendekreis der Eidechse" schmerzlich vermisst. Wertung:7 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2013 Senator Film)
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