Philomena |
Berührender Film mit einer überragenden Judi Dench
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 01 März 2014 |
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Kurzinhalt: Als Philomena schwanger wird, schickt sie ihr Vater in ein Kloster. Dort bringt sie den kleinen Anthony zur Welt – muss jedoch als Gegenleistung für die nächsten vier Jahre Dienst im Kloster verrichten, um ihre Schuld abzuarbeiten. Ein Schicksal, dass sie mit vielen anderen jungen Frauen teilt. Die Kinder selbst werden zur Adoption freigegeben, und eines Tages ist es soweit, und ihr Anthony wird von einer reichen Familie ausgewählt. Sie sieht ihn nie wieder, und erhält von den Nonnen auch keine Informationen über seinen Verbleib, oder auch, wer ihn adoptiert hat. Jahrzehntelang hütet sie dieses Geheimnis, und versucht nur bei gelegentlichen Besuchen im Kloster, vielleicht doch noch mehr über ihren Sohn herauszufinden. Doch die meisten Unterlagen sind bei einem großen Brand verloren gegangen. Zum 50. Geburtstag von Anthony weiht Philomena schließlich ihre Tochter in ihr Geheimnis ein. Diese trifft kurz darauf zufällig den Journalisten Martin Sixsmith, der kürzlich von der BBC gefeuert wurde, und sich nun als Schriftsteller versuchen möchte. Anfangs lehnt er ab, doch irgendetwas an der Geschichte weckt sein Interesse. Und so willigt er ein, Philomena bei ihrer Suche zu helfen. Die Spur führt sie schließlich in die USA… Review: ![]() Dementsprechend zählten für mich die Rückblenden auch zu den emotionalsten und effektivsten Szenen des Films. Aber auch danach gibt es noch zahlreiche großartige Szenen. Der dramaturgische Höhepunkt ist natürlich, als Michael und Philomena Anthony endlich finden. Ein wundervoller Moment, der mich zutiefst bewegt hat. Eine weitere wesentliche Stärke ist Judi Dench in der Haupt- und Titelrolle. Philomena ist keine einfache Figur, hat sie doch ein paar irritierende Eigenschaften. So hat sie z.B., trotz ihrer Erlebnisse im Kloster, ihren Glauben nie verloren. Auch zeigt sie sich – selbst gegenüber jenen, die ihr Unrecht getan haben – stets demütig und verständnisvoll. Zudem hat sie eine gewisse Schlichtheit und Naivität an sich. Und von ihrer Vorliebe für kitschige Liebesromane wollen wir erst gar nicht reden. Und dennoch macht Judi Dench sie mit ihrem exquisiten Schauspiel zu einer Person, mit der man sich unweigerlich identifiziert, und für die man viel Sympathie empfindet. Denn neben diesen – vermeintlichen – Schwächen hat sie auch viele positive und oftmals überraschende Seiten an sich. Martin Sixsmith ist in vielerlei Hinsicht ihr Gegenpart. Ein gottloser Zyniker, forsch, aufbrausend, oftmals unhöflich, und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg haltend, ob sie die anderen hören wollen oder nicht. Gemeinsam ergeben sie ein ungewöhnliches Team, das sich allerdings eben deshalb so gut ergänzt. Steve Coogan kann zwar schon allein aufgrund der Rolle nicht ganz so glänzen wie Judi Dench, zeigt aber ebenfalls eine sehr gute Leistung. Inszenatorisch stechen in erster Linie die Rückblenden sowie die zwischendurch eingestreuten Heimvideo-Aufnahmen positiv hervor. Aber auch in der Gegenwart gibt es ein paar nette (in erster Linie Landschafts-)Aufnahmen, wobei vor allem eine Winterlandschaft gegen Ende des Films besticht. ![]() Fazit: Einige Szenen machten auf mich irgendwie einen falschen, geschwindelten und inszenierten Eindruck. Gerade auch angesichts der Tatsache, dass wir hier die Dramatisierung der Dramatisierung von realen Ereignissen miterleben, stellt sich teilweise die Frage, wie authentisch – abseits von den unumstößlichen Fakten – der Film ist; etwas, woran man uns zudem ungeschickterweise mit den Kommentaren der Verlegerin auch mehrmals erinnert. Damit ging für mich eine der größten potentiellen Stärken von Filmen, die auf einer wahren Geschichte basieren, zumindest ansatzweise flöten. Von diesem Kritikpunkt abgesehen fand ich "Philomena" aber deutlich besser, als ich das nach dem Trailer erwartet hatte. Vieles an dieser Geschichte ist einfach nur schockierend, und machte mich wütend. Vor allem die Rückblenden ließen mir mehrmals einen kalten Schauer der Verstörung über den Rücken jagen. Auch danach gab es noch zahlreiche großartige, emotionale Szenen. Die Inszenierung besticht vor allem in den Rückblenden und Einblendungen von (nachgestellten) Amateurvideos, sowie der einen oder anderen schönen Landschaftsaufnahme. Abseits der zentralen Geschichte war die größte Stärke für mich aber die schauspielerische Leistung von Judi Dench, die Philomena mit all ihren Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten und manchmal irritierenden und dann wieder bewundernswerten Charaktereigenschaften zum Dreh- und Angelpunkt des Films macht. Zudem war ich teilweise überrascht, wie viel es – trotz der rührenden und in den Rückblenden auch ungemein traurigen Geschichte – zu lachen gab. Insgesamt halte ich "Philomena" jedenfalls für einen sehr unterhaltsamen und bewegenden Film, der eine unfassbare, berührende Geschichte erzählt. Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Square One Entertainment)
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