Breathe In - Eine unmögliche Liebe |
Bedrückendes Familiendrama mit tollen Darstellern
Kategorie:
Filme -
Autor: Bettina Schwarzkopf - Datum:
Freitag, 24 Januar 2014 |
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Kurzinhalt: Keith Reynolds, begabter Cellist, hat sich nach seiner wilden Künstlerkarriere mit seiner Familie zurück in eine Kleinstadt in der Nähe von New York gezogen, wo er nun als Musiklehrer arbeitet. Doch hier ist er vom alltäglichen Leben gelangweilt und frustriert. Daher arbeitet er nebenberuflich bei einem Symphonieorchester. Nur hier fühlt er sich wieder lebendig, und nur hier wünscht er sich hauptberuflich als Cellist arbeiten zu können. Seine Frau Megan und Tochter Lauren möchten unterdessen die britische Austauschschülerin Sophie bei sich aufnehmen. Sophie entpuppt sich als eine geheimnisvolle junge Frau mit einer nachdenklichen Persönlichkeit. Als sich zeigt, dass Sophie eine Virtuosin auf dem Klavier ist, entfachen erste Gefühle in Keith dem Mädchen gegenüber. Aber auch sie scheint ihm nicht gänzlich abgeneigt zu sein. So kommen sich die beiden über die Musik immer näher und Keith wundert sich, ob er in Sophie die lang ersehnte Seelenverwandte gefunden hat. Es entsteht eine zaghafte und doch verbotene Romanze zwischen den beiden… Review: "Breathe In" ist einer dieser Filme, die man in eine bestimmte Schublade stecken will. Doch anders als Filme derselben Kategorie schlägt "Breathe In" eine alternative Richtung ein und das, obwohl es in den letzten 20 Minuten die vorhersehbaren und klischeehaften melodramatischen Momente gibt. Doch bis dahin besteht der Film aus zurückhaltenden und ausgewählten Beobachtungen seiner Charaktere sowie einer seltenen Form einer zarten und doch verqueren Liebesgeschichte. Auf diese Weise gelingt es dem Regisseur Drake Doremus, den Zuschauer fast gänzlich in das Familiendrama mit der äußerlichen Scheinfassade zu involvieren. Interessant dürfte aber auch die Tatsache sein, dass keiner der Charaktere ein aussöhnendes Moment im Film erlebt. So hängt Keith seinen Jugendträumen hinterher, für die er sogar bereit ist, die Familie zu opfern. Seine Frau Megan, gefangen im heimischen Leben einer Hausfrau, scheint um jeden Preis die oberflächliche Familieidylle wahren zu wollen, und lehnt dabei jegliche Erinnerung und Befreiungsversuch von Keith ab. Die gemeinsame Tochter Lauren durchlebt dabei die üblichen Teenager-Dramen von unerwarteter Liebe bis hin zu überheblichen Zukunftsvisionen. Sophie, die das Quartett der Hoffnungslosen ergänzt, eifert auf rein egoistische Weise ihrem Wunsch nach künstlerischer und sexueller Ekstase nach. Aber mal abgesehen davon entpuppt sich "Breathe In" als ein ziemlich bewegendes Drama, welches unter anderem von den Stärken der überzeugendenden schauspielerischen Leistung der Hauptrollen profitiert. Guy Pearce geht in seiner Rolle als gepeinigter und resignierter Ehemann Keith Reynolds völlig auf. Er durchlebt quasi die Midlife-Crisis in stiller, männlicher Verzweiflung. Aber auch Felicity Jones wird vom Zuschauer sofort ins Herz geschlossen und dabei braucht sie nur einmal ihre eisblauen Augen aufzuschlagen. Ihre makellose Schönheit täuscht sogar über die Tatsache hinweg, dass der gespielte Charakter ganze 12 Jahre jünger ist als sie selbst. Aber auch die Kameraführung ist ein beeindruckendes Spektakel filmischer Kunst. John Guleserian setzt auf eine angenehme Kombination aus händischen Nah- und stativen Weitwinkelaufnahmen, die auf der Blu-Ray mit der kühlen Kulisse des herbstlichen und verregneten Bundesstaats New York ausgezeichnet dargestellt werden. Dabei wird hier auf Blau-, Grün- und Grautöne gesetzt, die den Herbst und auch die Gefühlslandschaften frostig und depressiv erscheinen lassen. Auf diese Weise gewinnt die anbändelnde Liebesgeschichte zwischen Keith und Sophie nur noch mehr an Wärme Letztlich ist es aber die Musik, die "Breathe In" zu etwas Besonderem heranwachsen lässt. Denn obgleich die Handlung des Films sehr minimalistisch ausgestattet ist, so wird der Zuschauer von Dustin O'Hallorans eindrucksvoller Partitur zum Träumen angeregt und lässt das subtile Gefühlschaos dramaturgisch gedeihen. Aber nicht nur die Klavier- und Orchestertöne sind klar, sondern auch die lauten und gedämpften Dialoge zwischen den Charakteren ertönen sauber aus den Lautsprechern und werden niemals von der Geräuschkulisse überschallt. Ohne Frage handelt es sich hierbei um eine beeindruckende audiovisuelle Umsetzung, dessen instrumentaler Soundtrack auch unabhängig vom Film einen Hörgenuss darstellt. Bei den Extras wird der Zuschauer jedoch definitiv enttäuscht sein, denn bis auf den obligatorischen Trailer und einem Wendecover hat der Vertrieb sich keine weitere Mühe gemacht, den Film informationstechnisch zu bestücken. Fazit: Egoistische und eigentlich unliebenswürdige Charaktere brillieren durch eine wundersame Mischung aus Schönheit, Glaubwürdigkeit und der Sehnsucht nach dem unerreichbaren Ideal. "Breathe In" stellt damit eine andere Art Familiendrama dar - eine zerbrechliche und beklommene Art - welches durch großartige Kameraführung und träumerischen Orchesterklängen auf jeden Fall einen Blick wert ist. Wertung:7 von 10 Punkten
Bettina Schwarzkopf
(Bilder © 2014 Universum Film)
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