Ender's Game - Das große Spiel |
Doppelreview zur Military-SF-Verfilmung
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum:
Dienstag, 16 Dezember 2014 |
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Kurzinhalt: In der Zukunft wird die Erde von insektenförmigen Aliens angegriffen, und nur einem Mann ist es zu verdanken, dass die Menschheit - trotz enormer Verluste - überlebt hat und die Aliens besiegt werden konnten. Mazer Rackham ist seitdem das größte Vorbild für alle Rekruten der internationalen Flotte. Diese wurde nach dem Angriff von der Weltregierung gegründet, um einen solchen Vorfall nie wieder zuzulassen. Nun werden bereits Kinder in die Kampfschule aufgenommen, da ihre Reflexe und schnelle Auffassungsgabe Erwachsenen weit überlegen ist. In hartem isolierten Training in Simulatoren und einer schwerkraftlosen Umgebung bauen sie ihre taktischen Fähigkeiten aus, um eines Tages die Welt vor einem Angriff der Formics zu retten. Einer von ihnen ist der Drittgeborene Ender Wiggin. Gerade einmal 12 Jahre alt, scheint er für den Leiter der Einrichtung, Colonel Hyrum Graff, der aussichtsreichste Kandidat zu sein… Review von Christian Siegel: ![]() Die in etwa erste halbe Stunde hat auch meine negative Erwartungshaltung noch eher bestätigt, denn sieht man davon ab, dass die Kämpfe über große Entfernungen stattfinden und daher längst nicht so blutig ausfallen wie bei "Starship Troopers" (den man als Analogie auf den Vietnam-Krieg ansehen kann, während sich "Ender's Game" eher an der modernen, "sauberen" Kriegsführung mit Drohnen etc. zu orientieren scheint), und zudem in erster Linie Kinder an die Front geschickt werden, erinnerten mich der Ton und das Setting doch sehr stark an Paul Verhoevens SF-Satire. Es hilft auch nicht, dass man während der Ausbildung so ziemlich jedes "Militärcamp"-Klischee bedient. So ziemlich das einzig Gute an der ersten Hälfte des Films waren die Testspiele, die optisch nett in Szene gesetzt waren. Davon abgesehen fand ich "Enders Game" an dieser Stelle noch eher dürftig. Jedoch: In der zweiten Hälfte dreht der Film dann merklich auf – wobei der Wendungspunkt für mich der Kampf mit seinem Rivalen war. Ab diesem Zeitpunkt wird auch zunehmend deutlich, dass der Film das Militär bzw. Kriege nicht verherrlicht – ganz im Gegenteil. Ender wird von seinen Ausbildern in vielerlei Hinsicht manipuliert und ausgenutzt. Im besten Fall sehen sie ihn als Waffe, die sich als kriegsentscheidend erweisen könnte; im schlechtesten Fall einfach nur als Mittel zum Zweck. Die kritische Aussage des Film (zum Roman kann ich noch nichts sagen) wird dann auch insbesondere am Ende deutlich. Obwohl ich die Wendung am Ende bereits kommen sah, traf sie mich doch wie ein harter Schlag in die Magengrube. Dieser absolut perfekt umgesetzte Moment ist dann auch der Hauptgrund dafür, dass mich "Ender's Game" spät aber doch noch ansatzweise begeistern konnte. ![]() Fazit: "Ender's Game" ist es gelungen, mich positiv zu überraschen. Angesichts des erzkonservativen Autors der Vorlage ein kriegs- und militärverherrlichendes Machwerk erwartend, setzte sich der Film vielmehr äußerst kritisch mit der Thematik auseinander, was neben der Art und Weise wie Ender von seinen Ausbildern manipuliert vor allem auch am Ende deutlich wird. Jenes traf mich zwar nicht gänzlich unerwartet, verfehlte aber dennoch bei mir die gewollte schockierende und emotionale Wirkung nicht – und ist für mich auch ganz klar die größte Stärke der Films. Auch was die Produktionsqualität betrifft gibt es nichts zu bemängeln: Effekte, Sets, Filmmusik – alles befindet sich auf schlechtestenfalls solidem und bestenfalls gefälligen Niveau. Vor allem die Landschaftsaufnahmen fremder Planeten konnten mir dabei sehr gut gefallen. Schauspielerisch sticht in erster Linie Hailee Steinfeld hevor, aber auch Asa Butterfield macht seine Sache als Ender ordentlich. Harrison Fords Auftritt ist zwar ein nettes Gimmick, reiht sich aber in die Reihe seiner wenig bemüht wirkenden Performances der letzten Jahre ein. "Ender's Game" ist sicherlich kein Highlight und/oder Meisterwerk. Dafür bedient er sich vor allem in der ersten Hälfte zu vieler Klischees, und dauert es doch etwas zu lange, bis der Film fahrt aufnahm und mich zuerst zu faszinieren und dann zu begeistern vermochte. Die mitschwingende Message sowie das phantastische Finale machen ihn in meinen Augen für Genrefans aber durchaus empfehlenswert. Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: ![]() Die gesamte in "Ender's Game" porträtierte Gesellschaft grenzt gefährlich an ein faschistisches Utopia. Von Geburtenkontrolle bis zur Quasiherrschaft des Militärs, ist alles darauf ausgerichtet, eine Generation von maschinenhaft denkenden Taktikern heranzuziehen, in der philosophische, psychologische und moralische Bedenken zwar vorkommen, aber im Grunde hinter dem Sieg über die vermeintlichen Feinde zurückstehen. Ich konnte mich mit dem Gesamtsetting überhaupt nicht anfreunden, weder mit der Gesellschaft, noch mit Ender selbst. Der soll zwar irgendwie zum Sympathieträger werden, da alles auf ihn geladen wird, aber er hat eben auch diese berechnende Kühlheit, die schnell eine Distanz zum Zuschauer aufbaut. Es ist ein bisschen der Wesley-Effekt. In Ender überwiegt die Intelligenz seine soziale Ader, bzw. stehen sie im ständigen Konflikt. Natürlich wird er auch künstlich auf Abstand zu seinen Mitrekruten gehalten, was ich nicht anders als mit dem Begriff "Psychofolter" beschreiben kann. Dann ist noch eine halbherzige Wendung in den Film eingebaut, die den Helden Razer Mackham (Ben Kingsley, "Iron Man 3") betrifft, aber schon allein durch das Plakat keine Überraschung ist. Ja, die Animationen sehen ganz gut aus – und überhaupt, endlich mal wieder Schlachten im Weltraum! – aber dorthin ist es ein langer Weg, durch die Untiefen eines Bootcamps für Kinder. Das liegt zugegebener Maßen im Weltraum und hat Laser-Tag in Schwerelosigkeit, ist aber am Ende kaum mehr als ein Gefängnis. Der Weg zum Altar, auf dem die Unschuld der Insassen geopfert werden wird. ![]() Fazit: Ein Fazit zu ziehen fällt hier nicht ganz so leicht wie das Review als Eindruck vermitteln mag. Ja, ich kam unerfüllt aus dem Kinosaal und bin gerade über einen technischen Aspekt von "Ender's Game" enttäuscht – einem Film, der quasi von seinen technischen Aspekten lebt – aber es sah halt auch schon wenigstens gut aus. "Ender's Game" hat nur leider zu wenige Momente, die wirklich Spaß machen. Zu lange wird man als Zuschauer von dieser Qual eines Menschen drangsaliert und mit Actionbombastmusik beschallt, die einer zu sterilen und künstlichen Umgebung, mit ebenso sterilen und künstlichen Charakteren, kein Leben einhaucht. "Ender's Game" lädt nicht zum Träumen ein. Wertung:4 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2013 Constantin Film)
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