The Battery
Vom trostlosen Leben nach der Zombie-Apokalypse Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 20 Oktober 2013
 
Halloween-SPECiAL

 
The Battery
Originaltitel: The Battery
Produktionsland/jahr: USA 2012
Bewertung:
Studio/Verleih: O. Hannah Films
Regie: Jeremy Gardner
Produzenten: U.a. Jeremy Gardner, Adam Cronheim, Douglas A. Plomitallo & Christian Stella
Drehbuch: Jeremy Gardner
Filmmusik: Ryan Winford
Kamera: Christian Stella
Schnitt: Michael Katzman & Alicia Stella
Genre: Drama/Horror
Kinostart Deutschland: noch nicht bekannt
Kinostart USA: 04. Juni 2013
Laufzeit: 101 Minuten
Altersfreigabe: noch nicht bekannt
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Jeremy Gardner, Adam Cronheim, Niels Bolle, Alana O'Brien, Jamie Pantanella, Larry Fessenden, Kelly McQuade u.a.


Kurzinhalt: Ben und Mickey schlagen sich nach der Zombie-Epidemie in New England durch, und versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen. Während Ben mit den neuen Lebensumständen recht gut klar zu kommen scheint, hängt Mickey nach wie vor jenem Leben nach, das für immer verloren scheint. Ein Unterschied, der zwischen den beiden immer wieder zu Konflikten führt – gerade auch wenn Ben versucht, Mickey dazu zu bringen, endlich seinen ersten Zombie zu töten. Eines Tages findet man in einem verlassenen Auto zwei Walkie Talkies – und tritt unverhofft mit einer Gruppe von Überlebenden in Kontakt. Mickey hofft, endlich wieder in einer Form ihres alten, bekannten, früheren Lebens zurückkehren zu können – doch Anna, mit der er Kontakt aufgenommen hat, macht ihm klar, dass die beiden dort nicht erwünscht sind. Mickey ist jedoch nicht dazu bereit, diesen Traum einfach so aufzugeben. Die Rückkehr in eine Art von Normalität ist einfach zu verlockend. Und so versucht er entgegen der Warnungen, die Gruppe der Überlebenden aufzuspüren – bis es dann eines Tages auf offener Straße zu einer schicksalhaften Begegnung kommt…

Review: Ben und Mickey - eine Zweckgemeinschaft in Zeiten der Zombie-Apokalypse.Untote haben das Kino zwar quasi seit Anbeginn begleitet (Wikipedia listet "Das Kabinett von Dr. Caligari" aus 1920 als den ersten entsprechenden Film), doch erst George A. Romeros "Night of the Living Dead" hat das moderne kulturelle Bild von Zombies geprägt, und eine Lawine an Filmen über die Untoten ausgelöst. Und auch wenn uns die letzten Jahre immer aufwändigere Filme des Genres gebracht hat – der diesbezügliche Höhepunkt, was den finanziellen Aufwand betrifft, war wohl "World War Z" – ist es vor allem auch für junge Regisseure eine Spielwiese, da sich ein guter Zombie-Film mit vergleichsweise wenig Mitteln umsetzen lässt. In erster Linie braucht man eine gute Masken-Abteilung, die sich um die Zombies und die Gore-Effekte kümmert. Dennoch hätte ich nicht gedacht, dass sich heutzutage noch ein Genre-Vertreter um – so man den offiziellen Angaben glauben kann – gerade mal 6.000 Dollar umsetzen lässt. Das deckt bei größeren Filmproduktionen nicht einmal das Catering für eine Woche ab!

"The Battery" zeigt darüber hinaus, was selbst mit marginalsten finanziellen Mitteln aus dem Genre immer noch herauszuholen ist. Natürlich darf man sich hier keine Horden von Zombies erwarten, dennoch gibt es – vielleicht vom Ton abgesehen, der "nur" in Stereo vorliegt – kaum Abstriche zu machen (so wurde "The Battery" sogar im Cinemascope-Format gedreht). Generell kann sich der Film sehen lassen, wobei vor allem die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren besticht. Ben und Mickey mögen sich von früher aus dem Baseballteam kennen, waren aber damals keine echten Freunde, und wären dies vermutlich auch nie geworden – wenn dann nicht die Zombie-Apokalypse über sie hereingebrochen wäre. Seither ziehen sie gemeinsam durch das Land – jedoch weniger aus einem Gefühl inniger Freundschaft als vielmehr aus der Not heraus, in einer Art Zweckgemeinschaft. Mickey hat ohne Ben wohl wenig Aussichten, lange zu überleben; zugleich scheint Ben aber wiederum Mickeys Gesellschaft zu brauchen. Aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten war allein die Dynamik zwischen den beiden Hauptprotagonisten genug, um ein Interesse den Film über zu halten. Diese zeigt sich vor allem auch in der völlig konträren Art und Weise, wie die beiden mit den neuen Lebensumständen umgehen. Während Ben richtiggehend aufzublühen scheint und man den Eindruck bekommen könnte, es macht ihm Spaß, den Zombies den Schädel einzuschlagen und/oder ihnen das Hirn aus dem Kopf zu schießen, lebt Mickey nach wie vor in der Vergangenheit, und verschließt seine Augen – und insbesondere Ohren – vor dieser neuen Welt, da er mit ihr einfach nicht umgehen kann. Mit den Kopfhörern, der Musik und dem Bild seiner Freundin mag dies zwar schon fast wieder einen Hauch zu plakativ sein – aber es funktioniert.

Zahlreiche gelungene und teilweise originelle Szenen bleiben positiv in Erinnerung.Angesichts der langen Geschichte des Genres könnte man annehmen, dass man mittlerweile alles gesehen hat, was es zu sehen gibt. "The Battery" belehrt einen hier eines besseren, mit einer originellen Szene, die gleichermaßen witzig wie traurig ist, und die Trostlosigkeit dieser postapokalyptischen Welt auf ebenso prägnante wie niederschmetternde Art und Weise auf den Punkt bringt. Für mich war das jedenfalls ganz klar die hervorstechendste Szene des Films – und ich denke jeder der "The Battery" gesehen hat wird wohl wissen, was ich hier genau meine. Aber auch von diesem ganz besonderen Moment abgesehen finden sich zahlreiche gelungene, aussagekräftige Szenen – wie z.B. das gemeinsame Zähne putzen, oder auch die Szene mit dem Zombie im Haus (wer den Film gesehen hat, wird hoffentlich verstehen was ich meine). Und auch wenn "The Battery" die ganz großen Spannungsmomente überwiegend fehlen, und er eher ein Zombie-Drama als ein Zombie-Horrorfilm ist, so gibt es dann doch zum Ende hin mit dem Auto eine weitere grandiose Szene, die mit ihrer Trostlosigkeit und scheinbaren Ausweglosigkeit in Erinnerung bleibt.

Zwei Kritikpunkte verhindern für mich allerdings eine höhere Wertung. Einerseits wird mit Anna, mit der man über Funk Kontakt aufnimmt, auf eine Gruppe von Überlebenden angespielt, die sich vermeintlich in relativer Sicherheit zusammengerottet haben. Dennoch sei ihre Gemeinschaft kein Paradies. Auch wenn ich dabei unweigerlich an "28 Days Later" denken musste, fand ich es schade, dass wir nie mehr darüber erfahren haben – habe ich doch den Eindruck, dass ein Film über diese Gruppe vielleicht doch noch etwas interessanter, spannender und (aufgrund einer ordentlichen Dosis Gesellschaftskritik) aussagekräftiger hätte sein können. Generell konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man sich hier ganz bewusst etwas für eine mögliche Fortsetzung aufgehoben hat – welches übrigens früher oder später in der Tat umgesetzt werden soll (möglicherweise mit Kickstarter-Finanzierung). Wenn es soweit kommt, bin ich natürlich dabei – dennoch ist "The Battery" dieser Sequel-Köder vorzuwerfen. Viel schwerer wiegt jedoch eine Szene gegen Ende im Auto, die uns ohne Schnitt präsentiert wird, und die mir persönlich viiiiiiiiiel zu lang war. Gerade auch den Vergleich mit "Willow Creek" finde ich diesbezüglich sehr spannend. Dort gibt es nach rund 60 Minuten eine ganz ähnliche Szene. Was mich dort jedoch ungemein gepackt und vom Spannungsaufbau einfach nur phantastisch gemacht war, wirkte hier auf mich einfach nur öde und langweilig. Meinem Empfinden nach entwich hier jedenfalls leider nach und nach sämtliche Spannung, die man bis dahin mühevoll aufgebaut hatte. Trotz dieses Mankos würde ich Zombie-Fans, die sich vor einem ansatzweise originellen, überwiegend unaufgeregten und sehr minimalistischen Zugang zum Genre nicht scheuen, empfehlen, sich bei Gelegenheit diesen Zwei-Mann-Regiment anzuschließen.

Fazit: Ben und Micke sitzen von Zombies umgeben im Auto fest - da ist guter Rat teuer."The Battery" lebt in erster Linie vom herrlichen Gefühl der Trostlosigkeit, den die hier vorgestellte Welt vermittelt, sowie der interessanten Dynamik zwischen den beiden Hauptprotagonisten. Während Ben mit den neuen Lebensumständen recht gut klar zu kommen scheint, hängt Mickey der Vergangenheit nach, und entflieht so gut als möglich der tristen Realität. Zusätzlich aufgewertet wird der Film durch einige sehr gute und teilweise auch durchaus originelle Szenen, die mir wohl noch eine Weile in Erinnerung bleiben werden. Zugegeben, die ganz großen Spannungsmomente sucht man bei "The Battery" überwiegend vergeblich. Erst zum Ende hin – Stichwort Auto – kommt Spannung auf, wobei selbst hier wird die Stimmung noch, wie eigentlich den ganzen Film über, eher von einem Gefühl der Ausweglosigkeit denn echter nervenzerreißender Spannung bestimmt. Etwas schade fand ich auch, dass uns die Welt der anderen Überlebenden, mit denen Mickey und Ben Kontakt aufnehmen, fast gänzlich verborgen bleibt – vermeintlich, um noch etwas Futter für eine allfällige Fortsetzung zu haben. Und vor allem eine Szene gegen Ende, die ohne jeglichen Schnitt präsentiert wird, hat sich für meinen Geschmack viel zu lang gezogen, und ging mir mit der Zeit einfach nur mehr auf die Nerven. Wer über diese Mankos hinwegsehen kann, bekommt jedoch mit "The Battery" den untoten Beweis, dass das Zombie-Genre nach wie vor nicht ausgelutscht ist, und immer noch Raum für neue Ideen bietet.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 O. Hannah Films)


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Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2013





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