Jurassic Park |
Review zu Steven Spielbergs Dino-Meisterwerk
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 05 September 2013 |
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Kurzinhalt: Der exzentrische Milliardär John Hammond lässt auf einer Insel nahe Costa Rica einen ganz besonderen Freizeitpark entstehen. Um seine Geldgeber zu überzeugen, lädt er ein paar Experten und Wissenschaftler für einen Testlauf in den "Jurassic Park". Die beiden Paläontologen Dr. Alan Grant und Dr. Ellie Sattler sowie der Mathematiker und Chaos-Theoretiker Dr. Ian Malcolm kommen zu Beginn gar nicht aus dem Staunen heraus, als sie die Hauptattraktionen des Parks zum ersten Mal erblicken: Lebende Dinosaurier! Hammonds Wissenschaftlern ist es gelungen, aus in Bernstein eingeschlossenen Insekten Dinosaurier-Blut – und damit DNA – zu entnehmen, und daraus dann Dinosaurier zu klonen. Die Palette reicht dabei von Pflanzenfressern wie Brachiosaurus und Triceratops über den majestätischen Tyrannosaurus Rex bis hin zu den möglicherweise gefährlichstem damals lebenden Raubtier, dem Velociraptor. Zusammen mit Hammonds Enkelkindern Tim und Lex begeben sich die drei Wissenschaftler sowie der Firmenanwalt Donald Gennaro auf eine Tour durch den Park. Während dieser zieht ein Sturm auf die Insel. Ein Saboteur sorgt zudem dafür, dass die Stromversorgung im Park – inklusive der Zäune – ausfällt. Schon bald beginnen die Dinosaurier, aus ihren Gehegen auszubrechen – und für die Besucher beginnt ein Kampf ums nackte Überleben… Review: ![]() Auch Steven Spielberg war als Kind von Dinosauriern faszinierend – und deshalb bei "Jurassic Park" mit besonders viel Elan und Herzblut dabei. Etwas, dass man meines Erachtens an allen Ecken und Enden des Films spüren kann. Das Ergebnis ist perfekte Blockbuster-Unterhaltung, und ein letztes Aufbäumen jenes Spielbergs, der uns "Der weiße Hai", "Jäger des verlorenen Schatzes", "E.T. – Der Außerirdische" und zahlreiche andere Klassiker und Meisterwerke des Unterhaltungsfilms beschert hat – ehe er danach zunehmend ernstere Töne in seiner Arbeit anzuschlagen begann. Natürlich gab es auch danach von ihm noch zahlreiche gelungene Blockbuster-Filme; nicht wenige von ihnen zählte ich auch jeweils zu den besten Filmen des jeweiligen Jahres. Doch egal ob "Minority Report", "Krieg der Welten", "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" oder auch "Tim und Struppi", ähnliche Höhen wie hier hat er danach meines Erachtens – zumindest bislang – nie wieder erreicht. Generell halte ich "Jurassic Park" für eine hell strahlende Perle der Popcorn-Unterhaltung. Steven Spielberg macht hier so viel richtig, was andere Regisseure nach ihm oftmals scheinbar vergessen haben. Einer der offensichtlichsten Aspekte, und zugleich für mich eine der größten Stärken des Films, ist der Aufbau – und zwar sowohl im Großen wie auch im Kleinen. So nimmt sich Steven Spielberg hier ausreichend Zeit, um die Welt, die Figuren usw. vorzustellen. Von der kurzen Attacke zu Beginn des Films abgesehen vergeht rund eine Stunde bis zum ersten großen Angriff. Bis dahin haben wir schon so viel Zeit mit den Figuren verbracht und sie so gut kennengelernt, dass sie uns richtig ans Herz gewachsen sind. ![]() Eine weiterer wesentlicher Punkt sind die Details. Denn das was ich zuvor über den Aufbau geschrieben habe, gilt nicht nur für den Film an sich, sondern geht auch bis zu einzelnen Szenen und/oder kleinen Details hinunter. Nehmt z.B. das Skelett des Tyrannosaurus Rex in der Rotunda, das uns bereits einen Eindruck der Größenverhältnisse vermittelt. Oder auch der kurze Schwenk hinunter zu jenem Knopf, der den Strom an den Elektrozäunen wieder einschaltet, während Timmy diesen hinunterklettert. Es sind kleine Details wie diese, welche Spielberg inszenatorische Cleverness offenbaren, und "Jurassic Park" für mich u.a. so auszeichnen. Eine weitere wesentliche Stärke sind natürlich die Spezialeffekte. Es ist doch wirklich erstaunlich. Der Film hat mittlerweile 20 Jahre auf dem Buckel, aber die CGI-Dinosaurier sehen hier um einiges überzeugender aus als in jüngeren Produktionen, wie z.B. den TV-Serien "Primeval" und "Terra Nova", der losen Bradbury-Verfilmung "A Sound of Thunder" (wobei die mittlerweile auch schon wieder 8 Jahre alt ist), oder selbst Peter Jacksons "King Kong" (auch wenn es da zugegebenermaßen eine knappe Angelegenheit ist; angesichts der mehr als 10 Jahren die zwischen den beiden Filmen liegen ist dies dennoch bemerkenswert). Ich weiß nicht genau, was die CGI-Zauberer bei "Jurassic Park" richtig gemacht haben, was so viele andere Effektkünstler falsch machen. Jedenfalls wirken die Spezialeffekte in "Jurassic Park" nach wie vor absolut auf der Höhe der Zeit. ![]() Was "Jurassic Park" zweifellos ebenfalls auszeichnet, ist die Fülle an großartigen, denkwürdigen Momenten. Der bereits erwähnte erste Blick auf "echte" Dinosaurier. Die Geburt des Raptors. Das Jurassic Park-Tor. Die Behandlung des Triceratops. Und und und. Jene Szene, die dann aus dem Film richtiggehend heraussticht, ist aber zweifellos die T-Rex Attacke zur Mitte des Films. Es ist nicht so, da alles was danach kommen würde schlecht und/oder langweilig wurde; überhaupt nicht. Dennoch war diese Szene wohl der – nicht nur – spannungstechnische Höhepunkt des Films, da einfach nur perfekt und absolut brillant umgesetzt. Wie die Autos vor dem T-Rex-Gehege stehen bleiben. Das immer lauter werdende Stampfen. Die Ringe im Wasserglas. Der Griff der T-Rex-Klaue an den Zaun, was sowohl uns als auch den Figuren verdeutlicht, dass dieser nicht unter Strom steht. Wie er plötzlich vor dem Auto steht. Das tiefe, unheilverkündende Grollen. Wie sich die Pupillen im Licht der Taschenlampe verkleinern (da wären wir wieder beim Stichwort Details). Wie sein Kopf gegen die Dachscheibe des Autos schlägt und die Kinder diese mit Händen und Füßen quasi als Schild nach oben halten. Und dann darf sich Spielberg an seinem Anwalt bei "Der weiße Hai" rächen in dem er eben diese Figur als erste von einem Dinosaurier verspeisen lässt. Danach geht es spannend weiter. Wie sich Grant und Malcolm die Signalfeuer schnappen. Wie Grant Lex die Hand vor den Mund hält. Wie sie sich kurz darauf abseilen und dem vom T-Rex heruntergefallenen Auto gerade noch so entkommen. Die komplette Szene ist, von der ersten bis zur letzten Sekunde, ein Paradebeispiel für inszenatorische Brillanz. ![]() Natürlich kann mir hier kritisieren, dass es unplausibel erscheint, dass den beiden Kindern die Flucht gelingt. Aber ebenso gut könnte man einwenden, dass John McClance in der Stirb Langsam-Reihe schon tausend Tode gestorben ist. Für mich persönlich war es jedenfalls im "suspension of disbelief" (es wird wirklich Zeit, dass sich jemand mal eine vernünftige Übersetzung für diesen Begriff einfallen lässt; ich will ja nicht ständig mit Anglizismen um mich werfen) abgedeckt. Einen weiteren Höhepunkt hat man sich dann für das Finale aufgehoben: Wie Alan Grant, Ian Malcolm und Ellie Sattler zusammen mit den Kindern von Velociraptoren umgeben sind, die Lage aussichtslos scheint – nur damit der Kopf des T-Rex herabsausen und sich einen der Raptoren schnappen kann (und ja, man könnte hier kritisieren, dass dies das einzige Mal innerhalb des Films ist, dass sein Auftritt nicht durch lautes Stampfen angekündigt wurde. Der Überraschungsfaktor war mir diesen Logikbruch aber allemal wert). Damit verschafft man dem wahren Star des Films noch einen letzten, glorreichen und heldenhaften Auftritt. Aber auch der ruhige Ausklang weiß zu gefallen. Hammonds letzter Blick zurück auf seinen zerplatzten Traum, ehe er in den Helikopter steigt. Wie sich die Kinder an Alan Grant – der zu Beginn des Films Kinder noch überhaupt nicht leiden konnte – kuscheln. John Williams stille, romantische Melodie, auf dem Piano eingespielt, der Blick auf die Nachfahren der Dinosaurier, die Vögel, und natürlich, wie der Hubschrauber der Sonne entgegenfliegt. ![]() Ein paar positive Elemente gibt es dann doch, die das Meisterwerk perfekt machen, und auf die nicht vergessen werden darf. Hier ist einerseits der immer wieder eingestreute auflockernde Humor zu nennen. Egal ob der "objects in mirror"-Gag oder die markanten, oftmals zynischen Sprüche (für die überwiegend Jeff Goldblum als Ian Malcolm zuständig ist; mein persönlicher Höhepunkt ist ja "If Pirates of the Caribbean breaks down, the pirates don't eat the tourists"), perfekt platziert und wohl dosiert gibt es bei "Jurassic Park" zwischendurch auch immer wieder etwas zum Lachen, was einerseits den Unterhaltungswert steigert und andererseits der Spannung ein Ventil bietet, um zu entweichen. Was mir ebenfalls gut gefällt ist, wie durchdacht das Konzept für den Park wirkt – ein Aspekt, der für mich maßgeblich zur Glaubwürdigkeit des Films beiträgt. Zudem gibt es auch abseits der Dinosaurier einiges fürs Auge. So manche der Landschaften sind auch ganz ohne Spezialeffekte sehr imposant. Und bei all dem Lob für verschiedenste Bereiche der Produktion dürfen auch die Set-Designer nicht vergessen werden. Diese überzeugen einerseits mit ihrer Größe, darin wie wohl sie durchdacht sind, sowie neuerlich mit kleinen Details (wie z.B. den Dinosaurier-Skeletten in den Pfeilern des Speisesaals) welche aufzeigen, mit welcher Sorgfalt bei "Jurassic Park" gearbeitet wurde. Und last but definitely not least darf natürlich auch auf die wunderbare Filmmusik von John Williams nicht vergessen werden. Für "Jurassic Park" hat er gleich zwei ganz große, majestätische Leitmotive komponiert, die ich zu den ikonischsten seiner Karriere zähle (wobei diese Liste zugegebenermaßen ziemlich lang ist). Sein Soundtrack ist somit das Tüpfelchen auf dem "i" in "Meisterwerk". Fazit: ![]() Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1993 Universal Pictures)
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