Fast unsterblich
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Originaltitel: The Mark of Gideon
Produktionsnummer: 3x17
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 17.01.1969
Erstausstrahlung D: 16.05.1988
Drehbuch: George F. Slavin & Stanley Adams
Regie: Jud Taylor
Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura
Gastdarsteller: Sharon Acker als Odona, David Hurst als Hodin, Gene Dynarski als Krodak, Richard Derr als Admiral Fitzgerald u.a.

Kurzinhalt: Nach jahrelangen Verhandlungen haben die Bewohner von Gideon endlich zugestimmt, dass ein Vertreter der Föderation ihren Planeten besucht. Doch nachdem man Kirk auf den Planeten heruntergebeamt hat, scheint der Captain verschollen zu sein. Kirk wiederum findet sich auf einer scheinbar verlassenen Enterprise wieder. Was ist passiert? Kam es eventuell zu einer Fehlfunktion des Transporters? Eben dies ist, was Hodin, der Anführer des Konzils von Gideon, vermutet. Scotty wiederum ist sich sicher, dass der Transporter ordnungsgemäß funktioniert hat, und Kirk auf den Planeten gebeamt wurde. Spock drängt darauf, ebenfalls hinunterbeamen und nach dem Captain suchen zu dürfen, doch dies lehnen die Bewohner von Gideon strikt ab. Währenddessen versucht auch Kirk, dem Mysterium auf den Grund zu gehen. Als er in einem Korridor plötzlich eine Frau vorfindet, ist er davon überzeugt, dass sie in die Angelegenheit verstrickt ist – doch Odona scheint von den Vorgängen ebenso wenig zu wissen wie er. Mit der Zeit wird den beiden schließlich bewusst, dass sie beobachtet werden, und als Odona plötzlich – scheinbar krank – zusammenbricht, wird Kirk endlich der Sinn dieses Täuschungsmanövers offenbart…

Denkwürdige Zitate: "But, sir, that could take years."
"Then the sooner you begin, the better."
(Da hat Spock zweifellos recht.)

"Your Excellency, I am basically a scientist. Clarity of formulation is essential in my profession also."
"I'm glad to hear it. Perhaps you could then make greater effort to choose your words more precisely."
(Und das zu einem Vulkanier! Was fuer ein Affront.)

"I want to ease your feeling of dread, your fear that all your crew no longer exists."
(Ich liebe diesen Dialog da deutlich wird, dass Kirk dies bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in Betracht gezogen hat.)

"You're mad."
"No, we are desperate."
(Das eine schließt das andere nicht aus.)

Review: ImageLasst uns mit den positiven Aspekten beginnen: So dürftig und unglaubwürdig die Auflösung sein mag, so gelungen und großartig ist das Mysterium rund um den sich auf einer völlig verlassenen Enterprise wieder findenden Kirk. Szenen wie jene, als er durch die leeren Korridore spaziert, oder vor allem auch alleine auf der Brücke steht, verfehlten ihre gewünschte Wirkung bei mir nicht. Man fragt sich, was hier wohl vorgefallen ist, und ob vielleicht eine Transporterfehlfunktion vorliegt, die ihn eventuell in der Phase verschoben hätte, oder ähnliches. Auch seine gemeinsamen Szenen mit Odona sind größtenteils phantastisch. Vor allem bei ihrer ersten Begegnung schafft man es erfolgreich, den Zuschauer sich fragen zu lassen, ob sie wirklich so ahnungslos ist wie sie sich gibt, oder nicht doch irgendwie in diesen mysteriösen Ereignissen mit drin steckt. Man ist demnach ihr gegenüber von Anfang an skeptisch, und doch gelingt es … mit ihrer Performance, dass wir uns fragen, ob sie nicht vielleicht doch nur ein ahnungsloses Opfer ist – bis zu jener Szene, als sie sich zu weit aus dem Fenster hinauslehnt (ihr flehendes "Be content.") und sich als Mitverschwörerin zu erkennen gibt.

Angesichts dieser späteren Offenbarung, dass es sich bei alldem um einen Trick handelte, und Odona die ganze Zeit über wusste wo sie sich befindet, ist ihre Leistung – und die Tatsache dass man sich zu Beginn nicht sicher ist, wie man sie einschätzen soll – nur umso höher einzuschätzen. Besonders gut fand ich diesbezüglich auch ihren Blick wenn sie sagt "Sounds like an engine", wo man zum ersten Mal zu vermuten beginnt, dass sie vielleicht doch in die Sache verwickelt ist. Generell sind die gemeinsamen Szenen ihr und Kirk allesamt sehr gut. Odona schafft es auf wunderbare Weise, uns die Notlage und Verzweiflung ihres Volkes spür- und nachvollziehbar zu machen. So unsinnig das Ganze letztendlich auch sein mag, aber grundsätzlich ist auch Odonas Opfer durchaus eine Stärke der Episode. Sie ist dazu bereit, ihr Leben zu geben, um ihren Planeten zu retten, und den Bewohnern von Gideon die Hoffnung zurückzugeben. Die Darstellung des überfüllten Planeten ist zwar teilweise doch etwas billig, und vor allem auch die Ganzkörperkondom-Kostüme (die an "Der verirrte Planet" erinnern) überzeugten mich nicht wirklich, aber wenn man über diese Aspekte hinwegsehen kann sind die entsprechenden Szenen durchaus effektiv, und auch erschreckend. Auch die Handlung rund um Spock, die Anführer des Planeten sowie den Vertreter der Föderation gefällt mir sehr gut. Hier wird auch deutlich, dass Spock die Loyalität zu seinem Captain höher einstuft, als jene zur Föderation – setzt er sich doch klipp und klar über deren Befehle hinweg. Generell erlaubt es dieser Handlungsstrang Leonard Nimoy wieder einmal, so ziemlich alle Nuancen seines stoischen Spock auszuspielen. Die Inszenierung ist kompetent (wobei mir vor allem die eine Einstellung auf Kirk von unter dem Glastisch positiv aufgefallen ist), die Musik überwiegend (mit einer großen Ausnahme; dazu gleich) gut ausgewählt, und die schauspielerischen Leistungen wissen ebenfalls zu gefallen.

ImageAber leider, leider… wie ich schon angedeutet habe, ergibt das ganze leider nicht wirklich Sinn. Das beginnt schon bei der Auflösung rund um die zweite Enterprise. Sorry, aber dass die Bewohner von Gideon die Enterprise nachgebaut haben, Raum für Raum, Korridor für Korridor, Panel für Panel, Knopf für Knopf, ist einfach völlig unglaubwürdig. Wo nahmen sie die Spezifikationen her? Woher das Material? Und vor allem, angesichts ihres Dilemmas: Woher den Platz? Und wozu eigentlich das Ganze? Haben sie wirklich geglaubt, sie können Kirk dort den Rest seines Lebens lang auf dieser leeren Enterprise festhalten, und er würde einfach zurückbleiben? Tut mir leid, aber es ergibt für mich einfach hinten und vorne überhaupt keinen Sinn. Und letztendlich, so schön das Rätsel rund um die leere Enterprise auch war, ein Mysterium ist letztendlich eben doch nur so gut wie seine Auflösung. Jedenfalls ist diese Idee für mich eine der Unplausibelsten, die ich in der klassischen Serie jemals gesehen habe.

Auch das Dilemma der Bewohner von Gideon ist für mich leider nicht im Geringsten nachvollziehbar. Sie haben offensichtlich einen hohen technologischen Standard, und müssten eigentlich auch über einen Warpantrieb verfügen – sonst dürfte die Föderation ja mit ihnen eigentlich nicht in Kontakt treten. Warum also fliegen sie nicht zu den Sternen und kolonialisieren einen anderen bewohnbaren Planeten? Und nun gebe ich zu, dass angesichts ihrer Quasi-Unsterblichkeit dies natürlich auch keine dauerhafte, langfristige Lösung wäre. Über kurz oder lang müssen sie sich zweifellos etwas einfallen lassen. Aber im Kontext einer SF-Serie, in der man von einem fremden Planeten zum anderen reist, hat das Konzept eines überbevölkerten Planeten für mich einfach nicht funktioniert. Was mir ebenfalls sehr konstruiert und nicht nachvollziehbar erschien, ist dass die Bewohner von Gideon zwar Geburtenkontrolle ablehnen – aber Mord bzw. Selbstmord sind ok (immerhin meldet sich Odona für die Mission ja freiwillig – eine Mission von der sie weiß dass sie ihr Leben fordern wird bzw. sollte). Was zum…?! Das ist doch absolut widersinnig. Diese drei Kritikpunkte waren für mich jedenfalls die größten, und jene, welche die Episode für mich zumindest ansatzweise ruiniert haben. Darüber hinaus erscheinen mir vor allem noch die folgenden – wenn auch vergleichsweise marginalen – Schwachpunkte erwähnenswert. So schaltet die Kamera während des Gesprächs zwischen Spock und Hodin plötzlich auf dessen Finger, und zeigt, wie er die Übertragung beendet. Also ich weiß ja nicht was ihr so für Webcams u.ä. habt, aber meine macht das nicht, dass sie automatisch auf den Finger zoomt, um einen dramatischen Punkt zu unterstreichen. Etwas seltsam fand ich auch, dass Kirk erst bemerkt, dass sich an der Bewegung der Enterprise nichts verändert hat, als Odona ihn darauf aufmerksam macht. Man sollte meinen, er sei der erste, der dies bemerkt. Und dann ist da noch die Auswahl der Musik, als Odona von Schmerz erzählt. Sie ist viel zu nett und sanft, ja fast romantisch – das hat sich für mich doch ziemlich mit der Bedeutung dieser Szene gespießt.

Fazit: Image"Fast unsterblich" könnte eine richtig gute Folge sein, wenn da nicht die ganzen logischen Probleme wären. Die Auflösung rund um die leere Enterprise ergibt überhaupt keinen Sinn, und angesichts der Tatsache, dass es in "Star Trek" – wie der Name schon sagt – darum geht, fremde Welten zu bereisen und ins All vorzudringen, fand ich auch das Dilemma der Bewohner von Gideon nicht nachvollziehbar. Auch ihre Ablehnung gegenüber Geburtenkontrolle – aber "Sterbehilfe" ist ok – erschien mir unplausibel. All dies ist enorm schade, denn ich denke, grundsätzlich beschäftigt sich "Fast unsterblich" mit einem wichtigen Thema – Überbevölkerung – und verfügt zudem über ein paar wirklich gute Szenen. Das gesamte Zusammenspiel zwischen Odona und Kirk gefiel mir ungemein gut, die Szenen mit den wie Sardinen zusammengepressten Bewohnern von Gideon sind durchaus erschreckend, und auch Spock konnte sich hier endlich wieder mal so richtig beweisen. Aber für eine höhere Wertung gab es für mich einfach zu viele logische Inkonsistenzen – und waren diese zudem noch dazu zu stark mit dem Kern der Episode (Mysterium rund um die leere Enterprise, das Thema Überbevölkerung) verbunden, als dass ich wohlwollend darüber hinwegsehen könnte.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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