Der verirrte Planet |
Produktionsnummer: 3x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 08.11.1968 Erstausstrahlung D: 28.10.1973 Drehbuch: Rik Vollaerts Regie: Tony Leader Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Katherine Woodville als Natira, Majel Barrett als Christine Chapel, Jon Lormer als alter Mann, Byron Morrow als Admiral Westervliet u.a. Kurzinhalt: Doktor McCoy informiert Captain Kirk darüber, dass er todkrank ist, und nur mehr rund ein Jahr zu leben hat. Trotzdem möchte er weiterhin im aktiven Dienst bleiben, bis sich sein Zustand weiter verschlechtert. Deshalb besteht er auch darauf, Kirk und Spock auf die Oberfläche eines Asteroiden zu begleiten, von dem aus Raketen auf die U.S.S. Enterprise abgefeuert wurden. Nur kurz nach ihrer Ankunft werden sie von den Bewohnern des Planeten gefangen genommen, und zu deren Anführerin Natira sowie dem Orakel gebracht. Schon bald wird dem Trio klar, dass die Bewohner davon überzeugt sind, sich auf einem Planeten zu befinden – der im Innern des Asteroiden nachgebildet wurde. Davon, dass sie durchs Weltall fliegen, wissen sie nichts. Tatsächlich werden entsprechende Fragen und Vermutungen vom Orakel beinhart bestraft – so müssen sie hilflos mit ansehen, wie ein alter Mann der dem Landetrupp seinen entsprechenden Verdacht mitgeteilt hat, mit Hilfe eines schmerzerzeugenden Implantats in seinem Schädel vor ihren Augen getötet wird. Während ihres kurzen Aufenthalts verlieben sich McCoy und Natira ineinander – und als Kirk und Spock dabei erwischt werden, wie sie sich alleine im Orakelraum aufhalten, und man sie dafür zum Tode verurteilt, bietet McCoy an, Natira zu heiraten und auf dem Asteroiden zu bleiben – wenn seine Freunde dafür freigelassen werden. Doch die Welt, die von ihren Bewohnern Yonada genannt wird, ist vom Kurs abgekommen, und rast auf einen bewohnten Planeten zu. Wenn es nicht gelingt, ihn wieder auf Kurs zu bringen, kommt es in etwas mehr als in einem Jahr zu einer intergalaktischen Katastrophe… Denkwürdige Zitate: "Many years ago I climbed the mountains, even though it is forbidden." "Why is it forbidden?" "I am not sure. But things are not as they teach us. For the world is hollow, and I have touched the sky." (Was für ein wundervoller, zweideutiger Satz, der zugleich den Episodentitel liefert.) "You seem to be the special favourite." "Indeed, Doctor. The young lady did show a marked preference for your company." "Well, now. Nobody can blame her for that, can they?" "Personally, I find the lady's taste questionable." (Kirk scheint - wenn auch im Scherz - schon ein bisschen beleidigt zu sein, dass diesmal ausnahmsweise Pille das "Planeten-Girl" abbekommt.) "Until I saw you, there was nothing in my heart. It sustained my life, but nothing more. Now it sings. I could be happy to have that feeling for a day, a week, a month, a year. Whatever the creators hold in store for us." (Natiras wunderschöne Liebeserklärung an McCoy.) Review: Gleich zu Beginn erlebt der Zuschauer einen Schock: Leonard "Pille" McCoy beichtet seinem Captain, dass er todkrank ist, und nur mehr in etwa ein Jahr zu leben hat! Leider aber offenbart letztendlich genau hier die klassische "Star Trek"-Serie ihren größten Schwachpunkt – der natürlich den damaligen Begebenheiten der TV-Landschaft geschuldet ist: So wird natürlich der Reset-Knopf gedrückt, und am Ende der gleichen Folge wo wir von seiner Krankheit erfahren auch gleich ein Heilmittel gefunden. Das erscheint dann offen gestanden schon ziemlich konstruiert – und wirft zugleich unweigerlich die Frage auf: Wenn es ohnehin nicht die geringsten Auswirkungen hat, wozu war diese Offenbarung eigentlich überhaupt gut? Ich lasse mich ja gerne von jemandem eines Besseren belehren und mich darüber aufklären, welchen Sinn das ganze hatte, aber so sehr ich mich auch bemühe, ich vermag partout nicht, ihn zu erkennen. Das Einzige was man als positiv anführen kann, sind die schönen Szenen zwischen Kirk und McCoy, bzw. insbesondere auch jener Moment, als Spock – vor allem für seine Verhältnisse – ungewöhnlich viel Zuneigung und Mitgefühl erkennen lässt, durch eine einzige Szene. Aber für die Handlung der Episode an sich war diese Wendung absolut "blunzn", wie man bei uns so schön sagt. Einige mögen anführen, dass seine Krankheit wichtig war, um ihm einen Grund zu geben, auf Yonada zu bleiben. Dem würde ich entgegensetzen, dass sein Zustand für diese Entscheidung eigentlich völlig egal war – er bleibt, um so Kirk und Spock das Leben retten zu können. Im Gegenteil, wenn wir nicht wüssten dass er "ohnehin" in einem Jahr sterben wird, würde das diesem Opfer deutlich mehr Gewicht verleihen. Und so toll einige andere Szenen auch gewesen sein mögen – angesichts des Umstands, dass sie davon ausgehen mussten, ihn nie wieder zu sehen, war der Abschied zwischen Kirk, Spock und McCoy doch ziemlich beiläufig, und der Bedeutung dieser Szene meines Erachtens nicht angemessen. Andere mögen wiederum argumentieren, dass er aufgrund seiner Krankheit einen Grund hat, am Ende eben nicht bei Natira zu bleiben, sondern aufzubrechen und zu versuchen, ein Heilmittel zu finden. Aber auch hier wieder: Wäre der Abschied nicht viel tragischer, wenn er seine große Liebe verlassen würde, obwohl sie noch ihr ganzes Leben gemeinsam hätten verbringen können? Macht man ihm damit den Abschied nicht eigentlich wiederum zu leicht? Und wenn er ja wirklich so gerne bei ihr bleiben würde, dies aber wegen seiner Krankheit nicht kann – warum kehrt er nachdem er geheilt wurde nicht wieder nach Yonada zurück? Der größte Knackpunkt ist aber, dass es "Der verirrte Planet" leider nicht vermochte, mir zu vermitteln, ob McCoy nun wirklich in Natira verliebt war, oder vielmehr nur ihre Zuneigung für ihn ausgenutzt hat. Das nimmt dieser Geschichte und damit auch der gesamten Episode viel von ihrer emotionalen Wirkung. Auch von McCoys Krankheit abgesehen gibt es noch ein paar Dinge, die mir an "Der verirrte Planet" weniger gut gefallen haben. So sehen die "Badekappen" mit denen die Wächter herumlaufen doch eher unfreiwillig komisch aus. Während die Musik ja grundsätzlich gut aus der vorhandenen Bibliothek ausgewählt wurde, fehlt die Verwendung des ewig gleichen Crescendos vor dem Werbeblock mit der Zeit doch negativ auf. Als Kirk und Spock gegen Ende der Folge das Betriebshandbuch rausnehmen, sollen sie laut McCoy drei Planeten gleichzeitig drücken. Ich könnte aber schwören, dass Natira zuvor als sie die Klappe geöffnet hat nur auf einen gedrückt hat. Zudem stellt man sich bei dieser Szene die Frage, warum das Orakel sie nur "vollglüht", und nicht wie vorher wieder die Strahlen einsetzt, mit denen sich die Eindringliche ja durchaus effektiv ausschalten ließen. Und dann ist da noch die Frage, warum das Orakel bzw. der dahinter versteckte Computer die Kursabweichung eigentlich nicht von selbst bemerkt. Das wirkt doch etwas kurzsichtig seitens der Schöpfer dieses Asteroiden. Generell wäre es wohl klüger gewesen, zumindest die Priesterin/Anführerin immer über die Wahrheit rund um Yonada aufzuklären, und sie in der Handhabung der Maschinen zu unterweisen. Ich muss allerdings gestehen, mich schon wieder viel zu sehr auf die negativen Aspekte zu konzentrieren, bzw. zu lange mit ihnen zu beschäftigen. Denn auch wenn angesichts dieser ausführlichen Kritik vielleicht ein anderer Eindruck entstanden sein mag, aber... eigentlich fand ich "Der verirrte Planet" ja alles andere als schlecht. Die Idee einer Welt, die im inneren eines Asteroiden gebaut wurde – künstlicher Himmel inklusive – ist ungemein faszinierend. Wie auch der Gedanke, man könnte auf dieser Welt auf einen Berg klettern, die Hand ausstrecken, und dann tatsächlich den Himmel berühren. Ich muss zwar gestehen, doch überrascht gewesen zu sein, wie wortwörtlich der (wundervoll lyrisch klingende) Episodentitel gemeint ist (tatsächlich wird der Satz ja sogar vom alten Mann 1:1 zitiert – was bei "Star Trek" doch eher ungewöhnlich ist), dennoch ist die Idee sehr faszinierend – wie auch der Gedanke, dass dieses Raumschiff vom Kurs abgekommen ist und dadurch gleich zwei Zivilisationen vor der Auslöschung stehen. Das Ende ist dann durchaus hoffnungsfroh – Kirk und Spock ist es gelungen, den Kurs zu korrigieren, und in etwas mehr als einen Jahr werden die Bewohner des Asteroiden – die nun vom Einfluss des Orakels befreit sind – ihr Ziel erreichen, um dort ihre Zivilisation neu aufzubauen. Neben diesem interessanten Grundkonzept weiß auch die Inszenierung durchaus zu gefallen. Vor allem die Hitze, die am Ende angeblich im Orakelraum herrscht, hat man dank des Flimmer-Effekts sehr überzeugend vermittelt. Und: Im Gegensatz zu vielen anderen Episoden bot "Der verirrte Planet" durchgängig gute Unterhaltung – und sogar einen Hauch von Tiefgang. Damit kann sich die Episode letztendlich noch über eine mehr als solide Wertung freuen. Fazit: "Der verirrte Planet" bleibt zweifellos – teilweise bedingt durch die damaligen TV-Konventionen – hinter dem vorhandenen Potential zurück. Die Offenbarung rund um McCoys Krankheit wirkt rückwirkend betrachtet doch eher sinnlos und überflüssig, und kann lediglich eine wirklich gute, rührende Szene zwischen Spock und McCoy für sich vorweisen. Problematisch ist auch, dass es die Episode nicht verstand mir McCoys Innenleben begreiflich zu machen – ist er in Natira wirklich verliebt, oder nutzt er nur ihre Gefühle für ihn aus? Darüber hinaus gibt es auch noch ein paar andere Kritikpunkte, aber diese beiden sind die Eklatantesten. Umso überraschender, dass es "Der verirrte Planet" gelingt, diese doch nicht unwesentlichen Schwächen doch noch ganz gut zu überstehen. Dies liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil an der interessanten Grundidee rund um einen "Planeten" im inneren eines Asteroiden, und dass die Bewohner gar nicht wissen (sollen), dass sie sich quasi auf einem großen Raumschiff befinden. Auch die schauspielerischen Leistungen waren wieder sehr gut, wobei vor allem auch die Wendung rund um McCoy dem Triumvirat erlaubte, wieder etwas mehr von ihrem Können zu zeigen, als dies zuletzt überwiegend der Fall war. Vor allem aber war "Der verirrte Planet", trotz aller Schwächen, durchgehend unterhaltsam. Vor allem auch letzteres macht es leichter, die vorhandenen Schwächen zu verschmerzen. Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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