Totenstille |
Episodennummer: 2x19 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 10. März 1995 Erstausstrahlung D: 11. Januar 1996 Drehbuch: Howard Gordon & Alex Gansa Regie: Rob Bowman Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully Gastdarsteller: John Savage als Henry Trondheim, David Cubitt als Captain Barclay, Vladimir Kulich als Olafsson, Stephen Dimopoulos als Ionesco, Claire Riley als Dr. Laskos, Robert Metcalfe als Nurse, Dmitry Chepovetsky als Lt. Harper u.a. Kurzinhalt: Nachdem sich auf hoher See auf einem Schiff der U.S. Navy eine unbekannte Katastrophe abgespielt hat, werden die Überlebenden aus einem Rettungsboot geborgen. Diese sind jedoch binnen weniger Stunden um Jahrzehnte gealtert. Mulder glaubt, dass dies mit geheimen Experimenten rund um Zeitreisen zu tun haben könnte, und möchte dem Schiff unbedingt einen Besuch abstatten. Gemeinsam mit Scully heuert er einen Schiffskapitän an, der sie zum havarierten Kriegsschiff der US-Marine bringen soll. Dort angekommen, wird jedoch jenes Schiff mit dem sie gekommen sind gestohlen – Mulder, Scully und ihr Kapitän Trondheim sind nun auf der USS Ardent gefangen. Dort finden sie schon bald den Captain, der ebenfalls deutlich gealtert, jedoch noch am Leben ist. Als sich auch bei Mulder und Scully erste Symptome zeigen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Die FBI-Agenten müssen so rasch als möglich die Ursache herausfinden, sonst droht ihnen schon bald das gleiche Schicksal wie der Crew… Review: Der Einstieg in die Folge war absolut grauenhaft. Der Dialog am Anfang zwischen dem Kapitän und seinem ersten Offizier ("That's mutiny!" "No, sir, it's survival") war derart peinlich, trashig und überzogen, dass ich mich kurz in einer der (absichtlich) amüsanteren Episoden der Serie, oder gar einer Parodie, wähnte. Aber nein, die meinten das doch tatsächlich ernst. Unfreiwillig komischer war "Akte X" meiner Meinung nach sehr selten. Danach erholt sich "Totenstille" aber kurzfristig wieder. Anfangs dachte ich, als das Rettungsboot entdeckt wurde, wir würden eine Zombie-Episode bekommen – stattdessen sind die Crewleute binnen weniger Stunden um Jahrzehnte gealtert. Auch die ersten Szenen mit Mulder und Scully waren noch durchaus atmosphärisch – wie auch ihre Ankunft auf dem Schlachtkreuzer, der im Nebel langsam auftaucht. Und auch die Erkundung des Geisterschiffs ist noch recht atmosphärisch. Dann beginnt die Episode aber leider, in sich zusammenzufallen. In erster Linie sind es drei Probleme, die mir die Folge doch ziemlich verdorben haben. 1.) Von allen angedeuteten Theorien, wie Philadelphia-Experiment, zweites Bermuda-Dreieck mit Zeitverschiebung, Wurmlöcher auf der Erde etc. fand ich diejenige, die man dann schließlich gewählt hat – Wasser mit einem zu hohen Anteil freier Radikale – am uninteressantesten. 2.) Die Altersmasken sehen leider doch eher trashig und wenig überzeugend aus. Während es bei den Personen, die man nicht so gut kennt noch nicht so stark auffällt, wirkt vor allem die Maske von Mulder und Scully ziemlich mies. Zumal zwar die Haut ganz trocken und verschrumpelt wird, die Haare aber davon kaum betroffen zu sein scheinen. Überhaupt war mir die Wirkung des verseuchten Wassers bis zuletzt nicht klar. Sie werden ja nicht wirklich älter in dem Sinn. Warum beginnen sie sich dann also zunehmend, ganz langsam zu bewegen? Vielleicht habe ich da auch mangels Interesse irgendwas verpasst, aber ich fand das seltsam. Zumal Scully zuerst langsam durchs Schiff kriecht, und dann gegen Ende hin doch auf einmal wieder laufen kann. Apropos Ende. Mit dem wären wir auch schon beim dritten wesentlichen Kritikpunkt angelangt. Bei "Der Kokon" habe ich den – praktisch identischen – Ausgang der Folge (Mulder und Scully werden in letzter Sekunde gerettet) ja noch dezidiert gelobt. Damals war es aber auch noch neu und doch eher ungewöhnlich. Bei "Totenstille" wirkt es aber schon so, als würde man sich einfach nur selbst kopieren. Außerdem fällt bei der Wiederholung dieser Rettung aus heiterem Himmel ihr Deus Ex Machina-Charakter um einiges deutlicher auf, als bei "Der Kokon", wo der innovative und außergewöhnliche Charakter dieses Ausgangs darüber noch erfolgreich hinweggetäuscht hat. Aber selbst wenn man diesen Trick bei "Totenstille" zum ersten Mal gebracht hätte – dass es letztendlich gelingt, Mulder und Scully wieder zu "verjüngen", wirkt absolut unglaubwürdig. Das war mir an Deus Ex Machina dann doch zu viel. Fazit: Der Einstieg war ziemlich billig und peinlich, da extrem überzogen. Danach wurde es kurzzeitig besser, ehe mir drei wesentliche Kritikpunkte doch ziemlich verdorben haben, die da wären: Die vergleichsweise uninteressante Auflösung rund um die schnelle Alterung, die wenig überzeugenden Altersmasken (allen voran von Mulder und Scully), sowie das völlig aus dem nichts kommende Deus Ex Machina-Ende, durch das Mulder und Scully letztendlich nicht nur in letzter Sekunde gerettet, sondern sogar wieder "verjüngt" werden. Das "Totenstille" trotzdem kein völliger Reinfall war, verdankt die Episode in erster Linie der einen oder anderen atmosphärischen Szenen, vereinzelten guten Momenten wie dem Streit zwischen Mulder und Scully, wer das letzte unverseuchte Wasser trinken soll, sowie die wieder einmal gelungene, unheimliche Musik von Mark Snow. Dennoch war "Totenstille" leider wieder einmal eine Episode, bei der für mich die negativen Aspekte deutlich überwogen. Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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