Pumping Iron |
Doku zum "Mister Olympia"-Bewerb 1975…
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 03 Februar 2013 |
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Kurzinhalt: "Pumping Iron" begleitet mehrere Bodybuilder bei ihren Vorbereitungen zu den "Mister Universe" und "Mister Olympia"-Bewerben in 1975. Arnold Schwarzenegger möchte sich dort seinen sechsten Titel in Folge holen. Einer seiner großen jungen Herausforderer ist Lou Ferrigno, der verbissen trainiert, um den Champion vom Thron zu stoßen. Aber auch Arnolds Freund Franco Columbo, der im Leichtgewicht-Bewerb antritt, hofft Arnold beim Aufeinandertreffen beider Klassen besiegen zu können. Und auch dem Amateur-Bewerb wird Beachtung geschenkt: Auch dort kämpft ein Herausforderer und Familienvater gegen seinen Seriengewinner… Review: Heutzutage zählt man ja schon fast zur Ausnahme, wenn man (als Mann) nicht regelmäßig ins Fitnessstudio geht, um seinen Body ein bisschen zu builden. In den 60ern und auch noch Anfang der 70er hingegen war vielen dieser aufkommende Bodybuilding-Boom doch eher suspekt. "Pumping Iron" trat nun am, um Licht in diese damals noch etwas schmuddrige und geheimnisvolle Welt zu bringen, und zeigt, dass Bodybuilder auch nur ganz normale Menschen sind. Vielleicht ein bisschen engagierter und motivierte als andere, aber dennoch. Es ist zweifellos sehr interessant und auch teilweise inspirierend, Arnold Schwarzenegger und seinen Freunden – und Konkurrenten – dabei zuzusehen, wie sie hart und gnadenlos trainieren, um ihre Muskeln und Körper zu stählern. Sehr interessant fand ich auch, wie man hierbei auf ein ausgewogenes Training achten muss. Jeder Muskel darf weder zu ausgeprägt noch zu untrainiert sein, die Proportionen müssen immer ganz genau stimmen. Der Vergleich mit Bildhauern war durchaus faszinierend – wenn diese ein Kunstwerk gestalten, nehmen sie einfach da ein bisschen Ton weg, oder nehmen an andere Stelle wieder einen Batzen dazu. Für einen Bodybuilder ist der gleiche Effekt mit deutlich mehr Training, Entschlossenheit und Schmerzen verbunden. Darüber hinaus fand ich vor allem auch einige doch eher überraschende Erkenntnisse interessant. So beginnt "Pumping Iron" z.B. dabei, Arnold und Franco bei einer Ballett-Trainerin zu zeigen – so ziemlich der letzte Ort, an dem man einen Bodybuilder vermuten würde. Dort holen sich die beiden Tipps, wie sie bei einem Wettbewerb möglichst flüssig von einer Position zur anderen wechseln können. Doch natürlich wäre es auf Dauer eher wenig interessant, nur ein paar Muskelmännern 1-1/2 Stunden beim Trainieren zuzusehen. Und so erhalten wir auch einen kleinen Blick in ihre Persönlichkeit, und lernen sie in Interviews etwas näher kennen. Vor allem Arnold Schwarzenegger bekommt einige Interviewszenen spendiert – und setzt sich bei einem mit einer Aussage zu Diktatoren auch gleich ordentlich in die Nesseln (ich verstehe, wie er das gemeint hat, aber als Österreicher wäre es wohl klüger gewesen, das ein bisschen anders zu formulieren). Lou Ferrigno lernen wir wiederum fast überhaupt nicht kennen, wenn überhaupt sehen wir kurze Interviews mit seinem Vater, er selbst hält sich sehr zurück und ist meistens nur im Hintergrund und beim Trainieren zu sehen. Besonders interessant fand ich es dafür, zwei Amateur-Bodybuilder etwas näher kennenzulernen, die im Wettstreit um den Amateur-Titel "Mister Universum" gegeneinander antreten; auch dort gibt es die gleiche Dynamik, rund um einen "jungen" Herausforderung, und einen alten Hasen und Seriensieger. Beide etwas näher kennenzulernen und zu sehen, was sie antreibt, fand ich sehr interessant. Es gibt jedoch auch zwei Kritikpunkte. So konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Arnold und auch der Film an sich teilweise ein wenig eine Show abziehen, und man fast versucht, Arnie ein bisschen zum Bösewicht aufzubauen. Während wir Lou immer nur beim Trainieren sehen, zeigt man uns zwar auch Arnold immer wieder beim Training, dann sehen wir ihm aber auch wieder beim Entspannen, und insgesamt macht er einen deutlich lockereren und entspannteren Eindruck, und wirkt dadurch stellenweise wenig(er) entschlossen – fast so, als wollte man, dass sich die Zuschauer auf Seite des "Underdogs" Ferrigno schlagen. Hier fühlte ich mich doch etwas manipuliert – was natürlich für einen Spielfilm ok ist, bei einer Dokumentation aber doch etwas fehl am Platz wirkt. Mein größter Kritikpunkt ist aber die "Porno-Musik". Ich schwöre euch, dieses Hintergrundgedudel wäre in diesen typischen 70er-Softcore-Streifen genauso gut aufgehoben wie in "Pumping Iron". Das machte den Film teilweise für mich schon fast etwas unfreiwillig komisch, bedenkt man, dass auch hier sehr oft halbnackte und noch dazu wohltrainierte Männer zu sehen sind. Gerade auch unter dem Gesichtspunkt, wie sich "Pumping Iron" ja eigentlich bemüht, Bodybuilding aus der Schmuddel-Ecke rauszubekommen, wäre eine etwas überlegtere Wahl der Begleitmusik wünschenswert gewesen. Fazit: "Pumping Iron" bietet einen sehr interessanten Einblick in die in den 60ern zunehmend aufkommende Subkultur der Bodybuilder, die seither salonfähig geworden ist. Neben ihrem harten Training in ihrer Vorbereitung auf die Wettbewerbe zum Mister Universum und Mister Olympia verabsäumt man es dabei auch nicht, uns die Menschen hinter den Muskeln näher zu bringen, und uns diese außergewöhnlichen, wild entschlossenen und getriebenen Persönlichkeiten näher vorzustellen. Auch die Einblicke in ihre manchmal durchaus überraschenden Vorbereitungen auf den Wettbewerb – wie z.B. der Besuch eines Ballett-Studios – fand ich höchst interessant. Der Höhepunkt ist dann natürlich der Wettbewerb, wo letztendlich über Sieg und Niederlage entschieden wird. Insgesamt eine sehr aufschlussreichende und faszinierende Dokumentation – lediglich der teils etwas manipulative Eindruck sowie die Porno-Musik hätten nicht sein müssen. Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © KSM GmbH)
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