Die Blockade |
Episodennummer: 5x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 10. Juni 1998 Erstausstrahlung D: 27. Februar 1999 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Goran Gajic Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als President John Sheridan, Tracy Scoggins als Captain Elizabeth Lochley, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jeff Conaway als Security Chief Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: Thomas MacGreevy als Minister, Kim Strauss als Drazi Ambassador, Jonathan Chapman als Brakiri Ambassador, Vincent Deadrick Jr. als Brakiri u.a. Kurzinhalt: Sheridan und Delenn präsentieren dem Rat der Interstellaren Allianz ihre Beweise, dass die Centauri für die jüngsten Angriffe verantwortlich sind. Parallel dazu werden diese auch Londo ins Quartier gebracht, damit er sie dort in Ruhe studieren kann. Schließlich wird er ebenfalls in den Rat berufen, wo er behauptet, dass dies keine Beweise, sondern maximal Indizien seien, und weist alle Vorwürfe von sich. Dann jedoch wird er mit Lenniers Aufnahme konfrontiert, die zeigt, wie Schiffe der Centauri einen Konvoi vernichten. Daraufhin informiert ihn Sheridan über die Entscheidung des Rates, eine Blockade über die Centauri zu verhängen. Schockiert wendet sich Londo an die Regierung auf Centauri Prime, die jedoch behauptet, dass es sich bei der Aufzeichnung um eine Fälschung handeln muss. Londo gibt dem Rat daraufhin die Entscheidung der Centauri bekannt, mit sofortiger Wirkung aus der Interstellaren Allianz auszutreten. Zudem werde man die Blockade nicht akzeptieren, und von nun an alle Frachtschiffe von Schlachtkreuzern begleiten lassen. Wer sich ihnen in den Weg stellt, wird angegriffen. Sheridan und Delenn versuchen alles, um den Ausbruch eines richtigen Krieges zu verhindern. Daher sollen White Star-Schiffe im Hyperraum auf der Lauer liegen und sobald sie von einem Centauri-Frachter erfahren ins System springen, um sich zwischen beide Seiten zu stellen. Garibaldi wird damit beauftragt, den Einsatz zu koordinieren, und alle Berichte über die Bewegung der Centauri sofort weiterzuleiten. Doch der Alkohol hat Michael mittlerweile fest im Griff… Denkwürdige Zitate: "Where I go, he goes." "My condolences." "Thank you. It's a burden, but I've come to accept it." (Witziger Dialog zwischen Londo, dem Minister – der mit seiner Bemerkung eigentlich Londo gemeint hat – und G'Kar.) "We gave you a promise. And we are bound by that promise. And damn you for asking for it, and damn me for agreeing to it, and damn all of us to hell, because that's exactly where we are going!" (Sheridans wutentbrannte Rede an die Allianz. Sein abschließendes "You've got a war?" erinnert zudem an "Sense8".) "Shut up." "I didn't say anything." (Londo und G'Kar, als sie am Ende gemeinsam in der Zelle sitzen.) "The flame also reminds us that life is precious, as each flame is unique. When it goes out, it is gone forever, and there will never be another quite like it. So many candles will go out tonight. I wander that we can see anything at all, some days." (Delenns niedergeschlagene Worte am Ende.) Review: Was "Babylon 5" in der zweiten Hälfte der fünften Staffel wieder sehr gut gelingt, und gerade auch bei "Die Blockade" wieder weiter zum Tragen kommt, ist dieses Gefühl der Eskalation, das beständige Anziehen der Spannungsschraube, und der Eindruck, dass all dies auf eine große Katastrophe zusteuert. Je weiter man in die Staffel vordringt, desto mehr erweist sich Season 5 vom Aufbau her wie eine Spiegelung der ersten vier Staffeln – was halt angesichts der Tatsache, dass so lange unklar war, ob es eine fünfte Staffel geben wird, wohl irgendwie unvermeidbar war. In er ersten Hälfte haben wir die ganze Vorbereitungsarbeit, die Figuren werden in Stellung gebracht, und hier nun verdichtet sich die Handlung zunehmend. Eben dies ist es auch, was "Die Blockade" so auszeichnet und dafür sorgt, dass die Folge im Vergleich zu den Episoden davor wieder ein bisschen etwas draufsetzt – und das, obwohl die ganz großen Ereignisse und Höhepunkte vielleicht noch fehlen mögen. Doch es ist einfach dieser kumulative Effekt, das Gefühl, in einem Zug zu sitzen, der ständig schneller wird, und auf eine Klippe zusteuert. Eben dies vermittelt "Die Blockade" im Besonderen und die zweite Hälfte der fünften Staffel im Allgemeinen geradezu perfekt. Wenn es überhaupt etwas gibt, das ich an "Die Blockade" kritisieren würde, dann ist es der Anfang. Ich verstehe zwar, was JMS hier beabsichtigt hat, und warum er Londo zu Beginn nicht in die Ratsversammlung gehen lässt. Wie unten in den Kommentaren auch schön beschrieben ist, will er Londo einfach zunehmend isolieren. Dennoch finde ich, dass das Vorgehen von Sheridan und Delenn aus Sicht eines fairen Verfahrens nicht richtig ist. Zwar werden ihm die Beweise eh gebracht, aber man sollte als Angeklagter schon auch das Recht haben, seinen Klägern entgegenzutreten. Eben dies wird Londo hier verwehrt, und es fühlt sich innerhalb der Handlung irgendwie falsch an; so als wäre es rein aus dramaturgischen Gründen an, würde jedoch innerhalb der Story nicht wirklich Sinn ergeben. Davon abgesehen war "Die Blockade" aber eine wirklich starke Folge mit eben diesem tollen Gefühl der Eskalation, sowie auch einzelnen markanten Höhepunkten, wie z.B. die schönen Szenen am Anfang und am Ende, die sich herrlich spiegeln (zwar fand ich es im ersten Moment etwas schade, dass sich JMS hier tatsächlich gezwungen sieht, so spät innerhalb der Serie die Symbolik rund um die Kerze zu erklären und sie dem Zuschauer durch Delenn vorkauen zu lassen, aber ihre Rede an sich war dann so schön, dass ich ihm daraus keinen Strick drehen kann), der berührende Abschied zwischen Delenn und G'Kar, oder auch die köstliche Szene am Ende, als Londo darauf beharrt, bei G'Kar bleiben zu wollen – und daraufhin sehr zu seiner Überraschung mit diesem in der Zelle landet. Überhaupt war "Die Blockade" teilweise wieder einmal ein Geschenk für Peter Jurasik. Man beachte nur, wie sich sein Gesicht verändert, als ihm die Aufzeichnung vorgespielt wird. Natürlich hat Londo schon befürchtet, dass die Vorwürfe richtig sein könnten, und doch hat er dies abgelehnt, weniger, als er es nicht glauben konnte, als vielmehr, es nicht glauben wollte. An dieser Stelle sieht man förmlich, wie etwas in ihm zerbricht – und zumindest ich konnte nicht umhin, mit ihm mitzufühlen. Aber auch Vir bekommt wieder eine starke Szene, als er erstaunlich wütend und forsch gegenüber dem Minister auftreten darf. Danach gefiel mir vor allem die ungewöhnliche Rolle, als Franklin ihn abholt, um ihn in Sicherheit zu bringen – und der Doktor sich daraufhin im Kampf gegen ein paar aggressive Brakiri beweisen muss. Mal was anderes! Die stärksten Momente der Folge hat aber wohl Garibaldi für sich zu verbuchen. Er ist der längste Veteran der Serie, und sowohl deshalb als auch wegen der Dinge, die er in den fünf Jahren erlebt hat, fühlt man sich ihm als Zuschauer enorm verbunden. Umso schmerzhafter ist es, hier nun seinen Fall miterleben zu müssen. Selbst als Zack ihn – in einer grundsätzlich großartigen Szene; wobei ich zugegebenermaßen fast wünschte, dass angesichts ihrer persönlichen Vergangenheit statt ihm vielmehr Stephen gewesen wäre – zur Rede stellt schafft er es nicht, sich einzugestehen, als er ein Problem hat. Als Sheridan ihn danach zu sich ruft und die wichtige Aufgabe anvertraut, hat man bereits ein mulmiges Gefühl, dass dies nicht gut ausgehen wird – welches sich letztendlich ja leider auch bestätigt. JMS' Mut, Garibaldi dann tatsächlich einen derart schwerwiegenden Fehler begehen zu lassen, der zu einem derart zahlreichen Verlust von Leben führt, ist dann unter anderem das, was "Babylon 5" für mich so auszeichnet, weil das muss man sich bei so einem Sympathieträger wirklich erst mal trauen. Eben dies ist für mich dann auch die größte Stärke der Episode. Fazit: "Die Blockade" treibt die Ereignisse rund um die Angriffe weiter voran. Was sowohl der Folge im Speziellen als auch der zweiten Hälfte der 5. Staffel im Allgemeinen sehr gut gelingt, ist beim Zuschauer dieses Gefühl der Eskalation auszulösen, dieser unaufhaltsame Spirale, die in einer Katastrophe enden wird. Es offenbart sich zunehmend, dass Season 5 den Aufbau der ersten vier Staffeln wiederspiegelt, nur auf eine einzige Season komprimiert, und nach der Vorbereitung in der noch wenig spektakulären ersten Hälfte verdichtet sich die Handlung nun zunehmend, und es gelingt der Serie endlich wieder, jene Spannung zu erzeugen, welche vor allem die zweite und dritte Staffel so ausgezeichnet haben. Zudem wissen auch die schauspielerischen Leistungen wieder zu gefallen, wobei vor allem Peter Jurasik als Londo wieder einmal besticht; vor allem in jenem Moment, wo ihm der ultimative Beweis vorgelegt wird. Abseits der eskalierenden Centauri-Handlung war die größte Stärke der Folge aber die sehr persönliche Geschichte rund um Garibaldis Fall, der hier sogar im Verlust von Menschenleben resultiert. Fehlerbehaftete Figuren präsentiert heutzutage schnell mal eine Serie, aber den Mut, dabei so weit zu gehen, haben nur wenige. Zudem gibt es ein paar schöne, starke Momente, wie der Anfang, Zacks Besuch bei Garibaldi, der Abschied von G'Kar und Delenn, wie Londo und G'Kar in der Zelle landen, oder auch Delenns wundervolle Rede am Ende. Die ganz großen emotionalen und/oder dramatischen Höhepunkte mögen noch fehlen, und dass Londo und Vir nicht von Anfang an bei der Ratssitzung dabei waren, wurmt mich nach wie vor ein wenig. Insgesamt setzt "Die Blockade" aber den Aufwärtstrend fort. Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Die Blockade" im SpacePub! Hintergründe zur Produktion der Episode: Regie bei "Die Blockade" führte Goran Gajic, bei dem es sich um den Ehemann von Mira Furlan handelt. JMS versuchte schon seit Anbeginn der Serie, ihn auf den Regiestuhl zu bringen, da er sich ursprünglich schwer damit tat, trotz seiner Erfahrung in Jugoslawien Arbeit in den USA zu finden. Gegen Ende der fünften Staffel hat es dann schließlich doch noch geklappt. Seine Arbeit für "Babylon 5" erlaubte ihm dann, noch ein paar weitere Jobs im TV-Bereich zu ergattern, ehe er mit seiner Gattin wieder zurück ins alte Jugoslawien zogen. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 13" Stimmen zur Episode: Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 5: The Wheel of Fire" Kommentare von JMS Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 13"
Zusammengestellt und übersetzt von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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