Die letzte Gefangene |
Episodennummer: 5x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 25. März 1998 Erstausstrahlung D: 16. Januar 1999 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Tony Dow Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als President John Sheridan, Tracy Scoggins als Captain Elizabeth Lochley, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jeff Conaway als Security Chief Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: Julie Caitlin Brown als Na'Toth, Walter Koenig als Bester, Robin Atkin Downes Byron, Kim Strauss als Drazi Ambassador, Jonathan Chapman als Brakiri Ambassador, Leigh J. McCloskey als Thomas, Caroline Ambrose als Lara, Freddy Andreiuo als Worker, Tom Billet als Centauri Guard, Christina Gavin als Telepath u.a. Kurzinhalt: Während ihres Aufenthalts auf Centauri Prime werden Londo und G'Kar darauf aufmerksam, dass frisches Spoo in den Palast geliefert wird. Da die Narn die einzigen sind, die frisches Spoo essen, schließen sie daraus, dass sich irgendwo im Palast noch ein anderer Narn aufhalten muss. Dies führt sie schließlich in den Kerker, wo vor rund einem Jahr auch G'Kar eingesperrt war. Die meisten Gefangenen wurden mittlerweile befreit, doch eine einzige Zelle ist noch belegt, da nach dem Tod von Imperator Cartagia niemand mehr da war, der seinen betreffenden Befehl hätte aufheben können. Die letzte Gefangene stellt sich als niemand geringerer als Na'Toth heraus, von der G'Kar bisher ausging, dass sie dem Massebeschleuniger-Bombardement der Narn-Heimatwelt zum Opfer fiel. Da Londo noch nicht über ausreichende Befehlsgewalt verfügt, um den damaligen Befehl des Imperators zu redigieren, müssen G'Kar und er einen Weg finden, um Na'Toth aus der Zelle zu befreien und unbemerkt von Centauri Prime fortzuschaffen. Währenddessen eskaliert die Telepathenkrise auf Babylon 5. Byron und seine Anhänger verschanzen sich in einem isolierten Frachtraum, wo sie in einen Hungerstreik getreten sind. Zugleich gibt es die Befürchtung, dass die gewaltbereiten Telepathen aus seinen Reihen irgendwo auf der Station untergetaucht sind, und schon bald für Unruhe sorgen können. Angesichts des Pulverfasses auf dem sie sitzt sieht Captain Lochley schließlich keinen anderen Weg, als Bester um Hilfe zu rufen… Denkwürdige Zitate: "Whenever we are at peace, we cut back production on ships and weapons by 25 percent, and invest that money into the domestic economy. Manufacturing, research and development,…" "Sensible. Wise. Who thought it up for you?" (G'Kar kann es einfach nicht lassen, Londo aufzuziehen.) "Why is it we break up our history by the wars, not by the years of peace? The hundred years war, the war of 1812, the first three world wars, the Dilgar war, the war of the shining star, the Minbari war, the shadow war… why always the war, never the peace? Because it's exciting. Because on some level, people like watching something big fall apart and explode from the inside out. And right now, we're that something." (Garibaldis zynische Analyse hat wohl leider einen wahren Kern.) "What the hell's wrong with you? We've got two people dead here!" "Two of your people. They're not my people. My people are in there. And several others just tried to kill me. But what family doesn't have its difficulties?" (Man muss Besters trockenen Humor einfach mögen.) Review: Von Beginn an vermittelt "Die letzte Gefangene" erfolgreich das Gefühl, dass sich die Lage an Bord der Station zuspitzt. Dafür sorgt u.a. auch der lange Logbucheintrag von Lochley zu Beginn, der die bisherigen Ereignisse noch einmal aufrollt und damit deutlich macht, dass die Telepathen-Story nun ihrem Höhepunkt zusteuert. Trotz dieser grundsätzlich netten Eskalation der Ereignisse hat mich jedoch dieser Handlungsstrang auch hier wieder nicht übermäßig begeistert. Lochleys Besuch bei Byron wirkt etwas gar beliebig – hat er die echt nur zu sich gelockt, um sich verabschieden zu können? Na ja. Vor allem aber muss ich bei jener Szene, wo sie Bester zu Hilfe ruft, immer daran denken um wie viel dramatischer, mitreißender und emotional bewegender es gewesen wäre, wenn Ivanova an ihrer Stelle gewesen wäre. So verpufft der Moment, an dem JMS trotz dieses Wechsels festhielt, doch eher wirkungslos. Der Auftritt Besters am Ende ist für mich dann auch das eigentliche Highlight dieses Handlungsstrangs. Gut gefiel mir zudem die Idee der telepathischen Kriegsführung, mit der es ihnen gelingt, die Arbeiter zu verscheuchen. Und die Ankunft der Bluthund-Einheiten am Ende schürt auf gelungene Art und Weise die Spannung auf die nächste Folge. Dennoch, wirklich mitgerissen hat mich alles rund um Byron wieder einmal nicht. Der Story rund um die Angriffe auf die Völker der Allianz war schon etwas besser, vor allem aufgrund der Methoden, zu denen sich Sheridan und Delenn am Ende gezwungen sehen, um den Frieden zu bewahren. Der Drazi-Vertreter warnt sie, dass dies ihr erster Fehler war, und auch wenn man anmerken könnte, dass sie ihnen in Wahrheit keine andere Wahl ließen (da sie auf die Bedrohung nicht rational, sondern emotional agierten, und vernünftigen Argumenten gegenüber nicht mehr aufgeschlossen waren) so fällt doch auf, dass Sheridan und Delenn hier in die Rolle der Allerersten schlüpfen, und quasi die Elternrolle über die anderen Völker der Allianz übernehmen. Anstatt sie ihre eigenen Entscheidungen treffen und Fehler machen zu lassen, kontrollieren sie sie. Natürlich aus dem Bedürfnis heraus, sie zu schützen, dennoch finde ich diese Entwicklung sehr interessant. Gut gefallen hat mir auch die philosophische Diskussion zwischen Sheridan und Garibaldi zur Mitte der Folge, darüber, dass es immer schwerer ist, etwas aufzubauen, als etwas zu zerstören. Die ganz großen Höhe- und dramatischen Wendepunkte mögen zwar auch hier gefehlt haben, insgesamt war dieser Handlungsstrang aber schon recht kurzweilig. Das Highlight der Folge ist aber ohnehin ganz klar die (im deutschen) titelspendende letzte Gefangene auf Centauri Prime. Aufgrund der allergischen Reaktion ihrer Haut auf das Narn-Makeup sah sich Julie Caitlin Brown nach dem Ende der ersten Staffel dazu gezwungen, die Rolle abzugeben. Mit ihrer Nachfolgerin Mary Kay Adams war JMS jedoch nie so recht glücklich, weshalb Na'Toth in weiterer Folge sang- und klanglos verschwand. In "Die letzte Gefangene" kehrte Brown nun für einen einmaligen und letzten Auftritt noch einmal zurück, um für die Figur einen runden Abschluss zu finden. Und so kommt es hier nun also, dass Londo und G'Kar im Kerker auf die letzte, vergessene Gefangene von Imperator Cartagia stoßen. So ziemlich mein einziger Kritikpunkt an dem Ganzen ist, dass Na'Toths Verschwinden nie thematisiert wurde. Wir erfahren hier, dass G'Kar davon überzeugt war, sie wäre der Bombarbierung Narns zum Opfer gefallen, aber gerade auch bei einer ansonsten so stimmig und gut durchdacht wirkenden Serie wie "Babylon 5" wirken solche rückwirkenden Offenbarungen doch ein wenig störend. Davon abgesehen fand ich das Wiedersehen mit ihr aber sehr gelungen, wenn sie auch hier leider nur mehr ein Schatten ihres alten Selbst war – wobei das Wiedersehen aber halt genau deshalb so herzzerreißend ist, weil wir die einst so starke Frau hier nun so geschwächt sehen (jedoch nicht gebrochen; denn selbst in dieser Situation gilt ihre größte Sorge nach wie vor dem Volk der Narn, und fragt sie G'Kar als erstes, ob sie den Krieg gewonnen haben). Wunderbar war auch der kurze Einblick in die Bombardierung Narns vom Planeten aus, Londos Geschichtsstunde über blinden Gehorsam, die kurze Rückkehr des "alten" Londo (die Taktik nicht aufzufallen, indem man auffällt, hat durchaus etwas für sich), sowie die letzte Szene mit Londo und G'Kar vor dem Fenster im Kreuzer, welche jenen Moment widerspiegelt, als Londo bei der Bombardierung Narns zusah. Es sind eben solche Anspielungen, die deutlich machen, wie viel sich im Verlauf der Serie getan und wie sehr sich die Figuren verändert haben. Überaus nett gemacht! Fazit: Ähnlich wie bei "Die Telepathenkolonie" zuvor wird auch "Die letzte Gefangene" in erster Linie von der Handlung auf Centauri Prime gerettet. War zuletzt der schräge Auftritt des Regenten und die entsprechende tolle Leistung von Damian London dafür verantwortlich, ist es diesmal die Rückkehr von Na'Toth. Zwar fehlt dieser ein wenig das emotionale Gewicht, und hätte es wohl besser gewirkt, wenn man die Info mit ihrem angeblichen Tod nicht erst hier aus dem Hut gezaubert hätte (das kann "Babylon 5" sonst halt einfach wesentlich besser), davon abgesehen habe ich mich über dieses Wiedersehen aber durchaus gefreut. Auch das Zusammenspiel zwischen Londo und G'Kar war wieder wunderbar. Durchaus nett und interessant war auch wieder die Story rund um die Angriffe auf die Mitglieder der Allianz, wobei vor allem die Lösung von Sheridan und Delenn hervorsticht, wo sie quasi in die Rolle der Allerersten als Eltern der jüngeren Völker zu treten scheinen. Die Telepathen-Storyline plätscherte aber – trotz Auftritt von Bester – wieder recht unspektakulär und unspannend vor sich hin, und vor allem auch, dass Byron Lochley zu sich ruft nur um sich von ihr von Angesicht zu Angesicht verabschieden zu können, wirkte doch etwas banal. Und dennoch ist selbst in diesem recht schwachen Handlungsstrang eine Eskalation spürbar. Spätestens mit der Ankunft der Bluthunde sowie der nach wie vor auf der Station ihr Unwesen treibenden abtrünnigen Telepathen, die auch Byrons gewaltfreiem Protest entsagen, scheint das Ganze auf eine Katastrophe zuzusteuern – was dem Geschehen zumindest einen Hauch von Gewicht und Dramatik verleiht und auch wieder einmal das Interesse auf die kommende Folge schürt. Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Die letzte Gefangene" im SpacePub! Stimmen zur Episode: Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 5: The Wheel of Fire" Kommentare von JMS Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 12" Die Regeln der Screen Actors Guild bestimmen, wohin man Credits setzen darf und wo nicht, und diese Regeln kümmern sich nicht um Spoiler. Es ist manchmal echt hinderlich, wenn man versucht, etwas geheim zu halten, aber was soll man machen. … Die Na'Toth-Sache war etwas, das ich machen wollte, also rief ich Caitlin an, sie sagte zu und ich schrieb die Episode. Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und übersetzt von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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