Tod eines Intriganten |
Episodennummer: 3x20 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 14. Oktober 1996 Erstausstrahlung D: 17. Februar 1997 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: David Eagle Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allaln, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: William Forward als Lord Refa, Louis Turenne als Bruder Theo, Mel Winkler als Reverend Will Dexter, Erick Avari als Rabbi Leo Meyers, Francois Giroday als Virini, Paul Keith als Drigo, Wayne Alexander als G'Dan, Marva Hicks als Sängerin u.a. Kurzinhalt: Londo Mollari setzt einen Plan in Bewegung, um sich eines alten Widersachers zu entledigen – und Vir soll ihm dabei helfen. Er trägt seinem Assistenten auf, zu G'Kar zu gehen und ihm zu berichten, dass Na'Toth noch am Leben ist, und in einem Kerker auf Narn gefangen gehalten wird. Vir hat kein Interesse daran, ihm zu helfen, wird jedoch von Londo dazu gezwungen – widerwillig führt er die Anweisung des Botschafters aus. Kurz darauf wird er von Lord Refa und seinen Leuten gefangen genommen und einem Verhör unterzogen, bei dem auch ein Telepath zum Einsatz kommt. Demnach kennt Lord Refa nun Londos finsteren Plan: Er möchte G'Kar auf Narn töten lassen und so die Stellung seines Hauses am Hof der Centauri verbessern. Unverzüglich bricht Lord Refa nach Narn auf, um ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Währenddessen erhält Babylon 5 Besuch von mehreren religiösen Vertretern, die Informationen über die Situation auf der Erde an Bord schmuggeln. Zudem möchte Reverend Will Dexter – sehr zum Missfallen von Bruder Theo – in der Kapelle der Station einen kleinen Gottesdienst abhalten. John Sheridan versucht indes mit Hilfe von Delenn, ein Muster in den scheinbar willkürlichen Angriffen der Schatten zu finden… Denkwürdige Zitate: "But it says in the bible to make a joyful noise unto the Lord!" "I heard you sing, Will, and take my word for it: that is not what the Good Lord hat in mind when he said 'a joyful noise'." (Bruder Theo zeigt sich ungewohnt angriffslustig.) "I'm having the kind of nightmares that make your hair stand on end." "Well, that would explain the Centauri." (Delenn versucht, Sheridan aufzumuntern.) "When we've had wars back home, sometimes one side would leave a few areas of enemy territory undamaged. That way you get maximum results when you finally hit them with something big. Hiroshima. Nagasaki. Dresden. San Diego." "They could be doing the same thing here. Drawing in thousands of ships, escorts, and refugees from a dozen worlds in preparation for a major offensive." "It makes sense! It's what I'd do." "What?!" (Als Delenn das hört, ist ihr klar: Sheridan braucht 'ne Pause!) "Hello, Refa. If you are seeing this message, it is because in a very few minutes, you will be dead." (Londos – letzte – Nachricht an Lord Refa.) "Londo, they could have killed me!" "Nonsense. You're not important enough to kill." (Londo versucht Vir zu beruhigen.) Review: So sehr ich den Wunsch der Übersetzer verstehen kann, den doch recht langen und etwas sperrigen Originaltitel nicht 1:1 zu übernehmen – dass sie sich just für "Tod eines Intriganten" entscheiden mussten, ist doch etwas schade. Zwar hat G'Kar ursprünglich als ein eben solcher begonnen, sich seither jedoch von diesen Ursprüngen kontinuierlich wegbewegt – weshalb aufgrund des deutschen Titels von vornherein der Verdacht naheliegt, dass es Londo in Wahrheit auf eine andere Person abgesehen haben könnte; was die Wendung am Ende leider doch etwas vorhersehbar macht. Und um den zweiten Kritikpunkt an der Folge gleich aus der Welt zu schaffen: Ich weiß schon, dass man bei "Babylon 5" nicht unbedingt mit viel Budget gesegnet war – aber dass der eine Raum auf Narn so aussieht wie der imperiale Palast auf Centauri Prime ist einer der wenigen Gelegenheiten, wo sich dies in meinen Augen auch wirklich spürbar niedergeschlagen hat. Denn etwas verkrampft war diese Erklärung schon. Davon abgesehen ist die Haupthandlung jedoch sehr gelungen – wobei sie vor allem auch von JMS' Krimierfahrung (war er doch jahrelang Drehbuchschreiber für "Mord ist ihr Hobby") profitiert, die es ihm erlaubt, den unbedarften Zuschauer für 35 Minuten auf eine völlig falsche Fährte zu locken. Denn davor sah es – zumindest bei der Erstsichtung und den verräterischen deutschen Titel nicht beachtend – tatsächlich so aus, als wäre Londos langjährige Nemesis G'Kar das Ziel seines Anschlags. Nun muss ich gestehen, auch wenn mir bei der Erstsichtung der Titel damals nicht so aufgefallen ist, bin ich nicht wirklich davon ausgegangen, dass er damit Erfolg haben würde; immerhin war mir der Traum seines Todes, der noch dazu einige Episoden zuvor mit Sheridans Reise durch die Zeit bestätigt wurde, noch zu gut in Erinnerung. Dass es sich hierbei jedoch um eine Finte handeln könnte und der Zuschauer so wie Vir aufs Glatteis geführt wird, hatte ich damals nicht erwartet. Dementsprechend halte ich die Wendung am Ende für eine der größten Stärken der Episode (auch wenn diese nur bei der Erstsichtung so richtig zum Tragen kommt). Das war einfach prima ausgearbeitet und wirklich clever gemacht; nicht zuletzt, da JMS für Londo auch eine nachvollziehbare Motivation gefunden hat, um Vir – und damit auch den Zuschauer – in die Irre zu führen. Bemerkenswert ist auch, dass G'Kar und Londo hier doch tatsächlich zusammenarbeiten – was, auch wenn die Episode diesem Umstand kaum Beachtung schenkt – einen großen Schritt in der Beziehung zwischen diesen beiden Figuren darstellt. Herzstück der Episode ist aber natürlich das Finale. Die Szene, als wir in Londos Plan dann endlich eingeweiht werden, ist ja schon klasse genug; aber was "Tod eines Intriganten" dann endgültig die Krone aufsetzt, ist die Art und Weise, wie Refas Tod inszeniert ist. Untermalt mit dem fröhlich-aufgeweckten originaltitel-spendenden Gospel-Song setzt JMS einen prägnanten Kontrapunkt zu Lord Refas Zwangslage und seinem brutalen Tod. Zweifellos eine der am besten und cleversten inszenierten Momente der Serie, in dem man auch das damals übliche Niveau von TV-Inszenierungen deutlich übertroffen hat. Während in der Haupthandlung die Geschichte rund um Lord Refa einen hochdramatischen Abschluss findet, wird in der B-Handlung einerseits die Story rund um die Schatten und andererseits die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Sheridan und Delenn fortgeführt. Ersteres dient dabei in erster Linie dazu, die Ereignisse der kommenden Episode vorzubereiten. Bei letzterem handelt es sich um den vorläufigen Höhepunkt eines Handlungsstrangs, der praktisch mit Sheridans Ankunft an Bord der Station begonnen hat. Nachdem sie bereits in "Tausend Jahre durch die Zeit" einen ersten, eher ungewöhnlichen gemeinsamen Kuss erlebten, kommt es hier nun zum ersten "echten" (gegenwärtigen) Kuss der beiden – und das vor dem Hintergrund der White Star-Flotte. Nicht vergessen werden dürfen auch die Einblendungen des Countdowns zu einem unbestimmten Ereignis "Z", dass sich in wenigen Tagen ereignen soll, und die ich als ungemein spannungssteigernd empfand. Einerseits fragt man sich, was uns wohl bevorsteht, und andererseits hat dieser Countdown auch etwas sehr unheilverkündendes. Ein großartiger Einfall, der einen das Staffelfinale mit mindestens so viel Besorgnis wie Vorfreude erwarten lässt. Fazit: "Tod eines Intriganten" setzt den Weg der dritten Staffel konsequent fort, nicht mehr nur zukünftige Ereignisse vorzubereiten (wie dies mit der Erkenntnis ob des Angriffsmusters der Schatten sowie mit der kongenialen, spannungssteigernden Countdown-Einblendung natürlich auch hier wieder geschieht), sondern vor allem auch bestimmte Handlungsstränge an ihren (vorläufigen) Höhepunkt zu führen. Neben dem ersten "echten" Kuss zwischen Sheridan und Delenn, die generell in dieser Episode in ihrer Beziehung wieder einen großen Schritt nach vorne machen, betrifft dies natürlich in erster Linie den im deutschen titelspendenden (und leider die überraschende Wendung am Ende schon andeutenden) "Tod eines Intriganten", mit dem sich nach Kosh eine weitere stetige Präsenz der Serie verabschiedet. Die betreffende Szene ist zudem, mit der Überblendung zum fröhlichen Gospel-Song, kongenial (und Gänsehaut-erzeugend) inszeniert, und nach der Enterung der Station durch die Soldaten der Earthforce in "Die Strafaktion" das zweite Mal, dass "Babylon 5" durch eine ausgefeilte Inszenierung weit über dem damaligen TV-Standard auffällt. Jedenfalls zählt diese Szene für mich zweifellos zu den besten der gesamten Serie. Kleinere Kritikpunkte (neben dem verräterischen deutschen Titel betrifft dies in erster Linie das Abbild des imperialen Palasts auf Narn, dass doch etwas verkrampft erklärt werden muss) mögen den ganz großen Wurf verhindern, nach dem kleinen Fehltritt mit "Das Rätsel von Grau 17" bringt man die Serie allerdings mit "Tod eines Intriganten" wieder auf Kurs, und ebnet den Weg für ein fulminantes Staffelfinale. Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Tod eines Intriganten" im SpacePub! Vom Skript zur Folge: Da und dort wurden kurze Kommentare gekürzt - so fehlt in der Episode z.B. das Streitgespräch zwischen den Vertretern der einzelnen Religionen beim Abendessen, ehe man sich dem Geschäft zuwendet - aber nichts davon erscheint mir sonderlich relevant. Lediglich einen kurzen Kommentar der beim Gespräch zwischen Ivanova und G'Kar gleich zu Beginn der Folge gestrichen wurde finde ich erwähnenswert. So sagt Ivanova zu ihm "Sie sind gut, G'Kar. Sie sind wirklich sehr gut.", woraufhin er trocken erwidert "Das sagen mir menschliche Frauen ständig." Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 7" Stimmen zur Episode: Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return" Kommentare von JMS Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return" Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 7" Ja, diese Konversation hatte ich mit dem Schauspieler von Refa. Anfangs war er am Boden zerstört, weil er glaubte, ich tue das, was ich in "Tod eines Intriganten" tue, weil ich nicht mit seiner Darstellung zufrieden wäre oder etwas in der Art. Also habe ich ihn zur Seite genommen und ihm die Situation erklärt, und angedeutet, dass wir ihn wahrscheinlich weiter als Außerirdischen, unter einer Maske, einsetzen werden. Wenn er nicht so eine großartige Leistung geliefert hätte, wäre das nie geschehen, denn niemand hätte sich um diese Figur Gedanken gemacht. Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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