Das Rätsel von Grau 17
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: Grey 17 Is Missing
Episodennummer: 3x19
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 07. Oktober 1996
Erstausstrahlung D: 10. Februar 1997
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: John C. Flinn III
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allaln, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller: Robert Englund als Jeremiah, John Vickery als Neroon, Time Winters Rathenn, Katherine Moffat als Supervisor, Eamonn Roche als First Man, Thom Barry als Maintenance Worker u.a.

Kurzinhalt: Nachdem Sinclair mit Babylon 4 in der Zeit zurückgereist ist, sind die Ranger ohne einen Anführer. Geht es nach Sinclairs Assistenten Rathenn, soll Delenn diese Rolle übernehmen. Diese ist zuerst skeptisch, lässt sich von ihm und Sheridan jedoch davon überzeugen, dass sie die logische Wahl ist. Die logische, aber nicht die unumstrittenste – wie auch deutlich wird, als Neroon ihr in einem Korridor von Babylon 5 auflauert. Er ist der Ansicht, dass die Ranger als militärische Einheit der Kriegerkaste unterstellt werden sollten – und möchte Delenns Übernahme der Ranger mit allen Mitteln verhindern. Als Lennier Marcus darüber informiert, beschließt dieser, sich Neroon in den Weg zu stellen. Währenddessen untersucht Garibaldi das mysteriöse Verschwinden eines Technikers im Grauen Sektor. Im Zuge seiner Ermittlungen erfährt er, dass dieser nicht wie im Plan angegeben aus 30, sondern nur aus 29 Ebenen bestehen soll. Als er mit dem Fahrstuhl alle Stockwerke abklappert, bemerkt er, dass der Lift von Ebene 16 zu Ebene 17 doppelt so lange fährt, wie bei allen anderen Ebenen – und entdeckt so das verschollene Grau 17, welches von einer Sekte besetzt wird…

Denkwürdige Zitate: "I'm trying to avoid breaking a promise by… breaking a promise."
(Lennier befindet sich in einer Zwickmühle.)

"I'm in awe, Lennier. The way you can take a straightforward logical proposition and turn it inside out so that in the end it says what you want it to say instead of what it actually means… did this come naturally, or did you attend some special martial arts class for the philosophically inclined?"
(Marcus ist ob Lenniers logischen Winkelzügen beeindruckt.)

"I don't suppose this is the best time to point out that you're all under arrest."
(Garibaldi zu den Sektenmitgliedern in Grau 17.)

"Right now, it kills everything it makes. Everything it designs, dies. It's a serious design flaw, to say the least."
(Jeremiah über die Fehler des Universums.)

"I am a Ranger. We walk in the dark places no others will enter. We stand on the bridge, and no one may pass."
(Eine netter Anspielung auf "Der Herr der Ringe".)

"I don't see why you're fighting this, Michael. To be consumed by the universe in on of its most perfect forms… well, that's the hightest destiny one can achieve."
"Yeah? Then why the hell're you in here with me instead of out there with that thing?"
"Well, you see… I've decided that I'm not sufficiently transcendent yet."
(Im Angesicht des Todes scheint Jeremiah an einer Glaubenskrise zu leiden.)

"The next time you want a revelation, could you possibly find a way that isn't quite so uncomfortable?"
(Marcus zu Neroon, woraufhin dieser in schallendes Gelächter ausbricht.)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. Für einige "Babylon 5"-Fans ist "Das Rätsel von Grau 17" die schlechteste Episode der Serie. Zwar würde ich mich ebenfalls, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade zu ihren größten Fans zählen – aber diese Einschätzung halte ich dann doch für etwas überzogen. Sie offenbart allerdings in meinen Augen auf anschauliche Art und Weise, wie sehr sich "Babylon 5" in den letzten 1-1/2 bis 2 Staffeln weiterentwickelt hat. Während der ersten Staffel wäre "Das Rätsel von Grau 17" unter Episoden wie "Ein unheimlicher Fund", "Angriff auf die Außerirdischen", "Ein Wiedersehen mit Folgen", "Der Gral", "Die Untersuchung", "Krieger wider Willen", "Die Heilerin" und insbesondere natürlich "Im Ring des Blutes" nicht sonderlich negativ aufgefallen. Aber mittlerweile, zum Ende der dritten Staffel hin, ist man von "Babylon 5" einfach ein völlig anderes, deutlich höheres Niveau gewöhnt, weshalb sie mittlerweile nun mal eben – als schlechteste Episode dieser Season – sehr wohl negativ hervorsticht.

Der Hauptgrund dafür liegt in der titelspendenden Handlung rund um Grau 17. Vom Grundgedanken her ja nicht einmal schlecht und anfangs noch durchaus interessant, beginnend mit dem netten Mysterium rund um den verschwundenen Techniker über die faszinierende Idee einer verschollenen, abgeschottenen Ebene (und das diese aufgrund der Größe der Station bisher niemandem aufgefallen ist) bis hin zur Art und Weise, wie Garibaldi sie schließlich entdeckt (in dem er die Sekunden zwischen den Stockwerken zählt), fällt dieser Teil der Handlung ab jenem Zeitpunkt, als er auf den Kult trifft, zunehmend in sich zusammen. Jeremiah wird von Robert Englund, dessen Auftritt aufgrund seines Kultstatus innerhalb der Horrorgemeinde allein schon ein Highlight ist, zwar äußerst spielfreudig und energiegeladen dargestellt, der grundsätzlich interessanten Philosophie der Kultisten wird dabei jedoch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Zudem handelt es sich bei ihren Thesen letztendlich nur um keine neue Idee, sondern vielmehr um eine – etwas besser ausgearbeitete und tiefergehende – Wiederholung jener Philosophie des minbarischen Glauben, die uns Delenn in der Episode "Rettet die Cortez!" vorgestellt hat. Letztendlich wirkt auch ihr Geschwafel rund um die Reinheit der Seele und ihren Plan, sich durch einen perfekten Organismus des Universums (den Zarg) verschlingen zu lassen, wenig überzeugend. Der Zarg selbst ist natürlich ebenfalls ein weiterer großer Kritikpunkt, sieht dieser doch alles andere als überzeugend aus (und klingt zudem zu sehr nach den Schatten, mit dem hohen Gekreische), wobei ich den Designleuten von Optic Nerve angesichts seiner an Freddy Krueger erinnerten Klingen an den Händen zumindest einen gewissen Humor nicht absprechen kann. Zudem war dieser gerade noch kurz genug im Bild, als dass es die Episode völlig ruinieren würde. Und letztendlich muss ich sagen, finde ich die Art und Weise, wie Garibaldi ihn am Ende in bester MacGyver-Manier ausschaltet (mit dem Patronen, die zu Beginn der Folge nach dem "Chekov's Waffe"-1x1 auf sehr verkrampfte Art und Weise eingeführt wurden), um einiges peinlicher, als das Monster selbst.

Episodenbild (c) Warner Bros. Was die Episode jedoch aus dem Katastrophengebiet rettet, sind die anderen beiden Handlungsstränge. Jene rund um die Telepathen führt zwar zu nichts – und, Hand aufs Herz, dürfte letztendlich wohl in erster Linie dazu dagewesen zu sein, um Franklin wieder zeigen zu können (den wir angesichts der Tatsache, dass diese Episode eigentlich direkt nach dem Sinclair-Zweiteiler hätte ausgestrahlt werden sollen, nun schon länger nicht mehr gesehen hätten) – dennoch gefiel mir, wie hier einerseits der erfolgreiche Test mit den Telepathen wieder aufgegriffen und andererseits auch Franklins Fluchtroute für Telepathen wieder angesprochen wurde. Nett auch die Szenen mit Delenn, als sie Sinclairs (spärliches) Hab und Gut entgegennimmt, sowie die darauffolgende Zeremonie an Bord von Babylon 5, wo sie das Kommando über die Ranger übernimmt. Das Geste an "Das Rätsel von Grau 17" ist aber natürlich der Kampf zwischen Marcus und Neroon – weniger, weil dieser so überaus spektakulär in Szene gesetzt wäre, als vielmehr während der Spannung, Dramatik, sowie der Emotionen, die dabei mitschwingen. Eine ungemein starke Szene – die sich nun wahrlich eine bessere Folge rundherum verdient gehabt hätte.

Fazit: Zwar halte ich den schlechten Ruf der dieser Episode vorauseilt doch für einen Hauch überzogen – und in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass man von "Babylon 5" mittlerweile doch ein deutlich höheres Qualitätsniveau gewohnt ist; wäre "Das Rätsel von Grau 17" bereits in der ersten Staffel gelüftet worden, hätte sie wohl längst nicht so viel negatives Aufsehen erregt – aber ja, stimmt schon, ein Highlight war sie jetzt nicht unbedingt. Und dabei fängt die Episode eigentlich recht vielversprechend an, denn die Grundidee einer verschollenen Ebene auf Babylon 5 hat in meinen Augen durchaus einen gewissen Charme. In den letzten 10-15 Minuten fällt dieser Teil der Handlung aber dann leider völlig in sich zusammen, angefangen beim wenig überzeugenden Kult, der sich in der Ebene eingenistet hat, über die grauenhafte (statt grauenerregende) Umsetzung des Zarg, bis hin zur peinlichen MacGyver-Einlage, die ich für den mit Abstand größten Schwachpunkt der Episode halte. Die B-Story rund um die Krönung von Delenn zum neuen Ranger Eins kann dies letztendlich – trotz des phantastischen, hochdramatischen Kampfes zwischen Marcus und Neroon, den ich zu den besten Momenten der dritten Staffel zähle – auch nicht mehr ganz kompensieren, und so haben wir insgesamt eine zwar sicherlich nicht abgrundtief schlechte, aber zweifellos unterdurchschnittliche Episode vor uns, die vom Qualitätsniveau her eher an die Anfangszeit als an die letzten, überwiegend gelungenen, Folgen der Serie erinnert.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel


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Vom Skript zur Folge:
Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Gleich zu Beginn der Episode, bei der Szene mit der Rekrutierung der Telepathen, fehlt ein kurzer Moment zwischen Zack und einem Pak'ma'ra: "Ich sagte wir suchen nach Telepathen, nach Gedankenlesern, nicht Gedankenfressern. Es ist nichts persönliches, einige meiner besten Freunde sind Aasfresser, aber das ist halt nicht, wonach wir gerade suchen."

  • Auch ein kurzer amüsanter Moment mit Ivanova hat es nicht in die fertige Folge geschafft. Nachdem sie in die untere Ebene gegangen ist um nach Franklin zu suchen, wird sie von einem Weiberheld angesprochen: "Hey… kann ich Ihnen einen Drink spendieren?" "Ich bin beschäftigt." "Für einen Drink ist immer Zeit. Was immer Sie wollen." "Chateau Lafite-Rothschild, 2147, bevorzugterweise von den Reben der Südseite des Weinguts. Ich schlage vor, Sie öffnen ihn jetzt und geben ihm etwas Zeit zum Atmen – was hier unten Tage dauern könnte.".

  • Ein kurzer Kommentar von Stephen an Ivanova, als ihn diese in der unteren Ebene aufsucht: "Als ich sechs war versuchte ich, von zu Hause wegzulaufen. Meine Mum sagte: "Ok, du kannst gehen. Ich gehe hinter dir nach und gebe Acht, dass du dich nicht verläufst." Hat dem Ganzen irgendwie den Spaß geraubt."

  • Kein Unterschied, aber ein witziger Nebensatz: Zur Mitte der dritten Staffel spielte die Besetzung Jason Carter einen ziemlich fiesen Streich, und erzählte ihm, dass er in einer zukünftigen Folge sterben werde. Wie es der Zufall so will, war das Drehbuch zu "Das Rätsel von Grau 17" eines der nächsten Drehbücher, dass an Cast & Crew ausgegeben wurde. JMS wusste von dem Streich, und fügte dann im Drehbuch als Marcus lebend gefunden wurde den Satz ein "Du kannst dich nun wieder entspannen, Jason."



  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 7"


    Produktionsnotizen:
    Da "Die Schlacht der Telepathen" ursprünglich direkt nach "Zeit des Abschies" und somit noch vor dem Sinclair-Zweiteiler geplant war, hätte somit eigentlich auch "Das Rätsel von Grau 17" – wo Delenn zu Beginn Minbar besucht um Sinclairs Nachlass entgegenzunehmen – unmittelbar nach "Tausend Jahre durch die Zeit" ausgestrahlt werden sollen.

    Stimmen zur Episode:
    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Bill Mumy über "Das Rätsel von Grau 17": „Das war eine gute Episode für Lennier. Auf subtiler Weise, wenn man die Aufmerksamkeit auf Lennier richtet, wird man bemerken dass er viel Verantwortung übernommen hat, und sich mittlerweile recht wohl dabei fühlt, andere zu führen und etwas erledigt zu bekommen, herumzustehen und sich um bestimmte Angelegenheiten zu kümmern. Auf der anderen Seite hast du den größeren, offensichtlicheren Handlungsstrang, wo er Marcus im Prinzip in eine Nahtod-Situation manövriert. Lennier schleppt einige Schuld dafür herum, auch wenn es letztendlich ohne Marcus' Tod geendet hat.”

  • Jason Carter über den Kampf mit Neroon: „Was ich daran ganz besonders mochte war die gebündelte Entschlossenheit. Die meisten anderen Kämpfe die du mit Marcus siehst sind mit ziemlich beliebigen, unangenehmen Individuen um die er sich kümmern muss. Persönlichkeit spielt da kaum eine Rolle. Aber wenn du eins gegen eins mit jemandem zu tun hast der berühmt dafür ist ein toller Kämpfer zu sein, weißt du dass du unterlegen bist – und dieser Fokus… es ist fast unmöglich nicht zu wissen dass du verlieren wirst, und daher kommt diese Entschlossenheit. Genau da kommt Marcus' Ehre ins Spiel, seine Entschlossenheit eine bestimmte Rolle auszufüllen. Wenn es seine Bestimmung ist, in diesem Moment zu sterben, um so Delenn das Leben zu retten, dann… ok, er wird sein Möglichstes versuchen um nicht zu sterben, aber er wird zuallererst seine Pflicht erfüllen..”

  • John Flinn über den Dreh der Kampfszenen: „Das war brutal. Ich war mit der Kamera so nah dran dass ich mit dem Kampfstab immer wieder getroffen wurde, in die Brust, den Bauch, meine Knie, en Kopf… aber wir haben es durchgezogen. Es war ein harter Kampf, es war ein brutaler Kampf, aber das ist genau wie es sein sollte. Als wir an dem Tag fertig waren fühlte ich mich als wäre ich in einer echten Schlägerei gewesen. Ich werde so enthusiastisch dass es mir einfach egal ist.”


  • Jason Carter über die Kampfszenen: „Meine Arroganz als Brite führt dazu, dass ich verdammt noch mal den ganzen Kampf alleine machen will, aber dabei kämpft man gegen die Regeln der Versicherungsfirma und auch den Präzedenzfällen von Schauspielern die es tatsächlich geschafft haben, sich selbst zu verletzen. Die Tatsache dass ich mich nie verletzte, oder zumindest noch nicht verletzt habe, spielt da keine Rolle. Es ist eine Regel, eine bürokratische Regel. Aber Kerry [Rossall, Stund-Koordinator] leitet den Kampf, und ich schaue dabei so aufmerksam als möglich zu und übe es und mache es nebenher. Dann drehen sie es mit den Stuntleuten, und dann mit mir. Die Frage ist nur ob genug Zeit für mich sein wird, um die ganze Szene zu drehen. Das ist etwas, dass mich persönlich frustriert, da ich gerne alles machen würde, arroganter Bastard der ich nun mal bin!”


  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return"


    Kommentare von JMS
    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Ok, lasst uns gleich damit anfangen, indem ich zugebe dass Teile dieser Episode zu den dümmsten Dingen gehören die je auf Zelluloid gebannt wurde, und lasst uns das somit gleich aus dem Weg schaffen, ok? Ich übernehme gerne teilweise die Schuld dafür, und werde einiges davon auch gleich besprechen, aber insoweit es die Zarg-Kontroverse betrifft… ihr werdet im Drehbuch bemerken dass ich wiederholt auf die Tatsache hinweise dass es stockdunkel ist wenn wir den Zarg vorstellen, ein Punkt den ich auch wiederholt mit John [Anmerkung: John C. Flinn III, sonst director of photography, hier zum Regisseur befördert] während der Besprechungen hervorgehoben habe die wir vor dem Beginn der Dreharbeiten abhielten. Es steht sogar klar und deutlich auf Seite 39 des Drehbuchs: "Wir bekommen es nie wirklich gut zu sehen." Ich hab' den verdammten Satz sogar unterstrichen.

    Ich tat dies da ich endlich gelernt hatte – ja, es hatte drei Jahre gedauert ehe ich es endlich kapiert hatte, aber schlussendlich war es dann doch einmal soweit – dass jedes Mal wenn wir eine Gummimonster-Story machten es letztendlich albern aussah da du einfach kein gutes Gummimonster mit dem Budget einer TV-Serie machen kannst, vor allem nicht mit unserem. Ich wollte eine Kreatur, aber ich wollte nicht dass man sie sieht, teilweise aus den gerade erwähnten Gründen, aber auch weil ich dachte es wäre beängstigender wenn wir nur kurze Blicke erhaschen würden wie es sich durch die Dunkelheit schlitzt. Manchmal ist weniger mehr. Als ich mich mit den Special Effect- und Kreaturdesign-Leuten von Optic Nerve hingesetzt habe, sagte ich ihnen sogar dass bestimmte Elemente des Kreaturdesigns keine Rolle spielen da wir es ohnehin nie sehen würden. Wir besprachen es so. Wir waren uns einig. Es steht so im Drehbuch - und die Belichtung des Zargs hätte nicht heller sein können wenn wir mitten auf Bühne C eine Wasserstoffbombe gezündet hätten… und glaubt nicht ich wäre nicht in Versuchung gewesen genau das zu tun als die ersten Rohaufnahmen davon eintrafen. Ich nehme gerne die Schuld für die Puppe, Jeremiah's schwülstige Reden, und die Blödheit Dampf dafür zu verwenden um Kugeln abzufeuern auf mich… aber der Zarg geht auf Johns Konto. Die große Ironie darin ist, dass wir John immer als den Fürsten der Finsternis bezeichneten, da er die Serie immer gern unterbelichtete, und so viel als möglich in Schatten und Dunkelheit versinken ließ. Warum er just beim Zarg genau die gegenteilige Richtung einschlug ist zwischen John und was auch immer für welche Gottheit er anbetet.

  • Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Bequemlichkeit ist der Feind von guter Schriftstellerei; wenn ein Autor etwas in ein Drehbuch einfügt um sich die Dinge leichter zu machen, hast du jedes Mal Probleme. Insofern ist der Handlungsfaden rund um das Schießeisen dass Garibaldi aus seinem Schrank holt nichts anderes ist als schlechte Schreibe meinerseits. "Warum hast du den ausgegraben?", fragt Zack. "Weiß auch nicht", sagt Garibaldi… aber die Antwort ist natürlich "Weil der Autor braucht dass du ihn im vierten Akt bei dir trägst." Es ist eine derart lahme, faule Ausrede dass ich ihm nicht einmal eine halbwegs anständige Begründung dafür geben konnte, warum er ihn hat. "Weiß auch nicht." Ja, das ist Shakespeare. Warum kümmert sich Garibaldi, der Chef der Sicherheit, um solch eine routinemäßige Untersuchung, statt sie an Zack oder jemand anderen zu delegieren, vor allem angesichts der Tatsache dass er den Grauen Sektor hasst? Schriftstellerische Bequemlichkeit. Faulheit. Dummheit. Wie kommt es dass er so schnell zu vermuten beginnt dass es ein fehlendes Stockwerk gibt, weshalb das erste was er tut ist damit zu beginnen, die Sekunden zwischen den Stockwerken zu zählen? Genau das Gleiche. Die Hälfte dieser Episode liebe ich. Die andere Hälfte sollte man an einen Felsen gebunden im Meer versenken, und mich gleich mit dazu.


  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 7"

  • Die Jeremiah-Handlung war eine dieser Dinge die auf dem Papier großartig aussehen, aber wenn du sie dann in die Kamera bekommst… ich weiß nicht, es ist eines dieser seltsamen Dinge die im Fernsehen manchmal vorkommen. Manchmal hast du was du für ein mittelmäßiges Drehbuch hältst, und vor laufender Kamera erwacht es so richtig zum Leben, und manchmal sieht etwas auf dem Papier toll aus, aber im echten Leben… meh. Ich bin glücklich mit all den anderen Sachen in der Episode, aber der Jeremiah-Thread hat nicht so funktioniert wie er sollte. Ich denke das ist bis zu einem gewissen Grad insofern auch meine Schuld, als ich mich in meinem Hirn bereits auf die Dinge eingerichtet habe, die beginnend mit der nächsten Episode anlaufen, und das Grau 17-Ding war etwas dass ich schon seit langem tun wollte, und es würde in der Zukunft keine gute Gelegenheit mehr geben um es unterzukriegen, und deshalb hab ich mich da rangesetzt. Was den Zarg betrifft, das ist auch so eine Sache die visuell nicht so rübergekommen sind wie ich wollte. Insgesamt würde ich also zustimmen… von allen Staffel 3-Episoden, ist diese wohl von allen die am wenigsten wirkungsvollste. Aber eine einzige in einer ganzen Staffel, das ist gar nicht mal so schlecht.

  • Warum hast du alle Episoden der Staffel geschrieben? Gab es einen Vorfall von dem wir nichts wissen?
    Nein, kein Vorfall. Mit Jahr drei war es so dass es so viel gab dass abgeschlossen wurde, und vorbereitet wurde, und seine Schatten vorauswarf, und einfach so viel detailliertes Wissen darüber erforderte wohin die Serie sich bewegte, und wo sie schon überall war, dass es dies fast unmöglich machte irgendwelche Autoren von außen hineinzubringen.

    Episodenbild (c) Warner Bros. Es gab noch keine einzige Serie in der Geschichte des Fernsehens wo jede Episode über jedwede Kritik erhaben war. Manche sind besser, manche sind schlechter, manche sind durchschnittlich. Es gibt viele "Twilight Zone"-Episoden von Rod Serling die einfach nur brillant sind. Und manche, die scheitern. Das liegt in der Natur der Sache. Manchmal sieht etwas auf dem Papier großartig aus, und scheitert dann auf der Bühne (und manchmal passiert das genau Gegenteil: Du denkst du hast etwas dass nicht funktionieren wird, und irgendwie startet die gefilmte Version dann durch). Es gibt vieles an "Die Schlacht der Telepathen" das mir gefällt, und manches das einfach nicht so recht funktioniert hat. Du versucht hie und da etwas anderes, und manchmal funktioniert es, und manchmal nicht. Fernsehen, oder jedwede Form der Schriftstellerei, ist ein fortwährender Prozess von Versuch und Fehlschlag. Es ist nicht so, dass du von einem Tag auf dem nächsten vergisst, wie man schreibt, oder schlecht schreibst… du fällst sehr selten unter ein bestimmtes Level wenn du es mal erreicht hast.

    Es gibt keinen einzigen lebenden Autoren der nur hervorragendes Zeug hervorgebracht hat. Jemand könnte wohl ein Leben lang durchschnittliches Zeug veröffentlichen, einfach in dem er nichts wagst… aber ich denke es ist besser, hoch zu zielen, und manchmal auf die Nase zu fallen, im Wissen dass du von einem aus fünf Versuchen etwas Großartiges erhalten wirst, als überhaupt nichts zu wagen und nur ok zu sein. Mit "Grau 17" ist es das Gleiche für mich. Es gibt Stücke davon die ich sehr mag. Und manche Teile davon sind fürchterlich auf die Schnauze gefallen. Das ist nun mal der Lauf der Dinge. Ich dachte ich versuche mal etwas anderes, was den Ton von "Grau" betrifft, und während das Drehbuch überwiegend funktioniert, ist die Produktion selbst in bestimmten Aspekten gescheitert. Das kommt vor. Das hat nichts zu sagen.

    Die folgenden drei hingegen, "Tod eines Intriganten", "Der große Schlag" und "Der Alleingang" zählen zum Besten dass wir je gemacht haben. Die vorausgehende P5-Umfrage weist "Der Alleingang" als die bisher beste Episode der gesamten Serie aus. Habe ich auf einmal gelernt, besser zu schreiben? Falls es ein Problem damit gab, dass ich müde wurde, dann solltest du doch eigentlich eine abnehmende Qualität erkennen, oder? Aber die letzten drei zählen zu unserer besten Arbeit bisher. Der Kern der Sache ist etwas dass ich jemanden vor einer Weile über TV habe sagen hören: Ein Fehlschlag, oder ein Flop, oder ein Fehltritt passiert ebenso oft durch Zufall wie durch Unvermögen; aber echte Qualität ist nie ein Zufall. Demnach ist Letzteres aussagekräftiger was das Niveau einer Serie betrifft als Ersteres, da Unfälle und Fehltritte immer mal passieren.

    "Die Schlacht der Telepathen" ist in meinen Augen eine gute Episode mit ein paar klobigen Stellen; für mich ist es eine mittelmäßige Episode. "Grau" bleibt für mich hinter dem sogar noch ein Stückchen zurück. Andererseits bin ich sehr hart zu meinen Episoden; viele Leute mochten "Die Schlacht der Telepathen" sehr gerne. Ich mochte "Ein unheimlicher Fund" nicht wirklich, aber vielen gefiel sie; und andere Episoden die ich innig liebe, wie "Eine Frage der Farbe", setzen sich nicht so recht durch. Es ist subjektiv. Und wenn du sagst der Kampf lässt zu wünschen übrig… andere mochten ihn. Ich würde also davor warnen, deinen Standard als einen objektiven anzusetzen der irgendwie wahrer ist als ein anderer, weshalb du fragst "Was stimmt mit dir nicht, dass ich diese Meinung habe?". Wenn jeder auf dem Planeten diese Meinung teilt, dann bist du an was dran. Ansonsten… Und es gibt immer Leute die das ganze Charakterzeug nicht wollen, sondern nur die Kämpfe… und manche für die die CGI von sekundärem Interesse ist, im Vergleich zu Handlung… und jene die nur Arc-Geschichten haben wollen… und die die Einzelgeschichten ganz besonders mögen. Manches ergibt sich einfach daraus, was du willst.

    Episodenbild (c) Warner Bros. Jedenfalls, um es auf den Punkt zu bringen – und ich bin ein paar Mal um die Scheune herumgelaufen um ihn zu erreichen, aber: Nein, es gibt keinen "Vorfall" und ich wüsste nicht einmal worauf sich das beziehen könnte. Manche Episoden funktionieren besser für einige Leute als für andere. Das wird immer passieren, egal ob du 1 oder 50 Personen hast die Drehbücher schreiben. Ich habe einige sehr negative Kommentare (und auch viele positive) bezüglich Peter David's Drehbüchern vernommen, die du anführst. Den Briten schienen diese ganz besonders zu missfallen. Und in den P5-Umfragen sind alle Freelance-Drehbücher im unteren Drittel des Rankings. Es ist also nicht wirklich eine Frage von Freelancern oder nicht, sondern einfach nur, dass TV wechselhaft ist, wie jede Form des Schreibens. Nicht jede Episode wird für dich funktionieren. Das solltest du auch nicht erwarten. Ich bin ein großer "X-Files"-Fan… aber da sind einige Drehbücher die für mich besser funktionieren als andere. Was nichts anderes heißt dass eine bestimmte Episode für mich halt einfach nicht funktioniert hat. Das ist die Natur des Fernsehens.

    Ich bin mir sicher jemand wird dies als abwehrende Haltung auslegen, aber ganz ehrlich, so meine ich das nicht. Ich versuche es lediglich von dieser Perspektive aus zu erklären. Mein vorangegangener ausführender Produzent pflegte zu sagen "Du leistest wirklich gute Arbeit wenn in einer Staffel, ein Drittel davon sehr gut ist, ein Drittel ok, und ein Drittel dass du den Rest deines natürlichen Lebens nicht mehr sehen willst." Ich denke wir sind weitaus besser als das, und das ist eine verdammt große Leistung.

  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5

    Zusammengestellt und übersetzt von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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