Die Hüter des Wissens |
Episodennummer: 3x07 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 12. Februar 1996 Erstausstrahlung D: 03. November 1996 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Kevin Cremin Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allaln, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: Aubrey Morris als Duncan, Joshua Cox als Lt. Corwin, James Warwick als Matthew Duffin, Wylie Small als Jacque Lee u.a. Kurzinhalt: In der unteren Ebene wird ein Mann tot aufgefunden. An seiner Wirbelsäule findet Doctor Franklin bei der Autopsie einen Parasiten, der sich scheinbar mit dem Nervensystem des Opfers verbinden wollte. Marcus wird indes hellhörig, als einer seiner Informanten in Zukunft nicht mehr für ihn arbeiten will. Als er ihn zur Rede stellt, behauptet er, eine neue Berufung gefunden zu haben. Er begibt sich mit einer Gruppe sich auffällig verhaltener Menschen, die auf der unteren Ebene lebt, und immer zahlreicher wird. Als dann auch noch ein Händler und guter Freund von ihm verschwindet, wendet sich Marcus an Garibaldi – doch dieser sieht keinen Grund, wegen ein paar verschwundener und/oder sich seltsam verhaltener Leute auf der unteren Ebene Ermittlungen anzustellen, und hält das Ganze wenn überhaupt ehe reinen Fall für Doctor Franklin. Dieser vermutet daraufhin, dass das seltsame Verhalten der Personen und der Parasit des Opfers in Verbindung stehen könnten. Handelt es sich etwa um eine Art Invasion durch außerirdische Wesen? Franklin und Marcus begeben sich in die untere Ebene – und werden von den "besessenen" Menschen schon bald gefangen genommen. Währenddessen erhält Corwin seine Beförderung zum Lieutenant. Sein neuer Status würde es den Verschwörern deutlich schwerer machen als bisher, ihre Arbeit fortzusetzen – weshalb Commander Ivanova herausfinden soll, wo seine Loyalitäten liegen, und ob sie ihn einweihen können… Denkwürdige Zitate: "Don't you ever shut up?" "Not until I get what I want. Why? Do you think silent meditation would work better?" "Ivanova's right. You are a pain in the ass." (Amüsanter Dialog zwischen Garibaldi und Marcus.) "Roses never offend a woman, except by their absence." (Schreibt das auf!) "There are three of them with guns, against two of us with nothing. They'll cut us down before we get halfway across the room." "All we need is for one of them to leave the room. Then there will be only one man with a gun." "Excuse me, where I come from, one man from three leaves two." "Where I come from is a far more interesting place." (Franklin und Marcus planen ihren Ausbruch.) "You care too much to bluff your way out of this convincingly. Let me try. Oh… for the record: If they kill me, this was not a good idea on my part." (Marcus zu Franklin, bevor er sich den Vindrizi stellt.) "Maybe we all need to wake up, become special, before it's too late." (Duncans Abschiedsworte an Marcus.) Review: ![]() Die – nachvollziehbare – Skepsis nicht nur des Zuschauers sondern auch von Marcus und Franklin führt dann auch zu einem etwas traurigen Ausgang, als Duncan sein durch die Vindrizi gewonnenes neues Leben aufgeben muss, um Marcus davon zu überzeugen, dass sie die Wahrheit sagen. Ganz perfekt sind diese Szene und dieser Ausgang allerdings nicht. Einerseits hätte ich mir ein etwas tragischeres Ende gewünscht – denn Duncan mag zwar das Wissen der Vindrizi und all deren Erinnerungen verloren haben, ist aber nach wie vor dank der Auswirkungen der Verschmelzung von seinem Husten (was auch immer diesen ausgelöst hat) geheilt, und nun kerngesund. Etwas seltsam erscheint auch, dass er auf einmal über das Geld zu verfügen scheint, den Weltraum zu bereisen – warum war er dann überhaupt als ärmlicher Händler auf der unteren Ebene? Und so nett die Szene in der sich Duncan an das Wissen der Vindrizi erinnert auch gewesen sein mag, aber seine Rede erinnert doch etwas zu sehr an Roy Battys ikonische Worte aus "Blade Runner" – vor allem, da auch er Orion erwähnt. Möglicherweise war es von JMS ja als bewusste Hommage gedacht, aber mich hat es eher aus dem Moment herausgerissen. Was ich wiederum gut fand, war die plausible und nachvollziehbare Erklärung der Vindrizi, warum sie ihre Taten im Geheimen vollbringen. Wissen ist Macht – und wenn andere Völker von ihnen wüssten, könnte man sie entweder jagen um an ihr Wissen zu gelangen, oder sie überhaupt gleich auslöschen wollen. Und auch wenn die Episode grundsätzlich vom übergreifenden Arc wieder sehr unabhängig war, so wird mit der Ankündigung des "Pakets" vom Mars immerhin die nächste, grandiose Episode "Das Netz der Lügen" vorbereitet und dem Zuschauer damit wenigstens ein kleines Puzzlestück aus dem Handlungsrahmen präsentiert. ![]() Was die Episode dann zusätzlich aufwertet, ist die B-Story rund um Ivanova und Corwin. Was durchaus ernst beginnt und endet – nämlich mit der Frage (und der negativen Antwort), ob man Corwin in die Verschwörung rund um die Bemühungen, Präsident Clark des Amtes zu entheben, einweihen soll oder nicht – entwickelt sich in der Mitte zu einer höchst amüsanten, auf einem Missverständnis basierenden, Komödie als Corwin – nicht unverständlicherweise – Ivanovas unschuldige Einladung auf einen Kaffee – jedoch nicht irgendwo in der Öffentlichkeit, sondern gleich in ihrem Quartier! – als Einladung zu einem Date missinterpretiert. Seine Reaktion auf die Einladung, die – und auch dies ist angesichts Ivanovas oftmals sehr aggressiver Persönlichkeit durchaus verständlich – irgendwo zwischen Schock, Furcht, Unbeholfenheit und Vorfreude bewegt, ist einfach nur köstlich. Auch alles rund um die Rosen ist sehr amüsant. Als er Ivanovas zuerst irritierte Reaktion auf die Rosen sieht, behauptet er, sie einfach vor der Tür gefunden zu haben – nur um hören zu müssen, wie Ivanova ihm gesteht, eine Schwäche für Rosen zu haben, und sich über diese Aufmerksamkeit, von wem auch immer sie stammen mag, sehr freut. Als Ivanova am Ende dann allerdings hört, dass sich Marcus für sie interessiert und deshalb davon ausgeht, sie seien von ihm, knallt sie sie ihm ungehalten auf den Tisch – was dieser wiederum als Einladung auffasst, seine diesbezüglichen Interessen weiterzuverfolgen. Insgesamt ist diese B-Story einfach eine nette, unterhaltsame Ansammlung von Missverständnissen. ![]() Fazit: "Die Hüter des Wissens" ist eine für "Babylon 5" doch eher untypische "Alien der Woche"-Geschichte, die man genauso gut auch innerhalb des "Star Trek"-Universums erzählen könnte. Zwar ist die Story grundsätzlich ganz nett und wird vor allem durch die gelungene, bei der Erstsichtung durchaus überraschende Wendung am Ende aufgewertet, die geschickt mit den Vorurteilen und Erwartungen des Zuschauers spielt und die Handlung der Folge auf den Kopf stellt, dennoch verstand es die Episode leider nicht, mich so richtig zu packen. Selbst im Angesicht des vermeintlich drohenden Invasion sowie der Gefangenschaft von Marcus und Franklin fehlte es "Die Hüter des Wissens" an jeglicher Spannung – was wohl in erster Linie der Inszenierung durch Kevin Cremin anzulasten ist. Gut gefallen haben mir dafür die schauspielerischen Leistungen, wobei insbesondere Gaststar Aubrey Morris als Duncan sowie das gelungene Zusammenspiel zwischen Jason Carter und Richard Biggs besticht. Auch die komödiantische B-Story rund um Ivanova, Corwin, ihr vermeintliches Date, und das Verwirrspiel rund um die Rosen, wertet die Episode für mich auf. Zusammen mit dem netten Twist rund um die Absichten der Vindrizi sorgt dies insgesamt dafür, dass die positiven Aspekte für mich letzten Endes doch denkbar knapp überwiegen. Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Die Hüter des Wissens" im SpacePub! Hintergrundinformationen: Vom Skript zur Folge: Die Änderungen zwischen Drehbuch und fertiger Episode sind wieder einmal sehr überschaubar. Im Skript wird gezeigt, wie Dr. Franklin neuerlich Stims zu sich nimmt; dies fehlte in der Ausstrahlung. Außerdem sagt im Drehbuch Samuel, um sie davon zu überzeugen, die Vindrizi zu unterstützen, noch zu Doctor Franklin: "Wollen Sie uns wirklich aufhalten, Doktor? Würden sie die Bücherei von Alexandria noch einmal niederbrennen?" Der größte Unterschied ist wohl, dass im Drehbuch noch jene Szene fehlt, in der Ivanova in Richtung Sheridan bezüglich Corwin kurz den Kopf schüttelt. Davon abgesehen wäre mir nichts Erwähnenswertes aufgefallen. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 6" Stimmen zur Episode: ![]() Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return" Kommentare von JMS ![]() Abrisse saugen die Luft aus diesem Prozess heraus. Du musst raten, wie sich die Story entwickeln wird bevor du dich darin befindest, und wie schon jemand über die Kriegsführung gesagt hat: Kein Schlachtplan überlebt jemals den Feindkontakt. Letztendlich passiert es mir dann oft dass ich gegen den Abriss kämpfe sobald ich damit anfange zu schreiben da mir immer wieder etwas Besseres einfällt. Außerdem ist wenn der Abriss einmal geschrieben ist der Druck, die Geschichte erzählen zu müssen, entwichen, da sie schon erzählt wurde. Das Drehbuch ist dann nur mehr eine Frage davon, es umzuschreiben und den Abriss zu erweitern. Ich hasse sie. Hasse sie, hasse sie, hasse sie, hasse sie. Meine besseren Drehbücher sind üblicherweise binnen weniger Tage geschrieben, in der zuvor erwähnten Weißglut, weil es dann keine Zeit für Selbstzweifel gibt, denn genau dort gerade ich dann meist in Schwierigkeiten. Wenn ich es in dieser Weißglut schreibe, ist es üblicherweise ziemlich gut. Falls ich lange daran schreibe, wird es fast immer all den Glanz und die Anziehungskraft von etwas haben, dass du am Boden eines Pornokinos findest. Je länger das schreiben dauert, desto schlechter das Drehbuch, was viel dazu beiträgt Episoden wie "Das Rätsel von Grau 17" zu erklären… und von "Die Hüter des Wissens". Letzteres war das eine Mal wo mich die Tatsache, dass ich keinen Abriss geschrieben habe, in den Hintern gebissen hat. Wie bei meinem Kommentar zu "" erwähnt war ich mitten im Verfassen von "Die Hüter des Wissens" als ein Gewerkschaftsstreik das "Babylon 5"-Set heimsuchte und die Produktion unterbrach bis wir die Verhandlungen erfolgreich abschließen konnten. Während dieser Zeit war jede Zelle meines Gehirns damit beschäftigt einen Weg zu finden die Show zu retten, was alles andere hinausjagte das ich tat, dachte, oder zu tun gedachte. Nachdem die Angelegenheit mit der Gewerkschaft eine Woche später geklärt war, saß ich mich hin um die zweite Hälfte von "Die Hüter des Wissens" zu schreiben, und bemerkte zu meinem Entsetzen dass der Rest der Geschichte weg war. Als ich damit begann das Drehbuch zu schreiben, ohne Notizen irgendeiner Art, war die Geschichte kristallklar in meinem Kopf. Nun… war da gar nichts. Ich hatte eine generelle Idee davon wo es sich hinentwickeln sollte, aber die Einzelheiten des Endes, wie wir dorthin gelangen sollten, und die Teile dazwischen, alles davon hatte sich spurlos in Luft aufgelöst. Das sollte erklären warum die erste Hälfte der Episode ein ziemlich gutes Set-Up ist… während die zweite Hälfte einfach nur atemberaubend schlecht ist, zumindest meiner Meinung nach. Es ist nicht meine Schuld. Ein Hund fraß meine Hausübung. Ich schwöre. Er war riesig, ihr hättet ihn sehen sollen! ![]() Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 6"
Zusammengestellt von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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