Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte |
Die grauenvolle Inszenierung ruiniert den Film
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 19 Dezember 2011 |
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Kurzinhalt: Ein Jahr nach ihrem letzten Abenteuer in Narnia kehren Lucy und Edmund ein weiteres Mal in dieses phantastische Reich zurück. Als Portal dient ihnen diesmal ein Bild im Haus ihres Neffen Eustace - der ebenfalls unfreiwillig mit ihnen in die magische Welt von Narnia hineingezogen wird. Dort gibt es für Ludy und Edmund ein Wiedersehen mit Kaspian, sowie mit dem immer noch abenteuerlustigen Mäuserich Reepicheep. Doch die beiden wurden aus einem ganz bestimmten Grund zurückgebracht. An Bord des Schiffes "Morgenröte" begeben sie sich auf eine abenteuerliche und gefahrvolle Reise zu einer mysteriösen Insel, von der die möglicherweise größte Bedrohung ausgeht, der sich Narnia bisher gegenübersah. Denn von dort aus überzieht ein giftig-grüner Nebel die Lande, und ruft zahlreiche Bewohner zu sich. Es ist an Kaspian, Lucy, Edmund, Reepicheep und auch Eustace, sich dieser Bedrohung in den Weg zu stellen und die bereits vom Nebel gefangenen Bewohner Narnia's zu befreien. Doch der Nebel ist tückisch - kennt er doch sowohl all ihre Ängst, als auch ihre verborgensten Wünsche und Träume… Review: ![]() Das beginnt schon bei der hier erzählten Handlung, die längst nicht mehr so episch daherkommt wie bei den beiden Vorgängern. So muss man diesmal nicht nur auf eine große Schlacht am Ende verzichten – was jedoch genau genommen sogar dabei hilft, die ständigen "Herr der Ringe"-Vergleiche zu "verhindern" und dem Film einen eigenständigeren Charakter zu verleihen – auch die Anzahl an Figuren ist überschaubar. Zumal diesmal bis auf ihren Neffen Eustace kaum wichtige neue Figuren hinzukommen – und dieser erwies sich für mich als eine der größten Schwächen des Films. Ich habe selten einen nervigeren Charakter erlebt – bereits nach seinem ersten Auftritt hätte ich ihn am liebsten schon über die Planke gehen lassen, und danach wurde es in jeder Szene schlimmer. Auch seine spätere Läuterung hin zum großen Helden der Geschichte hat für mich einfach nicht funktioniert. Doch auch davon abgesehen ist die Handlung kein Highlight. Nicht nur wirkt diese sehr episodenhaft und etwas zerfahren – ein klarer narrativer rahmen wollte sich für mich nicht wirklich erkennen lassen – sie wird zudem durch das Fehlen eines nachvollziehbaren, bedrohlichen Antagonisten behindert. Dieser grüne Nebel hat jedenfalls für mich als großer Bösewicht, den es zu besiegen gilt, überhaupt nicht funktioniert. Und gibt es eigentlich irgendeinen Filmfan, der bei der "denkt an nichts!"-Szene nicht unweigerlich an "Ghostbusters" und den Marshmallow-Mann denken musste?! Zu all diesen Schwachpunkten gesellen sich dann doch logische Schwächen, wie z.B. die Frage, warum in Narnia diesmal während eines Jahres in der Realität nur drei Jahre vergangen sind, und nicht wieder 1.300, wie noch bei Narnia 2. Falls es dafür irgendeine logische und nachvollziehbare Erklärung innerhalb der Handlung gibt, verabsäumen es die Drehbuchautoren, uns daran teilhaben zu lassen. Hier machte man es sich jedenfalls aus meiner Sicht viel zu leicht – zumal sich ja auch keiner der Protagonisten darüber zu wundern scheint. ![]() Die mit Abstand größte Schwäche von "Die Reise auf der Morgenröte" ist für mich aber die Inszenierung durch Michael Apted. Sämtliche visuelle Magie der Vorgänger ist verflogen; der dritte Narnia-Film sieht ungemein billig produziert aus, eher wie eine TV-Serie (wobei man aus dem Fernsehen dank hochwertig inszenierten Serien wie "Lost" mittlerweile auch schon deutlich besseres gewöhnt ist), oder ein Film des SciFi-Channels. Dieser Eindruck entsteht einerseits durch die Bildausschnitte, die Apted hier wählt – greift er doch sehr oft auf starke Nahaufnahmen zurück, was der Optik ein eingeschränktes, reduziertes Gefühl gibt – und dürfte andererseits auf die Kameras zurückzuführen sein, die hier verwendet wurden. Im Gegensatz zu den ersten beiden Narnia-Filmen wurde hier offenbar nicht mehr auf Film, sondern digital gedreht. Nun gab es durchaus schon einige Filme, die ebenfalls mit Digitalkameras gedreht wurden und dennoch dieses "Film"-Gefühl hatten – "Die Reise auf der Morgenröte" weckte hingegen unliebsame Erinnerungen an Michael Mann's "Public Enemies". Dieser wollte so, wie er die Kameras eingesetzt hat, ja ein möglichst realistisches Gefühl für die Bilder erzeugen – sie sollten mehr wie TV-liveaufnahmen denn ein Kinofilm aussehen. Ich weiß nicht, ob Michael Apted dies ebenfalls im Sinn hatte, oder er es einfach nur nicht besser wusste, wie auch immer… diese billige, an TV Doku-Soaps gemahnende Inszenierung ist für einen phantastischen Film wie "Die Reise auf der Morgenröte" jedenfalls der völlig falsche Zugang. Gerade solche Filme schreien danach, die Magie nicht nur zu zeigen, sondern sie auch auf der Leinwand spüren zu lassen. Ähnliches habe ich beim dritten Narnia-Film völlig vermisst. ![]() Mit dem letzten großen Kritikpunkt bin ich etwas vorsichtig, aus zwei Gründen. 1.) kann ich nicht 100%ig ausschließen, dass es irgendetwas mit meiner Blu Ray-Player bzw. Fernseher-Konfiguration zu tun hatte; auch wenn dieser Mangel bisher bei keinen anderen Blu Ray aufgetreten ist. Andererseits könnte ich es mir nicht erklären, warum dies nur mir negativ auffallen sollte – nun mal ehrlich, das muss doch mehr Leute stören? Damit wären wir bei 2.) Unter der Voraussetzung, dass dies nicht nur bei mir auftritt, muss ich angesichts des mangelnden Aufschreis davon ausgehen, dass es der Mehrheit der Filmkonsumenten – leider! – nicht weiter negativ auffällt, weshalb es gut möglich ist, dass es auch euch nicht stören wird. Mir persönlich hat es einen ohnehin schon schwachen Film dann aber endgültig verdorben. Die Rede ist vom "Motion Blur"-Effekt, der bei mir den ganzen Film über aufgetreten ist. Keine Ahnung, woher der kommt; vielleicht wurde mit höherer Framezahl gedreht, oder es liegt an den verwendeten Kameras… aber dadurch verlor "Die Reise auf der Morgenröte" auch noch den letzten Anstrich an Magie. Ich möchte hier keinen filmwissenschaftlichen Vortrag abhalten, aber nur ganz kurz, damit ihr versteht was ich meine: Die Rede ist von schnellen, besonders flüssigen Bewegungsabläufen. Einige TV-Hersteller versuchen uns das in letzter Zeit als neuesten Schrei zu verkaufen, sei es als "TrueMotion" oder ähnlichen schnuckeligen Namen. Für mich als Filmfan sind derartige Funktionen ein absoluter Graus, und das erste, was bei einem neuen Fernseher deaktiviert wird. Hierdurch werden die zwar die Bewegungen flüssiger, was sich vor allem bei Sportübertragungen lohnen kann – aber für Filme und Serien ist dies Gift. Warum? Zumindest mir geht es so, dass ich derartige schnelle Bewegungsabläufe mit Live-Fernsehen in Verbindung bringe, mit TV-Shows etc., aber nicht mit "dramatischen Präsentationen". Grund hierfür ist, dass mit Live-Kameras seit jeher mit höherer Framezahl gedreht wird als bei Filmen und Serien (da diese normalerweise mit Videokameras gedreht wurden, Filme und Serien aber zumeist auf Film). ![]() Bei aller Kritik will ich jedoch auch die wenigen vorhandenen positiven Aspekte nicht verschweigen. So schlicht und episodenhaft die Handlung auch gewesen sein mag, mit ihrer eher auf ein Abenteuer bzw. eine Aufgabe zugeschnittene Handlung, denn eine große Schlacht auf die im Endeffekt alles hinausläuft, bedient man eine andere Art der Fantasy, welche von den "Narnia"-Filmen bisher eher vernachlässigt wurde. Auch gab es zwischendurch die eine oder andere gelungene Szene, wie die sich öffnende Tür mitten in der Landschaft, bzw. generell alles, was sich im Haus der Zaubersprüche zugetragen hat. Meine absolute Lieblingsszene war dann jene im Spiegel, als Aslan Lucy danach warnt, dass sie sich quasi "weggewünscht" hat, und man eine gerade auch für Kinder und junge Erwachsene wichtige Message vermittelt. Auf der Insel hat man etwas später mit "If it is a distraction for you I can change form" und dem darauffolgenden protestierenden "No!" von Kaspian und Edmund (sowie Lucy's missbilligendem Blick) den einzigen wirklich gelungenen Gag des Films zu bieten. Und am Ende präsentiert man uns mit dem Meer aus Blumen zumindest noch zum Abschluss ein beeindruckendes, imposantes und denkwürdigendes Bild. Generell waren die letzten Minuten, gerade auch im Vergleich zum Film zuvor, erstaunlich gut getrickst, wobei vor allem Aslan wieder einmal überzeugen konnte. Auch die Entscheidung von Reepicheep fand ich gelungen umgesetzt. Einzig die wieder einmal überdeutliche christliche Symbolik ("In eurer Welt kennt ihr mich unter einem anderen Namen" – hätte Aslan dann nicht eigentlich eher ein Fisch denn ein Löwe sein müssen?!?!) hat mit den Abschluss annähernd verdorben, wie auch die gefährliche Drohung, Eustace könnte bei einer allfälligen Fortsetzung zurückkehren. Angesichts des nicht wirklich berauschenden Einspielergebnisses dürfte sich dies aber ohnehin erledigt haben, und es tut mir leid, aber… nach "Die Reise auf der Morgenröte" fällt es mir schwer, darüber allzu traurig zu sein. Wie heißt es doch so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende… Fazit: ![]() Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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