Submarine
Witzig, authentisch, warmherzig... und "very british"! Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 17 November 2011
 
Submarine
(Submarine, UK 2010)
 
Submarine
Bewertung:
Studio/Verleih: Film4/Koolfilm
Regie: Richard Ayoade
Produzenten: U.a. Mary Burke, Mark Herbert, Andy Stebbing & Ben Stiller
Drehbuch: Richard Ayoade, nach dem Roman von Joe Dunthorne
Filmmusik: Andrew Hewitt
Kamera: Erik Wilson
Schnitt: Chris Dickens & Nick Fenton
Genre: Jugendkomödie
Kinostart Deutschland: 17. November 2011
Kinostart UK: 18. März 2011
Laufzeit: 97 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Soundtrack, Roman
Mit: Craig Roberts, Yasmin Paige, Noah Taylor, Sally Hawkins, Paddy Considine u.a.


Kurzinhalt: Der 15-jährige Oliver Tate ist in seiner Schule eher ein Außenseiter, sehnt sich aber natürlich genauso wie alle anderen nach ersten Erfahrungen mit Liebe, Beziehungen und Sex. Vor allem die ebenfalls etwas im Abseits stehende Jordana hat es ihm angetan. Diese ist zwar ziemlich schräg und hat eine leicht dominante sowie pyromane Ader, erscheint aber im Gegensatz zu vielen anderen, beliebten Mädels zumindest ansatzweise in seiner Liga zu sein. Als er sie dann tatsächlich für sich gewinnen kann und er seine erste Beziehung hat, ist er fest dazu entschlossen, der beste Freund aller Zeiten zu sein, um sie ja nicht zu verlieren. Doch als Jordana's Familie einen schweren Schicksalsschlag verkraften muss, wird seine Entschlossenheit auf eine erste, harte Probe gestellt. Doch auch in seiner eigenen Familie kriselt es: Sein Vater leidet immer wieder an Depressionen, und seine Mutter scheint auch immer unglücklicher zu werden. Wie er bei seiner regelmäßigen Inspektion ihres Schlafzimmers festgestellt hat, hatten sie bereits sehr mehreren Wochen keinen Sex mehr. Als dann gegenüber just die Jugendliebe seiner Mutter einzieht, setzt Oliver alles daran, die Ehe seiner Eltern zu retten…

Review: ImageDas erste Prädikat, das mir nach Sichtung des Films in den Sinn kam, ist "very british". "Submarine" ist ein – erfrischend – schräger und origineller Film über das Erwachsenwerden, mit einigen zum Schreien komischen Dialoge und Szenen, jedoch auch einer anständigen Dosis nachdenklicher Momente und ernster Untertöne. Als größte Stärke erweist sich dabei das – auf den Roman von Joe Dunthorne basierende – Drehbuch, dass uns in Oliver einen angenehm eigenwilligen und von der Welt entrückten Jugendlichen vorstellt, in dessen Wünschen und Begierden, aber auch Ängsten und Sorgen, sich alle die entweder gerade in der Pubertät sind oder sich an diese Zeit noch erinnern können, zumindest ansatzweise wiederfinden sollten. Seine Liebe und Beziehung zu Jordana wird dabei einerseits herzlich, jedoch andererseits auch erfrischend unaufgeregt umgesetzt, und stellt damit die Antithese zu schwülstig-melodramatischen Teenie-Romanzen dar, wie sie uns gerade aus Hollywood allzu oft vorgesetzt werden.

"Submarine" bezieht vieles an Humor als dem gelungenen und teils erfrischend selbstironischen Voice Over-Kommentar, der uns einen interessanten Einblick in Oliver's Gedanken und Gefühle bietet. Es ist ein Stilmittel, dem ich sonst eher skeptisch gegenüberstehe – allzu oft driftet man in schwülstige Untiefen ab, oder erzählt uns Dinge, die eigentlich aufgrund der Inszenierung und der Performance der Darsteller klar sind, oder zumindest klar hätten sein sollen – doch bei "Submarine" ist er nach längerer Zeit wieder einmal sehr gut gelungen und offenbart, welches Potential in diesem Stilmittel steckt, wenn man es nur richtig einsetzt. "Submarine" ist jedenfalls einer jener äußerst raren Filme, in denen dieses Stilmittel nicht einfach nur funktioniert, sondern den Film sogar aufwertet. Bei allem Humor und den teils herrlichen, denkwürdigen Dialogen und amüsanten Momenten und Szenen darf aber natürlich auch die nötige Portion Ernst und Ernsthaftigkeit nicht fehlen. Zwar sind Oliver's Versuche, die Ehe seiner Eltern zu retten, mit viel – teils absurdem – Witz und Charme umgesetzt, dennoch steckt darin ein ernster, dramatischer Kern, der selbst in den amüsanteren Momenten immer wieder durchscheint. Vor allem ist es aber die Handlung rund um Jordana's kranke Mutter, die "Submarine" zu allem gelungenen Humor auch die nötige Portion Tragik verleiht. Gerade auch jene, die vielleicht ebenfalls in jüngeren, unreiferen Jahren in der Situation waren, mit dem Tod konfrontiert zu werden, und/oder einem geliebten Menschen Trost zu spenden, werden Oliver's zwiespältige Gefühle hier gut nachvollziehen können.

ImageNeben Drehbuch und Regie liegt die größte Stärke des Films in den schauspielerischen Leistungen. Hier fällt zuallererst schon mal positiv auf, dass hier keine Models (männliche wie weibliche) gecastet wurden, sondern die komplette Besetzung sehr authentisch wirkt und auch aussieht. Auch hier steht "Submarine" also in starkem Kontrast zu üblichen Hollywood-Klischees. Doch auch darstellerisch können die SchauspielerInnen absolut überzeugen. Craig Roberts vermittelt die verschiedensten Empfindungen seiner Figur immer überzeugend, und Yasmin Paige füllt eine zu Beginn etwas schräg anmutende Figur zunehmend mit einer attraktiven inneren Wärme, und offenbart den weichen Kern unter Jordana's harter Schale. Absolut grandios auch Noah Taylor und Sally Hawkins als zunehmend entfremdetes Ehepaar, sowie Paddy Constantine, dessen Selbsthilfe-Mentor Graham Purvis in anderen Händen zu einer reinen Witzfigur hätte verkommen können. Der einzig nennenswerte Schwachpunkt ist aus meiner Sicht das allzu gewöhnliche Ende – welches vor allem angesichts der Tatsache, wie erfrischend anders "Submarine" in den 80 Minuten davor ist, doch etwas negativ auffällt.

Fazit: "Submarine" ist eine herrliche, typisch britische (soll heißen: ziemlich schräge) Coming of Age-Dramedy mit einigen urkomischen Szenen, liebenswert-schrägen Figuren mit interessanter Dynamik, und natürlich auch mit einer nachdenklich-ernsten Seite. Inszenatorisch sehr abwechslungsreich, mit einem überraschend gelungenen, niemals nervenden Voice Over-Kommentar, und einem zwar problemgebeutelten, aber nichtsdestotrotz sympathischen Protagonisten. Weitere wesentliche Stärken sind der herrliche Humor, der sich vor allem aus einigen urkomischen Szenen und Dialogen – sowie Oliver's gelungenen, teils selbstironischen Kommentaren – ergibt, sowie die phantastischen darstellerischen Leistungen von SchauspielerInnen, die allesamt wie echte Menschen aussehen (und wirken), und nicht wie die Supermodels, die uns regelmäßig in Highschool-Komödien aus den USA vorgesetzt werden. Wer endlich mal wieder einen Film über das Erwachsenwerden abseits der üblichen Hollywood-Klischees sehen will, dem sei dieser oft witzige, teils ernste, immer warmherzige Film ans jung(geblieben)e Herz gelegt!

Wertung:9 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Koolfilm)


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