My Soul To Take |
Lahmer Horror von Wes Craven
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 24 Oktober 2011 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Vor 16 Jahren hat eine blutige Mordserie die amerikanische Kleinstadt Riverton in Angst und Schrecken versetzt. Zwar konnte der unter einer Persönlichkeitsstörung leidende Täter gefasst werden, auf dem Weg ins Krankenhaus ist er jedoch – trotz seiner schweren Verletzungen – nach einem Unfall des Rettungswagens spurlos verschwunden; sein weiteres Schicksal ist ungewiss. In der gleichen Nacht kommen in der Stadt sieben Kinder zur Welt – einige davon als Frühgeburten. Seit ihrer Kindheit leben sie im Schatten jener grässlichen Ereignisse, die sich in der Nacht ihrer Geburt abgespielt haben. Eine sind der Ansicht, der Riverton-Killer wäre von mehreren Seelen besessen gewesen – und jede davon ist bei seinem vermeintlichen Tod in eins der Kinder gefahren. Um den bösen Geist des Riverton-Killers zu vertreiben, veranstalten die Kinder jedes Jahr ein Ritual, mit dem sie ihn in den See zurückdrängen wollen. Nun, an ihrem 16. Geburtstag, wird der problemgebeutelte Bug dazu auserkoren – doch er scheitert. Nur kurz darauf holt sich der Riverton-Killer sein erster Opfer. Offenbar hat er es auf jene Kinder abgesehen, die in der Nacht seines vermeintlichen Todes geboren wurden… Review: ![]() Auch wenn ich noch nicht alle Filme aus seiner Filmographie als Regisseur gesehen habe, wage ich zu behaupten, das "My Soul To Take" erneut einen Tiefpunkt in seiner Karriere darstellt (wobei ich mit solchen Aussagen wohl vorsichtig sein sollte, solange ich den viel gescholtenen "Cursed" noch nicht kenne). Das einzig Gute an diesem Film sind die ersten 10 Minuten, die noch durchaus spannend und sehr atmosphärisch umgesetzt sind, dank des unter multiplen Persönlichkeiten leidenden Killers. Doch alles was danach kommt sollte als Lehrbeispiel an Film-Unis dienen, wie man es nicht macht. Ernsthaft, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei den flachen, uninteressanten Charakteren? Was genau ist mit Wes Craven, der mit Nancy eine der besten Horror-Heroinen geschaffen hat, denn geschehen, dass er derart platte und austauschbare Figuren aufs Papier und in weiterer Folge auf die Kinoleinwand zaubert, mit denen man sich keine Sekunde lang identifizieren kann? Inklusive eines problemgebeutelten Hauptprotagonisten, der seine Problemgebeuteltheit durch ständiges Stirnrunzeln ©Max Thieriot unter Beweis stellen darf (wobei fairerweise festgehalten werden muss, dass sich bei "My Soul To Take" keiner der DarstellerInnen sonderlich auszeichnet; die Einzige, die noch einen halbwegs lebendigen Eindruck macht, ist Emily Meade). Wenn er zu Beginn eine Art Puppen-Imitation des Riverton-Killers verscheuchen soll, und dann meint er hätte schon die ganze Zeit davor Angst gehabt und nicht schlafen können, und sich tatsächlich vor einer verdammten Papp-Puppe fürchtet – fällt es schwer sich zu entscheiden, ob man Lachen oder Weinen soll. Noch schwerer fällt es aber – ich würde es sogar als nahezu unmöglich einstufen – sich mit diesem kindisch-naiven Angsthasen zu identifizieren. ![]() Nach der noch gelungenen Einführung begibt sich "My Soul To Take" kurzfristig auf unfreiwillig komische Jugenddrama-Pfade, die nicht im Geringsten glaubwürdig wirken. Das passiert halt wohl, wenn ein 72-jähriger Regie-Opa glaubt, sich in die Jugendkultur hineindenken zu können/müssen – es wird peinlich. Wenn man zu keiner der Figuren eine Verbindung aufbauen kann, kann es zumindest noch ansatzweise helfen, wenigstens die Tode spektakulär und eindrucksvoll in Szene zu setzen – doch nichts da. So langweilig wurde selbst in 08/15 Teenie-Slashern selten gestorben. Die einzige Spannung… nein streicht das, weil spannend ist der Film leider keine Sekunde lang. Sagen wir lieber: Das wenige an Interesse (und es ist wirklich nur ein Quentchen), welches der Film für seine Handlung aufzubringen vermag, verdankt er der Frage, ob der Riverton-Killer damals überlebt hat und nun zurückgekehrt ist, oder sich seine Seele (bzw. der Dämon – auch hier gilt wieder: So genau wird nie aufgeklärt, was es damit auf sich hat) nun in einem der an diesem Tag geborenen Jugendlichen befindet. Leider aber ist all das derart langweilig in Szene gesetzt, dass mich selbst diese Antwort nicht mehr sonderlich interessiert hat – es war mir schlicht und ergreifend wurscht. Seltsam auch, wie viel potentiell interessantes dramaturgisches Potential verschwendet wird, bzw. auch – wie zuvor schon erwähnt – wie viele Andeutungen ins Nichts führen. Hier muss ich leicht in Spoiler-Territorium vordringen. Ich verrate zwar nicht, wer der Killer ist, und glaube ohnehin nicht daran, dass man bei "My Soul To Take" viel verderben kann (außer ich würde euch raten: "Seht ihn euch an, das ist ein absolutes Meisterwerk!" – dann könntet ihr mich mit Unterstützung von Amnesty International auf seelische Grausamkeit verklagen), aber wer ihn sich trotz meiner Warnung noch ansehen will, und das möglichst unvorbereitet, sollte den letzten Absatz überspringen, und erst beim Fazit weiterlesen! ![]() Fazit: Bevor er mit "Scream 4" sein wohl erfolgreichstes Horror-Franchise wiederbelebt hat, wagte sich Wes Craven mit "My Soul To Take" (zum ersten Mal seit "Freddy's New Nightmare" in Personalunion als Regisseur und Drehbuchautor) nach längerer Regiestuhl-Abstinenz bereits einen Versuch, zu alter Stärke zurückzufinden – und ist dabei erbarmungslos auf die Nase gefallen. Als Regisseur mag er zwar einen nett anzusehenden Film geschaffen haben, lässt es aber gänzlich an atmosphärischer Dichte vermissen. Und als Drehbuchautor versagte er bei "My Soul To Take" leider auf der ganzen Linie. Aspekte und Ideen werden eingeführt und dann ebenso schnell wieder verworfen, ohne näher auf sie einzugehen. Die Figuren reichen von uninteressant bis peinlich, und vermögen es zu keinem Zeitpunkt, unsere Sympathien zu gewinnen. Nicht mal halbwegs anständige Todesszenen hat Wes Craven diesem mystischen Teenie-Slasher spendiert. "My Soul To Take" ist ein langweiliger, seelenloser Horrorfilm nach Schema F, mit dem Wes Craven (hoffentlich) den Tiefpunkt seiner Karriere erreicht hat. Wertung:2 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Halloween-Special Review zu "Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume" Review zu "Freddy's New Nightmare" Review zu "Scream 4" Review zu "The Ward"
Weitere DVD & Kino News
Kommentar schreiben
|