Freunde mit gewissen Vorzügen
eine sehr amüsante (un)romantische Komödie Kategorie: Filme - Autor: Michael Spieler - Datum: Samstag, 10 September 2011
 
Liebe mit gewissen Vorzügen
(Friends with Benefits, USA 2011)
 
What A Man
Bewertung:
Studio/Verleih: Screen Gems/Sony Pictures
Regie: Will Gluck
Produzenten: U.a. Liz Glotzer, Will Gluck, Martin Shafer, Janet Zucker & Jerry Zucker
Drehbuch: Keith Merryman, David A. Newman & Will Gluck
Filmmusik: -
Kamera: Michael Grady
Schnitt: Tia Nolan
Genre: Komödie
Kinostart (Deutschland): 08. September 2011
Kinostart (USA): 22. Juli 2011
Laufzeit: 109 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray (noch nicht verfügbar), DVD (noch nicht verfügbar), Soundtrack
Mit: Justin Timberlake, Mila Kunis, Patricia Clarkson, Jenna Elfman, Bryan Greenberg, Richard Jenkins, Woody Harrelson, Emma Stone u.a.


Kurzinhalt: Art Director Dylan macht durch seine Arbeit an einem erfolgreichen Blog auf sich aufmerksam und erhält ein Angebot aus New York. Die Headhunterin Jamie will ihn zum GQ Magazine bringen. Beide haben gerade Beziehungen hinter sich und keine Lust zu Daten. Tatsächlich glauben beide kaum noch an die Liebe und sind nur für Spaß zu haben. Als Dylan schließlich nach New York zieht hängen die beiden miteinander ab und lassen sich auf ein Experiment ein: Freunde sein und Sex haben ohne Liebe. "Friends with Benefits" eben.

Review: ImageIch war nur am Brüllen, wie das Publikum um mich herum auch. Das war die wohl witzigste unromantische Komödie, die ich je gesehen habe. Extrem sexy und für amerikanisches Kino durchaus mutig, modern und echt. Im Gegensatz zu den üblichen romantischen Komödien, wie sie auch in Deutschland gerne produziert werden, fühlte sich schon die Filmwelt sehr real - und nicht in Zuckerwatte gepresst - an. Will Gluck portraitiert hier zwei junge berufstätige Menschen, die im Job erfolgreich sind und wie fast jeder Großstadtmensch, Probleme mit ihren Beziehungen haben. Ihre Beziehungen enden, wie echte Beziehungen enden, mit dämlichen Worthülsen und wenig aufgeregt. Hier muss niemand zum männlichen Holzhacken in den Wald. Die sexuelle Reise von Dylan und Jamie nimmt schnell aufklärerische Züge an. Sie sagen sich tatsächlich was sie wollen, wann sie es wollen. In ihrem Experiment klappt die viel beschworene Kommunikation zwischen den Sexpartnern tatsächlich. Es passieren dann Dinge, die man absolut nachvollziehen kann und deshalb extrem komisch sind. Sie sind ehrlich und direkt und überschreiten für ein amerikanisches Publikum wahrscheinlich wirklich Grenzen. So direkt habe ich aber auch selten einheimische Produktionen erlebt.

Absolut großartig war Woody Harrelson ("2012"), so sorgte er mit seiner extrem direkten Art in der Rolle des schwulen Sportredakteurs vom GQ Magazine für die wahrscheinlich größte Anzahl von Lachern. Zugegeben waren davon viele rechte Kalauer, aber in dem Setting einfach unerwartet und immer auf den Punkt. Er ist dabei kein seltsames Abziehbild eines Schwulen, er ist nur sehr direkt. Irgendwie das Wort mit dem man den ganzen Film offenbar beschreiben kann. Direkt. Er erwischt einen kalt und trifft immer ins Schwarze. So echt die beiden Charaktere in ihrer Nicht-Beziehung zueinander sind, so echt sind auch die Menschen um sie herum. Sei es Jamies alleinerziehende Hippie-Mutter Lorna (Patricia Clarkson, "Einfach zu haben") oder die Familie von Dylan in Los Angeles. Seine Schwester Annie (Jenna Elfman!!!, "Dharma & Greg") und sein an Alzheimer erkrankter Vater (Richard Jenkins!!!, "Six Feet Under") bilden einen guten Gegenpol zu den komischen Teilen des Films. Dieser sorgt für eine Verankerung in der Realität. Es entspinnt sich kein wahnsinniges Melodrama um die Krankheit des Vaters, es wird gezeigt wie Menschen versuchen damit umzugehen und ihre Probleme mit der Welt um sie herum.

ImageEs gibt natürlich auch einen übertrieben kitschigen Moment im Hollywood-Zeichen, der mit einer nicht weniger übertriebenen Auflösung daherkommt. Die Geschichte dreht sich zwar einem Hollywoodende zu, allerdings geht man nicht mit dem Gefühl aus dem Film, die beiden hätten es sich nicht redlich verdient. Natürlich ist das Experiment nur das: ein Experiment - Ergebnisoffen und mit der Gefahr behaftet, dass sich mehr als freundschaftliche Gefühle doch einschleichen. Die Wendung fühlt sich als zu erzwungen herbeigeschrieben an, die gewisse Wortwahl passt eigentlich nicht zu Dylan. Das Konzept des Films wird damit in die selben Bahnen anderer romantischer Komödien gelenkt, von denen er sich abzuheben versucht. Auch wenn für den Zuschauer klar ist, dass sich zwischen ihnen Gefühle entwickeln, wurde hier der einfachste Weg zum Riss zwischen den Beiden gewählt. Anstatt über diesen üblichen Konzepten stehend, aufgeklärt weiterzumachen, geht es in eine passiv-aggressive Nummer über, bis zum unausweichlichen Ende.

Fazit: Wer eine frische und gut gemachte zwischenmenschliche Komödie mit einem herausragend witzigen Woody Harrelson und einem modernen Paar aus der Großstadt erleben möchte ist hier gut aufgehoben und hat definitiv mehr vom Abend als bei "What A Man".

Wertung:8 von 10 Punkten



Michael Spieler
(Bilder © Sony Pictures)


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