Dune - Der Wüstenplanet
Ein faszinierender Fehlschlag des SF-Genres... Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 21 Dezember 2010
 
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Dune - Der Wüstenplanet
(Dune, USA 1984)
 
Dune - Der Wüstenplanet
Bewertung:
Studio/Verleih: De Laurentiis/Universal Pictures
Regie: David Lynch
Produzent: Dino De Laurentiis & Raffaella De Laurentiis
Drehbuch: David Lynch, nach dem Roman von Frank herberg
Filmmusik: Toto
Kamera: Freddie Francis
Schnitt: Antony Gibbs
Genre: Science Fiction
Kinostart (Deutschland): 14. Dezember 1984
Kinostart (USA): 14. Dezember 1984
Laufzeit: 137 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer (Englisch): klick
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack, Roman
Mit: Kyle MacLachlan, Virginia Madsen, Sting, Patrick Stewart, Dean Stockwell, Jürgen Prochnow, Brad Dourif, Kenneth McMillan, Sean Young, Francesca Annis, José Ferrer, Linda Hunt, Freddie Jones, Max von Sydow, Alicia Witt u.a.


Kurzinhalt: Im Jahr 10191 hat die Menschheit das All erschlossen. Der Imperator Shaddam IV regiert über das erforschte Universum, doch zwei Konkurrenten versuchen, ihm seinen Thron streitig zu machen: einerseits der edle Herzog Leto Atreides, andererseits der grausame Baron Vladimir Harkonnen. Um seine Macht zu festigen, beschließt er, die beiden in einen Krieg auf dem Planeten Arrakis, auch "Dune" genannt, zu verwickeln. Dieser Wüstenplanet ist der einzige bekannte Ort in der gesamten Galaxis, in der die Substanz "Spice" zu finden ist, die das Leben verlängert, das Bewusstsein erweitert und intergalaktische Reisen erst möglich macht. Daher ist die Raumfahrergilde in erster Linie daran interessiert, dass der Spice-Abbau ungehindert fortgeführt wird – „Das Spice muss fließen!“ Doch ein junger Mann stellt für sie – und den Imperator – eine große Bedrohung dar: Paul Atreides, Sohn des Herzogs. Im Auftrag der Gilde schmiedet der Imperator ein Komplott, um sowohl Leto als auch Paul auszuschalten. Doch Paul und seiner Mutter, Prinzessin Irulan, gelingt es, dem Anschlag auf ihr Leben zu entkommen. Auf der Flucht treffen sie auf die Fremen, die Bewohner des Planeten. In ihren Höhlen wird sich nicht nur das weitere Schicksal von Paul und seiner Mutter, sondern auch jenes von Arrakis – und damit der gesamten Galaxis – entscheiden…

Anmerkung: Da ich die um fast eine Stunde längere TV-Fassung noch nicht kenne, bezieht sich das nachfolgende Review ausschließlich auf die Kinofassung des Films.

Review: ImageHerzlich willkommen zu einem der interessantesten cineastischen Fehlschläge des Science Fiction-Genres! David Lynch’s "Dune" ist eine jener seltenen Filme, die in vielen Belangen scheitern, aber dennoch einige positive und faszinierende Aspekte aufweisen, die sie nichtsdestotrotz interessant und für Genre-Fans empfehlenswert machen. Nichtsdestotrotz ist er für mich in erster Linie jedes Mal eine frustrierende Filmerfahrung – es gibt so vieles, das er richtig macht, aber eben leider auch einiges, das falsch läuft. "Dune" hätte zweifelsohne das Potential besessen, eines der großen Meisterwerke des Genres zu werden – und um fair zu bleiben, für einige wenige ist er das auch – aber aus meiner Sicht ist irgendwo auf diesem Weg irgendetwas – gehörig – schief gelaufen…

Bei den gelungenen Aspekten ist zuerst einmal die umfangreiche, hochkarätige Besetzung zu nennen, die für diesen Film gewonnen werden konnte. Ich möchte hier nicht noch einmal jeden aufzählen (ihr findet die Wichtigsten weiter oben bei den Daten des Films aufgeführt), aber vor allem Genrefans werden in "Dune" zahlreiche bekannte Gesichter wiedersehen, von denen es auch einigen gelingt trotz einer arg begrenzten Spielzeit ihren Figuren Leben einzuhauchen und den Film kurzzeitig zu prägen. Auf zwei Schauspieler möchte ich dennoch gesondert eingehen: Einerseits Hauptdarsteller Kyle MacLachlan, der hier sein Spielfilmdebüt gab und definitiv eine ungewöhnliche Wahl war. Er ist nicht der typische Hollywood-Schönling, sondern verfügt über eine ganz eigene und eigenwillige Ausstrahlung, die perfekt zu Paul Atreides passt. Weiters muss auch noch Sean Young erwähnt werden. Ihre Rolle ist zwar denkbar klein und vergleichsweise uninteressant, aber keinesfalls unwichtig. Vor allem aber: Sie war nie hübscher als hier, und verleiht Chani genau jene exotische Schönheit, welche die Figur so auszeichnet…

ImageDer Soundtrack ist eine weitere Stärke des Films. Zugegeben, die Synthesizer-Musik mögen ihn eindeutig als Kind der 80er offenbaren, verleiht dem Film aber durch die gelegentliche Verwendung von selbst im Synthesizer-Bereich ungewohnten Klängen einen ganz eigenen Charakter, der den sehr eigenwilligen, skurrilen Ton des Films perfekt unterstützt. Neben solchen etwas seltsamen Stücken gibt es aber immer wieder auch wunderschöne Melodien, die dennoch durch die Verwendung verschiedenster, teils ungewöhnlicher Töne/Instrumente sehr abwechslungsreich sind. Die Effekte mögen zwar heutzutage etwas veraltet wirken, waren jedoch damals durchaus auf der Höhe der Zeit. Vor allem die Szenen mit den riesigen Sandwürmern sowie die immer noch sehr originell aussehenden Schilder in den Kampfszenen können nach wie vor gefallen.

Die größte Stärke des Films ist aber ganz klar das Design, das über jeden Zweifel erhaben ist. Die ganzen Raumschiffe, Spice-Sammler, Gleiter, Festungen etc. sehen sehr originell aus und können auch heute noch beeindrucken. Auch Ideen wie die Schall-Waffen sorgen dafür, dass sich "Dune" von allen sowohl davor als auch danach kreierten SF-Welten abhebt. Auch die Ausstattung und die Sets sind ungemein opulent, und verleihen das Gefühl einer reichhaltigen, durchdachten und glaubwürdigen – wenn auch höchst originellen und doch auch etwas eigenwilligen – Phantasiewelt, die noch dazu von einigen skurrilen Gestalten bevölkert wird. Vor allem Baron Harkonnen sticht hier hervor: ein abscheulicher und absolut abstoßender Bösewicht, ein degenerierter Fettsack, der sich nur mit Hilfe eines Antigravitationsgeräts fortbewegen kann. Es sind solch skurrile Elemente wie der Baron, oder das ausgefallene Design, oder Ideen wie der Stecker im Herzen, die "Dune" unvergesslich machen.

ImageDas Drehbuch kann leider nicht mehr ganz so überzeugen. Für einen Film mit solch vielen ausgefallenen Ideen und Elemente, verläuft die Handlung leider in sehr gewöhnlichen – und damit absehbaren – Bahnen. Neben der Vorhersehbarkeit leidet "Dune" auch darunter, dass aufgrund der Fülle der Figuren kaum Zeit bleibt, uns alle davon ausreichend vorzustellen. Dadurch leiden auch essentielle Figuren wie der Verräter (wer es ist soll an dieser Stelle nicht verraten werden) darunter, dass man seine Motivation nicht nachvollziehen kann. Generell wirkt die Handlung stellenweise etwas zerfahren, sprunghaft und zerstückelt; Figuren werden eingeführt und kurz darauf auch schon wieder verabschiedet (oder aber sie verschwinden überhaupt spurlos), einzelne Handlungsstränge bleiben ohne Abschluss, etc. Hier leidet "Dune" unter den starken Kürzungen, die David Lynch an seinem Epos vornehmen musste, um die vorgegebene Laufzeit von knapp über 2 Stunden zu erreichen.

Fatalerweise wirkt "Dune" obwohl er gegenüber anderen Schnittfassungen in der Kinoversion deutlich heruntergekürzt und damit gestrafft wurde, teilweise etwas lang und zu ausgedehnt. Während einzelne Figuren und Handlungen auf der Strecke bleiben, schwelgt Lynch an anderen Stellen viel zu lange in bestimmten Momenten und Bildern. Dadurch fehlt es dem Film an Spannung, Tempo, einem Gefühl der Dringlichkeit sowie an Dramatik. Obwohl es eigentlich viel an Geschichte zu erzählen gäbe (und noch viel mehr gegeben hätte, wenn man nach den längeren Schnittfassungen oder dem Roman geht), kriecht die Handlung mit der Geschwindigkeit eines sich langsam durch den Sand wühlenden Wurms dahin. Es gibt zwar immer wieder vereinzelte Höhepunkte, die gefallen können, aber die Verbindung zwischen ihnen lässt leider oftmals zu wünschen übrig.

ImageMein größter Kritikpunkt richtet sich aber an die Voice Over-Kommentare, in denen wir in die Gedankenwelt der Figuren eintauchen, die aber absolut überflüssig wirken, und dem Film einen ziemlich trashigen Anstrich verleihen. Allzu oft wird in diesen Kommentaren das offensichtliche ausgesprochen - vor allem für einen Filmemacher, der im weiteren Verlauf seiner Karriere dafür bekannt werden sollte, sich nicht davor zu scheuen seine Zuschauer zu fordern und zu verwirren, erscheint dies höchst seltsam und untypisch. Wurde man hier von "Blade Runner" inspiriert (wo Ridley Scott ja für die Kinofassung zu einem erklärenden Kommentar von Harrison Ford genötigt wurde), wurde Lynch durch die Produzenten dazu gezwungen, weil sie den Film sonst für zu unverständlich hielten, oder war es gar seine eigene Idee?

Wie auch immer: Statt uns in zumeist überflüssigen Kommentaren das Offensichtliche noch einmal schildern zu lassen, hätte man lieber auf die Fähigkeit der Schauspieler und der Inszenierung vertrauen sollen, diese Inhalte, Gedanken und Gefühle zu vermitteln. Ich sage nicht, dass man diese Kommentare gänzlich hätte streichen sollen. Aber deutlich weniger als die Hälfte hätte immer noch gereicht. Es ist oftmals wirklich störend, wenn uns die Figuren meinen, ihre Gedanken, die ohnehin offensichtlich sind, auch noch einmal auf diese Weise schildern zu müssen. Zumal die Voice Over-Kommentare keinem narrativen Rahmen folgen, soll heißen: Statt nur die Gedanken einer Figur zu hören, um uns so vielleicht stärker mit ihr verbunden zu fühlen, bekommt fast jede Figur zumindest eine kurze Szene, in der wir in ihre Gedankenwelt eintauchen dürfen. Zusammen mit dem erzählenden Kommentar von Lady Jessica entsteht so ein Erklärungs-Overkill, der den Film für mich weitestgehend ruiniert und teilweise unfreiwillig komisch werden lässt – zumal viele dieser Kommentare leider zu allem Überfluss nicht sonderlich gut geschrieben sind.

Fazit: Image"Dune –Der Wüstenplanet" ist einer jener Filme, die einem immer besser in Erinnerung bleiben, als sie eigentlich sind. Mit der Zeit verblasst die Erinnerung an die zähe und teilweise etwas zerfahren wirkende Handlung, die trashigeren Momente sowie die schwülstigen, überflüssigen Voice Over-Kommentare, während einem vor allem einzelne gelungene Szenen, die überwiegend gelungenen schauspielerischen Leistungen bzw. generell die beeindruckende Besetzung, der eingängige Soundtrack sowie vor allem das geniale Design im Gedächtnis bleiben. Mit der Zeit erinnert man sich an "Dune" zurück und fragt sich, warum man ihn eigentlich so mäßig in Erinnerung hat – ehe man die DVD/Blu Ray einlegt und brutalst daran erinnert wird. "Dune – Der Wüstenplanet" ist kein schlechter Film. Er macht sogar einiges goldrichtig – leider sind dadurch seine zahlreichen Schwächen nur umso offensichtlicher und frustrierender. Er ist zwar ein höchst interessantester und faszinierendster Fehlschlag des SF-Kinos – aber eben nichtsdestotrotz ein Fehlschlag. Jedoch einer, den Fans des Genres zugegebenermaßen zumindest ein Mal im Leben gesehen haben sollten.

Wertung:5 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)


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