Gattaca |
Eine düstere Zukunftsvision voller Hoffnung...
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 05 Dezember 2010 |
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Kurzinhalt: In nicht allzu ferner Zukunft werden die meisten Kinder nicht mehr gezeugt, sie werden gemacht. Gleich nach der Geburt wird jeder Säugling mittels eines DNA-Scans auf Defekte im Erbmaterial hin untersucht und sein Potential erhoben – ein Prozess, der sich bis ins Erwachsenenalter durchzieht. Ein kleiner Tropfen Blut oder die Strähne eines Haars ersetzt nicht nur das Bewerbungsgespräch, sondern ist auch für die Partnerwahl von entscheidender Bedeutung. Vincent wurde jedoch nicht in einer DNA-Klinik gezüchtet, er ist noch auf ganz natürlichem Weg entstanden – leider jedoch auch mit einem schwerwiegenden Herzfehler, der die Ärzte vermuten lässt, dass er nicht viel länger als 30 Jahre leben wird. Mit dieser genetischen Veranlagung hat er natürlich keine Chance, ins Astronautenprogramm von Gattaca aufgenommen zu werden, um sich so seine größten Traum von einer Reise ins All erfüllen zu können. Doch Vincent ist nicht gewillt, einfach so aufzugeben. Er wendet sich an eine Person, die darauf spezialisiert ist, genetisch gesunde jedoch körperlich beeinträchtigte Menschen quasi zu vermitteln. Dadurch lernt er Jerome kennen, der zwar im Rollstuhl sitzt, jedoch über eine makellose DNA verfügt. Nach einigen, teils schmerzhaften Vorbereitungen schlüpft Vincent schließlich in Jerome‘s Rolle, und wird tatsächlich bei Gattaca aufgenommen. Doch nur wenige Tage bevor er auf seine erste Mission zum Saturnmond Titan aufbrechen soll, wird einer der Direktoren der Firma ermordet, und bei ihren Ermittlungen finden die Polizisten eine seiner echten Wimpern… Review: ![]() Dass es an jedem selbst liegt, was er aus seinem Potential macht, und wir alle es schaffen können, über uns hinauswachsen, ist etwas, dass von der Gesellschaft so wie sie "Gattaca" präsentiert völlig negiert wird – und gehört zugleich zu den zentralen Themen und Aussagen des Films. "Gattaca" ist dabei nicht einfach nur als Warnung vor einer möglichen Zukunft zu verstehen, sondern auch als Analogie auf jedwede Form der Diskriminierung aus unserer Vergangenheit (oder leider auch Gegenwart), sei es aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe oder aus welchen Gründen auch immer. Zugleich vermittelt der Film die erhebende Botschaft, dass wir alle an unseren Träumen festhalten und sie verfolgen sollen – ganz egal, was andere davon halten, und welche Hürden es dabei auch zu überwältigen geben möge. Und das wir, wenn wir nur fest an uns glauben und bereit sind, über uns hinauszuwachsen, alles erreichen können… ![]() Eben deshalb empfand ich "Gattaca" als ungemein spannend – vor allem, da sich im weiteren Verlauf der Handlung die Schlinge immer enger um ihn zu ziehen scheint. Je näher der Abflug rückt, desto mehr befürchtet man, dass sein großer Lebenstraum, dessen Erfüllung nach all der Zeit und den ganzen Strapazen nun endlich unmittelbar bevorzustehen scheint, doch noch platzen könnte. Bei all diesen großen Themen und Handlungen mag einem die Romanze zwischen Vincent und Irene als überflüssig erscheinen. Tatsächlich dient sie aber nicht nur als Katalysator für einige Entwicklungen, sondern spiegelt zudem die in erster Linie auf die Gesellschaft bezogene Thematik der Akzeptanz von „genetisch Defekten“ im kleinen, persönlicheren Rahmen wider. Zudem verleiht es dem Film eine herrliche Ironie, die von Vincent auch angesprochen wird: Just in jenem Moment, als er sich dazu aufmacht, die Erde hinter sich zu lassen, findet er etwas, für das es sich lohnen würde, dort zu bleiben. Insofern wird "Gattaca" mit der Liebesgeschichte der ohnehin schon vielschichtigen Handlung ein weiterer interessanter Aspekt hinzugefügt. ![]() Ethan Hawke’s schauspielerische Leistung in „Gattaca“ ist für mich nach wie vor die (bisher) beste seiner Karriere. Wie alle Darstellungen im Film ist sie bewusst zurückhaltend, dennoch gelingt es ihm, die jeweiligen Emotionen von Vincent gut zu vermitteln. Jude Law gefällt mir sogar noch etwas besser – wohl auch, da die Figur etwas mehr Ecken und Kanten hat und über eine gewisse dunkle Seite verfügt, welche die Rolle anspruchsvoller macht und ihm daher mehr Möglichkeiten gibt, zu glänzen. Uma Thurman überzeugt nicht nur als glaubwürdiger "love interest" (immerhin muss eine Frau, für die Vincent riskiert entdeckt zu werden und sich daher seinen großen Traum doch nicht erfüllen zu können, schon etwas besonderes sein) sondern zeigt uns ebenfalls eine zwar zurückhaltende, aber dennoch vielschichtige und emotionale Performance. In mehr oder weniger großen Nebenrollen überzeugen dann auch noch Alan Arkin, Xander Berkeley und Ernest Borgnine. ![]() Fazit: "Gattaca" ist ein ruhiger, stilvoller und intelligenter SF-Thriller, der statt Spektakel seine Figuren und die düstere Zukunftsvision in den Mittelpunkt stellt. Eingebettet in eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik erzählt er in erster Linie eine sehr persönliche Geschichte voller Hoffnung, jedoch auch mit einer ordentlichen Portion Spannung, die sich hier einzig und allein daraus ergibt, dass Vincent sein großer Lebenstraum so kurz vor dem Ziel doch noch zu entgleiten droht. Da wir jedoch ab der ersten Minute mit ihm mitfühlen, ist dies deutlich wirkungsvoller als so manche drohende Zerstörung der Erde. Ich habe jedenfalls selten mit einem Protagonisten so mitgefiebert und –gezittert. Neben der Handlung überzeugen auch die angenehm zurückhaltenden, aber dennoch ausdruckstarken schauspielerischen Leistungen, die höchst stilvolle Inszenierung sowie die wundervolle Filmmusik von Michael Nyman, welche das erhebende Gefühl, dass der Film zu vermitteln vermag, perfekt unterstützt. "Gattaca" ist ein wundervoller Film, der nicht nur ein erschreckendes Bild von den Gefahren der Gentechnik zeichnet, sondern uns vor allem dazu ermuntert, unsere Träume niemals aufzugeben… Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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