Buried - Lebend begraben
Nicht nur für Klaustrophobiker beklemmend! Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 21 November 2010
 
Buried - Lebend begraben
(Buried, USA 2010)
 
Buried - Lebend begraben
Bewertung:
Studio/Verleih: Versus Entertainment/Ascot Filmverleih
Regie: Rodrigo Cortés
Produzenten: U.a. Adrián Guerra, Peter Safran & Rodrigo Cortés
Drehbuch: Chris Sparling
Filmmusik: Victor Reyes
Kamera: Eduard Grau
Schnitt: Rodrigo Cortés
Genre: Horror/Thriller
Kinostart (Deutschland): 04. November 2010
Kinostart (USA): 24. September 2010
Laufzeit: 95 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Homepage: klick
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Ryan Reynolds u.a.


Kurzinhalt: Paul Conroy ist Lastwagenfahrer einer Firma, die im Irak für den Wiederaufbau zuständig ist. Als sein Konvoi von Aufständischen angegriffen wird, findet er sich als er kurz darauf das Bewusstsein wieder erlangt, in einem Sarg wieder – lebendig begraben. Darin befindet sich auch ein Mobiltelefon, mit dem die Entführer mit ihm in Kontakt treten: Sie werden ihn nur dann freilassen, wenn er binnen knapp 2 Stunden ein Lösegeld in Höhe von 5 Millionen Dollar organisiert. Falls nicht, wird er den Sarg nicht mehr lebend verlassen…

Review: ImageFalls ihr euch angesichts der Inhaltsangabe fragen solltet: Ja, der ganze Film spielt tatsächlich nur in einem Sarg. Ein überaus originelles Konzept, dass einerseits dafür gesorgt hat, dass es "Buried" auf meine Liste jener Filme, auf die ich mich 2010 schon freue, geschafft hat, andererseits hatte ich aber Bedenken, ob sich damit wirklich 90 Minuten füllen lassen, ohne dass der Film langweilig wird. Die Antwort ist: Ja! Zumindest, wenn Drehbuch, Inszenierung und schauspielerische Leistung so gelungen sind wie hier. Die Filmemacher spielen hier geschickt mit einer unserer Urängste: Lebendig begraben zu werden. In einer kleinen Holzkiste unter der Erde zu stecken, ohne Chance auf Flucht (sofern man nicht gerade Beatrix Kiddo heißt) und im wissen, dass man schon bald ersticken wird. Man muss nicht klaustrophobisch veranlagt sein, um diese Idee – und damit auch den Film – zutiefst beunruhigend und beklemmend zu finden…

Wenn Paul Conroy zu Beginn des Films im völlig dunklen Sarg erwacht, beginnt damit für ihn – aber auch für uns – eine Achterbahn der Gefühle. Zuerst Verwirrung, Schock und Desorientierung, danach wechseln sich Angst, Verzweiflung, Hoffnung, Resignation und Frust laufend ab. Immerhin gibt es aber einen kleinen Hoffnungsschimmer: Dank des im Sarg liegenden Handy’s kann Paul Conroy wenigstens mit der Außenwelt in Kontakt treten. Ohne diese Dialoge hätte sich die 90-minütige Laufzeit wohl auch tatsächlich nicht vernünftig füllen lassen. Seine Gespräche und die Entwicklung der Handlung, die uns darüber vermittelt wird (die sich übrigens im Großen und Ganzen in Echtzeit abspielt) sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass "Buried" immer interessant, spannend und packend bleibt. Damit wir uns jedoch auch in diesen Szenen mit Paul Conroy – und nur mit ihm – identifizieren, wird auch während der Telefongespräche der Sarg nie verlassen. So wie Paul hören wir zwar die Menschen auf der anderen Leitung, doch wir sehen sie nie. Damit bleiben wir – von ganz wenigen kurzen Augenblicken abgesehen, wenn sich die Kamera vom Sarg weg quasi "durch die Erde" bewegt – bis zum Ende mit Paul Conroy im Sarg gefangen. Eben dadurch fühlen wir uns mit ihm verbunden; wir können seine Tortur und seine Gefühle wirklich nachvollziehen. Neben seiner Angst und Verzweiflung bleibt dabei vor allem sein Frust, wenn er wieder mal in die Warteschleife gelegt oder vertröstet wird, im Gedächtnis haften. Vor allem aber ist es auch ein ganz bestimmtes Gespräch, das ungemein hart und wirklich bewegend ist, und beim geneigten Zuschauer ernsthafte Zweifel aufkommen lässt, ob der/die Entführer wirklich die schlimmste(n) Person(en) dieser Geschichte ist.

ImageDamit ein Film wie "Buried", der nur an einem Ort spielt und uns die ganze Zeit nur eine einzige Person zeigt, funktioniert, braucht es einen talentierten Schauspieler in der Hauptrolle – und ich muss gestehen, bevor ich den Film gesehen habe war ich mir nicht sicher, ob ich Ryan Reynolds dies wirklich zutrauen soll. Er mag zwar das mit Abstand Beste an "Blade: Trinity" gewesen sein und auch schon in etwas dramatischeren Rollen durchaus überzeugt haben, aber eine ähnliche Leistung hat man von ihm bisher noch nicht gesehen. Er trug hier eine enorme Verantwortung, da "Buried" mit ihm steht und fällt - und er beweist hier, dass er als Schauspieler deutlich mehr drauf hat, als er bisher zeigen durfte. "Buried" verlangt ihm eine Menge ab. Mal ganz abgesehen davon, dass er den Großteil des Films so wie Paul Conroy in einer kleinen, dunklen Holzkiste lag, muss er viele verschiedene Gefühlsregungen überzeugend vermitteln – was ihm bravourös gelingt.

Auch das Drehbuch von Chris Sparling muss lobend hervorgehoben werden. Ohne auch nur irgendetwas verraten zu wollen sei gesagt, dass die Handlung sehr wendungs- und abwechslungsreich ist und Sparling sich einiges einfallen lässt, damit die 90 Minuten erstaunlich schnell vergehen. Man merkt förmlich, wie Paul Conroy die Zeit davonrinnt. Gleichzeitig sorgt die grandiose Kameraarbeit von Eduard Grau dafür, dass der Film obwohl er sich nur an einem einzigen - sehr klaustrophobischen und engen - Ort abspielt, visuell interessant in Szene gesetzt ist. Auch die immer natürliche Beleuchtung trägt viel zur Atmosphäre bei. Was die Filmmusik betrifft, bin ich etwas unschlüssig. Einerseits ist sie nie besonders aufdringlich und dennoch wirkungsvoll, andererseits nimmt sie dem Film etwas an Realismus, da sie einen immer wieder daran erinnert, dass das alles ja doch "nur" ein Film ist. Etwas zwiespältig fällt auch mein Urteil zum enthaltenen Subtext aus, in dem man sich kritisch mit der Mission der USA im Irak auseinandersetzt. Einerseits ist es weder sonderlich neu noch besonders mutig, wirkt aber andererseits durch die Art und Weise, wie es hier vermittelt wird doch ausreichend frisch, um halbwegs überzeugen zu können. Jedenfalls haben wir die entsprechenden Elemente hier definitiv besser gefallen als z.B. in "Green Zone" – sonderlich originell ist es allerdings nicht. Mein letzter Kritikpunkt betrifft dann das Ende, dass zumindest ich sehr vorhersehbar fand, und sich einer wohlbekannten Thriller-Zutat bedient. Was nun mal gerade bei einem sonst so erfrischend anderem Film wie "Buried" etwas negativ auffällt – zugleich aber durch die zahlreichen anderen originellen Aspekte sicherlich mehr als nur kompensiert wird.

Fazit: Image"Buried - Lebend begraben" überzeugt vor allem mit seinem originellen und mutigen Konzept: Ab der allerersten Einstellung sind wir gemeinsam mit Paul Conroy im Sarg gefangen und hoffen auf Rettung. Rodrigo Cortés gönnt uns dabei keine Verschnaufpause; die Kamera verlässt zu keinem Zeitpunkt den Sarg. Auch wenn Paul mit anderen Personen über das Handy kommuniziert, hören wir nur ihre Stimmen, aber sehen sie nie. Eben dadurch können wir Paul’s Tortur und seine Ängste und Verzweiflung nachfühlen. Dass "Buried" trotz der auf einen sehr engen Schauplatz sowie eine Figur beschränkten Handlung nicht langweilig wird, verdanken wir neben dem Regisseur auch der genialen Kameraarbeit von Eduard Grau, dem mitreißenden Schauspiel von Ryan Reynolds, sowie dem wendungsreichen Drehbuch von Chris Sparling. Es gibt einige enorm spannende Momente, und auch sehr berührende Szenen, wo man Paul's Frustration und seine Verzweiflung gut nachvollziehen kann. "Buried" ist beklemmend, beängstigend und definitiv nichts für schwache Nerven, und sei vor allem jenen, die mal einen Horrorfilm abseits des üblichen Hollywood-Einheitsbreis sehen wollen, wärmstens empfohlen!

Wertung:8 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Ascot Filmverleih)


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