Originaltitel: And the Sky Full of Stars
Episodennummer: 1x08
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16.03.1994
Erstausstrahlung D: 24.09.1995 (Pro7)
Drehbuch: J. Michael Straczinsky
Regie: Janet Greek
Hauptdarsteller: Michael O'Hare als Cmdr. Jeffrey Sinclair,
Claudia Christian als Lt. Comdr. S. Ivanova, Jerry Doyle als Michael
Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia
Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari
Gastdarsteller: Christopher Neame als Ritter Zwei, Judson Scott als Ritter Eins, Justin Williams als Mitchell, Jim Youngs als Benson
Denkwürdige Zitate:
„Mr. Garibaldi, there are days I'm very glad I don't have to think the way you do.“
(Ivanova auf Garibaldi's Anmerkung, man sollte im Umkreis der Station nach einer Leiche suchen.)
„I know you.“
(Ok ok, für sich allein genommen und aus dem Kontext gerissen ist das Zitat wenig beeindruckend, aber die besagte Szene ist wohl eine derjenigen, die besonders stark in Erinnerung bleibt. Das ist mir schon eine Erwähnung wert.)
Kurzinhalt:
Zwei mysteriöse Männer treffen auf der Station ein und bereiten ein geheimnisvolles Gerät vor. Was sie vor haben, wissen wir noch nicht, doch wir kennen ihr Ziel: Commander Sinclair. Als dieser am darauffolgenden Tag erwacht, findet er die Station verlassen vor. Kein Mensch oder Außerirdischer kommt ihn in den weitläufigen Korridoren entgegen, niemand kauft oder verkauft im Bazar, und niemand vergnügt sich in der Bar. Auch die Kommandozentrale ist verlassen. Der Computer informiert Sinclair, dass sich abgesehen von ihm nur mehr eine Person auf der Station befindet: Diese hält sich im Hauptkorridor auf. Sinclair eilt dorthin, und trifft dort auf einen der beiden Männer von zuvor. Dieser hält Sinclair in einem Cybernetz gefangen, und möchte unbedingt herausfinden, was in den 24 Stunden des Erd-Minbari-Krieges, an die sich Sinclair nicht mehr erinnern kann, passiert ist. Er ist davon überzeugt, dass Sinclair die Menschheit verraten hätte, und nun als Spion der Minbari fungiert. Und so zwingt er Sinclair dazu, die schmerzlichen Minuten der Schlacht wieder und wieder zu durchleben...
Erwähnenswerte Synchro-Fehler:
Was Babylon 5 so auszeichnet, ist der Handlungsrahmen und die Tatsache, dass immer wieder auf frühere Ereignisse Bezug genommen wird. So geschehen auch bei "Gefangen im Cybernetz": In einer Rückblende sehen wir erneut jenen Moment aus dem Pilotfilm, wo der Minbari-Krieger Sinclair verkündet, dass er ein Loch in seinem Gedächtnis hätte. Doch leider... anstatt auf die damalige Synchronisation zurückzugreifen oder den Satz zumindest wieder genau so zu übersetzen wie damals, sagt er in der Rückblende nun auf einmal "Sie haben jetzt eine Lücke in ihrem Gedächtnis". Mit dem "jetzt" wird angedeutet, dass dieses Ereignis vor 10 Jahren, also nach seinem "Besuch" auf dem Minbari-Schlachtschiff stattgefunden hätte. Also entweder wollte man die Zuschauer nicht überfordern, mit dem Bezug zum Pilotfilm, oder die Synchroleute waren selbst überfordert...
Review:
"Gefangen im Cybernetz" ist meines Erachtens die erste wirklich großartige Episode von Babylon 5. Hauptgrund dafür dürfte wohl sein, dass man hier den Handlungsbogen zum ersten mal in den Vordergrund stellt. Zwar gab es bisher auch schon Elemente und Teile dieses Handlungsrahmens, doch diese waren zumeist nur eine B-Story oder ein Nebenprodukt der eigentlichen Handlung; und teilweise auch so gut versteckt, dass man es erst beim 2. Ansehen bemerkt. Hier rückt er in den Mittelpunkt, als man sich mit der Frage befasst, was mit Sinclair in jenen 24 Stunden der letzten Schlacht im Erd-Minbari-Krieg, an die er sich nicht erinnern kann, passiert ist. Um sich voll und ganz darauf konzentrieren zu können, verzichtet JMS auch zum ersten Mal auf eine B-Handlung... somit gehört Sinclairs Vergangenheit die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers. Und wie sich uns diese langsam offenbart, ist wirklich clever gemacht: Mit jedem Traum, jeder Rückblende sehen wir ein bisschen mehr von der Schlacht und bekommen von mal zu mal neue Informationen. Dadurch bleibt die ganze Episode über ein hoher Spannungslevel aufrecht (insbesondere natürlich bei der 1. Sichtung), bis zu jenem Moment als schließlich auch aufgelöst wird, wen Sinclair unter der Kapuze erkannt hat (auch wenn man sich das zugegebenermaßen schon denken konnte).
In "Gefangen im Cybernetz", immerhin gerade erst mal die 8. Folge der Serie, beantwortet JMS relativ früh einige jener Fragen, die bereits im Pilotfilm das Interesse des Zuschauers geweckt haben. Wo man bei anderen Serien teils einige Staffeln warten muss, um endlich mal einige der aufgeworfenen Fragen beantwortet zu bekommen, vermeidet JMS so relativ früh das Frustpotential, dass mit solch langen Durststrecken verbunden ist. Er hat genug Vertrauen zu seiner Vision, um ruhig auch mal einen Köder aus dem Spiel zu nehmen – und ihn zugleich durch einen neuen zu ersetzen. Denn wie es die besten Auflösungen so an sich haben, beantwortet "Gefangen im Cybernetz" zwar einige Fragen, wirft aber zugleich einige neue auf. Das "Was (ist Sinclair in diesen 24 Stunden passiert)?" kennen wir nun, aber die nächste Frage die sich praktisch aufdrängt ist: "Warum?" Ein wenig werden wir uns allerdings noch gedulden müssen, ehe JMS auch dieses Rätsel löst. Jedenfalls fand ich diese relativ frühe Auflösung einiger Fragen bei der ersten Sichtung als sehr beruhigend an: Es machte deutlich, dass hier jemand am Werk ist der sich auf all die Fragen die er aufwirft auch wirklich schon eine Antwort überlegt hat – etwas, dass wie man am Negativbeispiel "Akte X" sehen kann nicht selbstverständlich ist.
Doch nicht nur die Handlung, sondern auch viele andere Aspekte der Produktion setzen hier noch deutlich eins drauf und lassen zum ersten Mal das Potential, dass in der Serie steckt, so richtig erahnen. Janet Greek's Inszenierung ist – vor allem für TV-Verhältnisse – absolut hochwertig. Die Bilder sind düster und teilweise surreal, und geben damit genau die richtige Stimmung wieder. Besonders schick auch die starken Scheinwerfer, die Sinclair und den Ritter in ein helles Licht tauchen, während der Rest in Finsternis versinkt. Dadurch wird der kammerspielartige, theatralische Aspekt ihrer Dialoge zusätzlich verstärkt. Die schauspielerischen Leistungen sind über jeden Zweifel erhaben – insbesondere Michael O'Hare scheint spätestens mit "Gefangen im Cybernetz" in die Rolle gefunden zu haben und weiß zu überzeugen. Und auch Christopher Franke hat sich bei "Gefangen im Cybernetz" zum ersten (aber definitiv nicht letzten) Mal selbst übertroffen. Sein "Requiem for the Line" ist einerseits eine wunderschöne und andererseits zutiefst traurige, melancholische Komposition, die zumindest mir immer wieder unter die Haut geht. Sie ist wohl auch der Hauptgrund dafür, dass die Rückblicke auf die letzte Schlacht des Erd-Minbari-Krieges derart bewegend sind.
"And the sky was full of stars. And every star was an exploding ship. One of ours…". Dieser Monolog Sinclairs im Pilotfilm vermittelte zwar einen ersten Eindruck der letzten Schlacht des Erd-Minbari-Krieges, doch erst nachdem man seine Rückblicke in dieser Episode erlebt hat versteht man so wirklich, was das bedeutet. Wie wir gemeinsam mit Sinclair erleben müssen, wie ein Kamerad nach dem anderen aus dem Weltall geschossen wird, ist wirklich erschreckend. Dank der tollen Inszenierung, den hier zum ersten Mal wirklich grandiosen Effekten (auch wenn die Zahl der Schiffe für eine große Schlacht vielleicht noch etwas dürftig ist; JMS erklärte das immer damit, dass wir die Schlacht hier so erleben wie sich Sinclair daran erinnert – und der konnte natürlich nur einen kleinen Teil davon mitbekommen) mit den einerseits wunderschönen und andererseits ungemein bedrohlich wirkenden Minbari-Schlachtkreuzern, und eben auch Christopher Frankes toller Musik, kann man hier die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit Sinclairs absolut nachvollziehen. Es war wohl die erste wirklich großartige Einzelszene von "Babylon 5", und ein absolutes Highlight nicht nur der ersten Staffel sondern der kompletten Serie. Ein bewegender Moment, der mir immer wieder, ganz egal wie oft ich ihn sehe, einen kalten Schauer über den Rücken jagt...
Fazit:
"Gefangen im Cybernetz" hebt die gesamte Serie auf ein neues Niveau. Die clever erzählte Geschichte gibt ihre Geheimnisse erst langsam preis und beantwortet so einige offene Frage, um dabei auch gleich wieder ein paar neue zu stellen. Die Inszenierung ist um einige Stufen höher anzusiedeln als in vorangegangenen Episoden, und Christopher Franke's Musik, insbesondere seine Komposition zur letzten Schlacht im Erd-Minbari-Krieg, ist einfach nur genial. Alles in allem eine großartige Episode mit vielen Highlights und tollen Szenen, die den Handlungsrahmen mal so richtig in Fahrt bringt.
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
Produktionsnotizen:
Vom Skript zur Folge:
Für "Gefangen im Cybernetz" gibt es zwei Drehbuchentwürfe. Der erste wurde von JMS als zu theatralisch und zu abstrakt/surreal verworfen, und weist in der Tat einige eklatante Unterschiede zur fertigen Episode auf:
Zuerst mal ist zu erwähnen, dass es sich um einen sehr frühen Entwurf handelt, der kurz nach dem Schreiben des Produktionsdrehbuch des Pilotfilms verfasst wurde. Deshalb kommen auch noch Laurel Takashima und Ben Kyle (dessen Szene mit Delenn zu jener von Dr. Franklin aus der Episode praktisch identisch ist – inkl. seiner Anhalter-Geschichte und den Ereignissen während des Krieges) vor, und Delenn ist hier noch männlich.
Gleich zu Beginn der Episode gibt es einen Zwischenfall in der Ankunftshalle: Garibaldi hält einen Mann auf, mit dem er in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gemacht hat (nachdem Garibaldi seine illegalen Schmuggelaktivitäten bemerkt hat, hat dieser es so aussehen lassen als wäre Garibaldi an einem Shuttleunfall schuld gewesen, weshalb dieser versetzt wurde). Während er sich mit ihn auseinandersetzt, kommen die beiden "Ritter" (so die Rollennamen der beiden Personen, die Sinclair entführen) unbemerkt und unbehelligt auf die Station. Besagter alter bekannter von Garibaldi ist es dann auch, der die beiden Ritter mit den benötigten Teilen für ihre Maschine besorgt – und nicht jemand aus dem Sicherheitsteam. Zudem haben Garibaldi und er schließlich eine recht unhöfliche Begegnung in der Bar, wo er erneut auf Garibaldi's Vergangenheit eingeht (seine vielen Versetzungen, sein Alkoholproblem) und es schließlich zum Kampf zwischen den beiden kommt. Kleiner signifikanter Moment: Die Szene hätte einen außerirdischen Priester gezeigt, der sich nachdem sie die beiden gegenseitig ausgeschaltet hat bekreuzigt.
Der größte Unterschied ist jedoch die Handlung im Cybernetz, die sich ganz anders als in der fertigen Folge gestaltet: So versucht Ritter Nr. 2 zu Beginn davon zu überzeugen, dass Babylon 5 und all das was er zuletzt erlebt hat nur Teil einer Simulation war, und dass diese dazu diente, ihn auf seinen neuen Posten auf der Station erst vorzubereiten. Das Cybernetz spielt ihm eine falsche Realität vor, in der er sich auf der Erde befindet. Der Ritter behauptet nun, man hätte ihm falsche Erinnerungen implantiert etc., und versucht herauszukitzeln, wie Sinclair – immerhin "nur" ein Commander – zu diesem prestigeträchtigen Posten kommen konnte. Sinclair glaubt natürlich kein Wort und ist überzeugt, dass es sich hierbei um einen Trick handelt. So zeigt er dem Ritter eine Narbe, die er sich an seinem ersten Tag auf Babylon 5 zugezogen hat – dementsprechend kann das keine Simulation sein, so wie der Ritter behauptet. Daraufhin befindet sich wieder auf der leeren Station und diktiert einen Logbucheintrag (etwas, dass er danach de facto bis zum Ende der Episode macht, um die Zuschauer immer wieder über seine Gedanken zu informieren), bis auf einmal eine Tür vor ihm erscheint und wie im nichts schwebt. Danach sieht er auf einmal Mitchell, der ihn wie in der Episode beschuldigt, die Erde verraten zu haben. Als er erneut in die Kommendozentrale zurückkehrt, hat er eine Art Flashback mit dem grauen Rat, und sieht danach erneut die Tür vor sich schweben.
Ihm wird immer deutlicher bewusst, dass das was er erlebt nicht real sein kann und beschließt, etwas unvorhergesehenes zu tun: Er versucht, zu einem Schiff zu kommen und die Station zu verlassen. Doch auf einmal hört er Jahrmarktmusik, und tatsächlich: Als er in den Hauptkorridor geht, ist dort ein riesiger Jahrmarkt, angeführt von Ritter Nr. Zwei. Er erzählt Sinclair vom großen Mysterium des "verschwundenen Mannes" – Sinclair selbst – und zählt die Opfer seiner Kampfgruppe auf: Alle außer Sinclair sind tot – warum lebt er noch? Was ist passiert? Er macht ihn zunehmend wütend, bis dieser ihn angreift und sich nun endlich auf ein Schiff stiehlt. Doch kaum hat er Babylon 5 verlassen, sieht er wieder die Tür – diesmal fast so groß wie die Station selbst, und sie schwebt direkt vor ihm. Sinclair hat genug, er zündet den Nachbrenner und fliegt in die Tür hinein. Erneut erleben wir den Flashback der letzten Schlacht des Erd-Minbari-Krieges, doch diesmal endet es nicht mit Sinclairs Blackout, sondern wir sehen auch was danach passiert ist. Diese Geschehnisse sind mit jenen aus der Episode ident, wie auch alles was danach passiert (Sinclair befreit sich aus der Vorrichtung, halluziniert jedoch noch); mit einem Unterschied: Ritter Eins überlebt das ganze recht unbeschadet und hätte somit theoretisch auch noch in einer späteren Episode wieder auftauchen können.
Beiden Drehbuchentwürfen, dem alten, verworfenen und dem Produktionsskript, ist gemein dass man bereits bei Sinclairs erstem Traum quasi den gesamten Kampf gegen die Minbari bis zu jenem Punkt miterlebt, als Sinclair das Bewusstsein verliert. Hier wurde also wohl erst im Schnittraum die – meines Erachtens kluge – Entscheidung getroffen, bei jedem Flashback mehr zu zeigen und so die Spannung zusätzlich zu steigern.
Zwei weitere kleine Änderungen zwischen dem Produktionsskript und der fertigen Episode: Kurz nachdem sich Ritter Eins Sinclair offenbart hat und ihm sagt dass er nun in dieser Simulation feststeckt, erwähnt er, dass sie Zugriff auf die Erinnerungen seines ganzen Lebens haben, und überall hin springen können. Als Beispiel führt er Sinclair kurz zur Auseinandersetzung mit der außerirdischen Maschine aus "Ein unheimlicher Fund." Und auch der letzte Satz wurde noch leicht verändert: Im Drehbuch sagt Sinclair hier "I have to find out, and sooner or later, I will." In der fertigen Folge sagt er "I have to find out. I have to..."
Quellen:
„Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 2”
„Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 15”
Anekdoten zur Produktion der Episode
Die Rolle von Ritter Nr. Zwei wurde ursprünglich für Walter Koenig geschrieben, doch dieser musste aus gesundheitlichen Gründen absagen, und übernahm stattdessen die Rolle des Psi-Cops Alfred Bester. Danach wandte man sich an Patrick McGoohan (Hauptdarsteller der britischen Kult-Miniserie "The Prisoner", einer der Lieblingsserien von JMS; hierzulande ist er vor allem als mehrmaliger Widersacher von Columbo bekannt), doch dieser war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade außer Landes. Im Endeffekt fiel die Wahl auf Christopher Neame, der sich damals wie heute sein Brot hauptsächlich mit kleineren Nebenrollen in Film (z.b. Ghostbusters II, The Prestige) und Fernsehen (McGuyver, Enterprise) verdient.
Für die traumartigen Sequenzen, in denen Sinclair halluzinierend durch die Station läuft, hatte man ursprünglich eine spezielle Linse gemietet, die für solche Effekte prädestiniert ist. Doch am Drehtag war diese nicht verfügbar, da die Leihfirma sie irrtümlich an eine andere Produktion ausgegeben hatte. "Director of Photography" John C. Flinn III zappelte nicht lange, sondern ging zu einem Tisch, an dem für die gesamte Crew während der Dreharbeiten Snacks, nämlich Munchies, zur Verfügung stehen. Er schnappte sich eine Plastikschüssel voller Bretzel, leerte diese aus, wusch die Schüssel und hielt sie vors Objektiv. Auf diese improvisierte Art und Weise entstanden letztendlich diese Szenen, und der Verzerrungseffekt.
Quellen:
„Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 2”
„Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents”
Das sagen die Schauspieler
Michael O'Hare über "Ritter Zwei" Christopher Neame: „Es Er ist ein wundervoller Schauspieler, und es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten. Eines der Dinge die ich an der Serie geliebt habe war, dass ich mit so vielen Briten zusammenarbeiten konnte; ich liebe englische Schauspieler.“
Regisseurin Janet Greek über "Gefangen im Cybernetz": „Ich wollte [Anm. für die Szenen im Cybernetz] das Gefühl von Leere vermitteln. Deshalb bat ich um Scheinwerferlicht an jenen Stellen, in denen ich gearbeitet habe, während der Rest in Dunkelheit versinken sollte. Und glauben Sie mir, als jemand der im TV-Geschäft arbeitet, weiß ich genau dass es keinen "director of photography" gibt der bei solchen Anforderungen nicht nervös wird. Aber ich sprach mit John Flinn bevor wir das taten, wir redeten über die Beleuchtung der Episode, und als es dann soweit war, hat alles prima geklappt. Es war in vielerlei Hinsicht eine sehr experimentelle Episode, und es unterschied sich stark von dem was bis dahin im Fernsehen gemacht wurde. Es ist die Folge an die ich mich am deutlichsten erinnere, und das nicht nur weil es meine erste war. Sie war so wundervoll geschrieben, so gut durchdacht und so ungewöhnlich. Es war großartig.“
Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents”
Kommentare von JMS
„Ich wollte nicht einfach nur über die Schlacht reden, ich wollte SEHEN was passiert ist. Einfach nur jemanden an der Bar sitzen zu haben, der seine Beine hochlegt und erzählt "und dann flogen wir auf das Schiff zu" hätte nicht funktioniert. Ich wollte Sinclair es erneut erleben lassen. Deshalb musste ihn jemand dazu bringen, alles noch einmal zu sehen. Da er vermutlich für eine lange Zeit versucht hat sich daran zu erinnern was passiert ist, ihm dies jedoch nicht gelang, musste es einen äußeren Einfluss geben der dies veranlasst, daher die beiden Ritter und die virtuelle Umgebung.“
„Sinclair ist ein verwundeter Vogel, und indem man ihn so unter Druck setzt kannst du die Schale knacken mit der er Leute sonst auf Distanz hält oder den Eindruck vermittelt, alles unter Kontrolle zu haben. Eines der Dinge die ich gelegentlich in der Serie zu tun versuche ist, einen nonlinearen oder surrealen Ansatz zu verfolgen. Im ersten Teil hat man keine Ahnung was zum Teufel da eigentlich los ist. Warum ist die Station so leer? Sinclair sollte verwirrt sein. Ein Verhörspezialist wird Ihnen sagen dass ein Teil davon, eine Persönlichkeit zu brechen darin besteht, sie zu verwirren. Ich wollte sehen was passiert wenn man Sinclairs Maske abschabt und sieht was darunter liegt, seine verletzliche Persönlichkeit.“
„Als wir die Weltraumschlachtszenen drehten, schlug ich der Regisseurin vor "Warum lässt du das Licht [der explodierenden Schiffe] nicht aus verschiedenen Richtungen auf das Cockpit fallen? Und so sieht der Zuschauer, wie Sinclair seinen Kopf dreht und sieht, wie ein weiterer Kamerad sein Leben verliert, in die andere Richtung sieht und erneut ein Schiff explodiert, und noch eines usw. Das war meine Idee. Es vermittelt dem Zuschauer dass jeder rund um Sinclair stirbt.“
Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents”
„Dies war vermutlich die erste offensichtliche "Arc"-Story die für die erste Staffel produziert wurde, und jene Episode welche die Aufmerksamkeit vieler Zuschauer für die Serie geweckt hat. Seit dem Pilotfilm lauerte die Frage rund um Sinclairs verlorenen 24 Stunden im Hintergrund, und wartete auf den richtigen Moment um ins Rampenlicht zu treten. Dies war für mich der richtige Moment.“
„Um zu verstehen warum die Episode so geschrieben wurde wie sie geschrieben wurde, müsst ihr wissen dass ich meine Arbeit als Drehbuchautor damit begann, Stücke fürs Theater zu schreiben. Es war dort, wo ich mein Gefühl für Dialoge und die Entwicklung einer Szene entwickelt habe, und das prägt meine Arbeit bis zum heutigen Tag. Ich mag es, Szenen zu schreiben in denen zwei Figuren sich längere Zeit unterhalten weil dies den Schauspielern Zeit gibt, eine Fülle an Emotionen während der Szene zu spielen. Wenn du die Krücken wie Special Effects oder einen ausgefeilten Schnitt wegnimmst, können die Schauspieler zeigen wozu sie fähig sind. Eine lange Szene mit zwei Personen, die von talentierten Darstellern gespielt wird, ist ein unvergleichliches Vergnügen. ... All dies erklärt warum Teile dieser Episode etwas theatralisches haben, beim Drehbuch, der Regie und dem Licht. Von den Rückblenden auf die letzte Schlacht abgesehen hätten die Szenen zwischen Sinclair und dem Ritter genau so gut in einem kleinen Theater aufgeführt werden können.“
Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 2”
„Diese Episode ist anders als alles, was bisher für das Fernsehen produziert wurde. Die Regiearbeit, die Effekte, die schauspielerische Leistung, alles in allem einfach phantastisch. Und - ich kann es nicht oft genug sagen- es ist anders. Die Episode bringt eine nie da gewesene Komplexität in das SF-TV Genre.“
„Wir hatten eigentlich eine ganze Menge mehr Szenen zur Verfügung, die wir zur Verlängerung der Sequenz benutzen konnten, aber wir dachten, wir sollten uns wirklich mehr auf Sinclair konzentrieren, auf seine Sicht der Ereignisse. Außerdem veränderten wir die CGI-Graphik Schritt für Schritt um ihr etwas (alp)traumhaftes, irrationales zu geben, zumal wir das alles nur in Sinclairs Erinnerung sehen. Er war nicht wirklich in der Lage, all das zu sehen, alle diese Details die um ihn herum und hinter ihm passieren. Es ist viel mehr sein Gefühl von dem, was damals passierte. Die Abschnitte, die wir nicht veränderten, waren die, bei denen er wirklich da war, um damit diesen feinen Unterschied klar zu machen.“
Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt von Christian Siegel
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