Originaltitel: Tribunal Episodennummer: 5x12 Bewertung: Erstausstrahlung US: 14. Mai 1999 Erstausstrahlung D: 17. April 2001 Drehbuch: Sam Egan Regie: Mario Azzopardi Besetzung:
Saul Rubinek als Aaron Zgierski,
Alex Diakun als Nicholas Prentice,
Alex Zahara als Karl Rademacher,
Peter Boretski als Leon Zgierski,
Jan Rubes als Robert Greene,
Lindsay Crouse als Gwen Sawyer,
Roman Danylo als Young Leon Zgierski,
Holly Ferguson als Miriam Zgierski,
Kyra Azzopardi als Hannah Zgierski,
Robert Weiss als Guard,
Apollonia Vanova als Female Prisoner,
Vincent Walker als Prisoner,
Sue Astley als Grace u.a.
Kurzinhalt:
Aaron Zgierski ist der Sohn eines Holocaust-Überlebenden. Im Gegensatz zu seinem Vater Leon, sind dessen erste Frau, sowie ihre gemeinsame Tochter, im KZ Auschwitz ermordet worden. Vom Leiter des Konzentrationslagers, Karl Rademacher, der Miriam vor den Augen ihres Mannes und ihrer noch ganz jungen Tochter erschossen hat, fehlt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs jede Spur. Aaron hat er sich nun zur Aufgabe gemacht, nach ihm zu suchen, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Aufgrund der Beschreibungen seines Vaters ist er davon überzeugt, ihn in Robert Greene gefunden zu haben. Doch ohne Beweise sind den Behörden die Hände gebunden. Da bietet ihm plötzlich ein mysteriöser Mann seine Hilfe an, und übergibt ihm schließlich Rademachers Uniform. Da auf dieser keine DNS zu finden war, bringt zwar auch sie nicht den erhofften Beweis, dennoch ist Aarons Interesse geweckt. Umso mehr, als der geheimnisvolle Fremde kurz darauf mit weiteren Objekten aus Rademachers Besitz auftaucht. Schließlich lüftet Aaron das unglaubliche Geheimnis des Unbekannten: Er verfügt über eine Zeitmaschine…
Review (kann Spoiler enthalten):
Zu Beginn war ich zugegebenermaßen ein bisschen skeptisch. Immerhin hatten wir erst in der Episode davor ein historisches Setting, wo für mich die Verknüpfung von diesem mit dem Mystery-/Science Fiction-Elementen doch eher nur recht mäßig geglückt war. Zudem wurde "Das Tribunal" von Sam Egan geschrieben, der ja zusammen mit J. Michael Straczynski "Jeremiah" umgesetzt hat, und wo dessen Folgen im Vergleich zu den JMS-Episoden doch zumeist eher abgefallen sind. Allerdings: Die Widmung am Ende macht deutlich, dass diese Geschichte eine absolute Herzensangelegenheit von ihm war, da sein eigener Vater das Schicksal von Leon Zgierski teilte – nur halt ohne das der Figur hier zugestandene Happy End. Und eben dies merkt man "Das Tribunal" auch deutlich an. Bevor ich zum Lob komme, aber dennoch zwei Kritikpunkte: So rügt Nicholas, der Zeitreisende, Aaron dahingehend, dass er keinesfalls die Vergangenheit verändern darf – dabei blendet die Folge allerdings aus, dass er selbst genau das gleiche macht, immerhin kommt ja auch er aus der Zukunft; und zwar einer, in der Karl Rademacher eben nie seine gerechte Strafe (so eine ebensolche bei derartigen Verbrechen denn überhaupt möglich ist) erhalten hat. Und Komponist John Van Tongeren hat sich hier sehr stark von John Williams' Musik zu "Schindlers Liste" inspirieren lassen (und das ist noch höflich ausgedrückt).
Von diesen Punkten abgesehen war "Das Tribunal" aber sehr stark, und zweifellos die beste "Outer Limits"-Folge seit langem. Bereits der Einstieg im KZ Auschwitz ging mir durch Mark und Bein. Neben der schonungslosen Art und Weise, wie man das Leben – und Sterben – dort einfängt, sticht bei den betreffenden Szenen vor allem auch Alex Zahara als Karl Rademacher hervor. Sein Deutsch mag nicht perfekt sein, da er jedoch ohnehin größtenteils englisch spricht, war dies nicht weiter tragisch. Und seine Performance an sich war absolut großartig (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob man das als Darsteller bei einer solchen Rolle auch wirklich als Lob ansehen kann). Aber auch die Quest von Aaron (super gespielt von Saul Rubinek, der Sammler aus der titelspendenden TNG-Folge, sowie der wunderbar aalglatte Hasty aus der "Jesse Stone"-Krimireihe) hatte es mir angetan. Zwar bleibt die Folge im Hinblick darauf, darum er sich bei der wahren Identität von Robert Greene so sicher ist, ein bisschen vage (wie auch rund um die Frage, wie er ihn denn eigentlich gefunden hat), das sei "Das Tribunal" aber verziehen. Vor allem aber konnte mir im Gegensatz zu "Der Ripper" diesmal der Science Fiction-Ansatz enorm gut gefallen. Ich bin ja generell ein Fan von Zeitreise-Geschichten, aber dass hier jemand sein entsprechendes Gerät dafür verwendet, um dafür zu sorgen, dass ein Nazi-Kriegsverbrecher geschnappt wird, war definitiv mal etwas anderes. Alex Diakun legt seine Rolle zudem passend mysteriös an, so dass man seinen Zeitreisenden zu Beginn noch nicht so recht einschätzen kann. Die schließlich offenbarte persönliche Verbindung zwischen ihm und Aaron liefert dann zudem eine plausible Erklärung dafür, warum Nicholas ihm auf diese Art und Weise helfen sollte.
Der weitere Verlauf der Geschichte war dann ebenfalls packend, und mit einigen interessanten Wendungen gespickt. In Erinnerung bleibt dabei vor allem jener Moment, wo es Aaron selbst zum ersten Mal (unabsichtlich) in die Vergangenheit verschlägt, und er im KZ landet, und dort schließlich auch seinem Vater und dessen Tochter begegnet. Sehr gut gefallen hat mir auch, wie die junge Hannah hier dann schließlich gerettet wird. Die Wiedervereinigung mit ihrem mittlerweile fünfzig Jahre älteren Vater war definitiv ein berührender Moment. Manchen mag es zu zuckersüß gewesen sein; zumal in unserer Wirklichkeit eine solche wundersame Rettung natürlich nicht möglich wäre. Ich hingegen mochte eben genau das daran: Die Phantastik kann und darf dem realen Schrecken gerne auch mit übernatürlichen Mitteln begegnen, und ein heilendes Happy End bescheren, wo in der Realität ein solches nicht möglich wäre. Last but not least: Das Ende – wo man den alten Rademacher in die Vergangenheit bringt– war dann einfach nur perfekt. Einen passenderen (und aussagekräftigeren) Ausgang, als das er von seinem jüngeren Ich gerichtet wird, kann zumindest ich mir nicht vorstellen.
Fazit:
So stark war "Outer Limits" schon lange nicht mehr. Sam Egan verarbeitet hier die Erfahrungen seines eigenen Vaters, der im KZ seine Frau und seine Tochter verloren hat. Im Gegensatz zu diesem gibt es für Aaron und Leon Zgierski hier ein – für "Outer Limits" ja doch eher ungewöhnliches – Happy End, und das gleich in doppelter Hinsicht. So wird zumindest Hannah gerettet; vor allem aber wird der fiktive Kriegsverbrecher Karl Rademacher am Ende seiner gerechten Strafe zugeführt. Die Art und Weise, wie dies passiert, fand ich einfach nur grandios. Neben dem Setting und der höchst interessanten Idee rund um die Zeitreise(n), um Beweise zu sammeln, hatten es mir auch die schauspielerischen Leistungen angetan, wobei sich insbesondere Alex Zahara als Rademacher für mich hervortat. Und die Handlung wartete mit einigen sehr interessanten Wendungen und starken, teils auch berührenden, Momenten auf. Kleinere Kritikpunkte verhindern zwar einen noch größeren Wurf. Dennoch ist "Das Tribunal" für mich zu den Highlights der "Outer Limits"-Neuauflage zu zählen.