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Indiana Jones - The Further Adventures: Volume 1 Drucken E-Mail
Sammlung der ersten Indy-Comics von Marvel Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 06 Februar 2023
 
Titel: "Indiana Jones: The Further Adventures - Volume 1"
Bewertung:
Autoren: U.a. Walt Simonson, John Byrne, Denny O'Neil, David Michelinie & Archie Goodwin
Zeichnungen: U.a. John Byrne, Ron Frenz, Kerry Gammill, Dan Reed & Luke McDonnell
Tusche: U.a. Terry Austin, Danny Bulanadi, Sam de la Rosa & Mel Candido
Farben: U.a. Bob Sharen, Paul Becton & Julianna Firreti
Lettering: U.a. Joe Rosen & Janice Chiang
Cover: Kerry Gammill
Umfang: 368 Seiten
Verlag: Dark Horse (E)
Veröffentlicht: 24. April 2009 (E, Sammelband)
ISBN: 978-1-59582-246-8 (Omnibus, E)
Kaufen: Omnibus (E)
 

Inhalt & Review: Im Sommer dieses Jahres wird Indiana Jones sein letztes filmisches Abenteuer erleben (und, falls sich "Das Erwachen der Macht" im Hinblick auf die Rückkehr von Harrison Ford in einer seiner ikonischsten Rollen als Indikator erweisen sollte, dabei wohl auch das Zeitliche segnen). Ich nehme dies als Anlass, um mir endlich die seit mehr als zehn Jahren im Regal stehenden Omnibus-Sammlungen der "Indiana Jones"-Comics vorzuknöpfen. Den Anfang macht dabei Volume 1 der sogenannten "Further Adventures", welche den ersten Teil der von 1982 bis 1985 im Marvel-Verlag erschienenen Comics sammelt. Ähnlich wie zuvor bei "Star Wars" sicherten sich Marvel (möglicherweise, weil beides Lucasfilm-Produktionen sind?) die Lizenz, um zuerst den ersten Film zu adaptieren, und danach an diesen mit neuen, originären Abenteuern anzuknüpfen. Bevor wir auf den Inhalt an sich eingehen, zuerst ein paar Worte zur künstlerischen Gestaltung: Von der darf man sich hier – wie auch schon das Cover, welches deren Qualität ziemlich originalgetreu widergibt, erkennen lässt – nicht zu viel erwarten. Es hat sich einfach in den vergangenen knapp 30 Jahren – nicht zuletzt aufgrund dem zunehmenden Einsatz von Computern – viel getan. Hier hingegen musste alles noch von Hand gezeichnet und koloriert werden. Der Look ist dementsprechend mit modernen Comics, die teilweise fast schon fotorealistisch wirken, nicht zu vergleichen.

Die Illustrationen schneiden dabei insgesamt sogar noch nicht einmal so schlecht ab. Ja, Indy ist zugegebenermaßen eher aufgrund seiner markanten Kleidung zu identifizieren, als weil man Harrison Fords Gesicht so detailgetreu einfangen würde – wobei dies zugegebenermaßen auch von Comic zu Comic, ja teilweise sogar von Bild zu Bild, schwankt. Gleiches gilt für Marcus Brody sowie Marion Ravenwood, die hier ebenfalls immer wieder mal auftauchen, wobei ich letztere insgesamt wohl noch am besten getroffen halte. Und auch die Hintergründe sind teilweise sehr schlicht gehalten, bzw. werden oftmals überhaupt gleich dem Koloristen überlassen. Trotzdem sind die Zeichnungen insgesamt durchaus noch ok. Die Farbgebung hingegen fällt im Vergleich zu gegenwärtigen Comics doch ordentlich ab. Von gelegentlichen Fehlern mal ganz abgesehen (wie z.B. wenn Indys Lederjacke kurz mal nicht rotbraun sondern vielmehr grün ist), gibt es überwiegend keinen Farbverlauf. Die Hintergründe sind allzu oft einfarbig und manchmal sogar einfach nur komplett weiß gehalten. Auffällig sind auch jene Bilder, wo die Figuren aus mir unerklärlichen Gründen völlig rot gezeigt werden (was vor allem dann passiert, wenn sie etwas weiter weg stehen). All dies mag letztendlich dem damaligen Standard entsprechen (man denke nur an die Superhelden- oder gerne auch Disneys "Lustige Taschenbücher" aus der Zeit), und ist "The Further Adventures" somit nicht vorzuwerfen. Als Konsument von eher aktuellen Comic-Veröffentlichungen sollte man sich aber halt darauf einstellen.

Doch kommen wir zum Inhalt. Den Anfang macht wie gesagt eine Adaption des ersten Indiana Jones-Films, "Jäger des verlorenen Schatzes". Diese leidet etwas darunter, dass man sich dazu entschieden hat, diese in nur drei Einzelcomics á 24 Seiten zu pressen; aus meiner Sicht wären vier Ausgaben besser gewesen, um nicht ganz so viel kürzen bzw. komprimieren zu müssen (so werden beispielsweise einige Dialogzeilen aus dem Gespräch von Belloq und Indy nach Marion vermeintlichem Tod in jene Szene umgegliedert, wo er die beiden nachdem er die Bundeslade an sich gebracht hat im verschütteten Tempel voller Schlangen zurück lässt), denn so muss man teilweise doch ordentlich durch die Geschichte hetzen. Auffällig sind zudem Änderungen wie der frühere Tod von Toht, der hier schon bei der LKW-Verfolgungsjagd mit seinem Wagen in eine Schlucht stürzt, und dementsprechend beim Ritual am Ende schon nicht mehr dabei ist. Der Kern der Geschichte bleibt aber erhalten, und grundsätzlich ist die Story natürlich über jeden Zweifel erhaben. Abseits einer möglichen Zeitersparnis (da der Comic wohl schneller gelesen als der Film geschaut ist) kann ich jedoch nicht wirklich einen Grund erkennen, warum man die Adaption lesen sollte, statt einfach die DVD/Blu-Ray/UHD nochmal einzulegen. Spannend wird es dann ab der darauffolgenden Ausgabe, wo Autoren wie Walt Simonson, John Byrne, Denny O'Neil, David Michelinie und Archie Goodwin – die teilweise auch schon an den "Star Wars"-Comics von Marvel mitgewirkt hatten – damit begangen, ihre eigenen Geschichten rund um den Archäologen, Professor und Abenteurer zu erzählen.

Den Anfang macht der Zweiteiler "The Ikons of Ikammanen", wo wir einen alten Studenten von Indy kennenlernen, der kurz darauf ermordet wird. Zusammen mit deren Schwester Edith macht er sich schließlich auf die Suche nach den titelspendenden goldenen Statuen, die Rächer abbilden, und angeblich über die Fähigkeit verfügen sollen, wieder zum Leben zu erwachen. Die Story ist kurzweilig, und gefällt zum Ende hin insbesondere mit einem gelungenen Twist. Vor allem aber gelang es hier aus meiner Sicht sehr gut, die Stimmung und das Feeling von "Jäger des verlorenen Schatzes" einzufangen, ohne diesen einfach nur zu kopieren (sprich: Kein biblisches Artefakt, keine Nazis, usw.). Demgegenüber empfand ich den direkt an diese Story anknüpfenden Einzelcomic "The Devil's Cradle" als einen der schwächsten Einträge in diese (erste) Sammlung. Erzählt wird eine ziemlich eigenwillige Story, in der Indy auf einen alten Mann namens Prospero (William Shakespeare lässt grüßen) trifft, der angeblich seit 200 Jahren am Leben ist, und der nun versucht, mehr von seinem lebensverlängernden Elixier zu brauen, während ein undefinierbarer Mob (der mir den Eindruck vermittelte, Indy wäre irgendwie in der Vergangenheit gelandet) Jagd auf ihn macht. Aufgrund Prosperos rücksichtslosem Verhalten stand ich dabei leider irgendwie auf keiner der beiden Seiten; und da Dr. Jones natürlich nichts passieren kann, verfolgte ich die Geschichte letztendlich mit sehr verhaltenem Interesse. Vor allem aber fühlte sie sich einfach irgendwie falsch/seltsam an.

"Gateway to Infinity" ist dann eines meiner Highlights aus der Sammlung. Darin sucht Indy nach einem Artefakt, mit dessen Hilfe es zu einem bestimmten Zeitpunkt – nämlich in wenigen Tagen – möglich sein soll, am Stonehenge-Monument mit dessen Erbauern, die nicht von dieser Welt stammen, in Kontakt zu treten. Die Story hat alles, was man sich von einem Indiana Jones-Abenteuer erwartet: Nazis (mit denen sich Indiana Jones natürlich ein Wettrennen liefert), eine charmante weibliche Begleitung (in Form der britischen Linguistin Karen Mays), zahlreiche brenzlige Situationen aus denen er nur mit knapper Not davonkommt, sowie ein (wenn auch zugegebenermaßen vielleicht fast schon zu sehr ans Ende von "Jäger des verlorenen Schatzes" erinnerndes) Finale mit starkem mystisch-übernatürlichen Einschlag. Ein Comic, den ich mir definitiv auch sehr gut als Sequel zu Indys erstem Abenteuer hätte vorstellen können. "Club Nightmare" ist dann wieder ein Einzelcomic, der in erster Linie mit der Rückkehr von Marion Ravenwood besticht. Doch obwohl diese ja die Bar in Nepal geführt hat, wirkt ihr Versuch hier, einen eleganten Club zu eröffnen, irgendwie seltsam, und will nicht so recht zu ihr passen. Vor allem aber bietet die Story zwar Gangster, und geht es teilweise auch um gestohlene Artefakte, an übernatürlichen Elementen mangelt es "Club Nightmare" aber gänzlich. Immerhin fängt David Michelinie aber die Dynamik zwischen Indy und Marion sehr gut ein. "Africa Screams" ist ihm aber insgesamt um einiges besser gelungen. Hier schließt sich Marion – als Journalistin – Indiana Jones auf seinem jüngsten Abenteuer an, welches Erinnerungen an das großartige Adventure "Indiana Jones and the Fate of Atlantis" weckt; denn auch hier spielt der legendäre, angebliche vor Jahrtausenden versunkene und dabei eine fortschrittliche Zivilisation auslöschende Kontinent eine große Rolle; wobei die Geschichte hier letztendlich in eine ganz andere Richtung geht. In jedem Fall ist auch diese Story höchst unterhaltsam, gefällt wieder mit der sehr gut eingefangenen Dynamik zwischen Indiana Jones und Marion Ravenwood (auch wenn letztere hier deutlich passiver und mehr "Fräulein in Nöten" ist, als bei "Jäger des verlorenen Schatzes", was ich doch ein bisschen schade fand), und hätte so wie "Gateway to Infinity" ein lässiges Sequel zu "Raiders" abgegeben.

"The Gold Goddess" ist grundsätzlich ebenfalls eine coole und kurzweilige Geschichte. Dabei sticht insbesondere die Tatsache hervor, dass man hier die Eröffnungssequenz aus "Jäger des verlorenen Schatzes" aufgreift, und erzählt, wie Indy versucht, die ihm dort von Belloq abgenommene Statue wieder in die Hände zu bekommen. Der Comic liefert uns zudem ein Wiedersehen mit Indys Freund Sallah (der jedoch von allen aus dem Film bekannten Figuren so ziemlich am unkenntlichsten ist). Leider aber haben sich hier dann doch ein paar problematische Töne eingeschlichen. So gerieten die Filme in den vergangenen Jahrzehnten ja ohnehin schon zunehmend in die Schusslinie dafür, wie Indiana Jones sich hier einfach so Artefakte aneignet – wenn auch, damit diese in einem Museum ausgestellt werden können. Hier jedoch wird es nochmal um einiges kritischer, wenn das betreffende Volk noch am Leben ist, versucht, die Statue an sich zu bringen, und Indy sie als Wilde abtut und – wenn auch in Notwehr – ermordet. Das verlieh sowohl "The Gold Goddess" als auch der letzten hier enthaltenen Story, "The Fourth Nail", einen sehr bitteren Beigeschmack, wobei es bei letzterem fast noch ärger war, da er dort mit den Aboriginees gegen ein "echtes" Volk antrat. Deren Darstellung hier ist nun wahrlich alles andere als schmeichelhaft, und genau genommen eigentlich indiskutabel. Wobei ich "The Fourth Nail" auch abseits dieses (gravierenden) Kritikpunkts zu den schwächeren der hier enthaltenen Comics zählen würde. Die Geschichte rund um einen vermeintlich damals bei der Kreuzigung Jesu gestohlenen vierten Nagel wollte mich nie so recht ansprechen, aber auch die Actioneinlagen fand ich hier relativ einfallslos, und wenig mitreißend. Dafür ist immerhin auch hier Marion mit dabei, und die auch hier wieder nette Dynamik zwischen den beiden hilft zumindest ein wenig über den schwachen McGuffin sowie die problematischen Untertöne hinweg. Highlight war "The Fourth Nail" für mich aber definitiv keines.

Fazit: Der erste Sammelband zu Marvels "The Further Adventures of Indiana Jones" versammelt gleich acht Geschichten in sich. Wenig überraschend zeigen sich dabei doch einige qualitative Unterschiede. Den Anfang macht eine Adaption des ersten Kinofilms "Jäger des verlorenen Schatzes", dem man mit nur drei Einzelausgaben nicht wirklich gerecht wird; hier musste einfach zu viel gekürzt, komprimiert und gehudelt werden. Der Kern der Story kann aber natürlich auch in dieser reduzierten Form gefallen. Von den nachfolgenden, neu erfundenen Geschichten hatten es mir dann insbesondere "Gateway to Infinity" – rund um Stonehenge – sowie "Africa Screams" – wo Indy, ein knappes Jahrzehnt vor "Fate of Atlantis" auf den Spuren des versunkenen Kontinents wandelt – enorm angetan. Aber auch "The Ikons of Ikammanen" war mehr als solide; während ich "Club Nightmare" und "The Gold Goddess" als eher mittelmäßig einstufen würde. Eher als Ausfälle empfand ich dann schließlich "The Fourth Nail" sowie insbesondere "The Devil's Cradle". Allen Comics ist eine doch recht schlichte – wenn auch durchaus dem damaligen Standard entsprechende – künstlerische Gestaltung gemein, bei der die aus den Filmen bekannten Figuren, einschließlich Indy, eher an der Kleidung, der Haarfarbe usw. als den Gesichtern zu erkennen sind. Und vor allem die Farbgebung, die zumeist ohne Verläufe auskommt, und sich teilweise auch so Eigenheiten wie die Figuren komplett in rot darzustellen leistet, fällt im Vergleich zu modernen Comics ziemlich ab. Inhaltlich hätte aber so manche der hier enthaltenen Geschichten coole Fortsetzungen zu "Jäger des verlorenen Schatzes" abgegeben.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
Coverbild © 2009 Dark Horse Comics





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