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Everything Everywhere All at Once Drucken E-Mail
Ein Hype-Film, der hält, was er verspricht Kategorie: Filme - Autor: Björn Flügel - Datum: Dienstag, 09 August 2022
 
 
Everything Everywhere All at Once
Originaltitel: Everything Everywhere All at Once
Produktionsland/jahr: USA 2022
Bewertung:
Studio/Verleih: AGBO Production/A24/Leonine Distribution
Regie: Daniel Kwan & Daniel Scheinert
Produzenten: U.a. Daniel Kwan, Daniel Scheinert, Joe Russo, Anthony Russo, Mike Larocca & Jonathan Wang
Drehbuch: Daniel Kwan & Daniel Scheinert
Filmmusik: Son Lux
Kamera: Larkin Seiple
Schnitt: Paul Rogers
Genre: Action/Komödie/Science Fiction
Kinostart Deutschland: 28. April 2022
Kinostart USA: 25. März 2022
Laufzeit: 139 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: UHD, Blu-Ray, DVD
Mit: Michelle Yeoh, Stephanie Hsu, Ke Huy Quan, James Hong, Jamie Lee Curtis, Tallie Medel, Jenny Slate, Harry Shum Jr. u.a.


Kurzinhalt: Evelyn und Waymond betreiben einen Waschsalon. Eine Steuerprüfung deckt gravierende Fehler auf. Als sie in der Steuerbehörde vorsprechen, wird Waymond plötzlich von einer aus einem Paralleluniversum stammenden Persönlichkeit, "Alpha-Waymond", übernommen und erklärt der verdutzten Evelyn, dass das Multiversum von Jobu Tubaki, die sich als ihre Tochter Joy herausstellt, bedroht wird und dass nur noch sie sie aufhalten könne. Sie erfährt, wie sie auf die Fähigkeiten ihrer alternativen Ichs zugreifen kann. Sie springt durch die parallelen Universen und entdeckt, welche Chancen sie in ihrem Leben verpasst hat. Dabei wird sie von anderen Multiversumsreisenden verfolgt, die von ihrem Vater angeführt werden…

Review: Szenenbild. "Everything Everywhere All at Once" ist einer jener Filme, an deren Ende man gar nicht fassen kann, was man da gerade gesehen hat. Nachdem das Regie-Duo Daniel Kwan und Daniel Scheinert aka DANIELS im Jahr 2016 mit "Swiss Army Man" eine völlig durchgeknallte, aber doch zu Herzen gehende, philosophische Robinsonade auf die Leinwand gebracht haben, legen sie nun ordentlich nach. Sollten sich solche Absurditäten zu ihrem Alleinstellungsmerkmal als Filmemacher entwickeln? Meine Antwort wäre dann: Ja, bitte, unbedingt! Denn es sind solche Filme, die die Grenzen des Kinos auf innovative, mutige Weise ausloten und dem Zuschauer ein höchst intensives Erlebnis verschaffen, das man nicht so schnell vergisst. Und der Erfolg gibt DANIELS Recht: Bei einem überschaubaren Budget von 25 Mio. US-Dollar hat "Everything Everywhere All at Once" bislang 100 Mio. US-Dollar eingespielt, womit der Film eine höhere Kapitalrendite als manche Franchisebeiträge wie z.B. "Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers", "Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt" oder "Der Hobbit - Die Schlacht der Fünf Heere" verzeichnet.

"Everything Everywhere All at Once" zehrt insbesondere von der herausragenden Darstellerriege um die sensationell aufspielende Michelle Yeoh, die etliche, völlig unterschiedliche Facetten ihrer Figur zeigt. Sie überzeugt als überforderte Waschsalonbetreiberin ebenso wie als kampfsporttreibende Athletin, glamouröser Filmstar oder warmherzige Mutter und Ehefrau, immer wieder hin- und herswitchend zwischen englischer und chinesischer Sprache. Sogar völlig groteske Szenen (Stichwort: Wurstfinger!) spielt sie mit einer Virtuosität, als wäre genau das die Rolle ihres Lebens. Eine Performance, die zweifelsfrei zum Besten gehört, was man seit langer Zeit gesehen hat. Der übrige Cast steht ihr in nichts nach: So erweist sich Jonathan Ke Quan, der als Kind u.a. in den Spielberg-Produktionen "Indiana Jones und der Tempel des Todes" und "Die Goonies" mitwirkte, als die perfekte Besetzung für den einerseits unbeholfenen und andererseits patenten (Alpha-)Waymond, der beispielsweise seine Verfolger mit einer Gürteltasche auf martialische Weise ausschaltet. Und die renommierte Jamie Lee Curtis begeistert in der Rolle der biederen Finanzbeamtin bzw. ihres interuniversellen Alter Ego ebenso, wie Stephanie Hsu als frustrierte Tochter Joy bzw. Antagonistin Jobu Tupaki. Nicht zuletzt wertet der hochbetagte James Hong, der mit unzähligen Nebenrollen u.a. in "Chinatown", "Blade Runner" und "Big Bang Theory" eine immens umfangreiche Filmografie vorweist - und 1966 sogar Kandidat für die Rolle des Hikaru Sulu in "Star Trek" war - den Film als Evelyns grenzdebiler Vater bzw. mit seiner kongenialen Darbietung als "Alpha-Gong Gong" noch einmal deutlich auf. Unter dem Strich sehen wir hier ein grandioses Ensemble, das perfekt aufeinander abgestimmt ist, und den Zuschauer sattelfest durch das Chaos lotst. Auch handwerklich ist der Film brillant. Schnitte, Kamera, Beleuchtung, visuelle Effekte - Die Optik ist verdammt gut ausgestaltet und verkommt an keiner Stelle zum bloßen Mittel zum Zweck. Mit dieser harmonischen, nahezu perfekten Einheit von Narration, Stilmittel und Filmsprache liefern DANIELS eine Bestleistung ab. Gleiches gilt für den Soundtrack aus der Feder des multitalentierten Musikers Son Lux, der die Bilder präzise in Töne umwandelt und sie mit dem Film verbindet.

Szenenbild. Trotz der verworrenen Story, die auf jedweden Erklärungsversuch verzichtet, manchen Haken schlägt, und den Zuschauer gekonnt an der Nase herumführt, trotz aller grotesker und bisweilen an die Schmerzgrenze gehende Situationskomik und trotz aller exzellent choreografierter Action, die den besten Jackie-Chan-Streifen durchaus ebenbürtig ist, gelingt es den DANIELS auf exzellente Weise, den Überblick über das Gesamtkonstrukt zu behalten. So abgefahren der Film auch ist, so ist er im Herzen doch ein ergreifendes Familien- und Charakterdrama. Evelyn ist zunächst mit dem Waschsalon, den sie im Grunde zutiefst hasst, ihrer Tochter, deren Homosexualität sie nur schwer akzeptieren kann, ihrem unterwürfigen Mann, der schon längst, ohne dass sie davon Notiz genommen hat, die Scheidung eingereicht hat, und ihrem greisen Vater völlig überfordert. Sie lebt den gescheiterten amerikanischen Traum. Doch sie wächst dank der Fähigkeiten ihrer alternativen Ichs über sich hinaus. Weiterhin ist sie mit essentiellen Fragestellungen konfrontiert: Welche Entscheidungen haben sie an diesen Punkt ihres Lebens gebracht? Welche Chancen hat sie nicht genutzt? Wer und was hätte sie sein können? Ist sie die schlechteste Version ihrer Selbst? Sie lernt jedoch, ihr Leben aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, und sich schließlich mit sich selbst zu versöhnen.

Fazit: "Everything Everywhere All at Once" ist ein komplexer, spannender Genre-Mix voller einfallsreicher, intelligenter Ideen und einem sensationellen Cast. Handwerklich ist er nahezu perfekt und ein filmsprachliches Musterbeispiel. Der Film funktioniert auf mehreren Ebenen: Als rasanter Actionstreifen im Multiversum, als Komödie, aber auch als Familien- und Charakterdrama, das sich auf ansprechende Weise mit philosophischen Fragestellungen auseinandersetzt. Seht ihn Euch an, nicht nur einmal, und auch in jedem anderen Universum!

Wertung:9 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2022 Leonine Distribution)





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