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Star Trek - TOS: Der Zorn des Khan Drucken E-Mail
Dem Film unterlegene Romanadaption Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 29 März 2020
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Der Zorn des Khan"
Originaltitel: "Star Trek: The Wrath of Khan"
Bewertung:
Autor: Vonda McIntyre, nach dem Drehbuch von Jack B. Sowards
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 235 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne (D), Pocket Books (E)
Erstveröffentlichung: Juli 1982 (E) bzw. 1982 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11608-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: James T. Kirk hat Geburtstag, befindet sich aber kaum in Feierlaune. Die Eintönigkeit seines Schreibtischjobs lastet dabei mindestens so schwer auf ihm, wie sein zunehmendes Alter – und damit einhergehend die Erkenntnis, dass wohl eher weniger Zeit vor als hinter ihm liegt. Die Inspektion der Enterprise, die mittlerweile zur Ausbildung frischer Kadetten dient, führt ihn immerhin zur Liebe seines Lebens – der Enterprise – zurück, wo er auch mit Spock, McCoy und einem Großteil seiner alten Brückenbesatzung wieder vereint wird; nur Chekov dient mittlerweile auf der U.S.S. Reliant. Zusammen sollen sie die Kadetten auf ihren ersten Übungsflug begleiten. Doch aus dem Spaß wird bitterer Ernst, als man ein Notsignal von der Raumstation Regula I erhält. Dort arbeitet Carol Marcus mit einem Forscherteam, dem auch ihr Sohn David angehört, seit geraumer Zeit am sogenannten Genesis-Projekt, mit dem sich leblose Himmelskörper in Paradiese verwandeln lassen sollen. Nun will ihr angeblich jemand Genesis wegnehmen. Auf dem Weg zur Raumstation wird die Enterprise von der U.S.S. Reliant aufgehalten. Diese steht mittlerweile, nachdem er und seine Anhänger das Schiff übernommen haben, unter dem Kommando eines alten Feindes: Khan Noonien Singh…

Review: "Der Zorn des Khan" gilt ja gemeinhin als der beste "Star Trek"-Film. Mittlerweile sollte bekannt sein, dass ich was das betrifft nicht ganz übereinstimme, da für mich nichts an "Der Film" herankommt; was übrigens auch ein kürzliches Double Feature der ersten beiden "Star Trek"-Filme in meinem Heimkino für mich wieder unter Beweis gestellt hat. Wie schlägt sich aber nun die Romanfassung? Zuerst einmal: Im Vergleich zum ersten Film, wo Gene Roddenberry selbst Hand anlegte und die Romanversion schrieb, wurde für "Der Zorn des Khan" Vonda McIntyre beauftragt, die mit "Der Entropie-Effekt" den ersten originären "Star Trek"-Lizenzroman im Verlag von Pocket Books (davor gab es ja bereits "Mission to Horatius" von Whitman Publishing; bei uns unter dem Titel "Notruf aus dem All" im Heel-Verlag erschienen) geschrieben hatte – der zwar, wohl nicht zuletzt auch als nostalgischen bzw. historischen Gründen (eben weil er der – fast – erste Original-TOS-Roman war) seien Fans hat, bei mir aber eher schlecht abgeschnitten hat. Und in meinen Augen hat sich die Autorin, die in weiterer Folge auch noch für die Romanfassungen zu "Auf der Suche nach Mr. Spock" und "Zurück in die Gegenwart" verantwortlich sein sollte, leider auch bei "Der Zorn des Khan" nur bedingt mit Ruhm bekleckert.

Grundsätzlich sei festgehalten, dass mir natürlich die Herausforderung, vor der man als AutorIn bei solchen Romanadaptionen von Filmen bzw. Drehbüchern steht, durchaus bewusst ist. Zuerst einmal sind diese grundsätzlich für ein gänzlich anderes, audiovisuelles Medium, geschrieben, was sich halt oftmals schwer vernünftig in das reine, geschriebene Wort übertragen lässt. Dies gilt gerade auch bei Actionszenen, die auf der Leinwand inszeniert natürlich wesentlich packender rüberkommen, als wenn man ihnen nur auf Papier zuliest. Vor allem aber sind Drehbücher für einen zweistündigen Film für einen Roman in halbwegs traditioneller Länge zu kurz. Man ist somit fast dazu gezwungen, sich zusätzliches Material zu überlegen, um das Ganze ein bisschen voller zu machen (weil sonst hat man am Ende nur ein sehr dünnes Büchlein vor sich; ein Beispiel dafür wäre z.B. die Romanversion von "Spaceballs", die ich in absehbarer Zeit besprechen werde). Insofern beneide ich keinen Autor und keine Autorin um eine solche Aufgabe. Mit dem von McIntyre gewählten Zugang war ich allerdings leider nicht wirklich glücklich. "Der Zorn des Khan" ist ja wohl vermutlich jener Film, der am meisten auf James T. Kirk fokussiert ist – und wo das Hadern mit dem Altern und seinem Schreibtischjob, vor allem aber die Tatsache im Mittelpunkt steht, dass er dem Tod bislang immer ein Schnippchen schlagen konnte, und sich diesem nie so recht gestellt hat (der Film blendet hier nicht einfach nur die zahlreichen Tode von Rothemden in der Serie aus, sondern vor allem auch den Tod von Kirks eigenem Bruder in "Spock außer Kontrolle", was diese Aussage eigentlich wieder torpediert, aber ich will es ihnen mal durchgehen lassen). Oder, anders ausgedrückt: Gerade zu jenem Zeitpunkt, wo er eh schon mit dem Alter und dem früher oder später unweigerlich bevorstehenden Tod hadert, muss James T. Kirk erkennen, dass das Leben eben doch keine umprogrammierte Kobayashi Maru-Simulation ist – und jene Person, die nicht an ausweglose Situationen glaubt, erkennen, das solche nun mal trotz allem existieren, und manchmal ein schmerzliches Opfer erfordern.

All das ist packend und interessant, und verleiht "Der Zorn des Khan" wesentlich mehr Tiefgang, als es so ziemlich jeder andere "Star Trek"-Film nach ihm (eventuell mit Ausnahme von "Das unentdeckte Land" – zufälligerweise [?] auch wieder von Nicholas Meyer inszeniert) von sich behaupten kann. Und grundsätzlich ist all das auch in Vonda McIntyres Roman zum Film immer noch vorhanden. Leider aber gerät es im direkten Vergleich doch ziemlich in den Hintergrund. Hauptverantwortlich dafür ist, dass die Autorin was das für die nötige Länge erforderliche Zusatzmaterial nicht auf Kirk, Spock und McCoy zurückgegriffen, sondern ihre Aufmerksamkeit auf die Nebenfiguren des Films gelenkt hat. Im Bezug auf Saavik fand ich das ja sogar noch durchaus gelungen. Die Offenbarung ihrer romulanisch-vulkanischen Herkunft hätte aus meiner Sicht in den Film gehört; nicht zuletzt, als sie teilweise emotionaler agiert, als man das von Vulkaniern sonst gewohnt ist, was angesichts ihrer gemischten Herkunft absolut Sinn ergibt – nur davon erfährt man eben im Film nichts. Dies ist aber leider aus meiner Sicht auch schon der einzige Aspekt, wo McIntyre im Vergleich zum Film/Drehbuch nachbessert. Darüber hinaus wendet sie aber auch noch viel Aufmerksamkeit David Marcus zu (dem auch ein aufgesetzt wirkendes Techtelmechtel mit Saavik angedichtet wird), sowie vor allem auch Peter Preston. Falls euch der Name gerade nichts sagen sollte: Das ist Scottys Neffe, der beim ersten Angriff von Khan dann sein Leben verliert. In der Kinofassung fand ich seinen Tod sehr berührend. Im Director's Cut, wo die Familienverhältnisse aufgedeckt wurden, hab ich dann leider schon mehr mit Scotty denn mit ihm selbst mitgefühlt, aber immerhin. Im Roman fand ich ihn aber dermaßen nervig dargestellt (vor allem seine Heulszene bei Saavik fand ich übertrieben), dass ich letztendlich froh war, als er endlich abtrat. Was ja wohl eher nicht der Sinn der Sache gewesen sein dürfte.

Der stärkere Fokus auf die Nebenfiguren drückt sich jedoch nicht nur durch einige zusätzliche Szenen aus, sondern auch dadurch, dass auch zahlreiche Ereignisse aus dem Film statt aus der Sicht der Hauptprotagonisten vielmehr aus ihrer Perspektive erzählt werden. Dies gilt übrigens nicht nur für Saavik und David, sondern vor allem auch Joachim. Denn statt die Szenen rund um Khan auch tatsächlich auch aus seiner Perspektive zu erzählen – in sein hasserfülltes und von Rache dominiertes Gedankenbild einzutauchen hätte ich mir nämlich wirklich interessant vorgestellt – wird, zumindest bis Joachims Tod, praktisch alles aus dessen Sicht geschildert. Damit verpasst die Autorin – nicht nur bei Khan – die Gelegenheit, die Ereignisse direkt aus der Sicht der Hauptprotagonisten zu schildern, und so tiefer in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einzudringen, als dies innerhalb eines Films möglich ist. Letztendlich führt dies dazu, dass jene Personen, um die es hauptsächlich geht – Kirk, Khan, Spock – eher in den Hintergrund rücken, und teilweise zu Statisten ihrer eigenen Geschichte degradiert werden. Das fand ich dann doch sehr ungeschickt. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass jenes Drehbuch, dass McIntyre vorlag, während der Dreharbeiten noch umgeschrieben wurde. Gut, ok, dass die Gedankenverschmelzung mit McCoy fehlt, ist zu verschmerzen; zumal das wirklich eine Entscheidung in letzter Sekunde war, diese noch einzufügen. Schwerer wiegt schon, dass ursprünglich Kirk selbst auch erst während der Genesis-Krise erfahren sollte, dass David sein Sohn ist. Im Roman wird es nun eben genau so dargestellt, was einerseits sehr irritierend ist, vor allem aber darunter leidet, dass ich die Darstellung im Film – er wusste es, hat jedoch Carols Wunsch respektiert und ist daher fern geblieben – wesentlich gelungener und interessanter fand. Auffällig zudem, dass McIntyre mehrmals statt Ceti Alpha V vielmehr von Alpha Ceti V spricht; hier haben es leider sowohl die Autorin als auch das Lektorat an der nötigen Sorgfalt vermissen lassen. Zuletzt muss dann auch noch – wieder einmal – die Übersetzung von Hans Maeter kritisiert werden. Angefangen bei seiner sehr eigenwilligen Übersetzung des klassischen Zitats "It was the best of times, it was the worst of times" (mit "Es war die schönste, es war die schlimmste Zeit") über die "Manuale" der Enterprise (statt Handbücher) bis hin zum "transmittieren" ist seine Übersetzung wieder einmal höchst eigenwillig.

Nun bedeutet all das natürlich nicht, dass "Der Zorn des Khan" als Roman so überhaupt nicht funktionieren würde. Die Eckpfeiler der – sehr gefälligen – Handlung sind ja nach wie vor vorhanden. Die Rückkehr von Khan Noonien Singh und damit der Rückgriff auf eine Episode der klassischen Serie (für mich nach wie vor einer der größten Geniestreiche des Films). Kirks hadern mit dem Älterwerden. Wie er sich hier der Unvermeidbarkeit des Todes stellen muss. Sowie vor allem natürlich Spocks Opfer, das auch in literarischer Form – und trotz des Wissens ob seiner Rückkehr – nichts an emotionaler Wirkung einbüßt. Die Story ist zudem kurzweilig, und Vonda McIntyre ja grundsätzlich keine schlechte Autorin, sprich, sie schafft es auch, diese durchaus flüssig und kurzweilig zu erzählen. An den Film kommt sie aber eben leider bei weitem nicht heran.

Fazit: "Der Zorn des Khan" ist zweifellos einer der besten "Star Trek"-Filme. Davon profitiert natürlich bis zu einem gewissen Grad auch die Romanfassung. Die Geschichte ist packend, begeistert mit dem Rückgriff auf den wohl besten Bösewicht aus der klassischen Serie, sowie einer sehr charakterorientierten Story, die vor allem mit Kirks Lebenskrise punktet. Darüber hinaus gibt es einige interessante neue Offenbarungen zu den Figuren – wie das Kirk einen Sohn hat – sowie einzelne Höhepunkte, wobei natürlich insbesondere der Tod von Spock hervorsticht. Im direkten Vergleich zum Film ist die Romanversion von Vonda McIntyre jedoch leider deutlich unterlegen– und das eben nicht nur, weil der Geschichte in diesem Format das ganze Drumherum (die schauspielerischen Leistungen, die Inszenierung, die Musik, die Effekte usw.) fehlt. Grundsätzlich spricht ja nichts dagegen, bei so einer Romanadaption auf die Nebenfiguren (die in einem Film aus Zeitmangel natürlich unweigerlich zu kurz kommen müssen) stärker einzugehen und sie so auszubauen – wenn sie nur darauf geachtet hätte, trotzdem auch den Hauptprotagonisten mindestens ebenso viel Beachtung zu schenken. So hingegen verliert die Geschichte in ihrer Romanfassung an nötigem Fokus – und damit halt leider auch an Wirkung. Zumal ich zwar die Offenbarung rund um Saavik sehr interessant, die genaueren Betrachtungen von David Marcus und Peter Preston hingegen aber doch sehr entbehrlich fand. Vor allem aber fand ich es schade, dass die Autorin die Gelegenheit, tiefer in die Gedankenwelt der Hauptfiguren – insbesondere Kirk und Khan – einzutauchen, kaum genutzt hat – und uns vielmehr ein Großteil des Romans aus Sicht der Nebenfiguren geschildert wird. Und so lautet meine Empfehlung letztendlich, doch lieber den Film einzulegen, statt den Roman in die Hand zu nehmen. Kostet auch weniger Zeit.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel






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