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Revenge Drucken E-Mail
Knallharter französischer Rape-Revenge-Thriller Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 19 Oktober 2018
 
Halloween-SPECiAL

 
Revenge
Originaltitel: Revenge
Produktionsland/jahr: F 2017
Bewertung:
Studio/Verleih: M.E.S. Productions/Koch Media
Regie: Coralie Fargeat
Produzenten: U.a. Marc-Etienne Schwartz & Marc Stanimirovic
Drehbuch: Coralie Fargeat
Filmmusik: Robin Coudert
Kamera: Robrecht Heyvaert
Schnitt: Jerome Eltabet, Bruno Safar & Coralie Fargeat
Genre: Thriller
Heimkino-Premiere Deutschland: 23. August 2018
Kinostart Frankreich: 07. Februar 2018
Laufzeit: 108 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Matilda Lutz, Kevin Janssens, Vincent Colombe, Guillaume Bouchède, Jean-Louis Tribes u.a.


Kurzinhalt: Jen ist die jüngste Liebhaberin des Millionärs Richard, der sich mit ihr übers Wochenende auf ein mitten der Wüste Marokkos gelegenes Ferienhaus zurückzieht. Jen fühlt sich von ihm durchaus geliebt, und träumt auch davon, dass er seine Frau eines Tages für sie verlassen könnte. Darüber hinaus möchte sie in Los Angeles groß rauskommen, und zu einem Star werden. Doch all ihre Träume finden ein jähes Ende, als seine zwei besten Freunde Stan und Dimitri die traute Zweisamkeit stören. Die Anspannung ist von vornherein spürbar, und mündet dann schließlich in jenem schicksalhaften Moment, als Stan – von Jens Zurückweisung verletzt – sie vergewaltigt. Als Richard zurückkehrt, erzählt sie ihm, was passiert ist, doch dieser reagiert nicht gerade so, wie man sich das vom seinem Partner erwarten und erhoffen würde. Er sagt ihr, dass dies doch nicht weiter schlimm sei, und sie keine große Sache draus machen soll. Als Jen sich weigert, die Sache einfach so auf sich beruhen zu lassen, und vielmehr darauf besteht, Anzeige zu erstatten, wirft Richard sie kurzerhand eine Klippe hinunter. Doch Jen hat den Absturz überlebt – und kehrt als unerbittlicher Racheengel zurück…

Review: Szenenbild. Mit Rape-Revenge-Thrillern ist das ja so eine Sache. Obwohl sie davon leben, dass das Opfer aus der betreffenden Rolle entkommt und den Spieß gegenüber ihren Peinigern umdreht, steht das Genre immer wieder in der Kritik, sich an der Gewalt an Frauen zu ergötzen, und doch eher nur pseudo-feministisch zu sein. Da kann es nicht schaden, wenn – wie im vorliegenden Fall – mit Coralie Fargeat eine Frau für Drehbuch und Regie verantwortlich ist. Etwas, dass man dem Film – wenn er auch grundsätzlich ein sehr traditioneller Vertreter des Genres ist – in Teilbereichen auch anmerkt. Wo männliche Regisseure schon mal dazu tendieren, mit der Kameralinse den (nackten) weiblichen Körper zu begaffen und so zu sexualisieren, dreht Fargeat den Spieß hier um. Nackte Tatsachen werden hier eher von den Männern geboten – gerade auch zum Ende hin, wo einer von ihnen in der Dusche überrascht wird und daraufhin splitterfasernackt durch das Haus läuft. Jetzt könnte man natürlich kritisch hinterfragen, ob der reine Geschlechterwechsel die Objektivierung besser macht. Ich fand aber, dass Fargeat durch die Umkehr dieser Mechaniken sehr anschaulich auf sie hinweist. Dementsprechend hatten diese Einlagen für mich durchaus ihre Berechtigung.

Was nun den Film an sich betrifft: Der bietet im Großen und Ganzen ziemliche Standardware, die sich sowohl was den Schockeffekt als auch die interessante psychologische Betrachtung betrifft nicht mit Genre-Klassikern wie dem heftig umstrittenen "I Spit On Your Grave" (das Original) messen kann. Zwar dreht die Regisseurin bei so manchem Klischee den Spieß um, und dem ganzen Film über ist der Zugang einer Frau anzumerken, u.a. auch in der Art und Weise, wie sie die Vergewaltigung inszeniert. Letztendlich bietet "Revenge" aber rein inhaltlich betrachtet doch eher Standardkost. Zudem verhalten sich die Figuren nicht immer übermäßig clever (an einer Stelle war ich kurz davor, Jen förmlich anzuschreien, dass sie doch bitte endlich abdrücken soll). Und auch so manche unplausible bis richtiggehend unlogische Szene muss man schlucken (so hätte das "Brandzeichen" eigentlich spiegelverkehrt sein müssen). Schafft man es jedoch, über diese Ungereimtheiten hinwegzusehen und den Film eher als Fantasy denn als realistisch-dokumentarische Erzählung zu betrachten, so vermag er durchaus, gut zu unterhalten. Solche Rachethriller, gerade auch wenn sie derart überhöht sind, dass man ohnehin nicht den Eindruck hat, sie 100%ig ernst nehmen zu sollen (und das war bei "Revenge" für mich zweifellos der Fall), haben ja doch immer irgendwie etwas befreiendes, katharsisches und triumphales an sich. Im echten Leben gibt es ja leider allzu oft kein Happy End; da tut es gut, zumindest mal im Film zu erleben, wie das Opfer einer fürchterlichen Tat quasi wie Phoenix aus der Asche hervorsteigt, und an den Tätern bittere Rache nimmt. Auf diesem sehr urmenschlichen, animalischen Level funktioniert "Revenge" hervorragend – zumindest, sofern es einem gelingt, sich auf seinen Hyperrealismus einzulassen.

Szenenbild. Was der Film ebenfalls sehr schön herausarbeitet, sind die drei furchtbaren Männertypen, wenn es um Vergewaltigung geht: Die Täter selbst. Die ohnmächtigen, unbeteiligten Beobachter, die entweder davon erfahren oder wie in diesem Fall sogar live dabei sind, aber nicht einschreiten, sondern vielmehr wegsehen, und die Augen vor dem Elend dass sich vor ihnen abspielt verschließen. Und die Relativierer ("Stell dich nicht so an.") bzw. Victim-Blamer ("Hättest halt was anderes angezogen."). Mit eben diesen drei Männertypen, die hier durch Stan, Dimitri und Richard personifiziert werden, hält Coralie Fargeat der (männlichen) Gesellschaft den Spiegel vor – und darin zeigt sich ein höchst unvorteilhaftes Bild. Auch optisch ist "Revenge" überaus fein (wenn es Fargeat da und dort auch ein bisschen mit dem Symbolismus zu übertreiben droht). Die schauspielerischen Leistungen können ebenfalls durch die Bank überzeugen, wobei vor allem Matilda Lutz (letztes Jahr noch in "Rings" zu sehen) hervorsticht. Und auch was die Brutalität betrifft, muss sich Coralie Fargeats Genrebeitrag von jenen ihrer männlichen Kollegen nicht verstecken. Ein Überdrüber-Highlight mag "Revenge" zwar nicht sein, aber ein sehenswerter Eintrag ins Rape-Revenge-Genre ist der Regie-Debütantin allemal gelungen – und offenbart sie damit als interessante neue Stimme im französischen Genrekino, die es im Auge zu behalten gilt.

Fazit: Zugegeben, eine gewisse Bullshit-Toleranz – sowohl gegenüber dämlichen Verhaltens der Figuren, als auch Blödheiten innerhalb der Handlung an sich – braucht man schon, um "Revenge" so richtig genießen zu können. Der Film funktioniert letztendlich als feministisch-energischer Fiebertraum besser, denn als realistische psychologische (oder auch physiologische) Studie. Schafft man es jedoch, über so manch logische Ungereimtheit hinwegzusehen, dann erweist sich "Revenge" als durchaus lohnens- und sehenswerter Eintrag ins "Rape-Revenge"-Genre, der vor allem auch von der weiblichen Perspektive gewinnt, und dem Genre dadurch den einen oder anderen neuen Aspekt abgewinnt, bzw. gängige Klischees auf den Kopf stellt. Zudem besticht der Film mit einer wirklich feinen Optik, einigen durchaus brutalen Einlagen, der beißenden Sozialkritik, sowie einer starken zentralen Performance von Matilda Lutz. Die ganz großen Innovationen sucht man zwar eher vergeblich, und als spannend im klassischen Sinne würde ich ihn auch nur bedingt bezeichnen. Aber gut unterhalten hat er mich größtenteils schon.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Koch Media)


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Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2018





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