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Solo: A Star Wars Story Drucken E-Mail
Disneys erster größerer "Star Wars"-Fehltritt Kategorie: Filme - Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum: Samstag, 26 Mai 2018
 
 
Solo: A Star Wars Story
Originaltitel: Solo: A Star Wars Story
Produktionsland/jahr: USA 2018
Bewertung:
Studio/Verleih: Lucasfilm/Walt Disney Pictures
Regie: Ron Howard
Produzenten: U.a. Simon Emanuel, Allison Shearmur & Kathleen Kennedy
Drehbuch: Jonathan Kasdan & Lawrence Kasdan
Filmmusik: John Powell
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Pietro Scalia
Genre: Science Fiction/Action
Kinostart Deutschland: 23. Mai 2018
Kinostart USA: 25. Mai 2018
Laufzeit: 135 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Alden Ehrenreich, Joonas Suotamo, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Paul Bettany, Donald Glover, Thandie Newton, Phoebe Waller-Bridge u.a.


Kurzinhalt: Es ist eine dunkle Zeit in der Galaxis. Aufgewachsen in den Straßen des vom Imperium besetzten Corellia, schlagen sich Han und Qi'ra mit Gaunereien für Lady Proxima, der Patriarchin der Unterwelt auf dem Werftplaneten, durch. Als Han in den Besitz einer wertvollen Ressource gelangt, glaubt er, sich und Qi'ra endlich ein besseres Leben – fernab von Corellia – ermöglichen zu können. Doch bei der Flucht werden sie voneinander getrennt, und bei der nachfolgenden Verfolgungsjagd sieht er sich dazu gezwungen, sich für den Dienst an der imperialen Militärakademie einzuschreiben. Eigentlich möchte er in der imperialen Navy landen, drei Jahre später findet er sich jedoch vielmehr auf einem abgelegenen Planeten als Fußsoldat mitten im Schlachtfeld wieder. Dort lernt er den Gangster Beckett und dessen Komplizen kennen. Zusammen mit Chewbacca, den er aus imperialer Gefangenschaft befreit, schließt er sich der Gaunerbande an. Mit ihrem jüngsten Coup – sie wollen eine Ladung des wertvollen Treibstoffs Coaxium stehlen – könnte Han Solo genug Geld einnehmen, um sich ein Schiff zu kaufen und nach Corellia zurückzukehren, um Qi'ra zu befreien. Doch ihr Plan geht gehörig schief, und als ihnen die Beute von Piraten wieder abgenommen wird, landen Beckett und Han im Fadenkreuz des für die Verbrecherorganisation Crimson Dawn arbeitenden Gangsterboss Dryden Vos. Mit einem waghalsigen Plan hoffen sie, ihre Schulden bei ihm begleichen zu können. Doch dafür benötigen sie das schnellste Schiff der Galaxis – das sich im Besitz des Spielers Lando Calrissian befindet…

Review von Christian Siegel: Szenenbild. Ich gebe unumwunden zu: "Solo" hatte bei mir von vornherein einen schweren Stand. Zwar bin ich auch in ihn wieder am (zweiten) Premierentag ins Kino gepilgert, um ihn mir anzusehen, doch meine Erwartungshaltung war wohl noch bei keinem "Star Wars"-Film so gering, wie hier. Und das nicht nur wegen der allseits kolportierten Probleme hinter den Kulissen. Ich muss gestehen, noch nie der allergrößte Fan von Han Solo und stattdessen schon immer mehr "Camp Luke" gewesen zu sein. Nicht falsch verstehen, ich hab' nichts gegen ihn. Er ist schon cool, und Harrison Ford verleiht ihm seinen typischen, unvergleichlichen Charme. Aber meine Lieblingsfigur war er halt noch nie – insofern hätte ich persönlich schon allein deshalb jetzt nicht unbedingt einen "Solo"-Film gebraucht. So sehr mir Alden Ehrenreich in "Heil, Cäsar!" auch gefallen hat, war ich zudem sehr skeptisch, ob es jemandem gelingen würde, in Harrison Fords unverschämt große Fußstapfen zu treten. "Solo" erschien mir zudem die bislang zynischste Disney-"Star Wars"-Produktion zu sein – und auch jene, wo man am wenigsten Risiko einging. Weil ein Film, in dem man die wohl populärste Figur des "Star Wars"-Universums in den Mittelpunkt rückt, ist quasi ein Selbstläufer.

Nun ist es schon oft vorgekommen, dass ich mit geringen Erwartungen in einen Film gegangen bin, und von diesem doch noch positiv überrascht wurde (umgekehrt natürlich genauso – man denke nur an "Episode I"). "Solo" gehörte nur leider nicht dazu. Vielmehr wurden sowohl meine Skepsis als auch mein Eindruck, dass man abseits des erwarteten Geldes keinen guten Grund hatte, den Film zu machen, voll und ganz bestätigt. Ihr könnt über "Episode I" schimpfen, was ihr wollt – und teilweise (wenn's um Themen wie Midichlorianer oder Jar Jar geht) werde ich in eure Tiraden auch voller Inbrunst einstimmen) – aber trotz aller Schwächen, die man zurecht kritisieren kann, ist dennoch ein kreativer Grund für seine Existenz zu erkennen. Unabhängig von den Dingen, die George Lucas auch aus meiner Sicht beim Film falsch gemacht hat, kann ich die Idee dahinter, Darth Vader – in der Original-Trilogie abseits seiner Rehabilitierung am Ende das personifizierte Böse – als unschuldigen Jungen zu zeigen, und damit sowohl unsere Erwartungshaltung als auch unsere Meinung über ihn auf den Kopf zu stellen (und zugleich die wichtige Aussage vermitteln, dass niemand von uns als Monster geboren wird), anerkennen. Auch bei der Sequel-Trilogie sehe ich (auch wenn man für meinen Geschmack bei "Das Erwachen zu Macht" zu sehr die Erfolgsformel der Original-Trilogie kopiert hat) durchaus eine kreative Rechtfertigung, da sie die Geschichte aus der OT weitererzählt. Und "Rogue One", aus meiner Sicht der bisher beste "Star Wars"-Film der Disney-Ära, bot nicht nur einen so interessanten wie bedrückenden Blick in die Zeit der Herrschaft des Imperiums, sondern wertete vor allem auch "Eine neue Hoffnung" für mich dadurch auf, als die ersten beiden Zeilen des dortigen Lauftextes, die man bislang mit einem Achselzucken abtat, durch ihn enorm viel Gewicht erhielten.

Szenenbild. Womit wir schon beim ersten Knackpunkt wären: "Solo" hat auf rein kreativer Ebene keine Daseinsberechtigung. Er wertet die Original-Trilogie in keinster Weise auf, und beantwortet Fragen, von denen ich behaupten würde, dass wir für diese nicht unbedingt eine Antwort brauchten (wie z.B., wie sich Han und Chewie kennenlernten, oder auch warum Lando auf Han in "Das Imperium schlägt zurück" so schlecht zu sprechen war). Schlimmer noch: Im Gegensatz zur entkanonisierten "Han Solo"-Trilogie von A.C. Crispin (welche diese Fragen auch beantwortete, insgesamt aber um so viel besser war als "Solo", dass dieser in meinem Kopf nie wirklich in Wettbewerb zu dieser trat), wo sich diese Ereignisse auf mehrere Jahre verteilte, muss hier natürlich alles – gemäß den üblichen Konventionen der "Star Wars"-Filme (denen man sich mit dem Prolog eh schon bis zu einem gewissen Grad entzieht) – binnen weniger Tage oder zumindest Wochen stattfinden, was bestenfalls konstruiert und schlimmstenfalls unglaubwürdig erscheint. Vor allem aber versagt "Solo" darin, uns die Figur vorzustellen, bzw. uns zu erzählen, wie Han zu jener Figur wurde, die wir aus der Original-Trilogie kennen. Han macht in "Solo" nicht die geringste Entwicklung durch, und ist sowohl am Anfang als auch am Ende genau die gleiche Person, die am Ende von "Eine neue Hoffnung" heraneilte, um Luke zu retten: Der weiche, gute Kerl unter einer harten, rauen Schale. Und auch seine Beziehungen zu Chewie, Lando oder auch dem Millennium Falken gewinnen für mich durch die Ereignisse hier nichts. Auf Prequel-Ebene versagt der Film somit schon mal völlig.

Aber selbst als wirklich losgelöstes "Star Wars"-Abenteuer oder auch einfach nur SF-Actionfilm ist "Solo" alles andere als ein Highlight. Die Gags zündeten bei mir wieder einmal überwiegend nicht (wie das leider bislang beim überwiegenden Teil der Disney-"Star Wars"-Filme der Fall war). Der Film brachte mich gerade ein einziges Mal zum Schmunzeln, ansonsten fand ich den Humor (wie viele lustige Droiden will man uns seitens Disney jetzt bitte schön noch vorsetzen?) aber eher zum Augenrollen. Auch mit John Powells Score war ich nur bedingt glücklich. Er präsentiert ein paar nette neue Themen (vor allem das "Han Solo"-Leitmotiv von John Williams sticht hervor; wenn ich auch dieses nicht zu seinen besten zählen würde, ist es doch vergleichsweise komplex und dadurch wenig eingängig), insgesamt war er aber leider wenig einprägsam. So richtig stachen nur jene Momente hervor, wo er die Original-Trilogie zitierte. Davon abgesehen ist es aber leider ein sehr typischer moderner Blockbuster-Score, der vor allem in den Actionszenen dadurch enttäuscht, dass die wenigen markanten Themen im Trommelwirbel (was in diesem Fall wortwörtlich zu verstehen ist) untergehen. Wesentlich schwerer wiegt aber, dass der Film irgendwie überhaupt keinen Fluss hat. Er zieht über 120 Minuten lang das gleiche Muster durch: Auf ein Action-Setpiece folgt eine ruhigere Szene, dann das nächste Action-Setpiece, und so weiter. Das allein ist natürlich noch nichts Besonderes oder gar Verwerfliches, immerhin operieren nun mal die meisten Actionfilme nach genau diesem Schema. Ungewöhnlich – und problematisch – ist bei "Solo" jedoch, wie oft dieser Wechsel vollzogen wird. Es gibt einfach zu viele Actionmomente, die noch dazu – abseits einer einzigen positiven Ausnahme (dazu gleich) – zu unauffällig und unspektakulär sind, um hervorzustechen und in Erinnerung zu bleiben. Dieses besagte Wechselspielchen vollzieht der Film in etwa 10 Mal, und mit der Zeit wird's doch irgendwie ermüdend. Ein paar größere, dafür weniger Action-Setpieces, hätten dem Film schon mal gut getan. Zwar ergibt sich aus diesem ständigen Wechsel ein hohes Erzähltempo, welches das Aufkommen größerer Langeweile verhindert. Man hat einfach keine Zeit, um sich zu langweilen. Allerdings hinterlassen so halt auch die wenigsten Momente einen Eindruck. Noch schlimmer erwischt es aber die ruhigen Szenen, die es nicht schaffen, uns die Figuren näherzubringen und eine Bindung zu ihnen aufbauen zu lassen. Han, Beckett, Qi'Ra, Vos, Lando… sie alle bleiben eindimensionale Abziehbilder.

Szenenbild. Generell ist das Drehbuch kein Highlight. Die Story ist hier echt nur Mittel zum Zweck, um sich von einer Actionszene zur nächsten zu hangeln, es fehlt ihr aber an Raffinesse, an Komplexität, und auch am Einsatz. Das, was auf dem Spiel steht, lässt sich nun mal mit früheren "Star Wars"-Filmen nie vergleichen. Dementsprechend hält sich die Spannung in argen Grenzen – wobei letzteres natürlich auch daran liegt, dass bestimmte Endpunkte von vornherein vorgegeben sind. Was mich zum nächsten Punkt bringt: Der Film ist schmerzlich vorhersehbar. Vor allem zum Ende hin gibt es einen ziemlich aufgesetzten Doppeltwist, von dem mich keine der beiden Wendungen überrascht hat. Auch das Fanservice stieß mir teilweise sauer auf – passte es doch zum Eindruck, dass Disney bei "Solo" in allen Belangen auf Nummer sicher gehen und ja kein Risiko eingehen wollen. Vor allem zum Ende hin nimmt dieses dann überhand, zuerst mit einer Szene die sich in erster Linie an jene treuen Fans richtet, die neben den Filmen auch die Animationsserien verfolgten (während alle anderen davon wohl eher verwirrt sein dürften), und danach mit einem Moment, mit dem man sich an alle Hasser der "Special Edition"-Änderungen anbiedert. Mir war das jedoch alles zu aufgesetzt.

Vor allem aber mangelt es dem Film an Magie, an Seele und an Herz. Auch hier wieder, lästert über die Prequel-Trilogie, so viel ihr wollt, aber dort standen immer die Figuren im Mittelpunkt. Hier verkommen sie zu Erfüllungsgehilfen, die einfach von einer Actionszene in die nächste gejagt werden. Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann leider Alden Ehrenreich als Han Solo. Ich war niemand von denen, die gleich bei der Casting-Ankündigung Jehova schrien (spätestens die Heath Ledger-Joker-Geschichte lehrte mich, immer erst das Endprodukt abzuwarten, bevor ich lästere). Tatsächlich fand ich den Kerl bei "Heil, Cäsar!" von den Coen-Brüdern durchaus charmant, und hielt ihn nach seinem Auftritt dort für die Rolle des Han Solo – auch wenn er Harrison Ford, vorsichtig ausgedrückt, nun nicht unbedingt zum Verwechseln ähnlich sieht – durchaus geeignet. Jedoch, was immer bei "Heil, Cäsar!" gut gegangen ist, ist hier nun völlig schiefgelaufen. Was Charisma betrifft, erweist sich Ehrenreich zumindest in diesem Film als schwarzes Loch, und wird von allen anderen um ihn herum an die Wand gespielt. Am schlimmsten ist jedoch, dass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, hier wirklich Han Solo vor mir zu sehen. Natürlich ist es sauschwer, in eine derart bekannte und beliebte Rolle zu schlüpfen, und einen unverwechselbaren Darsteller wie Harrison Ford nachzuahmen. Das ist von vornherein eine undankbare Aufgabe. Und doch kann und will ich nicht glauben, dass man das nicht hätte besser hinbekommen können – ja nicht einmal, dass es er nicht besser hätte hinbekommen können. Einfach ein bisschen mehr Fords übliche Mannerismen annehmen, seine Mimik, Gestik, seinen Gang und seine Sprechweise studieren (und imitieren) – damit wäre schon viel geholfen gewesen. Stattdessen spielt Ehrenreich einfach irgendeine mir unbekannte Figur, die zwar den Namen Han Solo trägt, mich jedoch keine Sekunde lang an diesen – zumindest so, wie ich ihn aus der Original- und der Sequel-Trilogie kenne – erinnerte. Und so muss ich den ganzen kritischen Stimmen, die bereits nach dem Casting aufschrien, nun rückwirkend leider doch noch Recht geben.

Szenenbild. Der Rest des Ensembles schlägt sich – der Macht sei Dank – ungleich besser. Vor allem Donald Glover als jüngerer Lando ist eine Offenbarung, hat er doch genau diesen Swagger und die Ausstrahlung, die ich mir eigentlich bei Han gewünscht hätte. Aber auch Paul Bettany, Emilia Clarke und Woody Harrelson holen aus ihren recht dünnen Rollen das Optimum heraus. Und auch über einen späteren Cameo-Auftritt hatte ich mich sehr gefreut. Man muss dem Film zudem zugutehalten, dass er – nicht zuletzt aufgrund des hohen Tempos – nie wirklich langweilig wird. Er machte mir zwar leider auch nie wirklich Spaß und ich fand ihn auch keine Sekunde lang spannend, aber weder drohte ich einzuschlafen, noch hätte ich mich über ihn auch nur ein einziges Mal so richtig geärgert. Und die eine oder andere gute Szene hat sich dann ja doch eingeschlichen. Vor allem alles rund um die Kessel-Route fand ich klasse. Das war für mich ganz klar das Highlight des Films. Aber auch der Showdown war dann durchaus nett. Und auch der Einblick in die düstere Realität dieser vom Imperium unterdrückten weit, weit entfernten Galaxis war interessant. Zudem sind die Effekte und die Masken wieder mal über jeden Zweifel erhaben, und die neuen Orte fügen sich stimmig ins bekannte "Star Wars"-Universum ein. Hilft halt nur leider alles nichts, wenn einen die Story nicht mitreißt.

Fazit: Fast könnte man meinen, der Film wäre als direkte Reaktion auf den durchaus umstrittenen "Die letzten Jedi" entstanden – weil noch bei keinem anderen "Star Wars"-Film, ja nicht einmal "Das Erwachen der Macht", sind Disney derart auf Nummer sicher gegangen, wie hier. Man nehme die populärste Figur des "Star Wars"-Universums, spendiere ihr ein Solo-Abenteuer (höhö), und fertig ist die Gelddruckmaschine. Abseits des Bestrebens, mit so wenig Risiko wie möglich einen so großen finanziellen Erfolg wie möglich einzufahren, hat "Solo" nämlich keine Daseinsberechtigung. Alle Fragen, die hier beantwortet werden, bedurften aus meiner Sicht keiner Antwort. Nichts aus "Solo" würde die Original-Trilogie irgendwie aufwerten oder gar in einem neuen Licht erscheinen lassen. Ja selbst im Anspruch, uns Solo näher vorzustellen, scheitert der Film. So wie auch all die anderen Figuren macht Han in "Solo" keinerlei Charakterentwicklung durch, ist zu Beginn schon genau die gleiche Person, wie am Ende – und auch wie jene, die am Ende von "Eine neue Hoffnung" heranrauschen wird, um Luke zu retten. Generell hat der Film kein Herz, keine Seele – und auch keinen richtigen Fluss. Der Wechsel zwischen ruhigen Momenten und Actionszenen findet viel zu häufig statt, wobei letztere zu unauffällig und unspektakulär sind, und erstere darin versagten, mir die Figuren näherzubringen. Auch die von vielen im Vorfeld geäußerte Skepsis im Hinblick auf Alden Ehrenreich sollte sich leider bewahrheiten. So vielversprechend ich seinen Auftritt in "Heil, Cäsar!" auch fand, hier versagt er leider auf der ganzen Linie wenn es darum geht, in Harrison Fords (zugegebenermaßen große) Fußstapfen zu treten. Zu keinem einzigen Zeitpunkt sah ich einen jungen Han Solo vor mir. Auch dies trug wesentlich dazu bei, dass der Film bei mir nie so recht funktionieren wollte.

Szenenbild. Es hilft auch nicht, dass die meisten Gags bei mir wieder einmal nicht zündeten, es dem ganzen Film an Spannung mangelte, die (wenigen) emotionalen Momente bei mir die gewünschte Wirkung völlig verfehlten, und der Film bis ins kleinste Detail vorhersehbar war. Letztendlich hätte man den Film statt "Solo" auch "Fan-Service" taufen können, das wäre ehrlicher gewesen, wobei vor allem zum Ende hin zwei diesbezügliche Momente hervorstechen. Mir persönlich war das zu platt. Bei "Star Wars" sollten für mich die Figuren im Mittelpunkt stehen, und genau daran, bzw. ihrer Beziehung zueinander, haperte es bei "Solo". Nun ist der Film zugegebenermaßen aufgrund des flotten Erzähltempos überwiegend kurzweilig, und wer an einen "Star Wars"-Film keine andere Erwartungen hegt, als oberflächliche Action und Spaß, bei dem dürfte das Urteil doch um einiges gnädiger ausfallen. Mir persönlich war die Ausbeute hier aber entschieden zu gering. Ob die ursprüngliche Vision von Lord und Miller besser gewesen wäre? Wir werden es leider nie erfahren. Möglicherweise hätte mir ihr Film – vor allem wenn die ersten Berichte stimmen, dass sie noch stärker in Richtung Comedy gegangen wären – noch schlechter gefallen. Auf jeden Fall hätte ich ihn aber wohl auffälliger und erinnerungswürdiger gefunden, als diese belanglose "Star Wars"-Story, bei der man sich viel zu sehr auf die Zugkraft der Hauptfigur verließ, dabei jedoch eben dieses letzte, entscheidende Stichwort vernachlässigte: Die Story.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel


Review von Michael Spieler: Ich musste heute "Solo ein zweites Mal sehen, da ich beim ersten Mal in der Mitte weggenickt bin, und am Ende macht es gar keinen Unterschied. Fangen wir mal mit der Geschichte an. Ich habe wirklich selten ein so durchschaubares, nach Rezept 08/15 geschriebenes Drehbuch verfilmt gesehen. Vom stereotypen Gossenkind, dass über Umwege auszubrechen versucht und schließlich als Gauner anheuert, um mit "dem einen Job" seine große Liebe zu gewinnen. Dabei sind alle Figuren so unfassbare Abziehbilder, die ein Handbuch "Gangster für Dummies" gelesen haben. Nur wirklich unbedarfte Filmegucker werden von den Wendungen in Solo überrascht sein. Dieses Drehbuch ist so lahm, dass man scheinbar Ron Howard brauchte, der daran keinen Anstoß findet. Jeder andere hätte daran gedreht, was wohl auch zum Abschied von Phil Lord und Chris Miller, den ursprünglichen Regisseuren des Films, führte. Howard hat 70% des Films gefilmt und bekommt somit auch allein den Platz in der Namensnennung am Ende des Films. Es gab sogar schon einen Trailer, der auf dem bis zur Star Wars Celebration Convention im April letzten Jahres gefilmten Material beruhte und dort gezeigt werden solle. Lucasfilm hat das Material samt Trailer aber jetzt wohl für alle Zeit weggeschlossen. Die Art und Weise wie die Kasdans das Drehbuch geschrieben haben und wie Howard es umgesetzt hat, wirkt sehr lieblos. Das merkt man besonders an Stellen, in denen sich liebgewonnenen Figuren das erste Mal treffen. Han und Chewie lernen sich unter widrigen Bedingungen kennen, die vielleicht an ihre kurze Zeit in der Wolkenstadt erinnern sollten, aber ultimativ total banal von Statten geht.

Szenenbild. Bei den Figuren nun kann ich eindeutig sagen, dass Alden Ehrenreich für mich kein Han Solo ist und vielleicht nie sein wird. Ich habe ihn und seine Rolle in "Hail, Ceasar!" und den Film selbst total gemocht und er hätte vielleicht auch als intergalaktischer Schmuggler funktionieren können, wenn er sich angesehen hätte, wie die Figur Han Solo sich wann wie verhält, anstatt sich daran aufzuhängen, wann Harrison Ford welche Grimasse zieht. Er spielt nicht Han Solo, sondern Harrison Ford nach, der Han Solo spielt. Sein Versuch an der Figur wird in den letzten Zügen des Films allerdings noch fast super, weil subtiler. Vielleicht hätte diese "Reise zur Figur die wir alle kennen und liebgewonnen haben" etwas früher einsetzen müssen, um den Film zu retten. Als Gegenentwurf zu Ehrenreichs Solo sehe ich z.B. Chris Pines Captain Kirk. Beide Darsteller waren in etwa in der selben Situation – in eine wirklich bekannte Figur zu schlüpfen, ohne den vorherigen Darsteller nur nachzuäffen. Pine hat das – egal was man von den drei bisherigen Filmen des "J.J.-Verse" halten mag – wirklich gut geschafft. Nicht durch endloses Wiederholen ein und desselben Grinsens, sondern durch eine gewisse Haltung in der man immer Kirk wiedererkennt. Natürlich ist das zu einem gewissen Grad eine Anlehnung an Shatners Performance, aber Pine macht sich die Figur zu eigen, etwas das Ehrenreich nie gelingt.

Wie Ehrenreich in dieser Rolle und sehr engen Regieanweisungen gefangen zu sein scheint, passt Emilia Clarke leider überhaupt nicht in das Universum. Es gibt einen kurzen Moment, in der sie die Khaleesi raushängen lassen kann, nur um dann wieder zur Qi'ra zu werden, der ich nicht einen Meter weit trauen würde. Sie hat da dieses eine Pokerface, das sie völlig undurchdringlich macht. Qi'ra und Han haben auch null Chemie und man soll Ihnen das die große Liebe abnehmen. Das untergräbt für mich auch so ein bisschen die tolle Beziehung zwischen Han und Leia, denn mit der kann Kira es niemals aufnehmen. Lando wirkt auf mich, und es schmerzt mich es zu schreiben, schändlich unterdrückt und was ich damit meine, ist das Donald Glover scheinbar zur Zurückhaltung angewiesen wurde. Vielleicht bestand die Angst, dass er – wenn er der Rolle alles gegeben hätte – Ehrenreich an die Wand spielt, was wiederum Quatsch ist und Ehrenreich vielleicht mal etwas gefordert hätte. Trotzdem ist Lando von den anderen Figuren noch die Beste und natürlich nicht so vergessenswert. Thandie Newton, Woody Harrelson und Paul Bettany sind allesamt keine schlechten Schauspieler aber in Solo wirkt es, als spielten sie hauptsächlich sich selbst in Star-Wars-Kostümen. Selbst der neue Roboter-Sidekick war fast schon ein Lichtblick, als ich völlig gelangweilt war. Doch L3-37 (Phoebe Waller-Bridge) ist kein Vergleich z.B. zu K-2SO (Alan Tudyk) aus "Rogue One". Vom Verständnis her war übrigens nur Paul Bettany super, alle anderen nuscheln im Original und man muss sich schon anstrengen, um alles zu verstehen.

Szenenbild.Alles an "Solo" ist so schrecklich gewollt. Die Interaktionen von Han und Chewie sind noch mit das Beste am Film, der davon allein natürlich nicht getragen wird. Etwas erstaunlich ist aber dann doch, wie wenig ein Leben in diesem Prequel im Star-Wars-Universum wert ist. Das ist auch anders als z.B. in "Rogue One", dem Film, in dem berüchtigter Weise alle sterben. Dort hatten sie aber alle tiefgreifende Gründe, für die sie kämpften und als Soldaten zu sterben bereit waren. In Solo werden Leben wirklich weggeworfen und mit einigen vielversprechenden Figuren kann man gar keine Beziehung aufbauen, so schnell wird sich ihrer entledigt. Doch diese Tode bedeuten den Überlebenden scheinbar gar nichts, was zur Folge hat, dass man als Zuschauer auch keine Träne vergießt. Selbst sehr persönliche Verluste werden super schnell überwunden, was einem die Figuren nicht gerade sympathischer macht. Dann wäre da noch die Gruppe der Gegenspieler zu der Gruppe der Gesetzlosen rund um Han, angeführt von Enfys Nest. Eine, in den Trailern, potentiell interessanten Figur, die im Grunde so viel Bedeutung hat, wie Captain Phasma in "Das Erwachen der Macht" und "Die letzten Jedi". Tatsächlich gibt es einen Wendepunkt kurz vor Ende des Films, den ich so hinzunehmen, unseren Helden und insbesondere Woody Harrelsons Beckett, keine Sekunde lang abnehme. Irgendwie schaut man auch immer wieder den selben Film, denn das Universum, in dem alle herumfliegen, oder auf Planeten mit nur einer Klimazone herumlaufen, ändert sich nicht. Die Bösen haben immer irgendwie einen Vorteil gegenüber den Guten, die Mangels Ressourcen immer wieder verlieren. Das führt alles irgendwie nirgendwohin. Dann gab es auch noch wirklich furchtbar umgesetzte Ideen, die unnötiger Weise Dinge erklären, die keine Erklärung brauchten.

Fazit: Ich wäre tatsächlich bereit eine Fortsetzung mit Ehrenreich als Han und Chewie zu sehen, wenn man auf den Rest der Besetzung verzichtet und sowohl andere Autoren, als auch einen anderen Regisseur mitbringt, die mir die Buddy-Komödie geben, die ich will und nicht versuchen, einen Western im Weltall zu inszenieren, denn das gab es schon in deutlich besser mit "Firefly". Solo ist leider deutlich fehlbesetzt und nicht unversehrt aus der Produktionshölle entkommen und dennoch merkt man die Bemühungen der Crew, einen guten Film abzuliefern. Überraschend interessant fand ich lediglich den Teil von Hans Vorgeschichte, hinsichtlich des Zustands der Galaxie zu der Zeit, den man so auch nicht in "Rogue One" gesehen hat.

Wertung:5 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2018 Walt Disney Pictures)


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