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Star Wars - Der Kopfgeldjägerkrieg: Die mandalorianische Rüstung Drucken E-Mail
Boba Fett entkommt dem Sarlacc Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 21 Mai 2017
 
Titel: "Die mandalorianische Rüstung"
Originaltitel: "The Mandalorian Armor"
Bewertung:
Autor: K. W. Jeter
Übersetzung: Ralf Schmitz
Umfang: 382 Seiten
Verlag: Heyne (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: Dezember 2001 (D), Juni 1998 (E)
ISBN: 978-3-453-19913-8
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem er in der großen Grube von Carkoon vom Sarlacc verschluckt wurde, gelingt es Boba Fett, eine seiner Raketen zu zünden und diesen so von innen heraus zu zerstören. Schwer verletzt kriecht er aus den Überresten des Sarlacc hervor, wo er dann schließlich von Dengar gefunden wird. Dieser beschließt, Bobas Leben zu retten und bringt ihn zurück in Jabbas Palast, um seine schlimmsten Wunden zu versorgen. Dort trifft er dann auf eine geheimnisvolle junge Frau, Neelah, die als Tänzerin bei Jabba gearbeitet hat, die jedoch sicher ist, dass sie irgendeine gemeinsame Vergangenheit mit Boba verbindet. Worin diese genau liegt, daran kann sie sich allerdings nicht erinnern. Währenddessen macht die Neuigkeit von Boba Fetts Tod in der Galaxis die Runde. Doch nicht jeder seiner Gegner ist bereit, dies einfach so zu akzeptieren. Kuat von Kuat möchte auf Nummer sicher gehen – und lässt die Oberfläche Tatooines bombardieren. Vom Jäger zum Gejagten geworden, ist Boba Fett auf die Hilfe von Dengar und Neelah angewiesen, wenn er überleben will. Parallel dazu wird eine seiner Missionen erzählt, die sich kurz nach der Zerstörung des ersten Todessterns zugetragen hat. Boba wird darin vom Sammler Kud'ar Mub'at damit beauftragt, die Kopfgeldjägergilde zu infiltrieren und von innen heraus zu zerstören…

Review: So wie die meisten Post-OT-Romane bis zum ersten NJO-Band "Die Abtrünnigen" habe ich "Die mandalorische Rüstung" vor rund 15 Jahren schon einmal gelesen. Ich hatte ihn als nicht übermäßig gelungen in Erinnerung, hätte euch aber bevor ich ihn mir nun nochmal vorgeknöpft habe nicht sagen können, warum eigentlich. Jetzt weiß ich's wieder. Vorab sei dabei allerdings gleich erwähnt, dass ich noch nie der größte Fan von Boba Fett war, und den Kult um die Figur – ähnlich wie bei Darth Maul – noch nie so recht nachvollziehen konnte (auffällig übrigens auch, dass es beide gemein haben, abseits der Filme nach ihrem vermeintlichen Tod wiederbelebt worden zu sein). Sprich: Fans der Figur wird der Roman schon allein aufgrund der Konzentration auf ihn mehr ansprechen, da sie das Geschehen halt einfach interessanter finden werden. Ich selbst konnte mir ihm nur halt leider noch nie übermäßig viel anfangen, weshalb ich mir halt u.a. auch mit der Darstellung hier als unfehlbarer und bester, stärkster, und klügster überhaupt doch ziemlich schwer tat. Exemplarisch seien zwei Momente des Romans hervorgehoben. Im ersten ist Boba eigentlich nur mehr ein schwer verletztes, ohnmächtiges Häufchen Elend, dass nach Auskunft der beiden Medi-Droiden an der Schwelle des Todes steht – was ihn jedoch nicht daran hindert, dem Sarlacc den Rest zu geben und Dengar und Neelah zu retten als diese drohen, von den Restzuckungen des Sarlaccs erwischt zu werden. Der zweite trägt sich im Vergangenheits-Teil des Romans zu, und betrifft die dortige zentrale Mission als Boba mit ein paar anderen Kopfgeldjägern (u.a. Bossk und Zuckuss) loszieht, um einen Job zu erledigen, dabei jedoch in eine Falle gerät. Boba hat das alles natürlich bis ins kleinste Detail vorausgesehen und geplant, allerdings hat die Darstellung seiner vermeintlichen Genialität für mich insofern nur bedingt funktioniert, als es für sie alle vorbeigewesen wäre, wenn die sie umzingelnden Attentäter einfach gleich geschossen hätten, statt blöd zuzuschauen als die Kacke am Dampfen war. Hier war er also in Wahrheit auf eine große Portion Glück angewiesen – oder, noch schlimmer: Auf die konstruierte Dummheit jener, die ihn in die Falle lockten, da Autor K.W. Jeter sonst aus dieser Situation nicht mehr herausbekommen hätte.

Überhaupt, K.W. Jeter. Ich hab vor rund 20 Jahren seinen "Blade Runner II" gelesen, und es ist viel zu lange her um genaueres zu sagen, aber ich weiß noch, wie sauer ich damals war. Das war eine der frustrierendsten Leseerfahrungen meines Lebens (wobei es ev. interessant wäre, ihn nach all der Zeit noch einmal zu lesen und a) herauszufinden, was genau mich an ihm so störte und b) zu sehen, ob sich meine Meinung in all der Zeit vielleicht geändert hätte). Bei "Die mandalorianische Rüstung" war's zugegebenermaßen jetzt nicht ganz so schlimm (der Roman hat nun mal durchaus auch seine Stärken, zu denen ich dann gleich noch kommen werde), dennoch bin ich absolut kein Fan seines Schreibstils. Wie es der Zufall so will, hatte ich fast zeitgleich den nächsten DS9-Roman auf meiner Liste gelesen, der ebenfalls von ihm geschrieben wurde ("Das Böse"; Review folgt morgen), und der sich den Kritikpunkt was seinen Schreibstil betrifft mit diesem hier teilt: Jeter schreibt einfach viel zu ausschweifend, was sich vor allem auf die Dialoge bezieht. Die Gespräche zwischen den Figuren können schon mal 10-20 Seiten einnehmen, und mit der Zeit war das einfach nur ermüdend. In erschöpfender Ausführlichkeit erläutern die Charaktere ihre Pläne, woraufhin diese dann bis ins kleinste Detail von den anderen seziert und hinterfragt werden, was diese dann wiederum dazu veranlasst, immer wieder darauf zu antworten, die Beweggründe dahinter zu schildern, und dabei letztendlich auch Sachen zu erklären, die eigentlich keiner Erklärung bedurften. Die diesbezüglich schlimmsten Momente sind die Besprechung von Bobas Plan vor der soeben angesprochenen Mission, sowie vor allem auch das Zwiegespräch zwischen Darth Vader, Prinz Xizor und Imperator Palpatine. Was das ganze nun noch schlimmer macht als es die viel zu langen und ausgedehnten Dialoge für sich genommen schon sind ist, dass diese ausschweifenden Gespräche überhaupt nicht zu den Figuren passen. In der Original-Trilogie war Boba Fett ja doch eher kurz angebunden. Seine sprachliche Ausdrucksweise passte sich an sein Vorgehen als Kopfgeldjäger an, und war somit in erster Linie von Effizienz geprägt. Davon ist hier leider überhaupt nichts mehr zu spüren. Vielmehr ist Boba hier ein richtiges Plappermaul, der bereits in einem der Rückblenden-Kapitel hier mehr Worte von sich gibt als in der ganzen OT zusammengenommen. Fast noch schlimmer fand ich dies bei Darth Vader, der ebenfalls viel zu viel schwafelt, was zu seiner Figur nicht passen wollte. Eben dadurch fühlten sich die (bekannten) Figuren für mich nicht richtig an.

Und dann sind da noch die Probleme mit der Kontinuität des Erweiterten Universums, genauer gesagt zu "Palast der dunklen Sonnen" und insbesondere "Kopfgeld auf Han Solo", die sich hier ergeben. K.W. Jeter trifft die sehr irritierende Entscheidung, sich nur jene Details aus den besagten früheren Werken herauszupicken, die ihm in den Kram passen, und den Rest zu verwerfen. Diese selektive Kontinuität fand ich fast noch schlimmer, als wenn er die früheren Geschichten gänzlich verworfen hätte. So wird Boba Fett hier, wie bei "Kopfgeld auf Han Solo" geschildert, von Dengar gefunden, und auch dessen Verlobte Manaroo wird erwähnt. Doch die Begegnung selbst findet ganz anders statt als dort beschrieben. Noch schlimmer erwischt es die anderen Kopfgeldjäger. Von Bossks Leidenschaft nach Wookie-Pelzen ist hier nichts mehr zu spüren, und vor allem Zuckuss fand ich absolut grauenhaft getroffen; die interessante Figur aus "Kopfgeld auf Han Solo" konnte ich hier jedenfalls in keiner Sekunde wiedererkennen, stattdessen wird er hier zur inkompetenten, schwachen Witzfigur degradiert. Das fand ich doch ungemein enttäuschend. Mein letzter Kritikpunkt ist dann, dass "Die mandalorische Rüstung" leider verpasst, uns mehr über Boba Fett in Erfahrung bringen zu lassen. Zugegeben, hätte Jeter diese Richtung eingeschlagen, wäre ihm dann wohl mit 100%iger Sicherheit in "Angriff der Klonkrieger" widersprochen worden. Aber das Problem gab's bei einigen Boba Fett-Comics eh auch schon, und zudem konnte es Jeter zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. Wer weiß, wäre Jeter stärker in die Vergangenheit der Figur gegangen und hätte uns diese besser vorgestellt, hätte ich Boba Fett ja vielleicht doch noch interessant(er) gefunden. Stattdessen geht er nur bis zu den Ereignissen nach "Eine neue Hoffnung" zurück, zu einem Zeitpunkt, als Boba Fett schon genau jener gefürchtete Kopfgeldjäger war, den wir dann auch in "Das Imperium schlägt zurück" kennenlernten. Erkenntnisgewinn ist somit gleich Null. Nun mag es einige geben, die dies begrüßen, da so das Mysterium rund um die Figur gewahrt wird. Aber, auch hier wieder: Einige Comics haben ihm dieses ja eh schon genommen. Und generell halte ich es nun mal für eine vertane Chance. Zumal man sich unweigerlich fragt, warum der Roman denn eigentlich "Die mandalorische Rüstung" heißt – was zumindest für mich damals vor der Erstlesung implizierte, wir würden erfahren, wie Boba zu eben dieser kam. Denkste!

Trotz dieser sehr ausführlichen Kritik: Ein völliger Reinfall ist "Die mandalorische Rüstung" nicht. Vor allem den Einstieg fand ich, abseits der Kontinuitätsprobleme, noch recht gelungen. Wie Boba von Dengar gefunden und in Jabbas Palast gebracht wird, das Geheimnis rund um Neelah, ihre Flucht durch die Wüste Tatooines, die sie dann schließlich zu den noch nicht ganz toten Überresten des Sarlaccs zurückführt, und so weiter. Vor allem aber hatten es mir die beiden Medi-Droiden SH1-B und 1e-XE angetan, mit ihren ständigen Protesten, dass ihr Patient Ruhe brauchte. Vor allem jener, der sich immer nur in 1-2 Worten statt in ganzen Sätzen ausdrückt, stach dabei hervor. Möglicherweise auch, weil Jeter hier beweist, wie es eigentlich möglich wäre, auch mit wenigen Worten Inhalte und Gefühle zu vermitteln – bzw. sogar, dass dies auf diese Weise sogar teilweise effektiver ist, als wenn zu viel geplappert wird (wie dies beim Großteil des Romans nun mal eben der Fall ist). Auch die Story aus der Vergangenheit beginnt mit Bobas Besuch beim Sammler Kud'ar Mub'at eigentlich noch recht vielversprechend. Der war eine extrem faszinierende Figur, die mich sofort in ihren Bann zog. Und auch wenn Xizors Vorsprechen bei Palpatine aufgrund der Ausgedehntheit einen fahlen Beigeschmack hinterließ so fand ich es dennoch interessant, hier quasi ein Prequel zu "Schatten des Imperiums" – insbesondere seinem Wettstreit mit Vader – zu bekommen, wodurch den dortigen Ereignissen rückwirkend etwas mehr Gewicht verliehen wird. Das Potential für einen wirklich interessanten, mitreißenden und gelungenen Roman wäre jedenfalls da gewesen – aber dafür hätte es halt einen Lektor gebraucht, der sich getraut hätte, Jeters ausufernde Dialoge (und damit in etwa auch den kompletten Roman) auf mindestens die Hälfte runterzukürzen.

Fazit: Zugegeben, dass ich die Faszination der Figur noch nie so recht nachvollziehen konnte, hilft diesem Boba Fett-zentrierten Roman natürlich nicht. Zumal es K. W. Jeter auch nicht gelang, ihn für mich interessant(er) zu machen, und er ihn zudem als unfehlbaren Superhelden darstellt, was sich nun mal nicht mit meiner Auffassung der Figur deckt. Die wahren Probleme von "Die mandalorianische Rüstung" liegen aber woanders. Nämlich in seiner selektiven Bedienung aus der damals etablierten EU-Kontinuität, vor allem aber Jeters in ihrer Ausführlichkeit mühsamen, erschöpfenden und mir letztendlich fast den letzten Nerv raubenden Dialogen, die vor allem auch zu den hier enthaltenen Figuren (insbesondere Boba Fett und Darth Vader) überhaupt nicht passen wollten. Gerettet wird der Roman in erster Linie vom netten Einstieg in beiden Zeitebenen, dem einen oder anderen guten Moment, vor allem aber ein paar interessanten und faszinierenden Ideen, wie z.B. dem Sammler. Dennoch überwiegt bei mir die Enttäuschung, einerseits, da es der Roman verabsäumt, uns Boba Fett näher vorzustellen, und andererseits, da die Geschichte selbst das Potential zu einem interessanten und mitreißenden Roman gehabt hätte. Aber mit Jeters schwafelndem Schreibstil wurde ich halt einfach überhaupt nicht warm.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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