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Wing Commander: Das Herz des Tigers Drucken E-Mail
Romanfassung des revolutionären Computerspiels Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 01 August 2015
 
Titel: "Wing Commander: Das Herz des Tigers"
Originaltitel: "Wing Commander: Heart of the Tiger"
Bewertung:
Autoren: William R. Forstchen & Andrew Keith
Übersetzung: Karl-Heinz Ebnet
Umfang: 380 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Veröffentlicht: 1997 (D) bzw. 1995 (E)
ISBN: 978-3-4042-3189-9
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Der Angriff der Kilrathi auf die Erde konnte zwar zurückgeschlagen werden, nicht jedoch, bevor diese mehrere Städte und einen Großteil der konföderierten Flotte zerstörten. Ein knappes Jahr später befinden sich die Kilrathi im jahrzehntelangen Krieg gegen die Menschen immer noch auf dem Vormarsch. Nachdem sein Träger, die Concordia, vernichtet wurde, wird Colonel Christopher "Maverick" Blair auf die Victory versetzt. Dort kommt es nicht nur zum Wiedersehen mit seinem alten Freund Hobbes, sondern auch mit seinem langjährigen Rivalen und Widersacher Maniac. Darüber hinaus lernt er natürlich auch die Piloten des Geschwaders, deren Kommando er übernimmt, zunehmend kennen, darunter u.a. Vagabond, Cobra, Flint, Vaquero und Flash. Nach einem verheerenden Angriff der Kilrathi auf die menschliche Kolonie Locanda IV, bei denen sie Biowaffen zum Einsatz brachten, sieht sich die Konföderation dazu gezwungen, ein Geheimprojekt an dem man schon seit Jahren gearbeitet hat zu beschleunigen, und bereits zum Einsatz zu bringen, noch bevor die letzten Schwachstellen ausgemerzt werden konnten. Der Weltenvernichter Behemoth soll den Krieg ein für alle Mal zugunsten der Menschen entscheiden. Doch an Bord der Victory befindet sich ein Verräter, dem es gelingt, die Pläne des Schiffes an die Kilrathi zu übermitteln…

Inhalt: Sieht man mal davon ab, dass sich "Die Befreier" die zweite Erweiterungskampagne des ersten "Wing Commander"-Spiels zur Vorlage nahm (dabei jedoch eine quasi parallel dazu verlaufende Geschichte erzählte), ist "Das Herz des Tigers" der erste Roman der Reihe, der keine unabhängige Geschichte erzählt, sondern direkt auf einem der Computerspiele basiert. Dies hat Vor- und Nachteile. Beginnen wir zuerst mit den positiven Aspekten: Die Geschichte von "Das Herz des Tigers" gehört, zusammen mit dem diesbezüglich sogar noch einmal komplexeren und besseren Nachfolger "Der Preis der Freiheit", mit zum Besten, was Computerspiele je gesehen haben. Ungemein packend, sehr gut ausgearbeitet, mit tollen, sehr unterschiedlichen Figuren, zahlreichen – teils schockierenden, teils tragischen – Wendungen, und mit einer ordentlichen Portion an Spannung und Düsternis. Kaum einem PC-Spiel davor oder danach ist es gelungen, mich ähnlich zu fesseln wie die Teile 3 und 4 der Reihe – und eben diese starke Handlung schlägt sich natürlich dementsprechend auch in der Romanfassung wieder. Chris Roberts und sein Team haben hier einfach großartige Arbeit geleistet, und setzten damals – auch storytechnisch – neue Maßstäbe, und auch im Bereich der "Wing Commander"-Romane zählt die Geschichte von "Das Herz des Tigers" mit zum Besten, was es im Zuge derer je zu lesen gab. Wovon der Roman ebenfalls profitiert ist, dass diesmal auch wirklich die Figur des Spielers im Mittelpunkt steht, statt einer relativen Randfigur. Dies führt noch zu einem weiteren netten Nebeneffekt, denn während Forstchen Admiral Tolwyn in seinen früheren Romanen zu sympathisch geschrieben hat, schließt er sich hier nun der doch eher kritischen Sicht von Blair – und auch des Spieleautors Chris Roberts – an, womit es diesbezüglich bei "Das Herz des Tigers" zum ersten Mal nicht mehr zu einem entsprechenden Bruch kommt.

Durch den einen oder anderen geschickt eingestreuten Bezug auf die Romane, seien es bestimmte Referenzen oder auch ein kurzer Gastauftritt von Kevin Tolwyn, gelingt es Forstchen zudem, die Romane und die PC-Spiele näher zusammenzuführen, und auch wirklich wie aus einem Guss bzw. einer Geschichte wirken zu lassen. Zudem fehlen diesmal so Schwächen wie die Militärverherrlichung oder auch die Darstellung von Zivilisten und Politikern als naive Friedensapostel. Und auch die Heldentode wurden – sowohl was die Quantität als insbesondere auch ihre theatralische Inszenierung betrifft – im Vergleich zu seinen beiden vorangegangenen Romanen deutlich zurückgefahren. Die größte Stärke im Vergleich zum Computerspiel ist allerdings, dass es Forstchen erlaubt, die eine oder andere Thematik, die im Spiel doch eher unter den Teppich gekehrt wurde, in den Vordergrund zu bringen und ausführlicher zu behandeln. So wäre ja eigentlich vor der allerletzten Mission im Drehbuch des Spiels noch eine Szene vorgesehen gewesen, in der Blair Bedenken wegen ihrer anstehenden Vernichtung Kilrahs geäußert hätte. Etwas, dass – entweder aus finanziellen oder aus künstlerischen Überlegungen – letztendlich aber leider dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. nun gebe ich ja zu, dass ich mir persönlich als ich das Spiel vor 20 Jahren gezockt habe, an die moralischen Implikationen der Mission keinen Gedanken verschwendet habe. Allerdings war ich damals ja auch gerade erst mal 15 Jahre alt. Ich finde es jedenfalls großartig und den Roman definitiv aufwertend, dass sich Forstchen auf ausführliche und ernsthafte Art und Weise mit dieser Thematik auseinandersetzt, und dem Roman dadurch einiges an Tiefgang beschert (auf den das PC-Spiel an der gleichen Stelle leider verzichtet hat.

Die Romanfassung hat im Vergleich zum PC-Spiel aber auch ein paar Nachteile. Einer der größten davon ist die Umsetzung der Verräter-Storyline. Vielleicht ist Forstchen ja einfach davon ausgegangen, dass ohnehin niemand den Roman lesen wird, der nicht eh schon das PC-Spiel gezockt hat, aber… wo mich die Auflösung des Verräters dort wirklich eiskalt erwischt und enorm schockiert hat, versucht Forstchen nicht einmal, mit der Wendung hier eine ähnliche Wirkung zu erzielen. Denn dadurch, dass wir auch mehr von der anderen Seite des Konflikts, und von Trakkaths Plänen mitbekommen, ist die Identität des Verräters viel zu offensichtlich. Tatsächlich war es sogar schon so eindeutig dass ich, wenn ich den Roman damals ohne Kenntnis der Spiele gelesen hätte, wohl davon ausgegangen wäre, dass das ja eigentlich nur ein roter Hering sein kann. Aber nein – es ist tatsächlich so, wie es aussieht. Wie Forstchen diese Wendung hier in seinem Roman versemmelt, fand ich jedenfalls schon ein wenig schade. Zudem macht der Roman auch deutlich, wie viel Handlung im Computerspiel eigentlich drinsteckt – was sich insbesondere daran zeigt, wie viele Dialoge, Nebenplots und Entwicklungen hier gekürzt werden mussten, damit der Roman nicht aus allen Nähten platzt. Dies bedeutet halt nur aber auch, dass man hier eine reduzierte, gestraffte Form der Geschichte aus den PC-Spielen vorgesetzt bekommt – quasi ein "Best Of" – dem jedoch gewisse Nuancen und Nebenplots fehlen, welche die Handlung des PC-Spiels für mich doch deutlich aufgewertet haben (exemplarisch sei alles rund um Vagabond und Dr. Severin genannt). Der größte Knackpunkt ist aber natürlich, dass bei einem Roman unweigerlich die größte Stärke des PC-Spiels fehlt, nämlich die Interaktivität – denn hier folgt man natürlich einem bestimmten, vom Autor vorgegebenen Pfad, der zu allem Überfluss wohl nicht immer mit jenem übereinstimmen wird, dem der Spieler gefolgt ist. Damit verliert der Roman zwangsläufig eben genau das, was "Wing Commander III – Heart of the Tiger" so ausgezeichnet hat – weshalb es zweifellos längst nicht so faszinierend und fesselnd ist, den Roman zu lesen, als das Spiel zu spielen. Wirklich vorwerfen kann man dieses Manko allerdings weder den Autoren noch dem Buch.

Fazit: "Das Herz des Tigers" profitiert in erster Linie von der großartigen, packenden und wendungsreichen Geschichte aus dem Spiel, welche sich auch in Romanform durchaus fesselnd liest, und immer noch sehr unterhaltsam ist. Forstchen wird dabei aufgrund des Inhalts dazu gezwungen, eine gewisse Kurskorrektur vorzunehmen, sich näher an Roberts Vorlage und Ideologie zu halten, und mit seinen eigenen – für mich teils bedenklichen – Tendenzen, insbesondere was die Militärverherrlichung betrifft, zurückzuschrauben. Auch die heldentode sind längst nicht mehr so theatralisch umgesetzt wie in seinen früheren Romanen. Positiv auch, dass wir die Geschehnisse zum ersten Mal innerhalb eines "Wing Commander"-Romans aus der Perspektive der Spielfigur erleben, wodurch sich auch die Gelegenheit ergibt, Christopher Blair besser auszuarbeiten und zu einem vollwertigen und vielschichtigen Protagonisten zu machen. Im Vergleich zum Spiel fand ich vor allem sehr positiv, dass man sich mit den moralischen Implikationen der Zerstörung Kilrahs auseinandersetzt (was im PC-Spiel ja leider völlig negiert wurde). Negativ fällt neben der viel zu offensichtlichen Auflösung des Verräters in erster Linie die mangelnde Interaktivität im Vergleich zum PC-Spiel auf. Eben diese hatte "Wing Commander III" ja eigentlich so ausgezeichnet. Ist natürlich nur klar und logisch, dass sich diese in einem Roman nicht nachbilden lässt, aber im Vergleich zur Vorlage ist es ein Manko, dass nicht unbemerkt bleiben soll. Letztendlich war die Story aber auch im Buch stark genug, um mich trotz der mangelnden Interaktivität – und der Tatsache, dass der von Forstchen eingeschlagene Pfad nicht immer meinem entsprach – gut zu unterhalten. Zumal Forstchen dabei ein paar interessante Entscheidungen trifft (wie z.B., dass Blair hie und da auch scheitert), welche dem Roman zusätzliches Gewicht und Tiefgang verleihen. Jedenfalls: Wer es schafft, über die mangelnde Interaktivität hinwegzusehen, dem sei "Das Herz des Tigers" wärmstens als Herz gelegt.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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