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James Bond 007 - Never Dream of Dying |
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Enttäuschender Abschluss der "Union"-Trilogie
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 14 November 2025
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| Titel: |
"Never Dream of Dying" |
| Bewertung: |
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| Autor: |
Raymond Benson |
| Übersetzung: |
- |
| Umfang: |
352 Seiten (E) |
| Verlag: |
Hodder & Stoughton (E) |
| Veröffentlicht: |
03. Mai 2001 (E) |
| ISBN: |
978-0-340-79260-5 (E) |
| Kaufen: |
Taschenbuch (E), Kindle (E) |
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Kurzinhalt:
Bonds alter Freund René Mathis hat sich auf die Fersen des ominösen Le Gerant, der die Verbrecherorganisation Union leitet, geheftet. In Olivier Cesari glaubt er diesen ausfindig gemacht zu haben. Nun gilt es, auch noch sein Versteckt zu eruieren. Zuvor schickt er an 007 einen Brief – der jedoch aufgrund eines Fehlers der Post erst verspätet zugestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt hat sich James schon längst auf dem Weg gemacht, um nach seinem verschollenen Freund zu suchen. Dies führt ihn nach Frankreich, gibt es doch Hinweise darauf, dass der dort ansässige Filmregisseur und Produzent Léon Essinger, der auch ein eigenes Studio besitzt, in die finsteren Machenschaften der Union verwickelt ist. Bond gibt sich als Filmjournalist aus, und nimmt Kontakt zu Léons Ehefrau Tylyn Migonne auf. Die beiden sind gerade dabei, sich zu trennen, dennoch hat er sie für die Hauptfigur in seinem neuesten Film besetzt. So erhält Bond Zugang zu den Dreharbeiten, um seine Nachforschungen anzustellen. Dann jedoch warnt ihn ein alter Freund davor, die Sache weiterzuverfolgen…
Review:
"Never Dream of Dying" schließt nun den in "High Time to Kill" begonnenen Handlungsstrang rund um die Verbrecherorganisation Union ab. Eben deshalb hatte ich am Roman durchaus hohe Erwartung – wurde dann aber leider doch ein bisschen enttäuscht. Dabei beginnt alles grundsätzlich recht vielversprechend. So freute ich mich nicht zuletzt über die Rückkehr von René Mathis aus dem allerersten 007-Roman "Casino Royale". Er ist jedoch nicht der einzige Veteran: Denn neben den Dauerbrennern M, Q und Miss Moneypenny holt Benson hier auch Marc-Ange Draco aus "Im Geheimdienst ihrer Majestät" – und damit quasi Bonds Schwiegervater – zurück. Als großer Film-Fan fand ich zudem das Setting rund um die Dreharbeiten an einem dystopischen Film auf Hoher See (wohl eine Anspielung auf "Waterworld"?) sehr cool. Witzig war dann zweifellos auch, wenn während einer "echten" Action-Einlage der Kameramann einfach weiter draufhält, alles aufnimmt, und so James Bond quasi unfreiwillig zu einer Art Stuntman im Film wird. Das war schon ziemlich gewitzt. Und auch der (erste) Showdown rund um die Filmvorstellung am Festival von Cannes konnte mir gefallen; wenn ich auch selbst noch nie vor Ort war, schien mir Raymond Benson den Flair des Festivals gut einzufangen. Last but not least fand ich auch die Liebesgeschichte rund um Bond und Tylyn Mignonne ganz nett. Es gelang Benson in meinen Augen sehr gut, aufzuzeigen, dass dies von beiden Seiten her mehr war als nur ein unbedeutender Flirt, und sie in kurzer Zeit tiefempfundene Gefühle füreinander entwickelten.
Leider aber hat "Never Dream of Dying" auch einen ganz wesentlichen Haken: Raymond Benson baut hier übersinnliche Elemente ein, die für mich so rein gar nicht zum Bond-Universum passen. Das beginnt schon bei Le Gerants übernatürlicher Fähigkeit, wie seine anderen Sinne seine Blindheit kompensieren. Herr Benson: Wir sind hier bei "007", und nicht bei "Daredevil". In einem Comic- und/oder einer entsprechenden Verfilmung kann ich sowas akzeptieren, aber doch nicht bei James Bond. Doch es kommt noch schlimmer: Zuerst René Mathis und später dann James Bond suchen eine Hellseherin auf, die tatsächlich über entsprechende Fähigkeiten zu verfügen scheint. Und auch Gerant selbst scheint über ein entsprechendes Talent zu verfügen. Dies drückt sich unter anderen in visionären Träumen aus. Den Vogel schoss dann jener Moment ab, als Bond einen ganz ähnlichen Traum hat, der quasi jenen von Gerant widerspiegelt. Der sah sich als Wolf, der einen Hirsch jagt – und Bond sieht sich wiederum als Hirsch, der davonläuft. Sorry, aber das war alles einfach ein derartiger Bullshit, dass es mir den ansonsten ja gar nicht mal so schlechten Roman doch ziemlich verdorben hat. Es hilft auch nicht, dass ein bestimmter Twist mangels Verbindung zur Figur die gewünschte schockierende Wirkung verfehlte. Und den Showdown fand ich dann – so wie auch die Art und Weise, wie Olivier Cesari dann schließlich sein ultimatives Schicksal ereilt – auch eher enttäuschend. (Auch) Das hat Benson bei seinen früheren Bond-Romanen definitiv auch schon mal besser hinbekommen.
Fazit:
Nach ihrem Aufbau in den beiden Romanen davor hätte der Showdown gegen die Union eigentlich viel Potential besessen. Und immerhin, zumindest vereinzelt gelingt es "Never Dream of Dying" auch, dieses abzurufen. Als Filmfan fand ich dabei insbesondere Bonds Ermittlungen rund um die Dreharbeiten durchaus reizvoll. Zudem zählt die Romanze mit Tylyn zu den gelungeneren und überzeugenderen der Bond-Romane. Leider aber baut Raymond Benson hier plötzlich übersinnliche Elemente ein – angefangen bei hellseherischen Fähigkeiten, über Le Gerants "Daredevil"-ähnliches Talent, bis hin zu den träumerischen Visionen sowohl von ihm als auch James Bond selbst – die für mich einfach nicht ins Bond-Universum passen wollen. Keine Ahnung, was ihn da geritten hat, aber mir hat das "Never Dream of Dying" leider doch ansatzweise verdorben.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2012 Ian Fleming Publications)
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