Originaltitel: Dear Earth Episodennummer: 1x16 Bewertung: Erstausstrahlung US: 03. März 1996 Erstausstrahlung D: 16. Juni 1996 Drehbuch: Richard Whitley Regie: Winrich Kolbe Stammbesetzung:
Morgan Weisser als Lt. Nathan West,
Kristen Cloke als Lt. Shane Vansen,
Rodney Rowland als Lt. Cooper Hawkes,
Joel de la Fuente als Lt. Paul Wang,
Lanei Chapman als Lt. Vanessa Damphousse,
James Morrison als Lt. Col. Tyrus Cassius 'T.C.' McQueen.
Gastdarsteller:
Steve Hytner als Kolbe,
Charles Carpenter als Wagner,
Tucker Smallwood als Commodore Ross,
Darren Gray Ward als Lt. John Hill,
Bob Clendenin als Mank,
John Battle als Supply Sgt.,
Jennifer Burns als Ann,
Armand Reiser als Armed Guard,
Carl Gilliard als Ophthalmologist,
Robert Crow als Crow,
Gibson Frazier als Ed,
Loren Chase als Mrs. West,
Kate McCalley als Doctor u.a.
Kurzinhalt:
Sehr zu ihrer Überraschung erhalten die beiden In Vitros Cooper und McQueen – die aufgrund ihrer Herkunft über keine familiären Verbindungen verfügen – mit der aktuellen Feldpost ebenfalls Briefe von zu Hause: Darin wird ihnen angekündigt, dass ein Filmteam in Kürze auf die Saratoga kommen wird, um einen Bericht über die beiden zu drehen. Mit der Reportage will man die Stimmung auf der Erde nach der Ermordung des UN-Generalsekretärs durch einen In Vitro wieder entspannen. Man versucht, ein möglichst perfektes, reibungsloses Bild ihres Dienstes an Bord zu liefern – doch die alltäglichen rassistischen Anfeindungen denen sie ausgesetzt sind, machen selbst vor laufenden Kameras nicht vollständig halt. Währenddessen wird Damphousse bei einem Einsatz von einer Blendgranate getroffen, wodurch sie vorübergehend ihr Augenlicht verliert. Ihr Verlobter schreibt ihr zudem, dass er nicht länger auf sie warten kann. Nathan wiederum hadert mit den Tod seines Bruders – nicht zuletzt auch deshalb, als der letzte Brief seiner Eltern deutlich macht, dass sie über diesen noch nicht informiert wurden. Und Shane hat von ihrer Schwester erfahren, dass diese vor hat, ihrer Tochter den Namen Mary-Ann zu geben – was dieser überhaupt nicht recht ist…
Review:
"Feldpost" ist mal nicht auf eine bestimmte Figur fokussiert, sondern vielmehr ein klassisches Ensemblestück, bei dem alle Hauptfiguren (mit Ausnahme von Paul Wang, der im Vergleich zu den anderen doch etwas auf der Strecke bleibt) zur Geltung kommen. So erinnert sich McQueen während des Interviews für den Bericht an seine Zeit als In Vitro-Soldat in den KI-Kriegen – und wie seine Kameraden wie Kanonenfutter behandelt wurden. Anstatt ihn dies nur erzählen zu lassen, setzt man diesmal dabei in bester "show, don't tell"-Manier auf Flashbacks, welche seine Worte untermauern, und so deren Wirkung verstärken. Und nicht zuletzt lernten wir ihn durch diese Erinnerung auch wieder ein Stück weit besser kennen. Mehr noch als T.C. steht jedoch Cooper im Mittelpunkt der Reportage, und auch der Episode. Die Crew der Saratoga versucht, das Bild zu vermitteln, dass Hawkes von allen gleichermaßen akzeptiert wird – was dieser auch aktiv unterstützt, in dem er behauptet, noch nie das Ziel von rassistischen, abwertenden Äußerungen gewesen zu sein – was, wie wir aufgrund der Szenen zuvor wissen, eine glatte Lüge ist.
Nun gebe ich zu, ein bisschen konstruiert erschien es mir schon, dass sich der eine Soldat vor laufenden Kameras auf diese Art und Weise äußert; normalerweise hätte so etwas ein Disziplinarverfahren zur Folge (weniger aus Prinzip, sondern wegen Dummheit). Ich kann es aber insofern durchgehen lassen, als ich dieses bisschen Realität, dass die Kameras einfangen, in Verbindung mit dem dann beschönigten Bild, welches in der Reportage selbst vermittelt wird, sehr spannend fand. Man war eben nicht an der Wahrheit, sondern an Propaganda interessiert, und der Kontrast dient als mahnendes Beispiel, dass man nicht alles, was in Videos zu sehen ist, für bare Münze nehmen sollte. Was Damphousse betrifft, stach für mich in erster Linie die Szene während der Schlacht hervor, wo Wang sie kurz alleine lassen muss. Nichts zu sehen und um sich herum alle möglichen Geräusche zu hören, und nicht zu wissen, ob dort vielleicht gerade ein Feind lauert, stelle ich mir absolut furchtbar vor – und Regisseur Winrich Kolbe (der u.a. auch für "Star Trek: The Next Generation" inszenierte) gelingt es sehr gut, eben dies einzufangen. Die Storyline rund um Nathan wiederum knüpft direkt an die letzte Episode an, und mündet schließlich – nachdem sich herausstellt, dass seine Eltern bislang irrtümlich nicht über den Tod von Neil informiert wurden – in einer berührenden Szene, wo Nathan es ihnen in einem Brief persönlich mitteilt. Und dann ist da noch Shane. Anfänglich wirkt es recht oberflächlich und wie einen typischen Zwist unter Geschwistern, wie sie verschnupft auf die Ankündigung ihrer Schwester reagiert, ihre erste Tochter nach ihrer Mutter Mary-Ann zu taufen. Auch hier wird allerdings in weiterer Folge deutlich, warum ihr dies so wichtig war – und endet es schließlich in einer Nachricht an Ann, wo sie ihr sowohl zur Geburt ihrer Tochter als auch der Namensgebung gratuliert. Insgesamt hatte es mir diese sehr charakterorientierte Episode jedenfalls durchaus angetan.
Fazit:
Bei "Feldpost" spielt die Action – abseits eines kurzen Einsatzes im ersten Drittel – eine doch eher untergeordnete Rolle; was mich persönlich jedoch in diesem Fall nicht wirklich gestört hat. Vielmehr konnte mir dieser starke Fokus auf den Figuren sehr gut gefallen. Paul Wang kommt zwar im Vergleich zu den anderen etwas kurz, umso mehr hatten es mir aber die jeweiligen persönlichen Dilemmas angetan, denen sie sich gegenübersehen, angefangen bei Damphousse vorübergehenden Erblindung (und der Trennung von ihrem Verlobten), über Shanes Zwist mit ihrer Schwester, bis hin zu Nathan, der nach wie vor dabei ist, den Tod seines kleinen Bruders zu verarbeiten. Nett auch die Szene mit McQueens Erinnerungen an den KI-Krieg, die seiner Figur ein weiteres interessantes Mosaiksteinchen hinzufügte. Vor allem aber hatte es mir alles rund um Cooper Hawkes angetan; einerseits, wie man hier den ihm entgegenschlagenden Rassismus anprangert, aber vor allem auch mit der zensierten Berichterstattung, die letztendlich ausgestrahlt wird, und dem Zuschauer als mahnendes Beispiel im Hinblick auf Propaganda dienen soll. Nicht zuletzt aufgrund der gebotenen Abwechslung – da es sich um so viele Figuren zugleich drehte – fand ich "Feldpost" jedenfalls durchaus kurzweilig.