Kurzinhalt:
Nach dem Tod von Susan Deldago wird Rolands Bewusstsein in Maerlyns Kugel gezogen, wo Marten schon auf ihn wartet, um ihn zum Scharlachroten König zu bringen. Seine Freunde Alain und Cuthbert setzen indes alles daran, ihrer aller Leben zu retten und vor Clay und seinen Männern zu fliehen – auf das, so es Roland gelingt, sich aus dem Bann der Kugel zu befreien, er auch noch einen heilen Körper vorfindet, in den er wieder zurückkehren kann. Indem sie den gefährlichen Weg über eine Hängebrücke wagen, und diese hinter sich zum Einsturz bringen, gelingt es ihnen vorerst, sich und Roland in Sicherheit zu bringen. Doch ein Versuch von Alain, das Bewusstsein seines Freundes aus der Kugel zu befreien, scheitert. Ist Roland für immer verloren?
Review:
"Der dunkle Turm" hat ja Rolands Vergangenheit, die er seinem Ka-Tet in "Glas" erzählt, als Comic adaptiert. Im Roman selbst heißt es nur, dass Roland beim Heimweg nach Gilead kein Wort mehr gesagt hätte. "Der lange Heimweg" knüpft nun an den ersten Band an, und schildert eben diesen Heimweg – der sich deutlich dramatischer gestaltet, als es diese Bemerkung Rolands in "Glas" vermuten ließe. Insofern: Im Gegensatz zum ersten Band, wo wir nur eine bereits bekannte Geschichte in einem neuen Format erzählt bekamen, liefert dieser hier nun neues Material, mit dem man die Story rund um Roland und den dunklen Turm erweitert. Was ja auch von Anfang an so geplant und der eigentliche Sinn der Übung war, sollte die Comicreihe doch ursprünglich die Lücke zwischen Rolands Vorgeschichte und dem ersten Band "Schwarz" füllen (ehe man sich dann dazu entschied, auch die Romane zu adaptieren – nur um dann nach ca. der Hälfte damit aufzuhören). Und so sehr mir auch der erste Comicband der Reihe gefallen hat, aber eben darin, eine neue Geschichte rund um Roland erzählt zu bekommen, lag für mich ja nun mal eben auch mit der größte Reiz der Idee der Comicreihe. Umso schöner, dass es "Der lange Heimweg" auch inhaltlich gelang, mich zu überzeugen. Grundsätzlich prangert ja Stephen Kings Name auch hier wieder prominent auf dem Cover; ob er jedoch auch tatsächlich direkt involviert und vielleicht sogar die Grundzüge der Story geliefert hat, ist mir nicht bekannt (sein Credit "Idee und Gesamtleitung" ist diesbezüglich nicht wirklich aussagekräftig, weil das kann nun wirklich so ziemlich alles bedeuten). So oder so fügt sich diese jedenfalls stimmig in die bereits bekannte Geschichte ein, und knüpft auf gelungene Art und Weise an die in "Glas" erzählte Vorgeschichte an.
Spannend fand ich dabei insbesondere jenen Teil, der uns zeigt, was Roland in Maerlyns Pampelmuse erlebt hat. Insbesondere seine Begegnung mit dem Scharlachroten König sticht hierbei hervor. Aber auch außerhalb der Kugel entwickelt sich die Geschichte interessant weiter. Rolands – geistige – Abwesenheit gibt Alain und Cuthbert die Gelegenheit, hier etwas mehr zu glänzen, nachdem sie sowohl bei "Glas" als auch bei "Der dunkle Turm" (also dem ersten Band der Reihe) doch ziemlich im Schatten von Roland (und Susan) standen. Und nicht zuletzt auch die Erzählung, was mit Sheemie im Anschluss passierte, hatte es mir wirklich angetan. Der Comic profitiert darüber hinaus davon, dass ich Peter David, gerade auch was Ausdrucksweise und Dialoge betrifft, für einen überragenden Schriftsteller halte; ja sogar, man verzeihe mir, besser als Stephen King. Sprachlich ist "Der lange Heimweg" somit wieder einmal herausragend. Und auch die künstlerische Gestaltung, die nahtlos an den ersten Band anknüpft, hatte es mir wieder enorm angetan. Manche mögen beklagen, dass die Darstellung des scharlachroten Königs nicht ihrer eigenen Vorstellung entspricht, ich persönlich fand die hier gewählte Interpretation aber sehr interessant und gelungen. Und auch sonst hat mich auch der zweite Band – kein Wunder, war doch wieder das gleiche künstlerische Team verantwortlich –optisch wieder voll und ganz überzeugt. Dass "Der lange Heimweg" dennoch insgesamt für mich nicht mehr ganz an den Vorgänger anknüpfen konnte, liegt daran, dass die Geschichte dort halt doch noch die Spur dramatischer und auch epischer war. Trotzdem halte ich auch "Der lange Heimweg" für alle Fans von Stephen Kings "Der dunkle Turm"-Saga für ein Muss!
Fazit:
Im Gegensatz zum ersten Band der Comicreihe, der "nur" bereits bekanntes Material neu adaptierte, erzählt "Der lange Heimweg" nun eine neue Geschichte. In "Glas" wird der titelspendende Heimweg mit einem kurzen Nebensatz abgetan, hier hingegen erfahren wir, dass sich dabei doch einiges an spannenden Erlebnissen zugetragen hat. Besonders interessant fand ich dabei alles rund um Rolands "Besuch" in Maerlyns Glaskugel, wo er nicht nur auf Marten, sondern auch auf den Scharlachroten König trifft. Aber auch die weitere Geschichte rund um Sheemie hat mich gepackt. Und dass Rolands Bewusstsein den Großteil des Comics in der "Pampelmuse" verbringt erlaubte es seinen treuen Begleitern Alain und Cuthbert, etwas mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Der erste Band bot zwar die doch noch etwas dramatischere Handlung, insgesamt hat mir aber auch "Der lange Heimweg", dank der packenden Story, Peter Davids tollem Schreibstil, und der hochwertigen künstlerischen Gestaltung, wieder sehr gut gefallen.
