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Der dunkle Turm Drucken E-Mail
Auftakt der Comic-Adaption zu Stephen Kings Epos Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 09 Januar 2021
 
Titel: "Der dunkle Turm"
Originaltitel: "The Dark Tower: The Gunslinger Born"
Bewertung:
Autoren: Peter David, nach dem Roman von Stephen King
Übersetzung: Wulf Bergner
Illustrationen: Jae Lee
Farben: Richard Isanove
Lettering: Delia Wüllner (D)
Cover: David Finch, Danny Miki & Paul Mounts
Umfang: 240 Seiten
Verlag: Heyne (D, Erstauflage), Panini (D, Neuauflage), Marvel (E)
Veröffentlicht: 2008 (D), 2007 (E)
ISBN: 978-3-453-26578-3 (D, Erstauflage)
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Während der Revolvermann den Mann in Schwarz durch die Wüste verfolgt, erinnert er sich daran zurück, wie vor vielen Jahren in Gilead seine tragische Lebensgeschichte ihren Anfang nahm. Damals veranlasste die Untreue seiner Mutter ihn dazu, seinen Ausbilder Cort eigentlich viel zu früh herauszufordern – genau so, wie der Liebhaber seiner Mutter, Marten, dies beabsichtigt hatte. Doch anstatt das Roland, wie von ihm erwartet und erhofft, das Duell verliert und daraufhin aus Gilead vertrieben wird, gewinnt er vielmehr, und wird so der jüngste Revolvermann aller Zeiten. Danach wird Roland Deschain von seinem Vater zusammen mit seinen engsten Freunden Alain Johns und Cuthbert Allgood nach Hambry geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Nur kurz nach ihrer Ankunft lernt Roland Susan Delgado kennen und lieben. Noch ahnt er nicht, dass ihre Liebe ein überaus tragisches Ende finden wird…

Review: Stephen Kings "Der dunkle Turm"-Saga zählt zu den erfolgreichsten Werken der Fantasy-Literatur. Anno 2007 machte sich der Marvel-Verlag daran, diese in Graphic Novel-Form zu adaptieren. Neben dem Segen und der Unterstützung des Schöpfers Stephen King sicherte man sich mit Peter David einen der besten Autoren sowohl von Comics als auch von Adaptionen; so hatte er zuvor nicht nur schon zahlreiche Abenteuer für Marvel geschrieben, sondern sich nicht zuletzt auch mit seinen Romanfassungen zu Filmen bzw. ihren Drehbüchern einen Namen gemacht. Von seinen Lizenzromanen zu "Star Trek", "Babylon 5" und anderen Marken ganz zu schweigen. Ich selbst war schon immer ein großer Fan von Peter David, und sah in dieser Kombination eine höchst vielversprechende Mischung. Kings größte Stärken liegen für mich nämlich in den Geschichten, die er sich ausdenkt, sowie der Stimmung, die er zu erzeugen vermag, jedoch jetzt nicht unbedingt in den Dialogen – die ich wiederum als eines der größten Steckenpferde von Peter David ansehe. Insofern versprach die von ihm geschriebene Adaption das Beste beider Welten zu vereinen. Letztendlich sollte sich aber mehr noch als das vielmehr das höhere Erzähltempo als Segen herausstellen. Der/die eine oder andere erinnert sich vielleicht noch daran, dass ich "Glas" damals doch eher mäßig bewertete. So tragisch Rolands Vorgeschichte grundsätzlich auch war, ich fand sie dort leider zu zäh und schleppend erzählt, weshalb sie auch die gewünschte emotionale Wirkung bei mir nur teilweise entfalten konnte. Hier schafft die Comic-Adaption Abhilfe. Die Story wird auf ihre Quintessenz heruntergebrochen, und dadurch wesentlich flotter – und damit in meinen Augen auch packender – erzählt, jedoch ohne dabei (zumindest aus meiner Sicht) an Tiefe zu verlieren. Und so hat mich die Story in dieser Comicform wesentlich mehr angesprochen, als in Kings zu ausgedehntem und in meinen Augen auch zähem Roman.

Darüber hinaus muss ich sagen, dass mir die Idee, die Geschichte hier noch einmal in überwiegend chronologischer Form zu erzählen, überaus anspricht. Es hat sich in den letzten Jahren zunehmend gezeigt, dass ich eine eben solche Erzählweise gegenüber einem ständigen hin- und hergespringe im Großen und Ganzen vorziehe. Es mag Ausnahmen geben, wo es Serien gelungen ist, teilweise durch eine thematische Überlappung beide Handlungsstränge aufzuwerten; "Lost" war hier ein Paradebeispiel. Grundsätzlich kann ich persönlich aber immer dann am besten in eine Story eintauchen, wenn sie chronologisch erzählt wird. Insofern gefiel mir der hier gewählte Ansatz, nach dem kurzen Teaser zu Beginn – mit dem man auch den unvergleichlichen, ikonischen Auftakt der "Dunkle Turm"-Saga aus den Romanen übernimmt – wieder zurückzuspringen, und zuerst Rolands Vorgeschichte zu erzählen. Eine weitere Stärke waren für mich dann die Bilder. Zwar bin ich zugegebenermaßen schon gespannt, wie man hier in weiterer Folge vorgehen wird – vorausgesetzt, die Reihe ist überhaupt so weit gekommen (sie wurde ja leider schon vor Jahren eingestellt) – wenn ikonische Elemente aus bekannten Franchises auftreten sollten. Und ich verstehe auch jene, die lieber einfach nur eine Beschreibung lesen und daraufhin dann ihre eigenen Bilder im Kopf entstehen lassen, ganz unbeeinflusst von anderen Künstlern. Was das betrifft, muss ich nicht zuletzt an die "Herr der Ringe"-Trilogie denken, die ich mir ja kürzlich noch einmal vorgeknöpft habe. Die zu lesen war vor den Filmen (und noch dazu in einer Variante ohne jegliche Illustrationen) etwas ganz anderes, als nun, wo man unweigerlich die Bilder von Alan Lee, John Howe, bzw. Peter Jackson im Kopf hat.

Und doch finde ich, dass sich gerade auch "Der dunkle Turm" dafür anbietet, die Geschichte nicht einfach nur in reiner Textform wiederzugeben (weshalb ich es auch sehr schade fand, wie – auch in künstlerischer Hinsicht – gescheitert der Versuch vor ein paar Jahren war, die Geschichte auf die große Leinwand zu bringen; wobei das wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt war, und "Der dunkle Turm" wenn überhaupt nach einer Adaption als TV-Serie schreit), sondern die epische Story in ebenso epischen Bildern zu erzählen. Und was das betrifft, vermag es zumindest der erste Band der Reihe (inwiefern man dieses künstlerische Team bis zum – ungeplanten, zu frühen – Ende festhalten konnte, kann ich noch nicht sagen), zu glänzen. Wobei glänzen zugegebenermaßen insofern das richtige Wort ist, als die Bilder tatsächlich teilweise "Leuchteffekte" aufweisen. Zwar gebe ich zu, dass mir ein etwas verhaltener Stil, der etwas stärker mit Hand gezeichnet als am Computer bearbeitet, doch noch die Spur besser gefallen hätte; als Beispiel darf das Coverbild gelten. Diesen Stil hätte ich für "Der dunkle Turm" perfekt gefunden. Und doch muss ich sagen, dass die künstlerische Gestaltung zweifellos sehr hochwertig ist, sowohl, was die Auswahl der Bilder, die Qualität der Illustrationen, als auch die Farbgebung betrifft. Ich hatte mich jedenfalls an diesen – für mich – ungewohnten Stil rasch gewöhnt. Und dann ist da eben noch Peter David. Seine Stärke für Dialoge mag er hier zwar, da er an Stephen Kings Vorlage gebunden ist, nicht ganz so ausspielen können wie sonst. Gleiches gilt für seinen Humor, der bei einer solchen tragischen Geschichte ja auch fehl am Platz gewesen wäre. Was ihm jedoch – wie schon bei seinen Lizenzromanen – wieder einmal perfekt gelingt ist, sich sprachlich und stilistisch an die Welt in der er sich bewegt anzupassen. Er ist halt wirklich ein Chamäleon, der es wie wenige andere Autoren versteht, sich dem Material anzupassen, als umgekehrt alles und jedem immer seinen Stempel aufdrücken zu müssen, egal ob es nun passt oder nicht. Jedenfalls fand ich den Comic wunderschön geschrieben, was Peter David mindestens ebenso hoch anzurechnen ist, wie Stephen King, der mit dem Roman – und der dort etablierten typischen Sprechweise – die Vorlage lieferte.

Fazit: "Der dunkle Turm" ist der Auftakt einer Comic-Adaption, die eigentlich Stephen Kings Saga in ihrer Gesamtheit in dieses Format hätte übertragen sollen, dann aber leider ca. zur Hälfte eingestellt wurde. Geht man nach dem ersten Band, ist dies ungemein schade, denn aus meiner Sicht ist es hier gelungen, im Vergleich zu Stephen Kings Vorlage sogar nochmal eins draufzusetzen. Hierzu sei festgehalten, dass ich mir persönlich mit "Glas" sehr schwer tat, da mir der Roman zu schleppend erzählt war, worunter die Dramatik litt. Hier nun konzentriert man sich aufs Wesentliche, ohne dass es gehetzt wirken oder man an Tiefgang oder Charme verlieren würde. Derart heruntergebrochen fand ich die Geschichte jedenfalls gleich um einiges tragischer und berührender. Weitere wesentliche Stärken sind Peter Davids großartiger Schreibstil, sowie die hochwertige künstlerische Gestaltung. (Viel) besser geht's eigentlich nicht.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel
Coverbild © 2008 Wilhelm Heyne Verlag






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