Kurzinhalt:
Auch nachdem der Motherfucker besiegt wurde bleibt die Gruppe maskierter Rächer, Justice Forever, nach wie vor aktiv. Allerdings fehlt ohne Hit-Girl ein bisschen der Drive. Der Versuch, sie aus dem Gefängnis zu befreien, schlägt völlig fehl, da niemand von ihnen den nötigen Mut aufbringt, und das Team Reißaus nimmt. Dave Lizewski, welcher der Gruppe als Kick-Ass ein Vorbild war, und diese mittlerweile anführt, ärgert sich zudem über so manches neues Mitglied, dass nicht wirklich etwas beiträgt und die anderen nur auszunutzen scheint. Als er den entsprechenden "Superheld" feuert, ohne mit der Gruppe Rücksprache zu halten, kommt es zum Streit. Da er noch dazu zeitgleich Valerie kennenlernt und daraufhin zum ersten Mal in seinem Leben eine feste Freundin hat, verbringt er die Zeit schon bald lieber mit ihr – und im Bett – statt sich das Kostüm anzuziehen und um die Häuser New Yorks zu ziehen. Dies ändert sich jedoch, als die korrupten Polizisten es den Helden nachmachen und sich Masken anziehen, und die Gang daraufhin die Mafia bestiehlt – von der sie sich ja eigentlich bezahlen lassen. Daraufhin ruft der Mafiaboss Genovese den Krieg gegen die maskierten Rächer aus…
Review:
Im Gegensatz zu den Vorgängern habe ich "Kick-Ass 3" aufgrund der Länge auf zwei Lese-Sitzungen aufgeteilt. Zumindest gedanklich ist der Comic deshalb bei mir irgendwie in zwei Hälften aufgeteilt, was vor allem auch deshalb relevant ist, als beide Teile bei mir sehr unterschiedlich ankamen. So war die erste Hälfte zwar durchaus noch ok, fiel aber im Vergleich zu den bisherigen Comics der Reihe doch ein bisschen ab. Zwar gab es durchaus ein paar interessante Ideen. Mir gefiel z.B., wie nutzlos die Truppe ohne Hit-Girl letztendlich ist. Sie war halt diejenige, die es wirklich drauf hatte, der Rest sind doch eher nur Poser. Sehr schön fand ich auch diese kleinen Streitereien innerhalb der Gruppe, die dann auch fast zum Bruch führen. Ich vermute – bzw. befürchte – dass jeder von uns, der sich schon auf irgendeine Art und Weise in Fan- oder Hobby-Projekten engagiert hat, ähnliches erleben musste (habt ihr euch z.B. schon mal gefragt, warum es eigentlich zwei deutsche "Star Wars"-Wiki-Gruppen gibt?). Und dann kommt noch Valerie hinzu, durch die sich die gesamte Dynamik der Gruppe, und auch der Comic-Reihe, verändert. Bis dahin waren Kick-Ass und Justice Forever Daves Lebensinhalt, und das, was dieses für ihn erträglich machte. Er zog das Kostüm an, um gegen sein langweiliges Leben anzukommen, um cool zu sein, endlich mal aufzufallen, und vor allem auch, um endlich mal dazuzugehören und neue Freunde zu finden. Dann jedoch lernt er Valerie kennen, und auf einmal wird sie – und seine ersten sexuellen Erfahrungen – zu seinem neuen Lebensmittelpunkt. Auch hier gilt wieder: Man muss noch selbst kein Superheldenkostüm angezogen haben und um die Häuser gezogen sein, um dies nachvollziehen zu können. Und zugleich ist dies etwas, was man sonst in Superheldencomics selten bis gar nicht zu sehen bekommt. Von diesen interessanten Elementen abgesehen war die erste Hälfte aber noch etwas inhaltsarm (ich denke, da hätte man zumindest eine Ausgabe einsparen können; und vor allem auch alles rund um den Schmarotzer hätte ich nicht wirklich gebraucht) und unspektakulär. Das mit der Jagd der Mafia auf maskierte Rächer ähnelte zudem etwas zu sehr dem ersten "Kick-Ass"-Comic; nicht zuletzt, als auch dort Kick-Ass eher unverschuldet in deren Fadenkreuz gerät (weil eigentlich waren ja Big Daddy und Hit-Girl für ihre Verluste verantwortlich; hier ist es nun ganz ähnlich, als Justice Forever die Angriffe der korrupten Cops ausbaden müssen).
Besagter – brutal umgesetzter – Angriff der Mafia auf Justice Forever war für mich dann allerdings der Wendepunkt. Denn besagte Angriffe, sowie die Gefangennahme seines besten Freundes, zwischen Dave dazu, doch noch ein letztes Mal das Superheldenkostüm anzuziehen. Parallel dazu bekommen wir eine für mich sehr unerwartete, mir zugleich jedoch ungemein gut gefallende Redemption-Story für Chris Genovese. Bislang – in Teil 1, weil er unbedingt in die Fußstapfen seines Vaters und sich diesen beweisen wollen, in Teil 2 dann, weil der Tod seines Vaters ihn in die Krise stürzte, und er Kick-Ass dafür nach Vergeltung trachtete – als Bösewicht unterwegs, wechselt er hier nun plötzlich die Seiten, und so ist es schließlich eben auch Red Mist, und nicht Kick-Ass, der Hit-Girl aus dem Gefängnis befreit. Ich fand diesen Wiedergutmachungs-Arc für ihn ausgesprochen schön. Mit Kick-Ass und Hit-Girl wieder im Dienst ist es dann schließlich auch Zeit für den großen Showdown, der dann auch nicht enttäuscht. Auf Kick-Ass Seite passt es dazu, dass sich dieser Teenager hier, auch wenn er seit seinem ersten Einsatz doch ordentlich trainiert hat, letztendlich überhebt, und es irgendwie – und trotz all seinem bewundernswerten Einsatzes letztendlich doch mit mehr Glück und Verstand – schafft, zu überleben (zudem gibt es hier einen wunderschönen Rückgriff auf seinen Wunsch zuvor, die Mafia-Kerle mit der Rede aus "Batman: Year One" zu verschrecken). Während Hit-Girl wiederum in gewohnt souveräner wie auch brutaler Weise einfach mal die Reste der Mafia in New York, und zugleich die korrupten Cops rund um Gigante ausschaltet. Was den Ausgang betrifft, will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, es sei aber gesagt, dass ich angesichts des ursprünglichen Setups des Comics was das Schicksal von Dave und Mindy betrifft so ziemlich das Schlimmste erwartete, und insofern vom Ausgang hier dann durchaus positiv überrascht war. Tatsächlich war die Art und Weise, wie man hier die Anfangsszene aus "Kick-Ass" kopiert, nur diesmal mit deutlich versöhnlicherem Ausgang, fast schon unerwartet versöhnlich und positiv. Letztendlich schließt sich damit aber halt eben auch wunderbar der Kreis: "Kick-Ass" begann als Parodie und auch ein bisschen Dekonstruktion der klassischen Teenager-Superhelden-Geschichten, nur um letzten Endes ein eigenständiger, würdiger Vertreter des Genres zu werden – der genau so wie die Vorlagen, die Dave Lizewski zum Vorbild gereichten, dazu geeignet sind, den geneigten Comic-Fan zu inspirieren. Schöner hätte man die Geschichte eigentlich gar nicht abschließen können.
Fazit:
In der ersten Hälfte hat mich "Kick-Ass 3" noch nicht ganz so vom Hocker gerissen. Zwar fand sich auch dort bereits die eine oder andere Idee, mit der Mark Miller und John Romita Jr. diesen Comic wieder um einiges lebensnaher machten als die übliche Superhelden-Erzählung, inhaltlich war hier aber erstmal noch nicht sonderlich viel los. Nach Beginn des Feldzugs der Mafia gegen maskierte Rächer dreht "Kick-Ass 3" dann aber nochmal so richtig auf, und überzeugte mich einerseits mit der weiteren Entwicklung von Chris Genoveses Charakter, einem letzten großen und gewohnt brutal-blutigen Auftritt von Hit-Girl, sowie dem runden Abschluss, den die Geschichte für Dave Lizewski bereithält. Die letzten beiden Seiten wiederum waren dann ein schöner Rückgriff auf den Einstieg in die Reihe, die deren Entwicklung von einer Parodie/Dekonstruktion klassischer Superheldencomics hin zu einem echten, eigenständigen Vertreter des Genres auf wunderbare Art und Weise abschließen.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
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