Originaltitel: Phantom Lady Episodennummer: 2x01 Bewertung: Weltweiter Internet-Release: 27. Februar 2020 (Netflix) Drehbuch: Laeta Kalogridis & Alison Schapker Regie: Ciaran Donnelly Besetzung:
Anthony Mackie als Takeshi Kovacs,
Lela Loren als Danica Harlan,
Simone Missick als Trepp,
Chris Conner als Poe,
Dina Shihabi als Dig 301,
Torben Liebrecht als Colonel Ivan Carrera,
Renée Elise Goldsberry als Quellcrist Falconer,
James Saito als Tanaseda Hideki,
Jihae als Torch Singer,
Michael Shanks als Horace Axley,
Oliver Rice als Mattias Stone,
Sen Mitsuji als Tanaseda Yukito,
Bradley Stryker als Shifty Man,
Marcus Aurelio als Latino Guy,
Ian Rozylo als Anglo Guy,
Steve Chang als Asian Guy,
Sonia Beeksma als Newscaster,
Craig Haas als Renouncer Holo,
Andrew Chin als Yakuza Thug,
Jill Teed als Bartender u.a.
Kurzinhalt:
Dreißig Jahre nach dem Bancroft-Fall sucht eine Frau namens Trepp im Auftrag ihres Klienten nach Takeshi Kovacs, um ihn anzuwerben. Nachdem sie seinen aktuellen Sleeve ermordet, bleibt Kovacs keine andere Wahl, als der Einladung zu folgen. Horace Axley will ihn für den Personenschutz beauftragen, glaubt er doch, dass man einen Anschlag auf ihn plant. Im Gegenzug bietet er Kovacs nicht einfach nur einen neuen, High-End Sleeve an, sondern auch Informationen über den Aufenthaltsort von seiner großen Liebe, Quellcrist Falconer. Doch Takeshi hat kaum Gelegenheit, das Angebot anzunehmen, da wird Axleys Unterkunft bereits angewiesen. Bis der neue Sleeve bereit ist und Kovacs in diesem erwacht, ist es bereits zu spät, um das Leben seines Klienten noch zu retten. Stattdessen macht er sich nun daran, die Auftraggeber des Mordanschlags ausfindig zu machen…
Review:
Da die erste Staffel von meinem Kollegen Tu Bacco rezensiert wurde, will ich kurz meine Meinung zur Serie bislang aufrollen. Kurz vor der Veröffentlichung der ersten Staffel wurde mir bewusst, dass ich die Romanvorlage von Richard Morgan schon kenne – was meine Erwartungshaltung insofern senkte, als ich die wenig berauschend fand. Vor allem die expliziten Sexszenen und die bis ins grauslichste Detail beschriebenen Gewaltexzesse, die auf mich den Eindruck machten, als würde Morgan damit unbedingt schockieren und/oder auffallen wollen, haben mir den doch ziemlich verdorben. Da konnten selbst die interessante Grundidee rund um die Sleeves, oder auch die Gesellschaftskritik, nicht viel retten. Umso überraschter war ich, dass mir die erste Staffel eigentlich sehr gut gefallen hat. Showrunnerin Laeta Kalogridis gelang es, die besten Elemente aus "Das Unsterblichkeitsprogramm" zu bewahren bzw. zu verstärken, und auf der anderen Seite meine Kritikpunkte deutlich zu entschärfen. Das Ergebnis war eine Staffel, die mir ungleich besser gefallen konnte als die Vorlage, auf die sie basierte, und die sich im Verlauf der Season vor allem auch schön steigerte. Im Gegensatz zu meinem Kollegen war ich gerade auch vom Staffelfinale begeistert.
Die zweite Staffel startet nun doch eher unspektakulär. Die Szene in der Bar ist noch ganz nett, und erfreute mich mit dem Wiedersehen mit Simone Missick (in den Marvel Netflix-Serien als Misty Knight zu sehen). Allerdings war die Identität von Kovacs für mich viel zu offensichtlich, und die Szene generell nicht sehr spannend. Die Begegnung mit Axley besticht dann in erster Linie mit der Besetzung von Genre-Veteran Michael Shanks – der hier jedoch derart schnell abserviert wird, dass man die Rolle genauso gut auch mit jedem x-beliebigen Darsteller hätte füllen können (wobei eine Rückkehr natürlich in dieser Welt der geklonten Körper und der Übertragung des eigenen Bewusstseins nicht ausgeschlossen werden kann). Und doch war dieser Einstieg, wenn auch bereits nicht übermäßig begeisternd, letztendlich noch das Beste an dieser Folge. Ok, das, und die wirklich sehr coole optische Gestaltung mit den kräftigen Farben (die hatte es mir echt angetan), sowie generell die nette Gestaltung dieser futuristischen Welt (wenn auch natürlich wieder mal von "Blade Runner" beeinflusst). Die Neubesetzung der Hauptrolle mit Anthony Mackie halte ich ebenfalls für vielversprechend. Zudem waren die gemeinsamen Szenen mit seinem Hologramm Poe teilweise wieder ganz witzig. Noch gelingt es jedoch dem hier vorgestellten Fall nicht so wirklich, mich zu packen. Da hat mich die erste Folge von Season 1 ungleich schneller abgeholt. Auch seine Begegnung mit den Yakuza wirkte extrem beliebig – so als wollte man halt unbedingt zwischendurch noch einen Kampf reinbringen, damit's nicht zu langweilig wird. Und, möglicherweise bedingt durch die zunehmend zum Standard werdenden langen Staffelpausen fühle ich mich seiner Suche nach Falconer nicht wirklich verbunden. Ich hab einfach die komplette Geschichte der beiden Figuren mittlerweile schon wieder völlig vergessen. Und die Idee rund um "Feel what you felt. Then you can remember what you saw" und wie er sich dann absichtlich aufschlitzt damit er sich an einen bestimmten Moment erinnert fand ich dann doch sehr dämlich. Gut, möglicherweise war das nur ein Ausrutscher, und nimmt der Fall in der zweiten Episode Fahrt auf. Momentan sieht's aber erstmal so aus, als wäre es keine gute Idee von mir gewesen, die Episodenreviews zur Serie zu übernehmen.
Fazit:
Die erste Staffel hat mir recht gut gefallen (und das, obwohl ich nun wirklich kein Fan der Romanvorlage bin), und vor allem dessen Finale hatte es mir wirklich angetan. Die zweite Staffel startet hingegen leider doch eher schwach. Optisch ist das alles zwar nach wie vor pipifein, Poe bringt immer wieder ein bisschen Humor hinein, und Anthony Mackie (Falcon aus dem MCU) mag ich als Darsteller eigentlich mehr, als den bislang doch eher blass und unauffällig auftretenden Joel Kinnaman. Die Story hat mich allerdings leider bislang noch überhaupt nicht mitgerissen. Ich finde weder den aktuellen Fall rund um die Verschwörung und den Mord an Axley, noch Kovacs Suche nach Quellcrist Falconer, sonderlich interessant. Die langen Pausen zwischen den Staffeln die dazu führten, dass ich mich gerade auch was ihre gemeinsame Vorgeschichte betrifft praktisch an nichts mehr erinnern kann, hilft da zugegebenermaßen sicherlich auch nicht; dafür können die Showrunner zwar nichts, sehr wohl ist ihnen aber vorzuwerfen, dass sie es verabsäumen, den Kritikpunkt durch Rückblenden aus der ersten Staffel zu entschärfen. Was bleibt, sind 45 Minuten visuell beeindruckende, jedoch inhaltlich dünne und leidlich spannende Science Fiction-Unterhaltung. Bleibt zu hoffen, dass es sich hierbei nur um Anlaufschwierigkeiten handelt, und es Season 2 in weiterer Folge doch noch gelingen wird, an die gelungene erste Staffel anzuknüpfen.