Originaltitel: The Wunderkind Episodennummer: 1x05 Bewertung: Streaming-VÖ USA: 25. April 2019 Drehbuch: Andrew Guest Regie: Richard Shepard Besetzung:
John Cho als Raff Hanks,
Jacob Tremblay als Oliver Foley,
Kimberley Sustad als Helen Foley,
Lane Edwards als Joseph Foley,
Erica Tremblay als Lily Foley,
Allison Tolman als Maura McGowan,
Aaron Douglas als Mitch,
John Larroquette als President James Stevens,
Jordan Peele als The Narrator u.a.
Kurzinhalt:
Vor ein paar Jahren wurde der Wahlkampfleiter Raff Hanks als das neue Wunderkind der Branche gefeiert. Nun scheitert er jedoch mit seiner Kampagne zur Wiederwahl des aktuellen US-Präsidenten, James Stevens, und steht karrieretechnisch vor einem Scherbenhaufen. Dann wird er zufällig auf das Video des elfjährigen Oliver Foley aufmerksam, dass mittlerweile über acht Millionen Klicks auf YouTube generieren konnte, und wo Oliver selbstbewusst verkündet, was er denn nicht alles anders machen würde, wenn er der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wäre. Raff stattet Oliver und seiner Familie daraufhin einen Besuch ab, um mit ihnen die Möglichkeit zu besprechen, dass dieser tatsächlich für das höchste Amt im Staat kandidieren könnte – natürlich mit einem der beiden Elternteile als Stellvertreter. Selbst wenn er nicht erfolgreich sein sollte, würden die Werbeeinnahmen locker das College für ihn und seine kleine Schwester abdecken. Gesagt, getan. Dann jedoch entwickelt die Kampagne ein Eigenleben – und Oliver Foley zieht tatsächlich ins Weiße Haus ein…
Review:
Der Einstieg in "The Wunderkind" ist ja noch nicht einmal so schlecht. Zwar irritiert es ein wenig, von einem Trump-Double (James Stevens) zum nächsten zu wechseln (Oliver Foley), aber der Beginn der Kampagne rund um Oliver war noch durchaus nett und interessant, und sparte weder mit Kritik an den Wählern (die, wie die Vergangenheit gezeigt hat – wenn auch teilweise durch verständlichen politischen Frust begründet – ihre Stimme auch schon mal für eine Spaßpartei, eine Birkenfeige, oder auch einen Toten abgeben), noch an jenen, die ungeeignete Kandidaten für ihren persönlichen Vorteil unterstützen. Was letzteres betrifft, schien mir Raff Hanks für all jene Republikaner zu stehen, die sich beim letzten US-Wahlkampf hinter Trump stellten; nur mit dem Unterschied, dass dieser seine problematischen Tendenzen selbst während des Wahlkampfs zeigte (während Oliver zwar ein Kind ist, vorerst aber noch recht vernünftig erscheint). Eben diesen Subtext fand ich durchaus noch interessant, und in dem Teil hat die Folge für mich durchaus noch funktioniert.
In der zweiten Hälfte fiel "The Wunderkind" für mich dann aber zunehmend in sich zusammen. Was als nicht uninteressante (wenn auch selbst in diesem Teil schon nicht unbedingt subtile) politische Farce beginnt, wird dann endgültig viel zu plakativ und teilweise auch unglaubwürdig, um dem Zuschauer die gewollte Aussage mit dem Holzhammer einzuprügeln. So überspringt man den Wahlkampf fast vollständig, und ist dann auf einmal bei Olivers Amtsantrittszeremonie live dabei. Der Sprung war derart heftig, dass ich echt kurz dachte, das wäre eine Art Vision, Traum bzw. eben Alptraum – aber nein, war echt. Und danach übertreibt man es leider auch ziemlich mit den Anspielungen auf Trump. Ich kein, es war eigentlich eh von Anfang an klar dass Oliver quasi als Vertreter für ihn fungiert, angesichts seines oftmals kindisch-infantil-impulsivem Verhaltens. Aber nur für den Fall, dass es der Zuschauer vorher noch nicht kapiert haben sollte, gibt's hier dann nun eine Referenz nach der anderen, angefangen bei Wahlversprechen, deren Umsetzung sich aufgrund des im Wege stehenden Senats als schwierig herausstellen (was Oliver wiederum sehr erzürnt), bis hin zum im Weißen Haus eingerichteten Golfplatz. Nur Twitter scheint Oliver nicht zu frequentieren; davon abgesehen wirkt er teilweise aber fast wie eine 1:1-Kopie. Und so wird aus einer noch akzeptablen Allegorie ein derart aufs Auge gedrücktes politisches Statement, dass es selbst für mich, der als Trump-Gegner ja eigentlich genau die Zielgruppe darstellen sollte, nicht mehr funktioniert hat. Der ziemlich dumme End-Twist, der über die ganze Episode hinweg mit immer wieder eingestreuten, mysteriösen Szenen vorbereitet wird, drückte "The Wunderkind" dann endgültig unter den Durchschnitt. Da können auch die vielen bekannten Darsteller – angefangen bei John Cho, über Jacob Tremblay, Allison Tolman, und Aaron Douglas, bis hin zu einem Mini-Auftritt von John Larroquette – die hier allesamt gute Arbeit leisten, leider auch nicht mehr viel rausreißen.
Fazit:
Es gibt im Englischen ja den Ausdruck "preaching to the choir" – also zum Chor predigen. Meint: Mit einem Statement (nur) jene zu erreichen, die ohnehin schon der eigenen Meinung sind. "The Wunderkind" geht sogar noch einen Schritt weiter – schaffte es die Episode doch aufgrund des extremen Holzhammers, der hier zur Anwendung kommt, selbst mich als mit der Aussage grundsätzlich übereinstimmenden Zuschauer ansatzweise zu vergrämen. So nett und interessant der Einstieg noch gewesen sein mag, und ich die Kritik an jenen teile, die Trump für ihren eigenen Vorteil unterstützten (ohne wohl je anzunehmen, er hätte eine ernsthafte Chance, den Scheiß wirklich zu gewinnen), aber in der zweiten Hälfte wird aus einer interessanten allegorischen Farce dann endgültig eine populistische politische Predigt. Und während ich trotz der schwächeren zweiten Hälfte noch geneigt gewesen wäre, "The Wunderkind" mit einer durchschnittlichen Wertung davonkommen zu lassen, machte der doof-absurde Endtwist dies dann endgültig zunichte.