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Faszinierender, in Lagos angesiedelter SF-Roman Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 04 Februar 2017
 
Titel: "Lagune"
Originaltitel: "Lagoon"
Bewertung:
Autorin: Nnedi Okorafor
Übersetzung: Claudia Kern
Umfang: 410 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 11. Oktober 2016
ISBN: 978-3-86425-873-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nahe der Küste von Lagos taucht ein außerirdisches Schiff ins Meer. Drei Menschen, die den Vorfall vom Strand aus beobachteten, werden von der dadurch ausgelösten Flutwelle erfasst und ins Meer gezogen: Die Meeresbiologin Adaora, der Rapper Agu, sowie der Soldat Agu, die bislang nichts miteinander verband, und die sich allesamt nach einem aufwühlenden Ereignis zufällig am Strand trafen. Ein paar Stunden nachdem sie ins Meer gezogen wurden kehren sie aus diesem wieder hervor, und befinden sich nun in Begleitung von Ayodele, die als Botschafterin der Außerirdischen losgeschickt wurde, um den ersten Kontakt mit Menschen zu suchen. Adaora bringt sie zu sich nach Hause, um sie zu studieren. Doch die Ereignisse am Strand lassen sich nicht lang geheim halten. Und trotz aller Versuche der drei, sowie der Besucherin Ayodele, verwandelt sich die Aufregung schon bald in eine regelrechte Massenpanik, die schlussendlich gewalttätige Ausmaße annimmt…

Review: Mit "Lagune" veröffentlichte Cross Cult im Herbst letzten Jahres einen doch eher ungewöhnlichen Science Fiction-Roman. Geschrieben von einer US-amerikanischen Autorin mit nigerianischen Wurzeln, findet die Alien-Invasion hier ausnahmsweise mal nicht in den USA oder zumindest Europa statt, sondern vielmehr an der Küste von Nigerias Hauptstadt Lagos. Dies allein hebt ihn schon wohltuend von anderen Vertretern des Genres ab. Doch es ist nicht nur die Location allein. Auch der Roman selbst ist stark in der nigerianischen Kultur verwurzelt, was sich einerseits in der laufenden Verwendung von Begriffen aus der nigerianischen Sprache zeigt (die am Ende des Romans in einem Glossar erläutert werden), und andererseits in der Einbeziehung afrikanischer Mythen und Sagen, wie z.B. rund um die Wasserhexe. Insofern hatte ich bereits ohne auf die Außerirdischen an sich einzugehen das Gefühl, dank "Lagune" in eine völlig andere, mir bislang unbekannte Welt einzutauchen, was ihn auch abseits der Science Fiction-Elemente faszinierend machte. Dass Okorafor dabei ganz offensichtlich einen sehr liberalen Standpunkt vertritt, der sich mit meiner eigenen Einstellung deckt, kam dem Roman – gerade auch in diesem afrikanischen Umfeld – ganz besonders zu gute. Aber auch die Biologie und Gedankengänge der Außerirdischen waren sehr interessant, und warteten mit einigen (für mich) neue Ideen auf. Vor allem das erste Kapitel, welches aus der Sicht eines Meereslebewesens geschildert ist, fand ich enorm faszinierend (auch danach werden ähnliche kurze Abschnitte sporadisch eingestreut). Aber auch der Rest des Romans konnte überwiegend gefallen, wobei ich gerade auch die Reaktion der Menschheit auf die Ankunft der Aliens – leider – sehr treffend beschrieben fand.

Die Figuren konnten mir ebenfalls gut gefallen. Insbesondere die Meeresbiologin Adaora, deren Ehe gerade eine Krise erlebt, hatte es mir angetan. Generell mochte ich, dass die drei Hauptfiguren allesamt in ihrer jüngeren Vergangenheit ein Erlebnis hatten, dass sie immer noch stark beeinflusst. Die Nebenfiguren waren ebenfalls teilweise sehr interessant beschrieben, wobei für mich insbesondere Adaoras Mann sowie der Priester hervorstachen. Aber generell reichert Okorafor ihren Roman um verschiedenste Charaktere aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten an, und liefert damit ein interessantes Kaleidoskop der nigerianischen Gesellschaft ab. Meine einzigen beiden Kritikpunkte: Nach dem zweiten Drittel schleichen sich ein paar Erzählperspektiven ein, die aus meiner Sicht den Roman nur unnötig aufblähten, von der eigentlichen Geschichte eher ablenkten, und insgesamt nicht wirklich etwas zu seinem Gelingen beitrugen. Und auch damit, dass Adaora, Anthony, und Agu über ganz besondere Fähigkeiten verfügen, tat ich mir schwer. Mir persönlcih wäre es lieber gewesen, wenn sich die übernatürlichen Elemente auf die Außerirdischen beschränkt hätten, und es sich bei ihnen um ganz normale Menschen gehandelt hätte, die sich zufällig zur gleichen Zeit an diesem Strand einfinden, anstatt daraus eine Art Vorherbestimmung oder Schicksal zu machen – hat dies doch einen Auserwählten-Touch, der dann doch eher nicht nach meinem Geschmack ist. Insgesamt ist "Lagune" aber ein wirklich faszinierender und interessanter Roman, und für Genrefans absolut empfehlenswert.

Fazit: "Lagune" verdient sich in gleich mehrerlei Hinsicht das Prädikat "faszinierend": Einerseits mit seiner interessanten Betrachtung der nigerianischen Kultur, da ihn allein das Setting schon von ähnlichen Romanen abhebt. Und andererseits mit der Handlung an sich, die auf spannende Art und Weise eine in jeglicher Hinsicht mal etwas andere Art der Alien-Invasion beschreibt. Auch die Figuren trugen für mich viel zum Gelingen des Romans bei, was neben den vier Hauptcharakteren auch für die zahlreichen Randfiguren trifft, die insgesamt einen interessanten Einblick in die verschiedenen Gesellschaftsschichten Nigerias geben. Einzig zum Ende hin droht sich die Autorin ein bisschen in ihren Nebenschauplätzen zu verlieren. Zudem hätte ich es vorgezogen, wenn die übernatürlichen Elemente auf die Außerirdischen beschränkt geblieben wären. Davon abgesehen ist es "Lagune" jedoch gelungen, mich von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen, und mich in eine faszinierende, phantastische Geschichte aus einer anderen Welt – wenn auch dem gleichen Planeten – eintauchen zu lassen.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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