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Discworld: Raising Steam Drucken E-Mail
Moist von Lipwigs dritter – und letzter - Auftritt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 03 Dezember 2016
 
Titel: "Discworld: Raising Steam"
Deutscher Titel: "Toller Dampf voraus"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 475 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: 07. November 2013
ISBN: 978-0-552-17046-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Der Erfinder Dick Simnel setzt die Arbeit seines Vaters fort, und konstruiert nicht einfahc nur die erste funktionstüchtige und sichere Dampfmaschine, sondern darauf aufbauend auch die erste Lokomotive der Scheibenwelt. Er wendet sich mit seiner Erfindung an Harry King, der sofort die Möglichkeiten hinter der Maschine erkennt, und die Möglichkeit sieht, endlich seinen Ruf als König des Abfallwirtschaft hinter sich zu lassen, stellt ihm ausreichend Geldmittel zur Verfügung, um seinen Traum des ersten Zugs zu verwirklichen. Schon bald eröffnet die erste Eisenbahnlinie zwischen Ankh-Morpork und SImnels Heimatort – viele weitere sollen folgen. Lord Vetinari zeigt sich dieser neuen Entwicklung gegenüber überraschend aufgeschlossen, beauftragt jedoch Moist von Lipwig damit, als Sprachrohr der neu gegründeten Eisenbahngesellschaft zu agieren. An ihm ist es schließlich auch, mit den verschiedenen Bürgermeistern und Landeignern über die Verlegung von Schienen und eine Anbindung an die Eisenbahnlinie zu verhandeln. Als ein paar Zwerge den Aufstand proben und sich gegen ihren König erheben, ist die Lokomotive der einzige Weg, um ihn rechtzeitig in seine Heimat zurückzubringen und so den Ausbruch eines Krieges zu verhindern. Doch noch ist die Strecke nach Uberwald nicht fertig gestellt…

Review: 39 Romane lang haben mich Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romane gut bis bestens unterhalten; selbst die schlechtesten von ihnen bekamen von mir nie eine geringere Wertung als 3/5. Nun ist es jedoch – kurz bevor ich mit der Reihe zum ersten Mal in meinem Leben komplett (und in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung) durch bin, doch noch passiert: Ich habe einen eher mäßigen "Discworld"-Roman gelesen, der es insgesamt leider nicht einmal auf eine durchschnittliche Wertung bringt. Ähnlich wie schon bei "Snuff" wirkte die Geschichte auf mich nicht sehr holprig und bruchstückhaft. Statt einer vollständigen, sich langsam aufbauenden Geschichte wirkt "Raising Steam" eher wie eine Ansammlung von einzelnen Momenten und Szenen – ein Mosaik an Einzelteilen, die nicht wirklich ein stimmiges und überzeugendes Gesamtbild ergeben. Ebenfalls wie bei "Snuff" plätschert die Handlung viel zu lange vermeintlich plan- und ziellos vor sich hin, braucht es eine halbe Ewigkeit bis man endlich mal auf den Punkt kommt, und die eigentliche Mission rund um die wichtige Fahrt der Lokomotive, um King Rhys rechtzeitig nach Uberwald zu bringen, in den Mittelpunkt rückt. Im Gegensatz zu "Snuff" fehlt es diesmal aber leider an einer knackigen bzw. erschütternden Grundidee sowie der nötigen Gesellschaftskritik, wie sie dort mit der Thematisierung von Sklaverei gegeben war. Die wenigen Szenen der aufständischen Zwerge waren mir diesbezüglich viel zu wenig, und hinterließen bei mir kaum einen nennenswerten Eindruck. Da war der Sozialkommentar in früheren Werken aber deutlich schärfer und prägnanter.

Generell plätscherte die Handlung sehr lange völlig unmotiviert und ohne nennenswerte Spannung vor sich hin. Was die Figuren betrifft, hat Pratchett leider sowohl was die Veteranen als auch die Neuzugänge betrifft, leider auch an Gespür verloren. Was mich an früheren Romanen so begeistert hat war seine Fähigkeit, immer wieder neue, interessante und faszinierende Figuren zu schaffen. Dick Simnel erfüllte diesen Anspruch in meinen Augen nur bedingt. Und auch die Altbekannten, wie Vetinari, Vimes und von Lipwig, waren teilweise sehr schwammig beschrieben. Letzterer war für mich überhaupt eine der größten Enttäuschungen an diesem Roman. Auch wenn mir persönlich "Making Money" seinem ersten Abenteuer "Going Postal" zu ähnlich war, und teilweise fast wie ein Remake wirkte, hat das Konzept dort für mich aber nichtsdestotrotz noch funktioniert. Diesmal fehlte es mir insgesamt einfach an Widrigkeiten, die Moist mit Charme, List, Tücke und einer ordentlichen Portion Glück überwinden muss. Und auch das Gefühl, dass er verzweifelt versucht, vor seiner eigenen Hype-Maschine zu bleiben und nicht von ihr überrollt zu werden, sowie der Eindruck, dass er sich teilweise um Kopf und Kragen redet und dabei immer tiefer in die Scheiße reinreitet, fehlten diesmal. Was "Raising Steam" trotz allem ansatzweise retteten, waren die teils amüsanten Dialoge und Kommentare, das eine oder andere schöne Zitat, die hier wieder vermehrt zu Tage tretenden Fußnoten, sowie Pratchetts selbst in diesem späten, von seiner Alzheimer-Erkrankung gezeichneten Werk immer wieder durchscheinenden Schreibstil. Vom Glanz früherer Tage ist "Raising Steam" aber leider weit entfernt.

Fazit: "Raising Steam" war der erste Roman von der Scheibenwelt, der mich insgesamt enttäuscht hat, mich kaum begeistern konnte, und nicht einmal auf eine durchschnittliche Wertung kommt. Zwar immer noch halbwegs unterhaltsam, plätscherte die Handlung unmotiviert und teilweise auch plan- und ziellos wirkend vor sich hin. "Raising Steam" fehlte es sowohl an einer klaren Struktur und einem roten Faden – vielmehr wirkt der Roman wie eine Aneinanderreihung mehr oder weniger zusammenhangloser Momente. Die Sozialkritik ist diesmal auch nur mehr ein leises Lüftchen, und verfügt nicht einmal ansatzweise über jene Schärfe, die frühere Werke auszeichnete. Auch was den Einfallsreichtum und die Cleverness betrifft, muss man hier im Vergleich zu früheren Discworld-Romanen Abstriche machen. Und auch die Figuren waren schon mal besser getroffen, und unverwechselbarer geschrieben. Hin und wieder blitzt kurz mal wieder der alte Pratchett durch – aber viel zu selten, und selbst wenn das passiert ist es fast ein wenig frustrierend, da man in diesen Momenten erahnen kann, wie toll "Raising Steam" hätte sein können, hätte er ihn zehn Jahre früher – und noch nicht von seiner Krankheit gezeichnet – verfasst. Jetzt bleibt mir nur noch, zu hoffen, dass Terry Pratchett mit "The Shepherd's Crown" allen Widrigkeiten zum Trotz doch noch ein würdiger Abschied von der Scheibenwelt gelungen ist.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel






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