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True Detective - 2x06: Kirche in Trümmern Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: Church in Ruins
Episodennummer: 2x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 26. Juli 2015
Erstausstrahlung D: 22. Oktober 2015
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Regie: Miguel Sapochnik
Hauptdarsteller: Colin Farrell als Ray Velcoro, Rachel McAdams als Ani Bezzerides, Taylor Kitsch als Paul Woodrugh, Vince Vaughn als Frank Semyon, Kelly Reilly als Jordan Semyon.
Gastdarsteller: Christopher James Baker als Blake Churchman, Chris Kerson als Nails, Jon Lindstrom als Jacob McCandless, Michel Hyatt als Katherine Davis, Afemo Omilami als William Holloway, Leven Rambin als Athena Bezzerides, Abigail Spencer als Gena Brune, Timothy V. Murphy als Osip Agronov, C.S.Lee als Richard Geldof, Andy Mackenzie als Ivar, Trevor Larcom als Chad Velcoro, Vinicius Machado als Tony Chessani, Marco Rodríguez als Gena's Rapist, Miranda Rae Mayo als Vera u.a.

Kurzinhalt: Ray stellt Frank in dessen neuer Wohnung wegen des damaligen, falschen Tipps zur Rede. Dieser behauptet, nicht gewusst zu haben, dass die Information falsch sei. Nach ihrer Aussprache zieht Ray von dannen, um sich mit dem Vergewaltiger zu treffen. Und später hat er sein erstes beaufsichtigtes Treffen mit seinem Sohn. Die Ereignisse der letzten Tage haben ihn so mitgenommen, dass er völlig betrunken und zugedröhnt seine Ex-Frau anruft und sie anfleht, den Vaterschaftstest abzublasen. Währenddessen ist Frank weiterhin auf der Suche nach der Festplatte, auf der sich die Aufnahmen der Kamera aus Ben Casperes Wohnung befinden. Er versucht deshalb, Irina ausfindig zu machen, die Casperes Diamanten zum Pfandleiher gebracht hat – und wendet sich dafür an eine mexikanische Gang. Paul und Ani haben indes eine abgelegene Waldhütte gefunden, in der eine Frau gefoltert wurde. Zudem ist es Anis Schwester gelungen, sie für eine der exklusiven Sex-Parties anzumelden, um dort Undercover ermitteln zu können. Doch dabei begibt sich Ani in größte Gefahr…

Review: Episodenbild (c) HBO "Kirche in Trümmern" konnte mir wieder etwas besser gefallen als die Folge zuvor. Bereits der Einstieg war gelungen, und bot mit dem Gespräch zwischen Ray und Frank eine der bisher besten Szenen der Staffel. Einerseits aufgrund der Anspannung, die in der Luft lag, und andererseits, weil Frank Rays Vorwurf rasch entkräftet. Zugegeben, ich bin mir auch nach ihrem Gespräch her noch nicht 100%ig sicher, ob Frank ihn nicht reingelegt hat, um ihn in der Tasche zu haben. Letztendlich ist dies jedoch insofern egal, als Frank folgerichtig darauf hinweist, dass er ihm lediglich ein Photo und einen Namen gegeben hat. Was Ray damit anstellte – und dass er diesen daraufhin getötet hat – war einzig und allein seine Entscheidung. Damit nimmt er dem wütend bei ihm antretenden Ray auf effektive Art und Weise den Wind aus den Segeln. Generell war diese Szene sehr gut geschrieben und von beiden phantastisch gespielt. Vince Vaughn hat mich ja bei "True Detective" bisher nicht immer überzeugt, mit (dem bislang wirklich tollen) Colin Farrell an seiner Seite, klappte es dann aber auch. Wie er sich meines Erachtens generell mit Stille leichter zu tun scheint, als mit einigen der Worte, die Nic Pizzolatto ihm in den Mund legt.

Der Rest der Folge ist dann, abseits der Ermittlungen, in erster Linie wieder einmal, wie weite Strecken der zweiten Staffel generell, von einer starken Vater-Sohn (oder allgemein Eltern-Kind)-Thematik dominiert. Ray tut sich mit seiner Vaterrolle zunehmend schwer, und merkt, wie ihm sein Sohn zunehmend entgleitet. Teilweise wirkt es, als wäre er eigentlich nur mehr auf dem Papier dessen Vater – was möglicherweise auch Ray selbst bewusst und der Hauptgrund sein könnte, warum er vor dem Vaterschaftstest so große Angst hat (weil, ehrlich gesagt: So viel ähnlicher schaut der Vergewaltiger seinem Sohn auch nicht). Eine der besten Momente der Folge war für mich der Telefonanruf, wo er seine Ex-Frau zur Rede stellt – und diese klar macht, dass es bei dieser Entscheidung nicht um ihn geht. Sie macht das nicht, um sich an ihm zu rächen, ihm weh zu tun oder ähnliches – sondern einfach nur, weil sie es wissen muss, sie für sich selbst Gewissheit braucht. Die Moral von der Geschichte ist: Nicht alles dreht sich immer um dich; im vorliegenden Fall betrifft dies Ray, jedoch ist es eine Message, die sich durchaus auch der Zuschauer mitnehmen sollte. Die zweite starke Vater-Sohn-Thematik gab's dann bei Frank, der hier der Witwe seines ermordeten Handlangers einen Besuch abstattet, und sich dabei mit dessen Sohn unterhält. In der letzten Folge hat Frank erfahren, dass seine Frau keine Kinder bekommen kann. Hier zeigt er jedoch – durchaus zu meiner Überraschung – dass er sich in der Rolle wohl nicht einmal so schlecht schlagen würde; zumindest, wenn man von diesem Gespräch hier ausgeht. Damit ergibt sich zwischen Ray und Frank eine interessante Diskrepanz. Ersterer ist Vater, weiß jedoch nicht so recht, wie das geht. Zweiterer könnte es vermeintlich sehr gut, ist es jedoch aufgrund der Unfruchtbarkeit seiner Frau (noch) nicht. Was die beiden wiederum eint: Beide wollen Vater sein, können es jedoch – auf ihre Art und Weise – nicht.

Episodenbild (c) HBO Insgesamt war die Folge für lange Zeit sehr Ray- und Frank-lastig (an dieser Stelle muss ich ganz kurz eine der wenigen amüsanten Szenen der Staffel erwähnen, nämlich Franks "bucket list" und den "mexican standoff". Köstlich!) – auch wenn Paul und Ani kleinere Ermittlungserfolge erzielten. Dies ändert sich dann im letzten Drittel, wenn sich Ani auf ihre Undercover-Mission begibt. Im Gegensatz zur letzten Folge hatte "Kirche mit Trümmern" mit dieser auch wieder eine hervorstechende Szene zu bieten, war die Orgie im Landhaus doch phantastisch umgesetzt. Auf der einen Seite sehr (alp-)traumahft, dank Anis unfreiwilligen Drogenkonsum, und andererseits auch irgendwie sachlich und realistisch, also weder zu erotisch-verklärt noch zu eklig-abstoßend. Zudem erhielten wir im Zuge ihres Drogenrauschs auch eine Rückblende zu ihrer Kindheit, und erfahren hier nur, warum sie mit gar so viel Ablehnung an ihr Aufwachsen in der Kommune zurückdenkt – ein wirklich starker Moment, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Einzig die Musik in dieser Sequenz war nur bedingt nach meinem Geschmack. Davon abgesehen waren die letzten paar Minuten der Folge aber wieder einmal phantastisch.

Fazit: "Kirche in Trümmern" beschäftigt sich wieder stark mit der die ganze Staffel durchziehenden Eltern-Kind-Thematik, die sich wie ich finde doch langsam ein bisschen abzunutzen beginnt – auch wenn der Kontrast in den Ray- und Frank-Szenen durchaus interessant war. Generell standen die beiden bei "Kirche in Trümmern" für eine lange Zeit im Mittelpunkt des Geschehens, wobei für mich vor allem ihre Szene zu Beginn hervorstach. Generell fand ich die Frank-Szenen diesmal irgendwie gelungener als zuletzt. Davon abgesehen waren es aber wieder einmal in erster Linie die letzten paar Minuten – wo Ani und ihr Undercover-Einsatz ins Rampenlicht rücken – die mich beeindrucken konnten. Wobei für mich neben ihrer packenden Flucht in erster Linie der Flashback zu ihrer Kindheit hervorstach. Insgesamt zeigte sich aber auch bei "Kirche in Trümmern" das von der zweiten Staffel gewohnte Bild: Die Charakterszenen sind recht gelungen, der Fall an sich jedoch – abseits vereinzelter hervorstechender Momente wenig interessant. Mal schauen, ob es in den letzten zwei Folgen der Staffel noch gelingt, das Ruder diesbezüglich herumzureißen.


Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 HBO)




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